12. Tür
"Was läuft eigentlich zwischen dir und Magnus?".
Ich versuche mir den Schock nicht anzumerken. "Was meinst du?", frage ich meine Schwester ausweichend, während ich unsere Schlitten aus dem Kofferraum meines Autos hebe.
Ihre Schokoladen braunen Augen gucken mich so prüfend an, dass ich mir sofort sicher bin, dass sie mein Ausweichmänover durchschaut hat.
Sie kneift ihre Augen zusammen und presst ihre rot geschminkten Lippen fest aufeinander. "Irgendetwas zwischen euch ist anders. Ich kann nicht genau sagen was, doch irgendetwas stimmt da nicht.", sie wedelt mit ihrer Hand herum, "Die Chemie zwischen euch hat sich verändert.".
Mit einem Augenrollen schiebe ich sie vorsichtig zur Seite und mache mich mit den beiden Schlitten und meiner Schwester im Schlepptau auf den Weg zu unseren Freunden.
"Das wird so viel Spaß machen.", jubelt Clary und hüpft, wie ein kleiner Flummi, auf und ab. Ihre roten Locken, die von ihrer Mütze nicht aufgehalten werden, bewegen sich im Takt ihrer Sprünge.
Ich wende mich Jace zu. "Wenn ich du wäre, würde ich sie lieber festhalten, nicht, dass sie beim nächsten Sprung einfach abhebt und ins Weltall hinaus fliegt. Das wäre doch bestimmt ziemlich... schade.".
Ich kann Clarys bösen Blick auf mir spüren. Mein Bruder fängt laut an zu lachen. Doch vorsichtshalber schlingt er trotzdem einen Arm um seine Freundin.
"Hier sind meine Schwester und ich früher immer gerodelt.", teilt uns Sheldon mit und strahlt mit geröteten Wangen den Berg hinauf, auf den wir später mit unseren Schlitten hinunter fahren wollen.
Izzy schlingt ihre Arme um seine Hüfte und schmiegt sich mit einem riesigen Lächeln auf den Lippen an ihren Freund. "Das wird einfach super.", schwärmt sie. Verliebt guckt sie zu dem Nerd hoch, "Du bist der beste feste Freund, den man sich vorstellen kann.". Lächelnd drückt sie ihre Lippen auf seine.
Mir entkommt ein lautes Würgen, welches Jace zum Lachen bringt und mir einen Schlag gegen die Schulter von Magnus einbringt. "Lass das.", zischt er leise, "Die beiden sind wirklich süß zusammen.". Angeekelt verziehe ich mein Gesicht. Meine kleine Schwester und ein Typ werden niemals in meinen Augen süß zusammen aussehen.
"Spare dir die Worte.", brummt meine Schwester sauer, "Alec ist nur eifersüchtig, weil er niemanden hat, den er küssen kann.". Sie ergreift Simpsons Hand und zieht ihn und den Schlitten den Berg nach oben.
Gespielt getroffen greife ich mir an die Brust. "Autsch.".
Lachend folgen Jace und Clary ihnen. "Hey, Magnus. Hast du nicht vielleicht einen heißen Single Freund, mit dem du Alec verkuppeln könntest?", ruft er uns über seine Schulter hinweg zu.
Ich kann sehen, wie Magnus das Gesicht zu einer Grimasse verzieht. Mit einem Seitenblick zu meiner Familie und der Gewissheit, dass sie uns nicht sehen werden, trete ich ein paar Schritte näher zu meinem Freund. "Und Magnus.", hauche ich leise, "Hast du vielleicht einen Single Freund, mit dem du mich verkuppeln kannst?".
Mit einem Schnauben bückt er sich, um die Schnur meines Schlittens aufzuheben. Dabei sammelt er ebenfalls eine handvoll Schnee ein, die er mir volle Kanne ins Gesicht drückt. Ich höre meine Familie laut johlen, anscheinend haben sie diese Aktion mitbekommen.
"Du gehörst mir, Alexander.", brummt Magnus leise, "Ich werde dich garantiert mit niemanden verkuppeln, außer mit mir.".
Mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht wische ich mir den schmelzenden Schnee aus dem Gesicht und folge Magnus den Berg nach oben.
"Du gehörst auch mir, Magnus.", murmel ich gegen die Haut in seinen Nacken, als ich mich hinter ihm auf den Schlitten platziere. Ich lege meine Hände an seine Taille und rutsche näher zu ihm heran. "Ich möchte auch mit niemanden außer die verkuppelt werden.".
Bevor er antworten kann, stoße ich uns mit meinen Füßen ab und wir rodeln den Berg hinunter. Wir geben ein lautes Juchzen von uns, wir kommen mit so viel Schwung unten an, dass wir gegen einen kleinen Schneeberg fahren, der uns vom Schlitten fegt.
Lachend wische ich mir Schnee von der Jacke. "Izzy hatte recht, dass hier macht wirklich Spaß.".
Immer wieder sind wir diesen Berg hoch gelaufen und hinunter gerodelt. Doch irgendwann waren wir so durchgefroren, dass wir beschlossen, uns in einem kleinen Restaurant aufzuwärmen.
Mir entkommt ein lautes Stöhnen, als ich meine kalten Finger um die warme Tasse lege. Der Duft nach heißer Schokolade liegt in der Luft und zufrieden schließe ich die Augen. Wir sind in unserem Lieblingscafé, welches mit seinen bequemen Sitzgruppen und angenehmen Ambiente überzeugt.
Mit einem erleichterten Seufzen lässt Magnus sich neben mir fallen und lehnt sich ganz selbstverständlich an mich. "Mir ist kalt.", brummt er.
"Ohhh. Ihr Zwei seid so unglaublich süß.", zwitschert Clary, während sie sich mit Jace uns Gegenüber auf die Couch fallen lässt.
Izzy lässt sich mit ihren Freund auf die Couch neben uns fallen. "Die beiden werden nie zusammen kommen.", unterbricht meine Schwester Clarys Ausruf. "Magnus kennt jede von Alecs Macken und umgekehrt. Sie sind nicht ohne Grund nur beste Freunde.". Sie scheint immer noch gekränkt von meinem Würgen zu sein.
Finster presse ich meine Lippen aufeinander. "Du bist also der Meinung, dass jeder, der mich besser kennt, nicht mit mir zusammen sein möchte?", meine Stimme klingt ungewöhnlich kühl.
"Auf die meisten Menschen wirkst du nun einmal kalt. Sie haben Angst vor dir und wollen dich nicht unbedingt kennen lernen.", erklärt meine Schwester genauer, "Es fällt dir nun einmal schwer, Menschen näher an dich heran zu lassen. Deswegen werden Magnus und du nicht zusammen kommen. Ihr seid zu gegensätzlich. Während Magnus gerne raus geht und sich mit Menschen trifft, versuchst du diese zu meiden.".
Ihre Worte fühlen sich wie ein Schlag in die Magengrube an. Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll, also tue ich so, als würden mich ihre Worte nicht treffen. "Und ich dachte immer, dass mir ein Regenbogen aus dem Arsch scheint.".
Eine warme Hand legt sich auf meinen Oberschenkel und drückt ihn liebevoll. Mein Kopf dreht sich in Magnus Richtung und ich kann das sanfte Lächeln auf seinen Lippen sehen. "Was weiß sie schon.", murmelt er nur für meine Ohren bestimmt, "Wir beide gehören zusammen.".
Die kalten Stellen, wo die Worte meiner Schwester mich getroffen haben, werden durch seine Worte und das Lächeln in seinen Augen aufgewärmt.
"Außerdem würde eine Liebesbeziehung zwischen euch, alles unnötig komplizieren.", sagt Clary und zwirbelt eine ihrer roten Locken. "Also Magnus kennst du vielleicht jemanden, der es mit Alec aufnehmen könnte?".
Kaum merklich spannt Magnus sich neben mir an. "Ich habe kein Interesse daran, jemanden kennen zu lernen. Wer weiß, vielleicht habe ich sogar schon jemanden.", antworte ich, bevor Magnus etwas sagen kann.
Meine Freunde und Familie fangen bei meinen Worten laut an zu lachen, als hätte ich gerade einen Witz gerissen. "Ach ja, Alec.", brummt Jace, "Mich hat gestern jemand nach dir gefragt.". Ihm entkommt ein lautes Zischen, als er einen Schluck von seiner heißen Schokolade nimmt und sich die Zunge verbrennt.
"Nicht so hastig, Süßer.", sagt Clary und tätschelt tröstend seine Wange. "Ach ja? Wer denn?", ohne großes Interesse greife ich nach meiner Tasse.
"Andrew Underhill.".
Ich war gerade dabei ein Schluck zu trinken. Bei seinen Worten verkrampft sich meine Hand kaum merklich um meine Tasse. Bis auf eine Person, scheint es niemand mitbekommen zu haben. "Waren wir nicht zusammen im Fußballteam?", frage ich scheinheilig.
Ich kann Magnus prüfenden Blick auf mir spüren. Doch ich kann ihn einfach nicht in die Augen gucken. Bewusst weiche ich seinem Blick aus, als ich die Tasse wieder auf den Tisch stelle.
"Ja, genau.", antwortet mir Jace, "Er hat gefragt, was du so machst und ob du gerade in einer Beziehung bist.". Entsetzt verziehe ich das Gesicht.
"Wusstest du, dass er sich inzwischen geoutet hat? Vielleicht solltest du dich mal mit ihm treffen. Ihr seid schließlich beide schwul und dann bräuchtest du Magnus nicht wie einen Teddybär an dich drücken.".
"Ich möchte mich nicht mit Underhill treffen.", zische ich, nach einem kurzen Blick zu Magnus, "Und vielleicht gefällt es Magnus, wenn ich mit ihm kuschel.".
Achselzuckend wirft Jace sich einen Zimtstern in den Mund. "Okay. Ist deine Entscheidung.". Ich kann den forschenden Blick von Izzy auf uns spüren. Sie scheint jede Berührung zu registrieren und zieht nur fragend eine Augenbraue nach oben. Ich ignoriere sie und wende mich Clary zu, die aufgeregt von der anstehenden Party erzählt.
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