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»Das erste und letzte Mal wagte ich es,
meine Stimme gegen dich zu erheben.«

ARGUMENT

„Du brauchst nicht nervös zu sein.." richtest
du Taehyungs Krawatte, heute wird er deine Eltern kennenlernen. Denn da sie so gut wie
immer auf Reisen sind, hattet ihr noch nie
die Gelegenheit, einen ruhigen Abend
zu viert zu verbringen.

„Ich habe nie gesagt, dass ich nervös bin, Engel." nimmt er schmunzelnd deine Hand
und küsst diese, denn innerlich wisst ihr
beide, dass du diejenige bist, die Nervosität ausstrahlt.

Eigentlich sollte es doch keinen Grund
dafür geben, nicht wahr? Schließlich
ist Taehyung alles, was man sich als
Schwiegereltern wünschen kann.

Bisher verläuft das Essen in dem teuren
Restaurant gut, deine Mutter lacht viel
mit deinem Verlobten, während dein
Vater sich eher zurück hält.

Als Taehyung mehrmals darauf besteht,
die Rechnung zu bezahlen, begibt er sich
daraufhin für einen Moment fort, um
ein Telefonat entgegen zu nehmen.

Diesen Moment nutzt du, um den
ersten Eindruck deiner Eltern zu erhaschen.
„Und?" fragst du schnell, das Seufzen
deines Vaters überrascht dich nicht,
da er nie einem Mann begegnen würde,
der ihm genug für dich ist.

„Mir gefällt er. Gebildet, respektvoll und
reif." überrascht dein Vater dich nun doch
mit seiner Aussage, breit musst du lächeln.

Nun drehst du dich zu deiner Mutter,
sie muss dir nichts sagen, da du schon
bemerkt hast, wie angetan sie von ihm ist.

„Y/N, ich.." faltet diese nun sich räuspernd
die Servierte vor sich hin „ich habe ein
schlechtes Gefühl bei ihm."

Deine Mundwinkel fallen direkt,
ungläubig schüttelst du den Kopf und
kannst ihrer Behauptung schlecht folgen.

„Tut mir wirklich Leid, Liebes." greift
sie nun auf den Tisch nach deiner Hand.
„Natürlich kann ich ihn leiden, weshalb
ich echt versucht habe dieses Gefühl zu
unterdrücken und all das Negative
auszublenden. Aber es geht nicht, zu
vieles irritiert mich." kannst du sehen,
wie ihr ihr eigenes Urteil schwer fällt.

Vorsichtig ziehst du deine Hand weg,
siehst ihr dabei in die Augen. „Was
willst du mir damit sagen?"

Kurz schluckt deine Mutter, trinkt dann
einen Schluck aus ihrem Weinglas. „Ich
rate dir, ihn nicht zu heiraten. Du wirst
mit ihm an deiner Seite unglücklich
werden." gibt sie ihren mütterlichen Rat,
den du plötzlich keineswegs wünschst.

Also stehst du auf, greifst nach deiner
Tasche und willst gehen. Denn du musst in diesem Augenblick mit deinen Gedanken alleine sein.

[...]

„Denkst du nicht, dass es an der Zeit ist,
dass ich deine Familie richtig kennenlerne?"
fragst du deinen Verlobten einige Tage
später, nachdem du viel zu lange über
diese Frage nachgedacht hast.

Zusammen liegt ihr auf der Couch,
entspannt vor dem elektrischen Kamin, während die Schallplatte beruhigend
Musik durch die Wohnung strömen
lässt. Da du an seine Brust gelehnt
bist, kannst du spüren, wie er sich
in diesem Moment anspannt.

Keineswegs wolltest du ihn mit dieser
Frage  unwohl fühlen lassen, doch zurück nehmen willst du diese Bitte ebenso nicht.

Doch zu deiner Überraschung entspannt er
sich wieder, streicht dir übers Haar und verspricht dir, seine Mutter schon morgen anzurufen, um einige Dinge zu klären.

„Denn du solltest wissen, dass ich nicht
das beste Verhältnis zu meiner Familie
habe. Ich sehe dich als meine Familie, niemanden sonst." erwähnt er, als er
sich nicht sicher ist, ob seine Mutter
dich überhaupt kennenlernen wollen
würde. Dabei küsst er dich auf die
Stirn, ehe aufsteht.

Taehyung möchte duschen gehen,
bietet dir sogar an, mit ihm zu gehen.
Nickend versicherst du ihm, dass du
nachkommen wirst. Doch als er im Badezimmer verschwindet, siehst du
Mal wieder sein Handy vibrieren.

Immer wieder verbannst du den
Gedanken, an sein Handy zu gehen.
Doch wenn es ein wichtiger Anruf ist?
Die Neugierde packt dich, übernimmt
deine Handlungen schließlich, sodass
du mit dem Handy in die Küche läufst,
weit genug von der Dusche entfernt.

„Hallo?" hebst du den anonymen
Anruf misstrauisch ab, deine
Stimme beinahe schon keifend.

Nun kannst du die Person nur noch
nervös aufatmen hören, ehe sie hektisch
und wortlos auflegt.

War es eine Frau? Eine Affäre?
Die Person, über die ständig in den Nachrichten berichtet wird? Oder
doch nur ein versehentlicher Anruf?

Niemand könnte dich verurteilen, das
würde jeden misstrauisch machen. Deine
Gedanken kannst du nun auch nicht mehr ordnen, ein wenig zitternd hälst du das
Handy in deinen Händen.

Du würdest es dabei belassen, wenn du ihm vertrauen würdest. Du würdest das Handy weglegen, wenn du ihm vertrauen würdest.

Doch offensichtlich tust du dies längst
nicht mehr, also gehst du durch seine
Chats, Anrufliste und alles, was man so untersuchen kannst.

Zuerst scheinst du nichts zu finden, als
du in seiner Galerie auf etwas anderes, was
du eigentlich nicht suchtest und niemals erwartet hast, zu finden, stößt.

Geschockt reißt du deine Augen
auf, ehe du Schritte vom Bad aus hörst.
Seine Schritte kommen immer näher,
scheinen dir im Gedächtnis zu entfliehen,
so benommen und betäubt bist du.

„Was machst du mit meinem-" steht er
nun dicht hinter dir, nur im Bademantel.

„Taehyung.." unterbrichst du ihn, drehst
dich zum ersten Mal wütend zu ihm um.

Vorwurfsvoll hälst du das Handy mit
dem Bild in sein Gesicht. Mit dem Finger
auf dem Bildschirm wischend, zeigst
du die weiteren Bilder des Albums.

„Wann wolltest du mir mitteilen,
dass Jungkook Teil deiner Familie ist?"

Das Familien-Album auf seinem
Handy enthüllt diverse Kindheitsbilder,
auf denen Jungkook und Taehyung
unschwer zu erkennen sind.

Du konntest dir alles zusammen reimen,
als du die Bilder gesehen hast, die nicht
all zu lange her sind, nur vier Jahre.

Und auf diesen Bildern sieht man auch Taehyungs Eltern. Aber wieso ist Jungkook
fast immer zu sehen? Er sieht Taehyungs
Mutter so verdammt ähnlich, du bist nicht
dumm, kannst es dir bereits denken.

„I-ist er dein Bruder? Hast du mir deshalb
nie deine Familie richtig vorgestellt?" stellst
du ihm weitere Fragen, die er anscheinend
niemals beantworten würde.

Immer noch schweigt er, reißt dir das
Handy aus der Hand und will es weglegen. Voller Emotionen möchtest du wieder danach greifen und ihn mit den Beweisen zur Rede stellen. Doch ehe du um ihn herum greifen
möchtest, hält er dich zurück, umgreift dich
mit einem Arm an der Taille und hält dich in der nächsten Sekunde von sich fern.

Jedoch konntest du das Handy ergreifen,
da schlägt er es aus deiner Hand, sodass
es rücksichtslos auf dem Boden aufschlägt.

Den Atem scharf einziehend, betrachtest
du, wie er fest mit dem Fuß auf sein Handy
tritt, bis es ausgeht und wohl nie wieder
angehen würde.

Ehe er inne hält, prägt eine plötzliche,
hoffnungslose Stille das Apartment. Die
Lippen aufeinander gepresst, betrachtest du das Handy, wessen Bilder du wohl nie wieder betrachten würdest. Niemand würde dies
nun können, niemals wieder.

Schweigend schüttelt Taehyung den Kopf, nimmt einige Schritte Abstand von dir. Ohne ein Wort verschwindet er im Schlafzimmer,
möchte sich erst Mal anziehen, bevor er
in dieser Verfassung mit dir redet.

Würde er überhaupt mit dir darüber
reden? Würde er wieder für einige Tage verschwinden, so wie früher, wenn ihm
etwas nicht passte?

Nach fünfzehn Minuten öffnet sich
die Schlafzimmertür, er steht in Hemd
und Hose da, während du immer noch
wie eingefroren in der Küche stehst,
vor Schock sind deine Hände beinahe
mit der Küchentheke verankert.

Als würden seine Gedanken dich rufen,
drehst du deinen Kopf zu ihm. Deine
müden Augenlider richten sich zu seiner
Gestalt, sein Blick emotionslos, fast
schon enttäuscht auf dich gerichtet.

Nun gehst du auf ihn zu, stehst einige
Meter von ihm entfernt vor ihm, er in der
Tür des Schlafzimmers, du in mitten des Wohnzimmers. Du weißt, dass er sich
nun dazu äußern wird, denn er muss sich
dazu äußern. Er ist es dir schuldig.

Doch seine folgenden Worte würden für
die nächsten Monate in deinem Gedächtnis
bleiben. Vielleicht wird sein Anblick für
immer in dein Gedächtnis eingebrannt
sein, vielleicht wirst du es niemals
vergessen können.

„Da du mir offensichtlich nicht zu
vertrauen scheinst.." beginnt er, seine
Stimme räuspernd, da sie viel zu
schwach ist. Direkt siehst du ihm an,
dass seine Augen jede Sekunde eine
Träne vergießen könnten.

Er wird weinen, wenn du fort bist.

„..halte ich unsere Heirat für sinnlos."
bricht er dir, deine Reisetasche vor die
Füße werfend, das Herz.

..Fortsetzung folgt..

in other words:
he broke up with you.

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