»Hat uns die Zeit oder die Ignoranz voneinander distanziert?«

SPEIR

Zufrieden betritt Taehyung euer
Apartment, eine seltene und unverschämt teure Weinflasche in seinen Händen. 

„Engel, lass uns mit dieser hier anstoßen-"
betritt er fröhlich das Schlafzimmer, nur
um dich in einer Tasche wühlend dort
aufzufinden. Stirnrunzelnd stellt er die
Flasche beiseite, geht auf dich zu.

„Was tust du da?" raunt er von hinten
in dein Ohr, obwohl er direkt ahnt, dass
du dabei bist, deine Sachen zu packen.

Aufgewühlt wirbelst du herum, machst
dich gedanklich dazu bereit, ihn schreiend
zur Rede zu stellen, wütend zu sein.

Jedoch verfliegt all deine Wut, als du ihm
in sein Gesicht siehst und wandelt sich eher
in Verletzlichkeit um. „Hättest du wenigstens
in den Bildschirm schauen können, als du
indirekt unsere Beziehung beendet hast?"

Geschockt hält er seinen Atem an.
„Bitte was? Ich habe doch nicht mit
dir Schluss gemacht.." greift er schnell
nach deiner Hand, als du dich von ihm
entfernen möchtest, an ihm vorbei willst.

„Was war es dann? Eine Verleugnung
unserer Liebe? Nichts daran wäre besser."
bist du ehrlich mit deinen Gefühlen.

Ruckartig zieht er dich an sich, bevor du
ihm erneut entgleiten kannst. Sanft umgreift
er deine Taille, weshalb du nun an seine
Brust gelehnt bist und er seinen Kopf
senkt, auf deiner Schulter ablegt.

„Ich liebe dich, Y/N.." summt er.
„Aber als Geschäftsmann muss ich unverletzbar scheinen, ich darf meine
Schwachpunkte nicht mit der
Öffentlichkeit teilen."

Vorsichtig und unterbewusst bewegt ihr
euch zu der langsamen Musik, die durch
das Apartment über die Schallplatte hallt.

Ihr tanzt gerne abends miteinander, es
ist eines eurer Angewohnheiten, die Nähe
des anderen voll und ganz auszukosten.

„Deshalb habe ich gelogen und meine Beziehung nicht der Presse verraten. Aber wenn du darauf bestehst, dass ich aller Welt sage, wen ich liebe.." greift er mit seiner warmen Hand in der Bewegung zärtlich
nach der deinen.

„..dann werde ich es so oft wie möglich
erwähnen, werde schon morgen ein Termin mit der Presse vereinbaren." schlägt er dir,
deine Hand liebevoll drückend, vor.

Seine Nähe genießend, willst du dich mit
dem Gedanken anfreunden, da schüttelst
du schon wieder den Kopf „Ich brauche
nicht die Bestätigung der Gesellschaft,
wenn es um unsere Liebe geht. Du hast
Recht, unsere Beziehung sollte privat
bleiben. So ist es besser für uns alle."

Die Musik geht aus, ehe der nächste
Track gespielt wird. Dein und Taehyungs Lieblingslied, welches ihr sogar schon Mal zusammen in der Oper gehört habt.

Ihm in die Augen sehend, wischst du ihm
eine ins Gesicht fallende Haarsträhne aus diesem. Wenn du ihn so musterst, kannst
du gar nicht fassen, wie wütend du vorhin
noch auf ihn gewesen bist. Du könntest
ihm niemals böse sein, egal was passiert.

[...]

Eure Beziehung konnte in den folgenden Wochen nur schwer geheim gehalten werden, denn niemals hättet ihr geahnt, dass die
Presse ihm so auf den Fersen ist.

Direkt wurden seine Führungsqualitäten,
die er monatelang beweisen musste, angezweifelt und dies auf sein Alter
geschoben. Wie lächerlich, jeder Mensch
hat ein glückliches Privatleben verdient.

Mehrmals hast du deinem Freund vorgeschlagen, eine Lüge aufzutischen
und zu behaupten, dass du seine Angestellte seiest. Doch immer wieder schüttelte er den Kopf, sicherlich wird er dich nicht mehr
verstecken wollen.

„Wir werden denen beweisen, dass man zugleich verliebt als Mann und eiskalt als
Chef sein kann. Niemals wieder werde ich
dich verleugnen, denn du bist ein Teil von
mir und egal, wie viele Kritik äußern
werden-" küsst er dich auf die Stirn.

„-ich werde an deiner Seite bleiben."
beendet er seinen Satz und sucht sich
dann auch schon seinen Anzug heraus,
da er mit dir zusammen zu einer Gala
gehen möchte, er dich präsentieren
möchte.

Jetzt wäre es dir sogar lieber, sein
Geheimnis zu bleiben, schließlich bist du
diese Veranstaltungen überhaupt nicht gewohnt, willst dich nicht blamieren.

„Taehyung, ich möchte lieber zu Hause
bleiben." hälst du geknickt inne, legst
dein Kleid beiseite, bevor du es anziehen
kannst „Dieser Teil deines Lebens ist
nichts für mich und das sollte so bleiben."

Zögerlich schließt er seinen Schrank,
kramt dann zwei Karten aus seiner Hosentasche. Verwundet musterst du
sie, es sind Karten für ein Baseball-Spiel.

„Früher sind mein Vater und ich immer
ein Mal im Jahr zu diesem Spiel gegangen.
Es war eine Tradition, unsere Tradition seit meiner Kindheit.." beginnt er mit dem Papier in seinen Händen zu spielen, dabei geht
er lächelnd auf dich zu.

Taehyung lächelt bei jeder Erinnerung
an seinen Vater. Er war sein Anker, das
Licht in seinem Leben. Nun hast du allein
diesen Platz für ihn eingenommen, du
liebst, dass Taehyung nicht mehr trauert.

„Ich habe die Karten aus Gewohnheit
gekauft, für den Fall, dass du lieber dort hingehen würdest?" fragt er eher, da
nimmst du schon eine der Karten in
deine Hand.

„Liebend gerne möchte ich diese Tradition fortführen, Tae." sagst du ihm zu. Denn so
würdest du ihn zum einen aufmuntern, zum anderen würdest du der Enthüllung eurer Beziehung an die Presse entfliehen.

Bei dem Stadion angekommen, ziehst du
deine Cap für den Fall tiefer ins Gesicht.
Doch hier sind so viele Menschen, unter anderem auch Prominente, dass seine Anwesenheit gar nicht ins Gewicht fällt.

An der Hand zieht er dich die Tribüne
hoch, zu euren Plätzen. Das Spiel beginnt,
du hast keinen blassen Schimmer von
Baseball. Selbst dein Exfreund Jimin
konnte dich nie dazu bringen, auch nur
ein Spiel mit ihm über den Fernseher
zu verfolgen.

Während der Halbzeit werden auf den
riesigen Leinwänden Zuschauer gezeigt,
es ist die weltberühmte "Kiss Cam", die
sich Paare raussucht. Plötzlich erkennst
du deine erschrockene Gestalt auf dieser
wieder, Taehyung sieht gerade zu Boden.

„Mist, wir sind auf den Leinwänden zu
sehen!" zischst du leise zu ihm, er siehst
noch seelenruhig zu Boden „Hörst du nicht?Wir werden gesehen!" bist du panischer
denn je. Du willst einfach nicht, dass ihn weitere Schlagzeilen belästigen.

„Ich weiß." entgegnet er nur, wissend
eine Augenbraue gehoben. Dabei sieht er
die Leinwände in diesem Moment gar
nicht, verwirrt runzelst du die Stirn.

Immer noch werdet ihr belichtet, die Menschen um euch herum fangen plötzlich
an, zu grinsen. Wie in Trance verstehst du
gar nichts mehr, da hat sich Taehyung vor
aller Augen schon vor dir hingekniet.

Er wusste, dass du mit ihm herkommen
würdest. Er wusste, dass ihr genau jetzt
auf der Leinwand belichtet werden würdet.

„Oh mein Gott." stehst du auf, eine Hand schockiert vor dem Mund. Die Menge beginnt zu jubeln, gleichzeitig wird von manchen
auch der Atem angehalten.

„Das ist doch CEO Kim Taehyung!"
tuscheln einige, vielleicht sogar viele.

„Y/N, ich möchte für immer deine Familie
sein, eine mit dir gründen und mit dir alt werden. Worte könnten nie beschreiben,
wie sehr ich dich liebe. Worte könnten nie
beschreiben, was du für mich bedeutest."
kurz macht er eine Pause, da seine Stimme
voller Emotion erstickt.

Er muss seine Tränen zurück halten,
du kannst ihm den Kampf mit sich selbst
ansehen. Du hingegen weinst längst,
Tränen der Freude entfliehen dir.

„Mrs. Perfect, willst du meine Frau werden?"
fragt er endlich die Frage aller Fragen, die
dir sonst wie ein entfernter Traum erschien und nun eure Realität werden würde.

„Natürlich." hauchst du fast quietschend,
deine Stimme hat sich vor Aufregung längst von dir verabschiedet. Als er dir endlich
den Ring ansteckt, fällt ihm ein Stein vom Herzen. Deine Haut kribbelt, als die
seine dich dabei berührt.

Fasziniert betrachtest du den Ring, da
jubelt die Menge auch schon unfassbar
laut los, es werden sogar Konfettikanonen abgeschossen, die Taehyung zuvor mit
Absicht bestellt hatte. Weil er wusste,
dass du den Antrag annehmen würdest.

Gleichzeitig fallt ihr euch in die Arme,
er verteilt wie verrückt Küsse auf deinem
Nacken, die nur du wahrnehmen kannst,
nur du spüren kannst. Lächelnd vergräbst
du das Gesicht in seinem Nacken, wirfst
mittendrin einen Blick auf die Leinwände,
um festzustellen, dass ihr nicht mehr
gezeigt werdet, Fremde zu sehen sind.

Das erleichtert dich ein wenig, auch wenn deine Gedanken und Gefühle Kopf stehen.
Nun bist du nicht mehr sein Geheimnis,
nicht Mal seine Freundin. Seine Verlobte,
seine öffentliche Frau fürs Leben. 

Die Augen kurz schließend, ihn näher an
dich drückend, atmest du seinen Duft ein,
der dich immer zu beruhigen scheint.

So weit bist du gekommen. So weit, als
Mrs. Perfect. Wärst du als dein altes Ich
jemals an diesem Punkt angelangt?

Ein letztes Mal wagst du es, einen Blick auf
die Leinwand zu werfen und später wünschst
du dir, dies niemals getan zu haben.

Zwar steht der Mann nicht im Zentrum des Bildes, neben ihm küsst sich ein Paar. Er aber sticht direkt in deine Augen, du kannst ihn trotz der deutlich vermehrten Tattoos und längeren Haare erkennen. Erst in diesem
Moment wird dir bewusst, wie lange du ihn schon nicht mehr hast betrachten können.

Als hättest du ihn vergessen, so wie er
dich? Als hättest du vergessen, dass du
Dank ihm in deiner Position steckst.

Jungkook hat die Verlobung wie jeder
andere hier betrachten können, er musste
es sich mehr oder weniger ansehen.

Gerade will die Kamera weiter schwenken,
da kannst du noch wahrnehmen, wie er
aus dem Bild verschwindet, Richtung
Ausgang eilt. Vorsichtig löst du dich von
deinem Verlobten, er setzt sich wieder hin.

„Ich muss kurz telefonieren, bin gleich
wieder da." gibst du ihm einen Kuss auf
die Wange, er nickt nur und sieht dir
träumerisch und verliebt nach.

Mit schnellen Schritten stehst du auch
schon zwischen verschiedenen Rängen,
eilst weiter hinter die Tribünen zu dem
Treppenhaus, welches zum Ausgang
führt. „Jungkook!" hälst du ihn auf.

Tatsächlich dreht er auch zu dir um,
deine Stimme hat er trotz der Distanz 
direkt erkannt. Eher genervt dreht
er sich zu dir um, dabei gehst du
näher an ihn heran. 

Dein Instinkt täuschte sich nicht, er sieht
echt verändert aus. Vielleicht sogar erschöpft, vielleicht sogar müde. Vielleicht einsam?

„Wie geht es dir? Wir haben uns lange
nicht mehr gesprochen." möchtest du
eine Konversation beginnen, woran er
überhaupt nicht interessiert ist.

Stattdessen holt er vor dir seine
Zigaretten raus, macht sich dafür bereit,
gleich von hier abzuhauen. „Ich gratuliere
dir, ich gratuliere euch. Anscheinend habe
ich wenigstens ein Talent." weicht er deiner
Frage aus und geht auf dich, Taehyung
und die Verlobung ein.

„Dafür danke ich dir, Jungkook. Ohne
deine Hilfe würde ich immer noch wie
geblendet, naiv für ihn schwärmen." bist
du eher ironisch am Lachen, aber seine
Miene bleibt eiskalt, wie zuvor schon.

„Tust du das nicht immer noch, Y/N?"
ist seine Frage eher rhetorisch.

..Fortsetzung folgt..

how JK looks now, after Y/N
didn't see him for a while: