Mal'achs Worte
Jeffrey's Sicht
"Und was ging dir dabei durch den Kopf?", die Stimme des Monsters ist herausfordernd. Er ist es Leid, was die Menschen in ihm sehen. "Was für eine Missgestalt ich bin?" Immer wieder wird er mit den Blicken reduziert. Immer wieder begreifen die Menschen nicht, wie wirkliche Schönheit aussieht.
Sein Mal'ach hat ihn verstanden. Hat die Schönheit gesehen.
Aber sie ist nicht mehr hier.
"Nein!" Wehrt sich das Mädchen gegen seine Worte vehement. Es klingt noch etwas mit bei, was sich wie ... schmerz anhört. "Du - du bist doch keine - keine Missgestalt."Die vorher noch feste Stimme des Mädchens ist stockend. Ihre Wangen leuchten hellrot auf. "Ich habe dich angesprochen, weil mich deine Narben faszinieren. Als ich dich das erste Mal gesehen habe, wollte ich gar nicht wegschauen. Ich wollte dich direkt ansprechen." Mit jedem Wort wird ihre Stimme sanfter.
Verächtlich schnaubt das Monster. "Mich starren Menschen immer an. Entsetzt. Es sind keine guten Gründe. Meine Narben machen mich für sie zu einem Monster." Eines, welches er dadurch geworden ist.
"Ich kenne das Gefühl. Aber -" Langsam hebt das Mädchen ihre Hand. Er erwartet ihre Berührung, doch kurz vor seiner Wange hält sie inne. "Du solltest diese Leute hinter dir lassen. Ich ...", stammlt sie, "ich finde deine Narben ... schön. Sie sind einzigartig. Sie machen dich einzigaritg."
Das sind ihre Worte. Die Worte seines Mal'achs. Denn - wann hat ihn schon jemals jemand schön gefunden, abseits von ihr?
Eindringlich schaut er sie an. Kann die Wörter kaum glauben, die soeben aus ihren Mund kamen.
Mit seiner Hand umfasst er ihre Hand nahe seiner Wange. Vorsichtig greift er sie und legt sie auf seine Haut.
"Fühlst du, wie tief sie sind?" Seine Stimme ist leise. Leise und rau. "Diese Narben haben mich zu einem Monster gemacht."
Ruhig schüttelt das Mädchen ihren Kopf. "Nein." Ihre Worte sind nur ein Hauch. "Deine Narben zeigen deine Stärke." Ihre Hand gleitet von seiner Wange, um sich auf seine Brust zu legen. "Was immer auch passiert ist, es hat nicht gereicht um dich zu brechen. Denn du bist noch hier."
"Mal'ach.", flüstert er. Seine Stimme ist so leise, dass sie ihn nicht hören kann. Das Gesicht des Mädchens wird zu ihrem Gesicht. Die braunen Haare werden blond. Und für ein paar Sekunden steht sie vor ihm. Sein Mal'ach. "Du bist es." Noch immer sind seine Worte nicht zu verstehen, doch wagt er es nicht, seine weiteren Gedanken auszusprechen. 'Du kannst wieder bei mir sein. Ich habe jetzt einen Weg gefunden, wie du wieder bei mir sein kannst. Hast du gehört, Mal'ach? Du bist hier. Ich - ich kann dich berühren.' Und nur vorsichtig - weil er Angst vor der Wahrheit hat - hebt er seine Hand und berührt ihre Wange. Und -
sie löst sich nicht in Luft auf. Er berührt sie, spürt ihre wärme.
"Mal'ach." Doch es steht schon wieder das andere Mädchen vor ihm.
"Hey, ist alles gut?" Das Mädchen fasst ihm am Arm. Ihre Lider sind aufgerissen. Stumm bemerkt sie die Tränen, die in seinen Augen glänzen.
"Ja - ich, du." Er ist aufgelöst. So hat das Monster sich noch nie gefühlt. Immer, selbst im größten Moment des Wahnsinns, wusste er wie ihm geschieht. Doch jetzt -
- jetzt wo er sich seinem Mal'ach wieder so nah fühlt
weiß er nicht damit umzugehen.
Vielleicht ist das eine neue Chance. Vielleicht ist das seine einzige Chance. Die Chance mit seinem Mal'ach zusammen zu sein.
Langsam sucht das Monster nach Worten. Worte, die den Moment erklären. "Du hast mich gerade an jemanden erinnert. Jemanden, der mir viel - nein, das ist falsch. Jemanden, der mir alles bedeutet hat." Seine Stimme ist sanft. Sanft und melankonisch. Sein Blick ist traurig und für einen Moment - ja für einen Moment sieht er wie der 14 jähriger Junge aus der Nachbarschaft aus. Der Junge, in den sich Lucia das erste Mal verliebt hat.
"Wenn du darüber reden willst - ich bin zwar wirklich eine katastrophe im trösten, aber manchmal hilft es schon darüber zu sprechen."
Doch langsam schüttelt er seinen Kopf. "Meine Worte würden ihr nicht gerecht werden." Wieder ist seine Stimme leise. Doch er redet gar nicht mit dem Mädchen. Er redet vielmehr mit ihr.
Wieso geht sie ihm nicht aus den Kopf? Wieso verfolgt sie ihn? Wieso hat das alles nicht mit ihrem Fall geendet?
Das war der Plan.
Sie musste sterben, damit er weiter ziehen kann. Damit er nicht mehr gebunden ist. Damit sie - sein Mal'ach, nicht noch weiter gefallen wäre.
Aber wieso -
Wieso ist sie dann noch so präsent?
Wieso lässt das Gefühl ihn nicht los -
wieso
wieso
wieso -
- ist sie noch immer ein Teil von ihm?
Vielleicht weilt er sie wirklich geliebt hat?
Vielleicht weil sie zwei Teile eines perfekten Ganzen sind?
...
Vielleicht -
Ja, vielleicht ...
Vielleicht weil er Schuld an ihrem Unglück ist?
"Nein, nein, nein!" Das Monster presst seine Handflächen auf seine Ohren. Verzweifelt schüttlet er den Kopf und sinkt in die Knie.
Sie hat sich entschieden zu fallen. Es war ihre Entscheidung. Ihr Weg, den sie gewählt hat.
"Jeffrey, ich liebe d-", hört er sie sagen. Ihre letzten Worte -
"Hey!", holen ihn die lauten Worte des Mädchens wieder zurück in die Realität. "Vielleicht sollten wir das Thema wechseln?"
Das Monster durchbohrt das Mädchen mit seinen Blicken. Selbst die Stimme ähnelt seinem Mal'ach. Wieder hat er das Mädchen einen Moment für sie gehalten.
Vielleicht,
ja vielleicht ...
Vielleicht könnte sie zu seinem Mal'ach werden.
"Ich muss jetzt gehen.", antwortet er bedacht. Er brauch einen klaren Kopf. Er brauch einen Plan. Er muss nachdenken, bevor er vorschnell handelt.
"Oh Okay." Das Mädchen klingt verunsichert.
"Du wohnst hier oder?"
"Ja."
"Wenn es dir nichts ausmachst ... dann würde ich Mal wieder vorbeikommen?" So albern das Monster die Frage findet, umso wichtiger ist sie. Dieses Mal muss er alles anders machen.
"Klar, gerne." Das Mädchen lächelt ihn an. "Warte, ich gebe dir noch meine Handynummer. Dann kannst du dich melden, wenn etwas ist."
"Ja.", leicht kneift er seine Augen zusammen. "Das ist eine gute Idee." Er nimmt das Stück Papier mit der Nummer entgegen und geht zur Tür.
"Nochmal warte!", das Mädchen rennt ihm hinterher. "Wie ist eigentlich dein Name?"
"Jeff." Es klingt schroffer als beabsichtig. "Und deiner?" Dabei starrt er in ihre Augen. Wie können sich Irden so ähneln?
"Lucy."
Bevor ihm jegliche Beherschung entgleitet, verlässt er die Wohnung des Mädchens. Er verschwindet, ohne sich nochmal umzudrehen. Mit schnellen Schritten, doch immer die Worte im Kopf wiederholend. >Ich finde deine Narben schön. Sie sind einzigartig. Sie machen dich einzigaritg<.
Das sind Mal'achs Worte.
Ich habe es geschafft innerhalb einer Woche ein zweites Mal zu Updaten. Yay. Wenn das so bleibt, bin ich echt stolz auf mich XD.
Ich hoffe euch gefällt das Kapitel, ich würde mich wirklich über ein Kommi freuen :). Habt ein schönes Wochenende. <3
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top