18

»Deine Tränen reinigten meine Ängste.
Weil du verletzlich wirktest, als würdest
du mich brauchen

NEEDY

Als Taehyung vor einigen Tagen dein Haus verließ, wolltest du dich aus einem Instinkt
heraus wieder Jungkook zuwenden, dich
von ihm trösten lassen.

Jedoch ging dein Plan nicht auf, da
dieser ebenfalls wortlos aus deinem
Haus verschwand, er ist während deines Gespräches mit Taehyung abgehauen.

Nur konntest du nicht ahnen, dass die
beiden dasselbe Ziel anstrebten, dass die beiden zum selben Ort eilen würden.

Wie erwähnt sind bereits einige Tage vergangen, du hast weder zu Taehyung,
noch zu Jungkook Kontakt knüpfen
können.

Stattdessen schreibt Jimin dich ständig
an, möchte sich vergewissern, dass es dir
nach dem angeblichen 'Cheating-Scandal'
rund um Taehyung gut geht. Doch darauf
konntest du deinen Freund aufgrund der
Unannehmlichkeiten gar nicht absprechen.

„Lass mich raten, du hast ihn noch gar
nicht konfrontiert?" schlägt jemand deinen Spind zu, als du gerade im Flur der
Universität stehst.

Erschrocken hälst du deine Hand an dein
Herz, beruhigst dich aber, als du die Fremde vor dir stehen siehst. „Entschuldigung?"
runzelst du nicht verstehend die Stirn.

„Na deinen Freund, Taehyung. Obwohl ich
denke eher, dass er nach der Nacht mit mir nicht mehr dein Freund ist, oder?" redet
sie viel zu schnell, deine Brust zieht sich
leicht zusammen, während dein Gehirn
ihr langsam zu folgen scheint.

„Du bist also das Mädchen, dass die Lüge verbreitet hat?" baust du dich vor ihr auf,
sie verzieht ihre ernste Miene nicht Mal
um einen Millimeter, was dich insgeheim
zu tiefst beunruhigt und einschüchtert.

„Halte dich von meinem Freund fern."
machst du ihr dann zischend eine Ansage,
was sie komischerweise überrascht.

Provokant schnipst sie vor deinen Augen herum, du hast das Bedürfnis, sie aus dem
Weg zu schubsen, auch wenn du zu sowas
niemals fähig wärest. Schließlich bist du
das perfekte, stolze und nette Mädchen.

„Wann wachst du endlich aus deiner Traumwelt auf, Zwerg? Deine Zeit ist abgelaufen, er wird dich nicht mehr lange wollen." lässt sie dich nun zurück, in
höchster Wut und Verwirrung zugleich.

Eigentlich wolltest du das Thema fallen
lassen. Eigentlich wolltest du zuerst deine Fehler begleichen und ihm alles erklären.
Eigentlich wolltest du deinem Herzen
trauen und deinen Kopf ausschalten.

Jedoch willst du niemand sein, den man beiseite legen kann, wenn es einem passt.
Du willst mit Taehyung sein, willst selbst
im Streit vernünftig mit ihm reden können,
ohne dass er grundlos verschwindet und
dir nicht mehr zuhört, dich ignoriert.

Ist es denn ein Streit, wenn kein Konflikt
vorliegt? Ist es ein Streit, wenn seine Worte dich nicht verletzen konnten, sondern
seine unausgesprochenen Taten?

Ruckartig bleibst du stehen, nachdem du
fast schon sprintend aus der Uni geflohen
bist. Nach Luft ringend siehst du auf deine Uhr, eigentlich hast du wieder Unterricht.

Du hast es gedanklich zugegeben.
Du hast zugegeben, dass sein Verhalten
dich teilweise verletzt, auch wenn er
liebevoll und sorgend mit dir umgeht.

Du liebst, dass er dich liebt.
Doch du liebst nicht, wie er dich liebt.

Es sind die Kleinigkeiten, die dich verletzen,
es ist sein Verschwinden, seine emotionale Abgrenzung von dir. Dass er immer alles
für dich tun würde und dabei vergisst, dass
seine Offenheit alleine dir genügen würde.

Seine Treue und dein Vertrauen.
Genau diese Aspekte willst du festigen,
indem du emotionsgeladen zu ihm fährst
und ihn auf das Mädchen, mit der er dich betrogen haben soll, ansprechen wirst.

Völlig fehl am Platz rennst du durch die
Lobby des Gebäudes, in dem er haust. All
die empörten Blicke, die sich auch auf deine Schuluniform richten, ignorierst du gekonnt, ehe du auch schon im Fahrstuhl angelangt
bist und auf den Knopf drückst.

Tief durchatmend blickst du in den Spiegel
des Aufzuges. Dich beruhigend richtest du
deine Haare. Wird es wirklich passieren?

Wirst du ihn wirklich zum ersten Mal konfrontieren, ihm zum ersten Mal widersprechen und eure Beziehung zum
ersten Mal riskieren? Noch kannst du es
dir anders überlegen, noch kannst du es
hinter dir lassen und nach vorne blicken.

Das sanfte Klingeln ertönt, du bist in seinem Apartment angekommen. Nun gibt es kein zurück mehr, denkst du dir. Überrascht
über die Tatsache, dass er dir nicht entgegen kommt, betrittst du den offenen Eingang.

Kurz glaubst du, dass er gar nicht hier ist.
Kopfschüttelnd blickst du auf den Boden,
willst wieder gehen. Das muss ein Zeichen
Gottes sein, du solltest ihn also nicht mehr
auf die ganze Sache ansprechen.

Jedoch friert jeder einzelne Muskel deines Körpers in der Bewegung ein, als du ein
leises Schluchzen wahrnimmst. Die Augen
aufreißend, gehst du wieder weiter in sein Zuhause hinein, folgst den zarten Lauten
der zu hörenden Traurigkeit.

Tatsächlich, mit dem Rücken sitzt er zu
dir, während er weint. Auch wenn seine
Tränen stumm zu sein scheinen, kannst
du ihm ansehen, wie sehr diese auf
seinen Wangen brennen müssen.

Er muss dir nicht zugewandt sein, du kannst seinen Schmerz spüren. Er muss dich nicht ansehen, du kannst seine Tränen ahnen.

Also legst du deine Tasche beiseite, er sieht nicht zu dir, denn Taehyung ist nicht dumm.
Natürlich weiß er direkt, dass du es sein
musst, die ihn besucht. Schnell möchte er
nach Taschentüchern greifen und seine
Tränen ersticken, da hast du dich schon
vor ihm ans Bett gekniet.

Still sieht er auf dich herab, während
eine Träne nach der anderen den Weg über seine Wange bahnt. Zitternd legst du deine
Hände an seine Wangen, trocknest mit
dem Daumen die Tränen, die du mühsam
erwischen kannst.

In dem Moment, in dem er zulässt, dass du
seine Schwächen siehst und annimmst, ist
Taehyung erstmals dazu bereit, den Grund
für seine Trauer zu realisieren. Als wärst
du seine Realität, während seine Einsamkeit
die bittere Illusion darstellt, die ihn die
letzten Tage von dir fern hielt.

„Mein Vater ist gestorben." krächzt er,
mit einem Mal sterben seine Tränen aus,
seine Augen wirken ganz klar.

Direkt greifst du nach seinen großen Händen, verschränkst eure Finger miteinander.

„Ich wurde angerufen, direkt nachdem ich
dein Haus verlassen habe. Wie schnell ich
ins Krankenhaus geeilt bin, nützte nichts.
Ich war zu spät, ich konnte nicht bei ihm
sein." wirft er erzählend seinen Kopf leicht zurück, muss das Ereignis verarbeiten.

„Ich hätte mich bei dir melden sollen. Es
tut mir leid, dass ich mich hier eingesperrt habe und-" sieht er nun zu dir, aber schnell
willst du diesen Gedankengang stoppen.

„Entschuldige dich niemals für deine
Gefühle." siehst du ihm tief in die Augen.
„Zeige sie mir und erinnere dich daran,
dass ich immer da sein werde. Du bist
nicht alleine, niemals. Ich bin hier."

Gefesselt hört er dir zu, sein Herz schlägt für deine Worte, die ihm so weise erscheinen.
„Es tut mir leid, dass du deinen Vater
verlieren musstest." bemerkst du kaum,
wie du nun ebenfalls weinen musst.

Seine Arme schlingen sich um deine Taille,
ziehen dich zu ihm aufs Bett. Seufzend vergräbst du dein Gesicht in seinem Nacken, während er mit dir auf den Rücken fällt.

Wiederholt küsst er dich auf den Hals,
da dies momentan die einzige für ihn erreichbare Stelle deines Körpers ist,
die er berühren und liebkosten kann.

In dem Moment, in dem du ihn so
gebrochen wahrgenommen hast, waren
all deine vorigen Sorgen wie verflogen. Das Gerücht, sein Verhalten. All dies ist nun
nicht mehr in Bedeutung.

Würde er dich wirklich betrügen, wenn er
dich so offensichtlich liebt und braucht?

Also konfrontierst du ihn nicht, lässt das Thema fallen. Genauso, wie er das Thema
Rund um Jungkook fallen zu lassen scheint.

Still bleibt ihr liegen, genießt die Nähe
und die Liebe des Anderen. Niemals würdest du ihn gehen lassen wollen und in diesem Moment erscheint es dir so, als würde er dieselbe Ansicht seinerseits vertreten.

„Ich liebe dich, Taehyung."
kannst du es ihm endlich sagen.
„Ich liebe dich so unfassbar sehr."
hauchst du danach, viel zu leise.

Seine Augen weiten sich, als er deine Worte hört. Viele vergöttern ihn, jede Frau will ihn.

Doch lieben, ihn wirklich lieben tust nur du.
Und das weiß er, du bist nach seinem Vater
die erste Person, die ihn wahrhaftig liebt.

Von heute an würdest du seine Treue nicht mehr anzweifeln. Von heute an, doch nicht
für immer?





END OF CHAPTER ONE
..Fortsetzung folgt..





the real shit
happens in
chapter II

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