Kapitel 7
„Also die Sache mit Anna Jones hatten wir bereits besprochen.", gab Heather nachdenklich von sich und strich mit der schwarzen Tinte des Kugelschreibers in ihrer Hand mehrfach über den Namen, der sich auf den Kopien meiner Akte befand und ersetzte es mit meinem neuen Namen.
Katie Miller zierte in einem ordentlichen Schriftzug die Zeile. Ließ es realer wirken.
Nickend nahm ich das so hin und wir gingen zum nächsten Punkt über.
„18. März 1998 könnten wir so stehen lassen aber wenn wir schon dabei sind ziehen wir doch mal das komplette Programm durch findest du nicht auch?"
Ich fand es komisch alle Informationen aus meinem eigentlichen Leben mit den Vorgaben in unseren Köpfen neu zu erschaffen. Wie ein top Agent in einem Action Film. „Also wenn schon denn schon. Dann mach mich einfach ein zwei Jahre jünger.", kicherte ich.
„Also ich habe am 20. Mai Geburtstag. Was hältst du davon, wenn wir am selben Tag Geburtstag hätten? Klingt doch witzig. Dann feiern wir unseren Geburtstag am selben Tag gemeinsam."
Ohne auf meine Rückmeldung zu warten ersetzte sie auch diese Information mit Fiktion.
So hatten wir also am selben Tag Geburtstag. Konnten nicht viele Freunde von sich behaupten.
„20. Mai 2000. Hey, du hast ja am selben Tag Geburtstag wie ich! Wir sind sogar im selben Jahr geboren.", lachte sie vor sich hin und wischte sich die imaginären Tränen aus ihren Augenwinkeln.
„Naja die Adresse lassen wir erst mal so stehen bis wir den perfekten Ort gefunden haben, wo du gelebt haben könntest. Denn bei dieser irren lasse ich dich sicher nicht mehr wohnen!"
Lachend sah ich ihr dabei zu wie sie neben der Zeile mit meiner Adresse ihren Gedanken kurz und knapp notierte.
‚Adresse folgt!'
„Es sei denn du willst dort wohnen bleiben."
Ihre Hand hielt inne und mein Blick traf auf ihren. Wie die Dinge in Zukunft aussehen würden konnte niemand sagen. Aber wenn ich auf diese Weise ein Stück weiter aus der Realität flüchten konnte, dann wollte ich das auch tun.
„Am liebsten würde ich mit dir wohnen. Eine kleine Wohnung am Rande der Stadt. Nur du und ich. Keine verrückten Eltern die in ihrem Geld schwimmen oder mit Schlägen um die Ecke kommen. Ruhig und entspannt. Wie findest du die Idee?", wollte ich wissen. Auch wenn es nur auf dem Papier so wäre, war es mir wichtig zu wissen, wie sie darüber dachte. Konnte sie sich vorstellen, mit mir zusammen zu leben?
„Das klingt absolut hammermäßig Baby!", rief sie begeistert und lachte laut los. „Wir schmeißen die heißesten Parties, laden die heißesten Kerle ein und führen ansonsten ein ruhiges und entspanntes leben ohne verrückte Eltern die in ihrem Geld schwimmen oder mit Schlägen um die Ecke kommen. Einfach perfekt. Notiert!"
Sie führte ihre Notiz zu Ende als die Tür zu unserem Zimmer leise aufgeschlossen wurde. Schwester Rose streckte ihren Kopf ins Zimmer. Ihre kurzen braun gefärbten Haare hatte die wirkten voluminös und würde ihr Absatz nicht vereinzelte weiße haarsträubend aufweisen, könnte man die locker zehn Jahre jünger schätzen. Sie hatte leichte Lachfalten, die sich bei ihren warmen Lächeln, um ihre Augen auftaten. Ihre rundliche Figur versteckte sie hinter der Tür und nur ihr Oberkörper kam in unseren Sicht. Sie teilte uns mit, dass es bereits Schlafenszeit sei und schaltete das Licht aus. Mit einem gute Nacht verschwand sie auch schon wieder und schloss die Tür erneut leise hinter sich.
„Naja dann machen wir eben morgen weiter damit.", gab sich Heather geschlagen und legte Stift und Papiere auf ihrem Nachtschränkchen ab.
Ich richtete mich auf und begab mich in mein eigenes Bett.
„Morgen fragen wir nach einer Kopie deiner Akte und machen mal mit dir weiter. Also, gute Nacht ‚Baby'"
„Na gut, können wir machen und schauen mal wo wir zusammen wohnen könnten. Gute Nacht Baby"
Kurz darauf hörte ich bloß noch ihren gleichmäßigen Atem. Sie schlief immer so schnell ein, während ich noch in Gedanken versank, wie jede Nacht, und mir vorstellte wie mein Leben wohl vor dem Unfall aussah, bevor auch ich ins Land der Träume versinken konnte. Doch heute sollte es nicht dazu kommen. Bevor ich ebenfalls einschlief hörte ich jemanden vor unserer Tür stapfen. Dachte an die Schwester doch hoffte ich es würde der geheimnisvolle aus jener Nacht sein.
Aufregung machte sich in mir breit und mein Herz pochte wild in meiner Brust.
Als die Tür leise geöffnet wurde hielt ich unbewusst den Atem an. Wollte lauschen und nichts überhören, wenn er es sein sollte.
In letzter Zeit hatte ich nicht viel über ihn nachgedacht. Heather besaß die habe, Menschen aufs vollste abzulenken und die komplette Aufmerksamkeit auf sich gerichtet zu halten. Ich war völlig von ihr eingenommen. Doch im Augenblick war alles wieder wie das letzte mal. Ich wollte seine Nähe genauso sehr wie damals schon. Und diesmal würde ich ihn nicht gehen lassen. Nicht ohne ihn zu sehen oder seinen Namen zu erfahren.
Doch die Dinge spielten sich anders ab als das letzte mal. Er kam nicht zu mir. Er Schlich sich nicht an meine Seite um mich weiter mit seinen Wörtern zu verwirren und meine Sehnsucht noch weiter ins unermessliche zu steigern. Die Atmosphäre kühlte ab. Es fühlte sich alles so fremd an. Furcht einflößend fremd. Doch auch diesmal konnte ich mich nicht dazu durchringen mich in meinem Bett umzudrehen, um zu schauen um wen es sich handelte. Mein Instinkt witterte ungewöhnliches. Gefahr.
Die Schritte näherten sich auch diesmal in meine Richtung und ging einmal um mein Bett herum. Ich schloss die Augen und tat als würde ich schlafen, damit ich nicht aufflog. Denn irgendetwas stimmte gewaltig nicht. Mein Gedanke bestätigte sich als die Person sich an den Schubladen meines Nachtschränkchens ran machte und anfing darin herum zu wühlen. Ich versuchte das Zittern meines Körpers unentdeckt zu halten. Und konzentrierte mich weiterhin auf die Geräusche um zu erahnen was die Person weiterhin tat. Die Person verschwand und ging nun an Heathers Schränkchen. Papier raschelte und kurz darauf folgten einige hell aufblitzende Lichter.
‚Die Akte!?', schoss es mir durch den Kopf. Also war die Person hinter mir her. Aber wieso? Wer war es? Wieso sollte jemand an der Akte mit sämtlichen Informationen über meine Person interessiert sein? Das machte doch gar keinen Sinn!
Ich musste mich ruhig verhalten, egal wie aufgeregt und verängstigt ich war, doch die Furcht überrannte mich wie eine Flut und mit den Tränen, welche sich in meinen Augen unauffällig angesammelt hatten, verließ meine Lippen ein leiser Schluchzer.
Erschrocken über meine Reaktion beging ich den nächsten Fehler und meine Hand schoss hastig an meine Lippen. Meine flache Hand lag nun über meinen Lippen. Mein lautes atmen füllte die Stille im Raum. Die Person regte sich nicht doch ich wusste, dass ich aufgeflogen war und dass die Person abwartete, bis ich mich noch weiter verriet.
Ich flehte, dass alles bloß ein Traum war, dass es sich bei der ganzen Situation bloß um einen Albtraum handelte.
Etwas kaltes legte sich an meinen Hinterkopf und ließ mich erschaudern. Die Kälte durchzog sich durch meine Haare bis an meine Kopfhaut. Kaltes Metall nahm ich an.
„Ein mucks und ich jage dir eine Kugel in den Kopf. Dann dürfen die Schwestern morgen die Überreste deines Gehirns von den Wänden abkratzten. Und deiner kleinen Freundin wird es nicht anders ergehen.", hörte ich die Person flüstern. Zitternd schloss ich meine Augen und flehte weiter. Weitere Schluchzer verließen meine Kehle doch wurden durch meine Hand gedämpft. Meine Wahrnehmung jedoch ließ mich nicht komplett im Stich. Ich konnte die frauliche Stimmlage erkennen, jedoch keiner Person zuordnen.
Was hatte ich mit dieser Frau zu tun? Ich kannte sie nicht.
„Ich werde nichts tun. Ich werde niemanden etwas verraten oder schreien oder sonst irgendetwas, aber bitte tue ihr nichts an.", wimmerte ich. Mein Blick war starr auf das Fenster gerichtet. Die Gardinen waren offen, ich konnte die Ruhe hinter den Scheiben förmlich riechen, doch wirkte es sich nicht auf mich aus. Die Anspannung fraß mich innerlich auf und schmerzte in meinen Muskeln. Die Scheiben hielten die Ruhe und das Gefühl der Sicherheit meilenweit von mir entfernt.
„Wo ist der Stick!", wollte sie wissen und drückte das kalte Metall vom Lauf der Waffe in ihren Händen fester gegen meinen Hinterkopf. Sie wurde deutlich ungeduldiger, vielleicht auch unruhiger, da sie fürchtete erwischt zu werden.
„I... Ich weiß nichts von einem S... Stick. Ich schwöre ich weiß nichts! B... Bitte!", flehe ich mit zittriger Stimme.
Ein harter Schlag folge auf meinen Hinterkopf und Schmerz durchzuckte meinen Körper.
Kurz sag ich Sterne vor meinem inneren Augen. Leise stöhnte ich und wollte mich wehren. Aber bevor ich mir aufrichten konnte, hätte sie mir das Gehirn weggeblasen. Das würde niemanden etwas bringen und Heather wäre ebenfalls in Gefahr. Ich könnte ihr nicht helfen und sie schützen, wenn ich bereits Tod wäre.
„Hör auf mich anzulügen. Ich weiß ganz genau, dass du mit dem Stick damals abgehauen bist. Du warst die letzte, die sich im Büro deines Vaters aufgehalten hatte. Du hast es dir angeschaut habe ich recht? Die Aufnahme. Wolltest zur Polizei. Eins solltest du wissen, wer sich so aufgebracht ans Steuer setzt, der kommt häufig nicht heile davon. Zugegeben, ich wäre genauso aufgebracht, wenn ich an deiner Stelle wäre, daher kann ich es dir nicht mal verübeln."
Sie war völlig versunken in ihren Erzählungen. Doch ich war damit beschäftigt mir den Kopf darüber zu zerbrechen, wovon sie sprach. Von welche Aufnahmen war hier die Rede?
Ich musste mir etwas einfallen lassen, heile aus dieser Situation heraus zu kommen. Ich musste sie ablenken.
„Was war denn auf den Aufnahmen zu sehen?", wollte ich wissen und zitterte noch mehr doch ein weiterer Schlag auf meinen Hinterkopf folgte und ich wusste, ich würde keine Antwort auf meine Frage bekommen.
„Verkauf mich nicht für dumm Anna. Du weißt wovon ich spreche und jetzt rück den scheiß Stick raus. Oder willst du etwa, dass ich deiner kleinen neuen besten Freundin etwas antue?"
Schockiert riss ich die Augen auf. Mein Atem ging bloß noch unregelmäßig und jegliche Muskeln in meinen Körper waren zum zerreißen angespannt.
„NEIN! Nein bitte nicht sie. Ich weiß wirklich nicht wovon du redest. Ich kann mich an nichts mehr erinnern, was vor dem Unfall geschehen ist. Ich wusste nicht mal wie ich heiße, bis es mir gesagt wurde. Du musst mir glauben. Wenn der Inhalt dich doch so sehr belastet, wieso sollte ich dann hier Seelen ruhig liegen? Ich wäre doch schon längst bei der Polizei gewesen!", versuchte ich weiter sie zu überreden.
„Weißt du was mit deinem Vater passiert ist, nachdem wir davon erfahren haben, dass er alle Beweise auf einem Stick festhielt und bloß darauf wartete, sie an die Öffentlichkeit zu bringen?" Ich konnte mir regelrecht das teuflische grinsen auf ihrem Gesicht vorstellen. Auch wenn ich nicht wusste wie sie aussah, fühlte ich die Ausstrahlung, die sie absonderte.
Das Bild teuflisch grinsender Lippen wuchs vor meinem inneren Auge. Lippen einer anonymen, gesichtslosen Gestalt. Eine dunkle, tief schwarze Aura, die nichts als Gefahr ausstrahle. Die mir jeden Atem raubte.
„Ich weiß von nichts, ich schwöre es dir!", versicherte ich ihr ein weiteres Mal, doch sie schien mir nicht zu glauben.
„Haben sie dir erzählt was mit ihm passiert ist? Ich bin mir sicher dein ach so lieber Vater kam dich nicht ein einziges Mal besuchen. Hast du dich noch gar nicht gefragt wieso er dich nicht besuchen kam?", wollte sie amüsiert wissen.
„Was willst du von mir? Ich habe dir schon ein Dutzend mal gesagt, dass ich rein gar nichts weiß!"
Meine Geduld näherte sich dem Ende. Wieso wollte sie meine Worte nicht verstehen? Ich fing an zu grübeln, wie ich aus dieser Situation heile entkommen konnte ohne dass sie Heather etwas antun konnte.
„Willst du es wissen kleine Anna?", fragte sie mich. Sie wollte mich verletzen. Ich fühle zu keinen dieser fremden hingezogen, dennoch ahnte ich, dass ihre nächsten Worte mir den Boden unter den Füßen entreißen würde, auf dem ich nicht einmal stand. Sie würden alles verändern. Es würde mich zerstören, mich in einen Abgrund stürzen. Wollte ich das? Sollte ich die Wahrheit erfahren?
Ich schlucke einmal schwer, um den Kloß in meinem Hals los zu werden, bevor ich mich dazu durchrang, zu sprechen.
„Nein?", fragte ich eher als meinen Willen kund zu geben, doch schenkte meinen Worten selber keinen Glauben. Denn alles in mir brannte danach erfahren zu wollen, wovon sie sprach, was geschehen war.
„Wie gut, dass es mir egal ist was du willst Anna. Heute ist wohl dein Glückstag, denn ich werde es dir dennoch sagen.", gab sie lachend von sich. Ihr sadistisches Lachen ging mir durch Knochen und Mark. Was stimmte nicht mit ihr? War sie völlig Geisteskrank?
„Ich mache es kurz kleine Anna! Wir haben ihn auf dem Weg nach Hause abgefangen. Ihn mitgenommen, gefoltert. Aber er war genauso hartnäckig wie du und wollte uns nicht verraten, wo er den Stick versteckt hielt. Dumme Entscheidung, wenn du mich fragst. Er hätte sich die ganze Folterei ersparen können, wir hätten ihm ein kurzes Ende bereiten können. Aber er wollte einfach nicht kooperieren. Wirklich schade. Weißt du wir hassen es ebenfalls unsere Zeit mit Unannehmlichkeiten zu verschwenden. Aber er ließ uns keine andere Wahl. Dino hatte am Ende wirklich keinen Nerv mehr und hat ihm einfach die Kehle aufgeschlitzt. Es war erstaunlich mit anzusehen wie lange er es aushielt. Er sah so erbärmlich aus wie er da auf dem Boden lag und verzweifelt nach Luft schnappte. Ein erstklassiger Anblick. Ich habe jede Sekunde genossen, mit anzusehen, wie das Leben immer mehr und mehr aus ihm verschwand."
Stille.
Lange Zeit sagte sie nichts mehr. Während das Blut in meinen Adern immer mehr und mehr gefror fühlte ich die Gleichgültigkeit , die sie ausstrahle. Wie konnte jemand die reinste Befriedigung verspüren, bei dem Anblick wie jemand vor seinen Augen Starb und litt?
Sie war krank. Sie war so krank.
Ich... Dad!
Mein Herz erlitt einen Riss und es blutete stark aus dieser Wunde in meinem Herzen. Wie reines Gift zog das Blut durch meine Adern und verpestete jeden Winkel meines Körpers und hinterließ höllische Schmerzen. Wie Feuer brannte es in meinem Körper. Auch die heißen Tränen flossen unaufhaltbar über mein Gesicht und endeten in meinem Kissen. Als wäre die Luft, die ich unkontrolliert einatmete und meine Lungen füllte nicht existent hatte ich das Gefühl als würde ich immer mehr und mehr ersticken.
„Tut es weh?", fragte sie ganz nebenbei.
„Halt die Klappe! Du bist krank! Ihr seid krank! Ich werde euch alle umbringen das schwöre ich euch. Ich werde euch foltern genauso wie ihr es mit all euren opfern und ihm getan habt. Ihr werdet betteln, dass ich eurem wertlosen Leben endlich ein Ende setzte und i...".
Weiter kam ich nicht denn ein noch härterer Schlag als vorher kam erneut auf meinem Hinterkopf auf und kurz hatte ich das Gefühl ich würde das Bewusstsein verlieren, doch als sie fest in meine Haare griff um meinen Kopf zurück zu ziehen kam ich langsam wieder zu mir.
„Halt deine verdammte fresse du Schlampe!", flüsterte sie halb laut in mein Ohr und zog noch fester an den Haaren, die sie fest im Griff hielt.
„Genug gequatscht! Los! Sag mir wo der verfickte Stick ist!"
Ihr, vor Wut, unregelmäßiger Atem Stich meine Wange.
„Du stinkst!, provozierte ich sie hysterisch lachend, auch wenn ich das nicht wollte. Doch ich konnte mich nicht mehr zurück halten. Ich war völlig in Rage und vergaß all die restliche Kontrolle die über geblieben war und durch das schmerzenden Gift in meinem Körper ein Ende fand.
Grob packte sie mich an der Schulter und drückte mich auf das Bett, dass ich auf den Rücken lag. Sie sprang auf mich und setzte sich mit all ihrer Last auf meinen Bauch. Ihre kalten Hände Schlangen sich um meinen Hals und sie fing an zuzudrücken. Nicht ein bisschen nicht einfach nur leicht. Sie drückte richtig zu. Schnürte mir bedingungslos jegliche Luft ab. Ich griff an ihre Gelenke und verharrte so. Ich kämpfte nicht. Ließ es einfach zu. Es war mir egal. Alles was ich wusste war, dass es sie noch mehr provozierte, wenn ich mich nicht wehrte. Diese Genugtuung wollte ich dieser Sadistin nicht geben und ihr Freude bereiten bei dem was sie tat.
Ich prägte jedes Detail in mein Gehirn ein. Ihr Gesicht war zwar zwar nur halb zu sehen, da sie ein schwarzes Tuch bis zu ihrer Nase gebunden hatte doch ich konnte ihre eisig blauen Augen sehen. Sie waren nicht zu verwechseln. Kälter als flüssiger Stickstoff. Der Anblick ihrer Augen ritzte sich wie scharfe klingen in mein Gedächtnis und würde Narben hinterlassen, die ich irgendwann mit ins Grab nehmen würde.
Ich konnte das grinsen auf ihren Lippen in ihren Augen lesen wie ein offenes Buch. Sie genoss es wie mein Körper immer schlapper wurde.
Meine Augen schlossen sich langsam automatisch als sie ein wenig locker ließ und meinem rechten Ohr näher kam.
Die nächsten Worte kamen nur noch schleierhaft bei mir an, denn mein Bewusstsein hatte einen Knick erlitten. Alles fühlte sich so schwerelos und befreiend an. Die Lasten die ich mit mir trug fielen von mir und auch wenn mir noch immer Luft zum Atmen fehlte, breitete sich in mir eine Erleichterung aus, die ich nicht beschreiben konnte. Völlig berauscht ließ ich die Hände von ihren ab ließ sie neben meinen Kopf fallen. Dumpf, fast leblos, als würden sie nicht meinem Körper angehören, kamen sie auf meinem Kissen an und zuckten bloß zwischendurch kaum merklich.
„Ich würde dir das Leben liebend gern nehmen kleine Anna. Aber wenn du stirbst, sterbe auch ich!". Damit ließ sie endgültig von meinen Hals ab und lehnte sich tief ein und aus atmend von mir weg und ließ ihren Kopf mit geschlossenen Augen in den Nacken fallen.
Während das Leben, Sekunde für Sekunde, langsam zurück in meine Glieder zurück kehrte, sah ich wie dem Teufel, der noch immer auf meinem Bauch saß, die Waffe aus der Hand gerissen wurde.
Mein Blick wand sich nach rechts und ich sah wie Heather mit einem einzigen harten Schlag auf die Schläfe der unbekannten traf. Ihre Augen verdrehten sich , sodass zum größten Teil das weiße ihrer Augäpfel hinter ihren Liedern verschwand. Sie fiel von mir und kam hart auf dem Boden auf.
Ich blieb regungslos liegen als Heather besorgt auf mich zukam und ihre warmen Hände sanft um mein kaltes Gesicht legte.
„Hey! Hey Katie kommt zu dir bitte! Wir müssen hier weg! Hörst du? Wir müssen verschwinden bevor sie wieder aufwacht!"
Keine Reaktion meinerseits. Ich blieb noch immer regungslos liegen und wartete auf das letzte Fünkchen leben, das sich in meine Zellen einnistete.
Leichte Schläge folgten auf meine Wangen und darauf erneut Heathers sanfte aber besorgte stimme.
„Kommt schon Katie! Du musst dich zusammenreißen! Du kannst auch später so tun als wärst du an sterben ansonsten sind wir gleich beide wirklich Tod!"
Heather zog mich an meinen Schultern hoch und auch ich nahm ihr ein wenig Arbeit ab indem ich mich schwach aufrappelte. Sie hatte recht wir mussten hier weg. Wenn nicht für mich dann für Heather. Sie war ebenso in Gefahr wie ich.
Nur schwach saß ich am Rande des Bettes und wartete auf Heather während sie unsystematisch die wichtigsten Dinge in ihre mittelgroße Tasche einpackte. Kleidungsstücke ließ sie zum Teil in unseren kleinen schmalen Schränken hängen. Zumal sich eh nicht viel in ihnen befand.
Als sie auch unsere Nachttischschränke geleert hatte griff sie auch zu meiner Akte und stopfte sie ebenfalls achtlos in die schwarze Tasche.
Als letztes schnappte sie sich die Waffe des Teufels, der Besitzerin der eisblauen Augen, welche sie vorher gedankenverloren auf ihr eigenes Bett geschleudert hatte. Auch diese landete in der Tasche doch sie ließ die Pistole unter all den anderen dingen in der Tasche verschwinden.
Ihre Augen wirkten merkwürdig gefasst doch zum ersten Mal zeichneten sich Sorgenfalten auf ihrer Stirn ab, seitdem ich sie kannte.
Ein letztes Mal drehte sie sich um ihre eigene Achse und betrachtete das ganze Zimmer genau um sicher zu gehen nichts wichtiges vergessen zu haben.
„Komm Katie! Lass uns hier verschwinden!", flüsterte sie mir zu während sie mir ihre Hand hin hielt.
Sie wollte mit mir gehen. Ohne zu zögern entschied sie sich diesen Weg mit mir zu gehen. Überwältigt griff ich nach ihrer Hand und stand auf. Auch wenn meine Knie noch ein wenig wackelig wegen der Würgattacke waren, fühlte ich mich stark genug nicht aufzugeben dank Heather. Heute Nacht gab sie mir die Kraft, die mir fehlte.
„Warte!", sagte sie etwas zu laut und blieb ruckartig stehen als wir bereits auf den Weg zur Zimmer Tür waren.
Fragend sah ich sie an und folgte ihr mit meinen blicken als sie meine Hand los ließ und auf den Teufel zuging.
„Bevor ich es vergesse...!", sagte sie noch bevor sie der auf dem Boden liegenden Frau einen tritt gegen den Bauch und einen letzten harten tritt gegen die Nase verpasste.
Überrascht sah ich sie an als sie mir einen zufriedenen Blick zuwarf, ihre Hände gegeneinander klatschte und imaginären Staub von ihren Händen klopfte.
„Erledigt! Jetzt aber los", gab sie grinsend von sich während sie auf mich zukam und sich erneut meine Hand schnappte und die Tasche über ihre andere Schulter warf.
Ich fühlte mich Unfähigkeit zu sprechen. Nicht ein einziges Wort wollte über meine Lippen. Also folgte ihr.
Ich folgte ihr stumm ins Ungewisse. Weder wusste ich wohin dieser Weg uns führen würde, noch wusste ich wie die Zukunft für uns aussehen würde. Doch es war mir alles egal, solange ich mit Heather von hier verschwinden konnte und sie auch in Zukunft an meiner Seite blieb, war mir wirklich alles egal.
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