19. Tür
Leise schließe ich die Haustür hinter mir und ziehe mir die Jacke und Schuhe aus. Zufrieden summe ich ein Lied vor mich hin, welches mir schon seit heute Morgen durchs Ohr surrt. "Shut up and dance with me.", mit einer kleinen Drehung schnappe ich mir meinen Rucksack, den ich so lange auf den Boden gestellt habe.
"Ich bin Zuhause, Liebling.", flöte ich vergnügt. Magnus hat gestern Abend zu viel Glühwein getrunken, so dass er heute morgen spontan beschlossen hat, doch lieber im Bett zu bleiben und nicht zur Uni zu gehen. Grinsend denke ich an die Nacht zurück, wo der Schwarzhaarige mir vollkommen ernst mitgeteilt hat, dass ich das Bett nicht richtig am Boden verankert habe und es sich nun die ganze Zeit dreht.
Ich nehme einen Umweg über die Küche. Aus dem Kühlschrank nehme ich mir den Multivitaminsaft. Ich schraube die Flasche auf und trinke direkt daraus, ohne mir ein frisches Glas zu nehmen.
"Du bist ein Ferkel.", mit zusammen gezogenen Augenbrauen blockiert Magnus die Tür ins Wohnzimmer. Grinsend setze ich die Flasche noch einmal an und nehme einen großen Schluck daraus. Magnus verschränkt seine Arme vor der Brust. "Wieso kannst du dir nicht einfach ein Glas nehmen? Sie stehen direkt daneben im Schrank.".
Achselzuckend stelle ich die Flasche zurück und trabe gemächlich zu meinen Freund. Dieser guckt mich angeekelt an, als wenn ich ein kleines Insekt wäre, welches es wagt, über seinen hübschen neuen Parkettboden zu laufen.
"Keine Lust.", brumme ich, als ich direkt vor ihn stehe. Ich schlinge meine Arme um seine Hüfte und ziehe ihn daran näher zu mir heran. Liebevoll reibe ich unsere Nasen aneinander. Während ich in seine bernsteinfarbenen Augen gucke, fängt mein Herz schneller an zu klopfen und in meinen Magen macht sich das nervös Flattern breit.
"Wie geht es deinen Kopf.", frage ich ihn leise. Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter ab und atme tief seinen Duft in mich ein. Mit meinen Fingerspitzen berühre ich den weichen Stoff seines Pullovers.
Magnus erwidert meine Umarmung. Seine Arme legen sich auf meine Hüfte und seine Hände wandern unter meinen dicken Pullover. Seine Fingerspitzen berühren meine Haut. Sie sind kühl und jagen mir einen Schauer über den Rücken. "Schon viel besser.", gesteht er, "Erinnere mich daran, dass ich nie wieder Glühwein trinken möchte. Jedenfalls nicht in diesen Massen.".
"Ich versuche daran zu denken.". Mir entkommt ein lautes Gähnen. Schnell verstecke ich meinen Kopf ein letztes Mal an seinem Hals, bevor ich mich von ihm löse. "Ich bin so unglaublich müde.", gestehe ich ihm, "Wollen wir uns zusammen auf der Couch einkuscheln und irgendeinen Weihnachtsfilm gucken?".
Als ich mich ins Wohnzimmer begeben möchte, stellt Magnus sich mir in den Weg. Fragend ziehe ich eine Augenbraue hoch und versuche es erneut. Doch wieder kommt er mir in die Quere. "Magnus.", warne ich ihn. Er sollte lieber nicht versuchen, sich zwischen die Couch und mich zu stellen.
"Du kannst da nicht rein.", bricht es aus ihm heraus. Er spreizt seine Arme und stützt sie gegen den Türrahmen. "Okay.", beginne ich langsam, "Und wieso nicht?".
Mein Freund beißt sich auf die Unterlippe, was meinen Blick nach unten auf seinen glänzenden Mund richtet. "Du bist gerade dabei die Geschenke einzupacken.", rate ich und treffe direkt ins Schwarze . Trotzig schiebt er sein Kinn hervor und verschränkt die Arme vor der Brust. "Halte dich einfach die nächste halbe Stunde vom Wohnzimmer fern, Alexander.", zischt er.
Ich setze einen Hundeblick auf. "Mags, es lohnt sich doch gar nicht mehr unsere Weihnachtsgeschenke einzupacken. Da wir es sowieso wieder auspacken werden, ist es einfach nur eine sinnlose Verschwendung von Ressourcen. Wenn man bedenkt, dass Weihnachten eigentlich gar nichts mit der Bescherung zu tun hat, sondern das nur eine Erfindung unserer Konsumgesellschaft ist, kannst du mir mein Geschenk auch einfach sofort geben.".
Schnaubend drückt er mir seine flache Hand gegen die Brust und schiebt mich mehrere Schritte zurück. "Netter Versuch, mein Engel. Du wirst dein Geschenk genau wie die restlichen Leute an Heiligabend bekommen. Und wenn ich dich daran erinnern darf, wurden diesem Baby auch Geschenke gemacht und zwar von diesen drei Typen, die die ganze Zeit herum gelaufen sind.".
Schmollend schiebe ich meine Unterlippe vor. "Das ist doch unfair. Gibst du mir jedenfalls einen kleinen Tipp, was es sein könnte?", frage ich ihn und klimper übertrieben mit meinen Wimpern. Magnus beugt sich ein kleines Stück zu mir nach vorne, "Wenn ich das tue, Alexander, dann ist es ja keine Überraschung mehr.".
"Ich bin sowieso kein Freund von Überraschungen.", schnaube ich. Als Magnus störrischer Gesichtsausdruck sich nicht verändert, gebe ich ein übertriebenes Seufzen von mir. "Darf ich dann bitte in mein Zimmer gehen, Oh - Heiliger - Wohnzimmer - König.".
Nachdenklich tippt Magnus sich an sein Kinn. "Mach die Augen zu, Alexander.".
"Dein Ernst?", frage ich ihn trocken und schließe meine Augen. Warme Hände legen sich auf mein Gesicht und verdecken sie noch zusätzlich. "Ich möchte ja nicht, dass du schmulst.", höre ich Magnus Stimme.
Vorsichtig lenkt er mich durchs Wohnzimmer. Ich kann ein Rascheln hören, als ich mit dem Fuß irgendwo gegen komme. "Lass die Augen zu, bis du deine Zimmertür hörst.", beschwört Magnus mich. Ich halte meinen kleinen Finger hoch. "Ich schwöre es.".
Zögernd löst Magnus seine Hände von meinem Gesicht und sofort vermisse ich die Wärme seiner Haut auf meiner. Das leise Klicken einer Tür lässt mich die Augen öffnen. Blinzelnd versuche ich mich in meinem Zimmer umzusehen.
Mein Blick landet auf meinen Kalender. ich setzte mich in Bewegung, laufe auf ihn zu. Hinter der achtzehnten Tür versteckt sich eine kleine Sternschnuppe. "Schon wieder eine Milchfüllung.", beschwere ich mich leise bei mir selbst, "Wo ist die leckere Vollmilchschokolade ohne irgendwelchen Schnick - Schnack?".
Ich lasse mich auf mein Bett sinken, verschränke die Arme hinter meinen Kopf und schließe die Augen. Langsam holt mich die Müdigkeit ein und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als wenn Magnus neben mir liegen würde. Mit dem Gedanken an ihn und seinen schwarzen Haaren, schlummer ich zufrieden ein.
Das Gefühl in einem warmen Kokon gefangen zu sein, lässt mich widerstrebend die Augen öffnen. Mein Blick wandert zum kleinen Wecker, der auf meinen Nachttisch steht. Ich habe nur eine knappe Stunde geschlafen.
Magnus hält mich schon wieder umschlungen, als wenn er mich nie wieder loslassen wollte. Und ganz ehrlich, ich hätte kein Problem damit, sollte er mich für den Rest unseres Lebens einfach nur in den Armen halten.
Mit einem kleinen Lächeln im Gesicht küsse ich alle mir zugänglichen Flecken in seinem Gesicht. Meine Finger schlüpfen unter seinen Pullover und legen sich auf seine Haut, die eine unglaubliche Hitze ausstrahlt. Ich muss an die vergangenen Tage denken. Was wir erlebt haben und wie sich unsere Beziehung entwickelt hat.
"Ich liebe dich, Magnus.", flüster ich ihm leise ins Ohr, darauf bedacht, ihn nicht aus dem Schlaf zu reißen.
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