16

»Vielleicht hätte ich bedenken sollen, dass
dein Herz genauso wie das meine litt.«

BUMMER

Heute ist nicht dein Tag, seit heute morgen
bist du müde und schwach. Sicherlich hast
du dich ein wenig erkältet und dass du nun während der Kälte auf den Bus warten
musst, macht es dir nicht leichter.

Ein kalter Wind weht um dich, aus einem Instinkt heraus hälst du deinen Rock fest,
damit er nicht hoch weht. „Schade, den
Anblick hättest du mir nicht ersparen
müssen.." taucht eine familiäre Stimme
neben dir auf, es ist Jimin, dein Exfreund.

Automatisch musst du mit den Augen
rollen, du hast seine verspielte Art,
so wie seine Existenz, beinahe schon
vergessen. „Seit wann fährst du mit
dem Bus?" bist du verirrt, nimmst
einen Schritt Abstand von ihm, indem
du dich weiter unter die Überdachung
der Bushaltestelle begibst.

„Ich besuche eine Freundin.." erklärt
er und du nickst. Nun macht sich eine unangenehme Stimmung zwischen euch
breit, du beißt dir auf die Unterlippe.

„Hör zu-" möchtest du ihm ein Friedensangebot machen und ihm
erklären, dass es nicht merkwürdig
zwischen euch sein muss. Jedoch
unterbricht er dich mit lauter Stimme,
bevor du diesen Plan verwirklichen
kannst.

„Ich habe vieles von diesem Kim Taehyung gehört, hier auf dem Campus scheint er
eine Berühmtheit zu sein.." offenbart er,
den Namen deines Freundes zu kennen.

Unverständlich runzelst du die Stirn,
aus der Ferne siehst du den Bus in die
Straße einbiegen, endlich. Die Kälte
bringt dich um, schon längst umschlingst
du deinen Körper mit deinen Armen.

„Und es wundert mich, dass eine vorsichtige Person wie du sich gar keine Sorgen macht.."
bauscht Jimin seine Rede auf, schnalzt mit
der Zunge, als der Bus vorfährt.

„Aber du wirst dir bei deinen Entscheidungen sicherlich etwas gedacht haben. Nicht jeder
scheut sich vor den Gefahren.." lächelt er leicht, verwirrt dich nun komplett.

Siegessicher steigt er in den Bus, während
du diesen beinahe aufgrund deiner Gedanken
an dir vorbeifahren lässt. Schnell steigst du
ein, da der Bus randvoll ist, bleibt dir nichts anderes übrig, als hinter Jimin zu stehen.

Zwei Stationen wartest du ab, zuckst
immer wieder zurück, bevor du ihn an der Schulter antikts. Als dein Zeigefinger ihn
dann behutsam streift, kann er sich sein bessewisserisches Grinsen nicht verkneifen.

Manche Verhaltensweisen werden sich nie ändern, denkt er sich. Schon immer bist du neugierig gewesen, wenn jemand einen Satz abbricht, musst du um jeden Preis den
zweiten Teil früher oder später hören.

Doch wenn es um Taehyung geht, gibt es
für dich kein 'früher oder später'. Es gibt
nur das hier und jetzt, die Zeit, in der du
dich glücklicherweise seine Freundin
nennen darfst. Irgendwann seine Frau?

„Wovon redest du?" kommst du direkt zum Punkt und kannst nicht leugnen, wie sehr
dein Herz in dieser Sekunde rast.

Und nein, es liegt gewiss nicht an der
Tatsache, dass dein Körper durch das massive Zusteigen viel zu nah an Jimins ruht und seine Hand versehentlich bei einer Bremsung soeben deinen Oberschenkel gestreift hat. Es liegt
an deinen Sorgen und dieser Seelenqual.

„Hmm..eigentlich hätte ich eher gedacht,
dass du das Offensichtliche wahrnimmst.
Aber wie sagt man so schön, die Liebe
macht blind." leitet er viel zu dramatisch
ein und du hoffst, dass er sich beeilt, da
deine Station gleich an der Reihe ist.

Zu deiner Überraschung steigt Jimin
zusammen mit dir aus dem vollen Bus,
ihr seid zurück in der Kälte und bewegt
euch während des Gespräches ohne
darüber nachzudenken durch die Straßen,
in die Richtung deines Hauses.

„Noch nie habe ich mitbekommen, dass
jemand so sehr umschwärmt wird, wie
dein Freund. Fast jedes Mädchen redet
über ihn, die meisten haben vor, etwas
mit ihm anzufangen." erzählt er dir
bisher nichts neues, du hasst diese Tatsache, aber wen willst du belügen: du warst vor
nicht all zu langer Zeit eine von ihnen.

„Wusstest du, dass er erst gestern Abend in einer Bar angebaggert wurde? Das ist der heutige Gossip gewesen, denn es war keine andere als dieses Barbie ähnliche Mädchen
aus seinem Jahrgang, von der alle Jungs
etwas wollen." bringt er dein Herz zum
Stillstand „Und Y/N.." bleibt er stehen.

Jimin nimmt deine Hand, ihr steht nun
vor deinem Grundstück. Behutsam sieht
er in deine Augen, als würdest du ihm
leid tun. Als wärst du immer noch dieses
schüchterne, unscheinbare Mädchen, das
niemals den perfekten Traumprinzen
ergattern würde.

Doch du hast ihn doch für dich, nur du.
Niemand würde dies ändern können.

„Auch wenn ich es ungern sage, ich befürchte, dass an den Gerüchten etwas dran ist. Denn seien wir mal ehrlich.." atmet er tief ein.

„Mädchen wie du passen nicht zu Männern
wie ihm." beendet er seine Aussage und lässt
dich mental in dein früheres Ich schrumpfen.

Direkt lässt du seine Hand los, du willst dich nicht mehr von ihm unterdrücken lassen. Als ihr ein Paar gewesen seid, ging es immer nur um ihn. Er war der Sportler, der beliebte Junge. Ihr teiltet nur das Interesse an diesem
Studium und lernet zusammen, verliebtet
euch. Aber wenn du deine damaligen Gefühle mit deinen jetzigen zu Taehyung vergleichst,
könntest du laut auflachen.

„Du solltest nicht immer glauben, was
Andere sagen. Taehyung war letzte Nacht
mit mir, also vergiss dieses lächerliche
Gerücht." wirst du lauter, als geplant.

Denn du versteckst das Zittern in deiner Stimme, als du dich von ihm abwendest.
„Ach, wolltest du nicht eine Freundin besuchen?" schickst du ihn indirekt weg.

Seufzend schweifen seine Augen über dein Haus. So oft ist er letztes Jahr hier gewesen, mit dem Ziel, mit dir schlafen zu können.

„Das habe ich gerade." zwinkert er dir zu
und verschwindet genauso schnell, wie
du durch deinen Vorgarten eilst.

Bevor du deine Haustür aufschließt,
atmest du tief durch. Dein Körper zittert
nun wirklich, es ist keine Einbildung
gewesen.

Nur liegt es nicht an der Kälte.
Es liegt an der Tatsache, dass Taehyung gestern Nacht ausnahmsweise nicht mit dir gewesen ist, sondern deines Wissens in
einer Bar mit seinen Freunden.

Dein Haus betretend, stolperst du beinahe über eine große, schwarze Reisetasche.
„Jungkook.." rufst du laut durchs Haus,
auch wenn deine Angestellten in der
Küche am Arbeiten sind und dies hören könnten.

Mit schnellen Schritten machst du dich auf
den Weg nach oben, zum Gästezimmer. Als
du die Tür öffnest, sitzt Jungkook auf dem
Bett, er packt seinen Rucksack fertig.

Leicht erschrocken sieht er auf, beruhigt
sich aber, als er dein Gesicht erblickt.
„Gute Neuigkeit..ich kann endlich
ausziehen, ab heute zahle ich miete
in einer WG." erklärt er sein Vorhaben.

Unbewusst wird dein Griff um die kalte
Türklinke fester, du hast völlig vergessen,
dass dieser Tag kommen würde. Natürlich
ist das alles nur ein Pakt gewesen, er hilft
dir mit Tae, du gibst ihm ein Dach über
dem Kopf.

„Bist du dir sicher, dass du das schaffst?
Wenn du mehr Zeit benötigst, kannst du
hier ruhig bleiben. Du weißt, dass ich dich immer willkommen heiße." entgegnest du
schnell, betrittst erst jetzt das Zimmer
und setzt dich neben ihm erschöpft
aufs Bett.

Wie zuvor erwähnt, heute ist nicht dein Tag.
Zuerst wachst du schwach auf, dann kursieren Gerüchte um Taehyungs Treue dir gegenüber und nun endet unerwartet Jungkooks Zeit
bei dir, nun bist du wieder alleine hier.

Genau dann, wenn du jemanden zum
Reden benötigst. „Keine Sorge, Y/N, ich
schaffe das. Und wenn ich genug von meinen Mitbewohnern habe, wirst du mich mitten in der Nacht auf deinem Dachboden vorfinden." scherzt er mit einer Ernsthaftigkeit, die
dich dennoch beruhigt.

Beinahe überlegst du schon, sein WG
Leben zu manipulieren, damit er hier bleibt. Deine Gedanken sind viel zu überströmt,
in diesem Moment kannst du dieser
Situation nichts positives entnehmen.

Kurz herrscht eine Stille, ehe Jungkook mit seiner Schulter spielerisch gegen die deine
stupst. Er bemerkt, wie geknickt du bist.

„Sei doch erleichtert, jetzt ist der Kühlschrank wenigstens vor mir sicher." bringt er dich
für eine Sekunde zum Schmunzeln, dann
fallen deine Mundwinkel wieder.

Für eine Sekunde siehst du auf, eure Blicke streifen sich. Schnell siehst du weg, doch dieser Moment reichte ihm vollkommen, um deine Gedanken erfassen zu können. Ein wenig
genervt muss er seufzen, das ist typisch Jungkook.

Wie gewohnt wirft er dabei den Kopf in den Nacken, dann aber zwingt er sich dazu, so
nett wie möglich zu sein. „Na schieß los,
auch wenn unser Deal theoretisch gesehen
abgeschlossen ist, kannst du dich ein letztes
Mal über Taehyung ausheulen.."

Erleichtert setzt du dich aufrechter hin,
du hast Angst, dass sich mit Jungkooks
Verschwinden alles erschwert. Zum einen
hast du ihn in letzter Zeit nicht häufig
gesehen, weshalb du vieles mit dir selbst
klären musstest und dir oft keine
Tipps holen konntest.

Im Endeffekt war es aber beruhigend,
eine Stimme zu haben, die dich auffängt,
wenn dir mit Taehyung alles zu viel wird.
Heute ist einer dieser Tage, du brauchst
Mal wieder Jungkooks Rat, nur seinen.

„Manche erzählen, dass Taehyung mir
gestern Abend fremd gegangen ist. Das
würde keineswegs zu einem Mann wie
ihm passen, ich meine, er würde sich nicht
Mal verzeihen, wenn er mir versehentlich
auf den Fuß treten würde.." beißt du
dir nachdenklich auf die Lippe, starrst
die kahle Wand vor dir an.

„Aber?" wendet Jungkook dich
betrachtend ein, als du Mal wieder in
deiner Gedankenwelt verloren gehst.

„Aber..manchmal frage ich mich tatsächlich,
ob die Beziehung zu schön ist, um wahr zu sein. Jede will ihn, er ist perfekt." musst
du an sein Gesicht denken und Jungkook
könnte schwören, für den Hauch einer
Sekunde ein Funkeln in deinen Augen
sehen zu können.

„Ich habe Angst, ihm nicht zu genügen. Ich habe Angst, dass er eines Tages nachgibt und eine bessere findet. Ich habe Angst, dass ich nicht die Einzige für ihn bin, auch wenn das durch seine Handlungen verneint wird." gibst du erstmalig deine Paranoia zu, was dich so emotional macht, dass sich Tränen ansammeln.

Ruckartig steht Jungkook auf,
schweigend sieht er auf deine zierliche
Gestalt herab, du hast den Kopf leise
schluchzend in deine Hände gestützt.

Jungkook ist kein emotionaler Mensch,
er tröstet nicht gerne und ist meistens
ziemlich direkt, viel zu direkt.

Du bist seine Freundin, du solltest dir
keine Sorgen machen. Taehyung will nur
dich, er würde dir nicht fremd gehen.
Verschiedene Sätze schwirren durch Jungkooks Kopf, aber sein Wille kann
sich für keinen entscheiden, weshalb das
Schweigen sich verlängert.

Die Hände in die Hüfte stützend, starrt
er Löcher in die Luft, muss dann aber
leicht die Augen zusammen kneifen,
als dein Schluchzen in seine Ohren
dringt.

Vorsichtig kniet er sich vor dir hin,
wenn auch etwas zögerlich legt er nun
seine Hand auf deinem Knie ab, wodurch
du deinen Kopf anhebst und ihm endlich
ins Gesicht siehst, welches direkt vor
deinem schwebt.

„Taehyung scheint dich echt zu mögen, ich denke nicht, dass er dir fremd gehen würde." bringt er schließlich einen einfachen Satz
über die Lippen, es klingt erzwungen.

Nie will er gut über seinen Halbbruder
reden. Jedoch muss er innerlich zugeben,
dass er sich nicht vorstellen kann, dass
das Gerücht der Wahrheit entspricht.

„Danke für alles, Jungkook." weichst du dem Thema nun aus, doch du kannst es dir nicht verkneifen. Denn dass er sich für jemanden hinkniet, ist eine wirkliche Leistung.

Du findest es irgendwie niedlich, wie er es wenigstens versucht, dich aufzumuntern.

Nun hast du seine Hand genommen, ohne
ihn wärst du niemals so weit gekommen.
Ohne ihn wärst du niemals Taehyungs
Freundin. Für so vieles hast du ihm zu
danken, weshalb du nun schmunzelst,
was ihn ein wenig beruhigt, denn deine
zerbrechliche Seite war unangenehm
für ihn, er hat's nicht so mit Tränen.

Ihr zuckt auseinander, der ruhige Moment erstickt im Keim, als etwas zu Boden fällt.
Ein Blumenstrauß, achtlos zerfällt er.

Aufspringend stellst du dich neben Jungkook,
dieser dreht sich über seine Schulter und erblickt zuerst den auf dem Boden liegenden Blumenstrauß, sieht dann in die Höhe.

„Ich danke dir ebenfalls, Jungkook.
Danke, dass du meine Freundin tröstest."


..Fortsetzung folgt..

well,
i guess
they're
busted

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