04

»wolltest du mich oder nur
deine Vorstellung von mir?«

EYES ON YOU

Mit dem Finger zögernd, verspürst du
den Drang, die von dir verfasste Nachricht abzuschicken. „Bist du bescheuert?!" reißt
Jungkook dir das Handy rechtzeitig aus
der Hand.

Zwei Tage sind vergangen, ihr sitzt im
Bus und seid auf dem Weg zur Uni.

Tag und Nacht hast du dir den Kopf
darüber zerbrochen, was du Taehyung schreiben sollst. Am liebsten hättest du
ihn direkt geschrieben, doch Jungkook
meinte, dass du mindestens zwei Tage
warten solltest.

Du verstehst diese Denkweise
nicht. Wieso nicht einfach direkt zeigen,
dass man jemanden mag? So wäre doch einfach alles viel einfacher.

Stirnrunzelnd liest er deine Nachricht vor.
„Hallo Taehyung, du bist mir schon immer aufgefallen und gefällst mir sehr. Nein, nicht nur weil du umwerfend aussiehst. Sondern auch, weil dein Lachen mich mitnimmt. Ich möchte dich eines Tages zum Lachen bringen.." weiter liest er nicht, er löscht
einfach alles mit einem Klick.

„Was soll das!" ziehst du scharf die Luft
ein „Du kannst dir nicht vorstellen, wie lange ich an dieser Nachricht gesessen habe.."

„Doch Y/N, ich kann es mir viel zu gut vorstellen. Und wenn du es abgeschickt
hättest, würde er es genauso sehen. Dann
wärst du für ihn nur das freaky Fangirl, die
ihn vergöttert. Sowas will doch niemand."
lacht er dich spöttisch aus, du siehst still
für eine Sekunde beschämt aus dem
Fenster des Buses. 

„Was.." holst du beruhigt Luft „schlägst
du denn sonst als Nachricht vor?"

In Rekordzeit tippt er was in dein Handy
ein, schickt es ohne dein Einverständnis ab. Die Augen aufreißend, reißt du es ihm aus
der Hand, liest dir die Nachricht durch.

»Hey Mr. Perfect« 9:40

Fassungslos schaltest du dein Handy aus,
nun ist es zu spät. „Das wars? Diese Nachricht ist extrem langweilig und klingt, als käme sie von dir und so weiß er doch gar nicht, wer
ihm schreibt." siehst du eure Haltestelle kommen.

Zusammen mit ein paar anderen Schülern steigt ihr aus, seht eure geliebte Universität auch schon vor euch. Mit deinen Händen richtest du deine Schuluniform, heute trägst
du sogar den Rock, anstatt der anderen Uniformhose.

„Ganz im Gegenteil, er wird genau wissen,
von wem die Nachricht kommt. Außerdem wirkt es verspielt und besonders. Du willst
doch nicht etwa langweilig sein?" lacht er
leicht, trägt immer noch seine Lederjacke,
auch wenn er die Schuluniform unter
dieser trägt.

Besonders.
Wenn du Jungkook betrachtest,
siehst du, dass er ebenfalls einzigartig ist. Wenn auch auf eine gefährliche Art und
Weise. Seine persönliche Art und Weise.

Antwortend schüttelst du den Kopf, er
nickt und lässt dich alleine. Um die Uhrzeit
zu checken, siehst du auf dein Handy. Mit
der Überraschung, dass Taehyung dir
bereits geantwortet hat.

»Wäre Mrs. Perfect dazu bereit, mir
ihren Namen zu verraten? Benötige diese Information für ein Schulprojekt..« 9:52

Ein breites Lächeln schleicht sich auf
deine Lippen, du bist in diesem Moment
viel zu aufgeregt, um klar denken zu können.

[...]

Wenn Taehyung sich im Spiegel betrachtet, denkt er nie darüber nach, ob er allgemein
gut oder schlecht aussieht. Noch nie hat er
darüber nachgedacht, ob er in den Augen anderer attraktiv ist oder eben nicht.

Natürlich, er interessiert sich für Mode und gibt sich stets Mühe mit seinem Aussehen.
Aber er tut es nie, um anderen zu gefallen.

Auch wenn ihm seine Freunde öfters
erzählen, dass viele Mädchen an ihm interessiert sind, fragt er sich nie,
woran das liegen könnte, er akzeptiert Mädchen, die bei ihm Schlange stehen, 
wie eine tägliche Nebensache.

Plötzlich blinkt sein Handy auf, schnell greift er nach diesem, um daraufhin eine Nachricht von Hoseok zu lesen. Und erst dann muss er seine Gedanken dabei erwischen, wie sie sich an die Hoffnung krallen, dass du ihm endlich antworten würdest.

Seit heute morgen habt ihr hin und
her geschrieben, doch seit einer Stunde
antwortest du nicht mehr.

Es ist schon spät am Abend, Taehyung
macht sich für eine Party fertig, auf die
er eher unfreiwillig geht. Seine Freunde zwingen ihn, er hätte darauf verzichten können.

Dennoch will er sie nicht enttäuschen,
macht sich auf den Weg, da es sowieso
nur zehn Minuten zu Fuß von seinem Apartment entfernt ist.

Mit seinen Händen in den Hosentaschen, betritt er das volle Grundstück, er ist einer
der spätesten Gäste, alle sind schon hier.

Aufpassend, dass kein Bier auf seine
Schuhe geschüttet wird, schlängelt er sich locker durch die Masse, die Musik bringt
ihn sogar ein wenig zum Tänzeln.

„Taehyung ist hier..." hört er weibliche Stimmen hinter sich tuscheln, er ignoriert
dies gekonnt.

Schon immer ist er sowas gewohnt,
zuerst war es sehr unangenehm
für ihn. Aber mit der Zeit wurde
es zur Normalität, zur Realität.

„Bro!" kommt ein Betrunkener auf ihn zu,
will ihm einen Becher in die Hand drücken.

Taehyung hat viele Bekannte, er versteht
sich mit jedem gut. Doch zu seinen wahren Freunden zählt er nur einen engen Kreis.

Denn niemals würde er jedem seine
Gefühle, Geheimnisse und privaten
Gedanken anvertrauen. Dafür ist er
viel zu misstrauisch und vorsichtig.

Als der Typ dann auf ihn zukommt, kann
Tae schon an dessen taumelnden Gang sehen, dass dies schlecht für sein Outfit ausgehen würde. Also stützt er ihn rechtzeitig, geleitet ihn zu einem Stuhl, wodurch Taehyungs
Hemd unversehrt von Flecken und der
Becher des Jungen voll bleiben.

„Vielleicht solltest du für den Rest des
Abends lieber Wasser trinken.." lächelt Taehyung leicht, nimmt ihm den Becher
weg und reicht ihm nach einer Minute
einen Becher mit Wasser.

„Danke.." säuselt der Typ, lehnt seinen
Kopf angestrengt auf seine Hand. Dann
trennen sich auch schon ihre Wege, Tae
findet sich durch diesen Vorfall verloren
mitten im Geschehen, mitten im vollen
Haus wieder.

Eigentlich ist er nicht der Typ Mann, der
sich in die Mitte einer Tanzfläche wagt.
Jedoch zieht er jetzt schon alle Blicke auf
sich, wird von einigen Mädchen erotisch
angetanzt.

Jeder andere Mann hier würde diese Aufmerksamkeit genießen, würde den betrunkenen Zustand der Mädchen
ausnutzen und mit ihnen tanzen, mit
ihnen so einiges anstellen. 

Dennoch rührt er sie nicht an, hält desinteressiert und respektvoll Abstand
zu ihnen, möchte die Tanzfläche verlassen.

„Geh nicht.." kichert eines der Mädchen, schmeißt sich praktisch an seine Brust.
„Du bist so schön.." säuselt eine Andere
in seine Richtung.

Tief holt er Luft, sieht zwischen ihnen
her. „Ihr seid alle schön, vergesst das nie."
redet er auf sie ein, sieht sie besorgt an.
„Doch durch Aktionen wie diese seid ihr
euch selbst untreu, ihr habt sowas nicht
nötig, wirklich nicht."

Sie alle kämpfen so verzweifelt um
seine Aufmerksamkeit. Etwas, was du
nur für dich hast. Denn seine Augen haben
dich erfasst, er sieht, wie du einige Meter
entfernt stehst, verloren umher schaust.

Heute bist du ebenfalls bei dieser Feier
dabei, denn deine gute Freundin Chelsea
feiert hier ihren Geburtstag. Du bist alleine
her gekommen, Jungkook hatte dir erzählt,
dass er später vielleicht noch dazu kommen
würde, was dich beruhigt hat.

Denn du wolltest nicht so alleine in der
Menge dastehen, doch nun ist dies der
Fall. Deine Freunde sind überall verteilt,
von Jungkook noch keine Spur. Die einzige
Person, die bei dir ist, ist dieser merkwürdige Typ, der dir seit einer halben Stunde folgt.

Jedoch schenkst du ihm keinerlei Aufmerksamkeit, du betrachtest dich selbst
in der Spieglung der Glastür vor dir. Dieses
schwarze Kleid sitzt perfekt an dir, Jungkook
hat es dir vorhin rausgelegt.

Auch wenn du hervorragend in dem Kleid aussiehst, gefällst du dir nicht. Auch wenn
dir heute schon Unmengen an Komplimenten dazu gemacht wurden, fühlst du dich unwohl in dem Kleid.

Am liebsten würdest du dich umziehen,
du kannst dich selbst in der Spieglung gar nicht mehr erkennen. Verträumt betrachtest
du dich immer noch selbst, deine Hände fahren über den Stoff des Kleides, während
der Typ dich weiterhin bequatscht, du ihn
völlig ausblendest.

Bis du durch die Glastür eine Gestalt
hinter dir erblickst, seine Anwesenheit verschlägt deine Sprache, deinen Atem,
deinen Herzschlag. Alles ist fort, nur für ihn.

„Du siehst wunderschön aus, Y/N."
flüstert er dicht hinter dir, sein Atem
streift deinen Nacken. Seine Augen sind
nur auf dich gerichtet, er spricht deinen Namen so vorsichtig wie möglich aus.

Sanft legt er seine Hand an deinen Arm, möchte dich zu sich drehen. Zögerlich lässt
du dies zu, blickst Taehyung nun in sein engelsgleiches Gesicht, siehst mit großen
Augen zu ihm hoch.

„Du gefällst mir sehr." fügt er schmeichelnd hinzu, du lächelst ihn nun sanft an.

Ihm gefällt, wie du aussiehst.
Also muss es doch egal sein,
wie du dich dabei fühlst?

„Und ich weiß nicht, wie lange ich es noch aushalten werden kann, dich nicht näher kennenzulernen.." fügt er hinzu, seine
Augen mit den deinen verankert.

Nein, dies ist keine Show, du hast ihn
wirklich verzaubert. Was auch immer es
sein mag, ein Instinkt sagt ihm, dass er
dich näher kennenlernen muss.

Nur weißt du nicht, welche Seite von dir
du ihm zeigen solltest, um ihm zu gefallen.

Jungkook wird dir helfen müssen, sofort.

..Fortsetzung folgt..

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