Kapitel 26
Schnell drücke ich den Alarmknopf und wenige Minuten später rauschen auch schon viele Ärzte und Schwestern ins Zimmer. Wo kommen die denn auf einmal her?
"Was haben Sie getan, Mr. Bane?" Herrscht mich die Ärztin an.
"Was? Ich hab gar nichts getan. Ich hab geschlafen als der Alarm los ging. Außerdem hab ich einen Schatten durch die Tür huschen sehen."
"Schnell. Rufen Sie den Sicherheitsdienst." Dirigiert die Ärztin eine Schwester.
Die Schwester nickt und rauscht aus dem Raum. Dieses Gewusel macht mich ganz kirre. Somit ziehe ich mich in eine ruhigere Ecke des Raumes zurück. Angespannt betrachte ich das Szenario vor mir. Die Ärzte wuseln um Alexander rum und reanimieren ihn. Wurde der Traum Realität? Die Schwester kehrt zurück.
"Die Security ist informiert. Sie durchforsten die Überwachungskameras aber sie haben keine großen Hoffnungen, den Täter noch zu schnappen."
Ich weiß, wer es war und wenn auch noch die geringe Chance besteht, ihn zu erwischen dann werde ich das tun. Schnellen Schrittes verlasse ich das Zimmer und renne in Richtung Ausgang. Am Parkplatz angekommen sehe ich mich um und plötzlich sehe ich ihn. Jonathan huscht zwischen die Sträucher. Bevor er mir entkommen kann nehme ich die Verfolgung auf.
Auch wenn die Sträucher meine Arme aufkratzen lasse ich ihn nicht entkommen. Mit einem großen Satz nach vorne werfe ich mich auf ihn.
"Lass mich los."
"Niemals. Jetzt hab ich dich, Jonathan. Jetzt kann ich gegen dich aussagen und es wird mir eine Freude sein."
"Geh runter von mir, Bane."
"Nein. Die Polizei wird sich freuen."
Ich zücke mein Handy und wähle die Nummer der Polizei. Wenige Minuten später treffen sie auch schon ein.
"Sie haben uns angerufen, Mr. Bane?"
"Ja. Mein Freund wurde im Krankenhaus angegriffen und da ich wusste, wer es war, hab ich die Verfolgung aufgenommen. Mr. Morgenstern hat schon einiges angestellt."
"Ihr könnt mir nichts nachweisen."
"Du hast dein letztes Lied gesungen, Jonathan."
Schadenfroh erhebe ich mich und sehe dabei zu, wie Jonathan verhaftet wird. Der andere Kollege begleitet mich ins Krankenhaus, um die Überwachungsbänder zu sichten.
"Darf ich auch die Aufnahmen sehen?"
"Da Sie der Einzige sind, der den Täter kennt, dürfen Sie mit."
Gemeinsam gehen wir zum Überwachungsraum der Security. Sie zeigen uns die Bänder des betreffenden Flures.
"Ja. Das da ist das Zimmer von Alexander."
Abwartend starre ich auf den Bildschirm. Wenige Minuten später nähert sich Jonathan der Tür.
"Das ist Mr. Morgenstern. Er geht wirklich ins Zimmer."
Kurz darauf verlässt er auch schon wieder das Zimmer.
"Zu dem Zeitpunkt hab ich die Signale der Maschinen gehört und bin dadurch aufgewacht. Eigentlich war es der Traum, den ich kurz zuvor hatte. Da hab ich genau diese Attacke geträumt."
Erneut schaue ich auf den Bildschirm als die Ärzte und Schwestern das Zimmer betreten.
"Vermutlich hat das Pflegepersonal den Alarm schon gehört und sind deswegen kurz nach Betätigen des Knopfes ins Zimmer." Mutmaßt der Polizist.
"Das kann ich mir gut vorstellen. Benötigen Sie noch was von mir? Ich möchte gerne zu meinem Freund."
"Bitte kommen Sie morgen auf die Dienststelle zur Zeugenaussage."
"Ich hab aber nichts gesehen. Ich hab nur den Alarm gehört."
"Es muss leider alles protokolliert werden."
"Na gut. Dann komme ich gleich morgen Vormittag auf Ihr Revier."
"Vielen Dank, Mr. Bane."
Mit einem schwachen Lächeln verabschiede ich mich von dem Polizisten und der Security und eile dann zu dem Zimmer von Alexander. Da ich noch immer Stimmen höre, warte ich draußen und lehne mich an die Wand. Erschöpft schließe ich meine Augen. Es hat alles so schön angefangen aber jetzt ist das alles ein realer Alptraum.
Minute um Minute vergeht und die Ärzte werkeln immer noch in dem Zimmer. Geht es Alexander gut? Wird er es schaffen? Mein Herz setzt einen Schlag aus bei dem Gedanken, dass Alexander vielleicht nie mehr die Augen aufmacht. Auch wenn unser Start etwas holprig war, habe ich ihn doch in mein Herz geschlossen.
Das Schicksal kann gleichzeitig so schön aber auch so grauenvoll sein. Ich lasse die vergangene Zeit Revue passieren. Alle Küsse, die ich mit Alexander ausgetauscht habe, jedes Ich liebe dich, jede körperliche Intimität war so schön. Habe ich das jetzt für immer verloren?
Immer noch in Gedanken bemerke ich nicht, wie die Ärzte und die Schwestern aus dem Zimmer kommen.
"Hören Sie mich, Mr. Bane?"
"Wie bitte?"
"Mr. Lightwood geht es gut. Wir konnten ihn erfolgreich reanimieren. Er ist auch schon wach."
"Sagen Sie das nochmal?"
"Sie haben richtig gehört, Mr. Bane. Mr. Lightwood ist vor wenigen Minuten aufgewacht."
"Wirklich?"
Habe ich das grade richtig verstanden? Alexander ist aufgewacht!
"Ja, Mr. Bane. Er ist aufgewacht."
"Darf ich zu ihm?"
"Ja aber nicht mehr so lange. Er braucht viel Ruhe und Erholung."
"Die geb ich ihm gerne."
Ein erleichtertes Lächeln schleicht sich auf meine Lippen und ich verabschiede mich von den Ärzten. Schnurstraks betrete ich das Zimmer von Alexander.
"Geht's dir gut, Alexander?"
"Nein. Ich kann nicht mehr, Magnus. Ich habe eine Entscheidung getroffen. Ich werde den Hof verkaufen."
"Das musst du nicht. Die Polizei hat Jonathan geschnappt und sie haben auch schon die Überwachungsbänder gesichtet. Jonathan ist überführt."
"Wirklich?"
Ungläubig schaut Alexander mich an. Er muss das erstmal alles verarbeiten.
"Ja. Es ist endlich geschafft, Alexander. Wir haben Ruhe."
"Lief die OP gut?"
"Ich erzähle dir die ganze Geschichte, Alexander."
Achtsam setze ich mich auf den Stuhl neben seinem Bett, greife seine Hand und fange zu erzählen an. Mit jedem Wort wird sein Gesichtsausdruck ernster und trauriger. Alexander tut mir so leid. Ich wünschte, ich könnte ihm die Last abnehmen.
"Ich weiß, dass das jetzt alles sehr viel für dich ist. Die Ärzte haben mich auch gebeten, nicht so lange zu bleiben, da du viel Ruhe brauchst. Deswegen werde ich jetzt gleich gehen. Morgen muss ich zur Polizei. Die wollen eine Aussage von mir."
"Warum eine Aussage?"
"Ach ja. Ich hab von dem Angriff auf dich geträumt und bin gleich aufgesprungen und Jonathan hinterher. Auf dem Parkplatz habe ich ihn mir gekrallt."
"Klingt so, als seist du der Mann, den man an seiner Seite haben sollte."
Leise schmunzelt Alexander.
"Na siehst du. Jetzt konnte ich dir ein kleines Lächeln auf deine hübschen Lippen zaubern. Morgen komme ich erst im Nachmittag vorbei. Ich will nach meiner Aussage wieder etwas Ordnung im Hof machen."
"Das verstehe ich, Magnus. Danke, dass du mich über alles informiert hast."
"Gerne, Alexander."
Sanft hauche ich ihm einen Kuss auf die Stirn und streiche durch seine wuscheligen Haare.
"Ich liebe dich, Alexander."
"Ich liebe dich auch, Magnus."
"Erhol dich gut und bis morgen."
Alexander zieht seine Decke etwas höher und kurz darauf fallen seine Augen auch schon zu. Er hat wirklich viel durchgemacht. Deswegen gewähre ich ihm seine Ruhe und fahre nach Hause.
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