18. Tür

"Ich will nicht.", sage ich bockig und verschränke meine Arme vor der Brust. Mein Freund steht genervt vor mir. "Wir gehen.", zischt er, "Wir haben bereits zugesagt und es ist unhöflich, wenn wir so kurzfristig absagen.".

"Du hast gesagt, dass wir kommen.", korrigiere ich ihn und lasse mich aufs Sofa fallen. Bevor ich mir die Fernbedienung nehmen kann, um mir eine Serie anzumachen, schnappt Magnus sie sich und stemmt seine Hände in die Hüfte. "Als ich zugesagt habe, schien es danach nicht so, als ob du ein Problem damit hättest.".

Auf seiner Stirn pocht eine Ader und wäre es möglich, hätte er mich schon längst mit seinem Blick massakriert. "Ich versteh nicht, wieso ich auf diese blöde Party mit muss.", brumme ich und gucke starr den Fernseher an, "Ich hatte einen Scheiß Tag und möchte den restlichen Abend einfach nur gemütlich auf der Couch verbringen.".

Meine Finger zucken. Am liebsten würde ich mir ein Kissen schnappen, mich in Embryo - Stellung aufs Sofa legen und stumpf auf den Fernseher starren. Heute ist wieder einer dieser Tage. "Das wird bestimmt lustig.", versucht Magnus mir die Party schmackhaft zu machen.

Zweifelnd werfe ich ihm einen kurzen Blick zu. Ich habe wirklich absolut keine Lust, heute noch das Haus zu verlassen, aber wenn Magnus mich mit so einem bittenden Blick anguckt, schaffe ich es nicht, ihn noch länger abzuweisen.

"Das wäre unsere erste offizielle Party.", sagt Magnus leise, während er sich neben mich aufs Sofa setzt, "Wir könnten allen Leuten mitteilen, dass wir beiden zusammen sind.".

Ich weiß nicht, wieso ihm die ganzen Leute so viel bedeuten. Mir würde es ausreichen, wenn nur unsere Freunde und Familien Bescheid wissen. "Wenn es sein muss.", murmel ich zustimmend. Mit einem finsteren Gesichtsausdruck hieve ich mich von der Couch hoch und gehe in den Flur, um mir dort meine Schuhe und Jacke anzuziehen.

"Wenn du die ganze Zeit so ein Gesicht ziehst, kannst du auch gleich hier bleiben.".

Ich bin gerade dabei mir den Reißverschluss zu zu ziehen. Mittendrin halte ich inne und drehe mich zu meinen Freund um. "Ist das dein Ernst?", zische ich genervt, "Wenn ich hier bleibe, bist du sauer und wenn ich mitkomme ebenfalls?".

"Das stimmt so nicht.", faucht Magnus und zerrt seine Jacke vom Haken. "Ich hätte dich heute Abend gerne an meiner Seite, aber ich möchte, dass du mitkommst, weil du es so willst und nicht weil du dich verpflichtet fühlst.".

Fassungslos werfe ich meine Hände in die Luft, bevor ich den Reißverschluss hoch ziehe. "Lass uns jetzt einfach gehen.". Früher hat es ihn nicht gestört, wenn ich Zuhause geblieben bin, wenn er feiern gegangen ist, denke ich schlecht gelaunt. Ich vergrabe meine Hände in meinen Jackentaschen. Schweigend fahren wir zur Uni, wo unsere Freunde schon auf uns warten.

Zwischen uns herrscht eine eisige Kälte. Keiner von uns möchte sie durch brechen. Meine Schwester guckt mich fragend mit einer hoch gezogenen Augenbraue an, als sie uns begrüßt. Immer wieder guckt sie uns abwechselnd an.

"Alec, rate mal, wer ebenfalls auf dieser Party ist.", sagt Clary zu mir und lässt ihre Augenbrauen wackeln. Genervt starre ich die Rothaarige an, "Keine Ahnung. Interessiert mich aber auch nicht.".

Ihr Mund klappt auf und gekränkt schiebt sie ihre Unterlippe vor. "Was ist ihm denn bitte über die Leber gelaufen?", fragt sie Magnus, der sich bereits im Raum um guckt. Er zieht nur stumm eine Augenbraue nach oben. Verstehend nickt sie, "Ah, zu viele Menschen.".

Sie wendet sich wieder mir zu, ignoriert meine schlechte Laune und strahlt mich mit einem riesigen Lächeln im Gesicht an. "Andrew Underhill.", zwitschert sie vergnügt und guckt mich abwartend an.

"Aha.", brumme ich nur, "Kein Interesse.".

Jace schlingt einen Arm um seine Freundin und legt sein Kinn auf ihrem Kopf ab. "Ihr seid beide Single und er hat gerade schon nach dir gefragt. Unterhalte dich doch einfach mal mit ihm.". Ich schiebe meine Hand in meine Hosentasche, um sie nicht zur Faust zu ballen. "Ich bin in einer Beziehung.", stelle ich klar. Ihre Verkupplungsversuche gehen mir unglaublich auf die Nerven.

Aus dem Augenwinkel werfe ich einen Blick zu Magnus, der mir einem Augenrollen reagiert. Laut fängt Jace an zu lachen. Sheldon, der meine Schwester im Arm hat, klopft mir grinsend auf den Rücken. "Guter Witz, Alec.".

Finster starre ich seine Hand an, bis er sie schnell von meinem Körper nimmt. "Das ist kein Witz.", stelle ich klar. Mit einem Ruck schlinge ich meinen Arm um Magnus Hüfte und ziehe ihn an mich. "Magnus und ich sind zusammen.".

Steif stehen wir nebeneinander und lassen das Gelächter über uns ergehen. Izzy guckt uns entschuldigend an. Magnus und ich tauschen genervte Blicke. Am Kragen meines Oberteils zieht er mich näher zu sich heran und presst unsere Lippen aufeinander. Nach und nach werden unsere Freunde leise und starren uns mit großen Augen an.

"Das ist euer Ernst.", platzt es aus Jace heraus, als wir unsere Lippen nach ein paar Minuten zögerlich trennen. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen streicht Magnus mir über meine Wange, bevor er seine Hand in meine hintere Hosentasche schiebt und sich an mich schmiegt.

Der Kuss hat meine schlechte Laune vertrieben. Laut flatternd, wie ein Ballon, den man mit einer Nadel pikst, ist sie weg geflogen. Ich lege meinen Arm um seine Schulter und streichle die Haut, die sein T- Shirt frei lässt.

"Wann ist das denn passiert?", fragt Clary uns überrascht. Sie zeigt mit ihrem Finger auf Izzy, die mit einem riesigen Grinsen auf den Lippen herum steht, "Und wieso siehst du nicht überrascht aus?".

Meine Schwester streicht sich eine schwarze Strähne über die Schulter, "Alec hat es mir gestern gesagt.". Gespannt drehen sich unsere Freunde zu uns um und lauschen unserer Geschichte. Meine Gedanken driften ab. Unsere Geschichte. Stolz macht sich in mir breit und langsam kann ich nachvollziehen, wieso Magnus heute mit mir hier her wollte, um allen von 'Uns' zu erzählen.

"Tut mir leid, dass ich so ein Griesgram war.", flüster ich ihm leise ins Ohr. Während unsere Freunde sich gegenseitig beteuern, dass sie einfach wussten, dass wir irgendwann zusammen kommen, dreht Magnus sich in meine Richtung. "Mir tut es auch leid.", antwortet er mir, "Ich kenne dich jetzt schon Ewigkeiten. Wenn du keine Lust hast, Abends noch einmal wegzugehen, dann sollte ich das akzeptieren und dir nicht regelrecht ein schlechtes Gewissen einreden, damit du mit kommst.".

Liebevoll reibe ich unsere Nasen aneinander. "Ich glaube, wir müssen beide in dieser Beziehung lernen, Kompromisse einzugehen.". Ein Funkeln tritt in seine bernsteinfarbenen Augen, als er mir spielerisch einen Kuss auf den Mundwinkel drückt. "Das werden wir schon schaffen.".

Ein lautes Würgen reißt uns aus unserem Gespräch. Wütend starre ich meine Schwester an, die so tut, als müsste sie sich gleich übergeben. "Nehmt euch ein Zimmer.", johlt Jace. Clary drückt sich ihre Hände gegen die Brust und starrt uns schmachtend an, "Ihr seid so süß.".

Entsetzt lehne ich meine Stirn gegen Magnus. "Möchtest du ein Bier?", frage ich ihn. Meine Schultern sinken erleichtert herunter, als er nickt und mir auffordernd einen Klaps auf den Hintern gibt. Sprachlos starre ich ihn an, doch er winkt mich nur grinsend weg.

Kopfschüttelnd setze ich mich in Bewegung, doch auf meine Lippen schleicht sich ein kleines Lächeln. Ich beginne erst jetzt, mich hier richtig umzusehen. Irgendjemand hat alles mit Tanne, Mistelzweigen und Luftschlangen dekoriert. Ich arbeite mich durch die verschiedenen Hörsäle, bis ich endlich den gefunden habe, in dem die Getränke verstaut sind.

Aus einem Kühlschrank schnappe ich mir zwei Flaschen Bier und werfe das Geld dafür in die kleine Sparbüchse. "Alec.", ertönt eine Stimme hinter mir. Langsam drehe ich mich um und erblicke goldene Locken.

"Andrew.", begrüße ich den Mann vor mir. Grinsend zieht mein Ex - Freund mich in eine Umarmung und klopft mir auf den Rücken. "Es ist so schön, dich endlich mal wieder zu sehen.", sprudelt es aus ihm heraus.

Er fragt mich über die letzten Jahre aus und erzählt, wie es bei ihm gelaufen ist. Jedes mal, wenn ich mich versuche von ihm los zu reißen, folgt er mir und hält mich mit seiner Hand an meiner Schulter auf. Das Bier in meinen Händen hat schon längst Zimmertemperatur erreicht und wird jetzt nicht mehr schmecken.

"Ich habe gehört, dass du gerade Single bist und da es früher so gut zwischen uns lief, dachte ich, dass wir es ja noch einmal probieren könnten.".

Hektisch krame ich in meinem Kopf nach Ausreden, bis ich Magnus im Türrahmen stehen sehe und mir einfällt, dass ich Andrew gar nicht anlügen muss. "Weißt du.", beginne ich, "ich habe ehrlich gesagt einen Freund.".

'Rette Mich' forme ich wortlos mit meinen Lippen in Magnus Richtung.

"Oh, guck mal, wo du drunter stehst.". Mein Blick folgt seinen Worten über mich. Entsetzt verziehe ich das Gesicht. Mistelzweig. Ich trete abwehrend einen Schritt nach hinten, als Andrew mir näher kommt. "Das heißt wohl, dass wir uns küssen müssen.".

"Ich habe einen Freund." wiederhole ich und halte das Bier zwischen uns. "Es ist doch nur ein kurzer Kuss. Der alten Zeit zu liebe.", lockt Andrew mich und guckt mich grinsend an, "Damit hat dein Freund bestimmt kein Problem.".

Eine Hand legt sich auf Andrews Schulter und zieht in ein paar Schritte zurück. "Ich glaube, da irrst du dich.", stellt Magnus trocken fest. "Sein Freund hätte damit sehr wohl ein Problem.".

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