Rückblende *02.11.3500*
"Caro, wo bist duuu? Ich habe keine Lust mehr auf das Spiel. Komm raus!", rief ich laut durch den Flur.
Ich suchte meine Schwester schon seit 20 Minuten, hatte jedes Zimmer durchgeschaut und dennoch keinen Hinweis gefunden, wo sie sich befinden könnte.
Ich hasste das Verstecken Spielen.
Caroline fand immer neue, richtig gute Verstecke und war nie aufzufinden.
Mich fand sie schon immer nach ein paar Minuten. Genervt wollte ich mich schon in mein Zimmer verkrichen und Caro versauern lassen, da kam mir ein Gedanke.
Das Büro meines Dads.
Aber nein, ich durfte es nicht betreten. Das hatte mein Vater Caro und mir schon ganz früh eingebläut.
Seine Arbeit war und ist privat und nichts für unsere Augen. Bis jetzt kam ich auch noch nie in die Versuchung.
Aber was soll schon schlimmes geschehen?
Er würde es nie erfahren und ich würde auch nur ganz kurz reinschauen.
Meine Schwester kann nirgendwo anders sein und ich will doch nur einmal gewinnen. Selbst wenn sie nicht da sein sollte, war ich einfach neugierig zu erfahren, was das Besondere an dem Zimmer sein sollte. Ich überlegte noch kurz, aber dann nahm schon meine Neugier die Überhand.
Leise schlich ich zu dem Büro und legte mein Ohr an die Türe.
Nichts zu hören.
Ohne einen Ton zu machen, drückte ich die Klinke runter und öffnete die Türe.
Das Zimmer...
Ja das Zimmer war erstaunlich langweilig. Warum sollten wir hier nicht rein?
Es befand sich ein riesiger Schreibtisch aus Holz in der Mitte des Raumes, ein Stuhl dahinter. Bilder von Mum, Caro und mir und 2 überkreuzte blaue Fächer, verziert mit goldenen Lilien, hingen an der Wand. Ganz hinten in der Ecke stand ein Schrank.
Das Zimmer sah fast unbewohnt aus.
Kein Müll im Papiereimer und der Tisch war blitzeblank. Kein Staub weit und breit zu sehen.
Vorsichtig ging ich Richtung Tisch, schaute darunter, aber auch da war niemand versteckt.
Recht unkonzentriert blickte ich mich weiter um. Immer wieder schweiften meine Augen auf die Fächer.
Sie waren so wunderschön.
Vielleicht konnte ich sie wenigstens ganz kurz anfassen. Unwillentlich näherte ich mich ihnen. Irgendwas zog mich an.
Ich lief an dem Schrank vorbei und stand genau vor diesen blauen Schönheiten. Etwas tief in meinen Inneren zog sich zusammen und nur ein Gedanke war in verblieben.
Sie gehörten zu mir.
Ich griff gierig nach oben, als ich ein Rappeln im Schrank neben mir hörte.
Das Geräusch zerbrach den Bann und holte mich wieder in die Wirklichkeit zurück.
Vergessen waren die Fächer.
Ich lachte innerlich. Endlich hatte ich Caro gefunden.
Hah, jetzt hatte ich wenigstens einmal gewonnen.
Voller Vorfreude öffnete ich die Türen. Ich konnte gerade noch einen Blick auf mehrere schwarze Anzüge werfen, als etwas auf mich zukam und mir schwarz vor den Augen wurde.
Kurz bevor ich auf den Boden aufschlug, hörte ich den Flügelschlag eines Tieres.
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Mir war übel und schlecht.
Ich spürte unter mir mein weiches Bett. Eingerollt in einer Kuscheldecke lag ich dort reglos.
Meine Lider waren verklebt. Und trotz des großen körperlichen Aufwandes blieben meine Augen zu.
Ich konnte sie nicht öffnen.
Verzweifelt versuchte ich mich zu bewegen, doch auch das gelang nicht.
In weiter Entfernung erahnte ich ich leise Stimmen.
Ich wollte losschreien. Meine Stimme gehorchte mir aber nicht. Was war nur los?!
Mama, wo bist du? Caro? Was war nur passiert? Bin ich tot? Bitte lass es nur ein Alptraum sein.
ALEX VERDAMMT NOCHMAL WACH AUF!
Es ist alles nur ein Traum. Alles nur ein Traum!
Das Murmeln im Hintergrund wurde immer lauter und so langsam verstand ich einzelne Wortfetzen. Auch erkannte ich die Stimmen. Es waren Mum und Dad! Angestrengt lauschte ich dem Gespräch.
"Wie konnte sie in dein Zimmer gelangen, Lucian!", schrie meine Mutter Mirella Aaminah.
"Ich, ich weiß es nicht, eigentlich hätte sie es nicht schaffen dürfen. Aber Ella, sie ist stark. Gib ihr noch ein Jahr und ich kann sie nicht mehr...
Der Rest des Satzes ging durch ein lautes Scheppern und Gefluche eines Dieners unter.
Über was sprachen da bitte meine Eltern? Ich verstand nichts. Der Diener entfernte sich und ich konnte dem Gespräch weiter folgen.
"Lucian, das ist die einzige Möglichkeit. Dich braucht sie, ich bin entbehrlich. Wir wussten, dass es es so kommen kann. Sie haben Alexandra gefunden. Es gibt keinen anderen Ausweg mehr."
" Ella, wag es nicht! Ich schaff, dass nicht ohne dich. Ich liebe dich und ohne dich bin ich nichts mehr. Ich kann das nicht!", äußerte mein Dad verzweifelt. "Es war meine Schuld. Das musst du jetzt nicht ausbügeln.
Ich bermerkte wie Schritte immer näher auf mich zukamen. Ich zwang mich meinen Augen zu öffnen.
Natürlich klappte es nicht...
NEIN NEIN NEIN.
Was soll das!
Plötzlich spürte ich etwas Süßes, klebriges auf meinen Lippen. Ich leckte daran. Es schmeckte wie zuckersüße Erdbeeren.
"Schlaf Lexa, schlaf", flüsterte eine weibliche tiefe Stimme in mein Ohr.
Müdigkeit überfällt mich.
Die Schritte entfernten sich wieder.
Ich versuchte den vor bestehenden Schlaf zu entwinden. Kurz bevor ich wieder in das schwarze Nichts eintauchte, hörte ich meine Mum noch sagen:
"Rette sie. Du musst sie retten. Sie sind doch meine Kinder. Sie sind unschuldig. Versprech es mir Schatz, beschütze sie mit deinem Leben.
Egal was es kostet, egal ob sie dich hassen werden, helfe ihnen!"
"Ella", schluchzte mein Vater.
Ich schaffte es nicht mehr gegen die Müdigkeit anzukämpfen und fiel in einen langen, tiefen Schlaf.
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Am nächsten Morgen konnte ich ohne Probleme meine Augen wieder öffnen. Ich lag immer noch in meinen Bett. Neben mir meine Schwester.
Beste Freundin, Seelenverwandte und Ebenbild.
Ich stieg vorsichtig aus dem Bett, ohne meine Zwillingsschwester zu wecken und schlich leise ins Bad. Mein Kopf brummte.
Was war da gestern geschehen! Wer hatte mich in mein Bett gelegt und mir dieses Sirup auf die Lippen getan? Und was noch viel wichtiger war, über was hatten meine Eltern geredet. Was war so gefährlich in Dads Zimmer? Hatte ich mir das Flügelschlagen nur eingebildet?
Fest davon überzeugt Antworten zu erhalten, machte ich mich auf den Weg in den Speisesaal. Schon von weiten konnte man den Duft frischgebackener Pancakes riechen.
Mein Lieblingsessen.
Ich rannte die Wendeltreppe runter und die letzten Meter ins Zimmer. Dort saßen schon meine Eltern, aßen ihr Pfannkuchen mit Nutella und unterhielten sich lachend miteinander, als hätte das gestrige Gespräch nicht stattgefunden. Ich runzelte meine Stirn und wollte schon eine Frage ansetzen, da kam mir meine Mutter dazwischen.
"Lexa! Guten Morgen, du bist ja schon wach. Schatz, mach bitte nicht nochmal sowas wie gestern. Ich hatte richtig Angst um dich. Ich habe dir doch schon oft genug gesagt, dass du die Treppen nicht so schnell runter rennen sollst. Es war abzusehen das du ausrutscht und runterfällst."
Entgeistert schaute ich auf die sorgenvollen Gesichter meiner Eltern." Wie bite? Welche Treppe? Ich war doch in Dads.."
Bevor ich den Satz beenden konnte, redete mein Vater mir schon rein:" Ach, Alexandra, der Arzt hat schon gemeint, dass dir Erinnerungen fehlen könnten. Es war ein heftiger Schlag auf deinen Kopf. Zum Glück geht's dir anscheinend schon wieder ganz gut. Dr. Smith hat dir immer wieder ein höchstwirksames Sirup auf die Lippen geschmiert, das bei Gehirnerschütterung helfen soll. Du solltest keine Schmerzen oder Nebenwirkungen haben. Allerdings erhält man dadurch oft schlimme Alpträume. Wie geht's dir? Hattest du einen guten Schlaf?"
Ich verstand nichts mehr. War das alles nicht echt gewesen? Nur ein Alptraum. Vielleicht stimmte es ja.. Ich wäre schon öfters beinahe die Treppe runtergefallen. Und das Sirup hatte ich auf meine Lippen geschmeckt.
" Alexandra, ich glaub du stehst noch unter Schock. Setz dich doch erstmal hin. Es gibt dein Lieblingsfrühstück", strahlte mich mein Vater an und zeigte auf einen goldverzierten Stuhl. "Genau Lexa, lass es dir erst mal schmecken und dann hätte ich die schöne Idee mit dir und deiner Schwester heute zum Reiterhof zu fahren. Hättest du Lust? Ich weis wir hatten es erst für euren morgigen 11. Geburtstag geplant, aber ich würde gerne schon heute hinfahren. Na, hört sich doch toll an, oder? " erzählte Mirella freudig.
Ich nickte und setzte mich hin. Zu mehr konnte ich mich nicht zwingen. In meinen Kopf war ein richtiges Durcheinander.
Während des Essen stabilisierte sich mein Zustand langsam wieder und Vorfreude schoss in mir auf. Ich liebte den Reiterhof.
Jedes Jahr wünschten Caro und ich abwechselnd etwas zum Geburtstag. Dieses Jahr wollte ich unbedingt auf den Hof mit meiner Familie und unseren Angestellten eine Feier im Schuppen durchführen. Denn wir besuchten leider diesen nicht oft. Deswegen war es wunderbar, dass wir auch schon heute hingehen würden.
Vielleicht kamen dann im Laufe des Tages auch wieder meine Erinnerungen an den Sturz zurück.
Ich hatte gerade meinen dritten Pancake mit Nutella und Bananen verdrückt, als endlich um 12:00 Caroline Serafine von Handyhausen, meine Schwester, vollkommen verschlafen mit verstrubbelten Haaren ins Speisezimmer kam. Mit verkniffenen Augen schaute sie zur Mittagssonne und drückte ein leises "Guten Morgen" in Richtung unseren Eltern heraus.
Erst einige Sekunden später bemerkte sie mich. Sie riss die Augen auf und rannte wie vom Blitz getroffen auf mich zu: "Oh mein Gott Lexa dir geht es gut. Ich habe mir so Sorgen gemacht. Wir müssen nie wieder Verstecken Spielen, wenn du nicht willst. Als ich dich da auf den Boden sah, hatte ich so schreckliche Angst um dich." Sie umarmte mich fest.
Zuu fest. Ich bekam fast keine Luft mehr.
"Caro du drückst zu fest. "
Sofort ließ sie mich los." Tschuldigung. Ich hatte so Angst um dich. "
"Macht nichts. Hast du schon gehört wir gehen heute zusammen mit Mum zum Reiterhof", strahlte ich sie an. " Yeah ich esse noch und dann kann es von mir aus losgehen."
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Der Nachmittag wurde wunderschön. Trotz des Novembers strahlte die Sonne auf uns herab und es war angenehm warm. Wir verbrachten unsere Zeit mit den Pferden. Wir fütterten sie mit Bananen und striegelten sie sauber. Des Weiteren hatten unsere Diener alle benötigten Lebensmittel für ein Picknick mitgenommen. Es fühlte sich schon fast wie Geburtstag an. Mum erfüllte uns jeden Wunsch.
Zum Schluss lagen wir alle auf der Decke, schauten in den Himmel und suchten in den Wolken Tiere. Nach einiger Zeit machte ich meine Augen zu und genoss die Sonnenstrahlen auf meiner schneeweißen Haut.
Plötzlich wurde ich pitschnass und schrie erschrocken auf. Brrr war das Wasser kalt.
Ich sprang auf und versuchte dem Wasserstrahl zu entweichen. Vor mir stand meine Schwester mit einem Gartenschlauch. Ihr liefen vor lauter Lachen Tränen über die Wangen.
"Oh mein Gott Lexa du hättest dein Gesicht sehen müssen", sagte sie lachend und hielt ihren Bauch fest.
Ich nutzte die Chance und rannte auf sie zu und konnte ihr ohne Widerstand den Schlauch aus den Händen reißen. Ungläubig starrte sie mich an. "Nein Alexandra, wage es nicht." Schelmisch blickte ich zu ihr. Sie erkannte mein Vorhaben und rannte schreiend davon. Ich ging ihr hinterher und machte sie von Kopf bis Fuß nass.
Wie ein ein nasser Hund starrte sie Mum und mich an. Ich fing lauthals an zu lachen und selbst Mama, die Königin stimmte mit ein. Caro versuchte böse ihr Gesicht zu verziehen, aber auch bei ihr schlich sich ein Lächeln auf den Mund.
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Gegen Abend waren wir alle wieder im Palast. Voller Glückshormone über einen atemberaubenden Tag. Selten unternahmen wir so viel mit Mum.
Beide, Lucian und Mirella waren immer beschäftigt.
Ich wollte gerade die Treppe hoch in mein Zimmer gehen, als die Königin mir elegant entgegenkam. Sie schaute mich liebevoll an: "Gute Nacht, Schatz" und drückte mich an sich. "Lexa, ich liebe dich. Vergiss das nie."
"Weiß ich doch, Mum. Hab dich auch ganz doll lieb", erwiderte ich gerührt. Sie blickte mir tief in die Augen. "Meine wunderschöne Lexa", flüsterte sie traurig.
"Alles in Ordnung?", fragte ich verwirrt. Wie auf Kommando veränderte sich der Gesichtsausdruck Mirellas. Zurück war die Maske, das königliche eisige Gesicht, dass sie oft trug, wenn wir Besuch aus anderen Königreichen hatten.
"Es ist nichts, Alexandra, geh jetzt bitte ins Bett. Es ist schon spät", äußerte sie streng und entfernten sich von mir.
Irritiert stand ich vor der Wendeltreppe. Was war nur momentan los?
Erst mein angeblicher Unfall und dann hier dieses Gespräch. Irgendwas passierte um mich herum. Was wurde verheimlicht. Das Verhalten meiner Mutter war nicht normal.
Hoffentlich wird der morgige Tag trotzdem schön. Immerhin hatten wir unseren 11. Geburtstag.
Hätte ich gewusst, was am nächsten Tag passieren würde, wäre ich wohl nie schlafen gegangen. Ich wäre zu meiner Mutter gerannt. Sie abgehalten. Ihr es augeredet. Irgendwas gemacht. Aber es war geschehen.
Ich wurde aus dem Schlaf gerissen. Es wurde rumgeschrien.
Menschen rannten den Gang auf und ab. "Die Königin... Die Königin."
Ich kann im Nachhinein, nicht mehr sagen, was dann passierte. Das einzige was fest in meinen Gedächtnis eingebrannt ist, war das Bild meiner Mutter.
In der Küche.
Auf dem Boden liegend.
Mit einem Messer in der Hand und Blut auf ihrem geliebten weißen Nachthemd.
Meine Mum hatte sich umgebracht.
Selbstmord.
Was ich dabei gefühlt habe?
Ich weiß es nicht. Eine Leere hatte sich in meinem Körper eingenistet.
An ihrer Leiche saß genauso regungslos schon Caro und starrte auf den blutigen Fleck auf ihrem Bauch. In Mamas zusammengekniffener Faust wurde ein zerknitterter Zettel gefunden. Adressiert an mich und meine Schwester. Geschrieben in Mums einzigartigen, wunderschöner geschwungener Schrift. "Ich liebe euch. Passt auf euch auf."
Sonst stand da nichts.
Keine Erklärung. Keine Entschuldigung.
Nichts.
Das war zu viel für mich. Ich brach mit Tränen in den Augen zusammen. Ich konnte meine Gefühle nicht mehr kontrollieren. Ich war wütend, traurig und verzweifelt. Caroline und ich rannten in mein Zimmer und kugelten uns zusammen ins Bett und spendeten dem jeweiligen anderen Trost.
_____
Irgendwann versiegten meine Tränen. Es war keine Flüssigkeit mehr vorhanden. Ich fühlte mich vollkommen ausgelaugt.
Ich konnte nicht mehr und starrte nur noch an die Decke.
Caro neben mir war mittlerweile eingeschlafen und hatte einen entspannten Gesichtsausdruck angenommen. Immerhin eine von uns die gerade all dies vergessen konnte und einen Moment des Friedens gefunden hatte. Ich nahm die Decke zu unseren Füßen und legte sie über meine Schwester. Liebevoll schaute ich sie an.
Zum Glück hatte ich sie und ja eigentlich auch Dad.
Wo war er überhaupt?
Ich hatte ihn den ganzen Tag noch nicht gesehen und es war schon mittlerweile 16:00 Uhr. Warum hatte er sich nicht zu uns gelegt, uns in den Arm genommen. Er musste doch genau so fertig wegen dem Selbstmord sein wie wir.
Suchend lief ich im Palast herum, schaute im Schlafzimmer, im Wohnzimmer und im Garten nach. Die Küche vermied ich konsequent.
Auf keinen Fall wollte ich noch irgendwelches Blut oder ähnliches sehen.
Wohin wurde Mum überhaupt hingebracht?
Letztendlich fand ich Dad im Esszimmer. Die letzten Schritte rannte ich zu ihm und umarmte ihn fest. Ich erwartete, dass er mich in eine liebevolle väterliche Umarmung zog, doch nichts kam. Er blieb felsenfest sitzen, bewegte nicht mal seine Arme und blickte weiterhin einfach gerade aus zur Türe, so als wäre ich gar nicht hier.
"Dad?" Keine Reaktion. "Daaaad? "
Endlich regte er sich, so als wäre er aus einem tiefen Schlaf erwacht.
"Alexandra, was ist denn?"
"Ja Papa, das wollte ich dich gerade fragen... Wo warst du die ganze Zeit seit Mum sich.." da brach meine Stimme ab.
So frisch war das Erlebte, dass ich es einfach nicht in Worte nehmen konnte. Ich konnte es immer noch nicht fassen. Gestern erst hatten wir doch so einen schönen Tag gehabt. Wie hatten so einen Spaß. Warum hatten wir keine Anzeichen gesehen? Was war passiert, dass Mama keinen anderen Ausweg mehr gesehen hatte. Ich habe immer gedacht wir hätten keine Geheimnisse voreinander und würden uns alles anvertrauen. Gerade Dad hätte es merken müssen, sie waren doch so eng, so verliebt.
"Ich war hier", erwiderte Lucian. "Ich habe keine Ahnung, was ich gemacht habe. Ich weiß gar nichts mehr. Ich.."
Endlich zog mich er in eine Umarmung und schluchzte laut los. So blieben wir eine Weile lang. Als wäre ich die Erwachsene und Papa mein Kind.
Irgendwann fand ich wieder meine Stimme. "Papa was machen wir jetzt? Warum hat das Mum gemacht, war sie so todunglücklich mit uns? Oder...?
Mir kam wieder das Gespräch, das ich angeblich nur geträumt habe, in den Sinn:
________
"Lucian, das ist die einzige Möglichkeit. Dich braucht sie, ich bin entbehrlich. Wir wussten, dass es so kommen kann. Sie haben Alexandra gefunden. Es gibt keinen anderen Ausweg mehr."
"Ella, wag es nicht. Ich schaff, dass nicht ohne dich. Ich liebe dich und ohne dich bin ich nichts mehr. Ich kann das nicht", äußerte mein Dad verzweifelt.
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"Papa schau mir in die Augen und sag mir, dass ich vorgestern wirklich nur die Treppen runter gestürzt bin und danach durch das Medikament komische Träume erhalten habe. Ihr habt mich nicht in deinem Büro vor dem Schrank gefunden?"
"Alexandra, ich sag es dir einmal und danach möchte ich nie wieder auf das Thema zurückkommen. Du bist gestürzt und hast dir dabei den Kopf stark angestoßen. Nicht mehr oder weniger ist passiert", sagte Lucian streng.
"Und denk bitte nie wieder Mirella wäre unglücklich gewesen. Sie liebt euch.
Sie... Hat euch geliebt. Aber es gab Umstände, die dazu geführt haben. Sie konnte sie nicht anders."
Entsetzt schaute ich zu meinem Vater herunter." Welche Umstände?
War der Selbstmord von euch etwa geplant?!"
"Lass es bleiben. Es gibt Dinge um uns herum, die du nicht verstehst und ich will euch, deine Schwester und dich in Sicherheit wissen.
Umso weniger ihr wisst desto besser. Ich muss euch schützen."
Lucian stand auf und lief wie ein wild gewordenes Tier nervös im Saal auf und ab.
Er sagt immer wieder leise zu sich:" Ich muss euch schützen. Ich muss es tun. Ich muss euch doch beschützen! "
"Papa, jetzt sag mir sofort, was hier los ist! Ich will die Wahrheit. Vor was musst du uns beschützen?", schrie ich mit immer lauter werdenden Stimme.
Ein wütender Ausdruck erschien auf seinem Gesicht:" Alexandra Jasmin Luzie von Estrela, wag es nicht so mit dem König zu sprechen.
Geh jetzt in dein Zimmer. Ich habe viel zu tun und ihr beide werdet mir gehorchen. Es werden Regeln aufgestellt und Teile des Personals entlassen. Wagt es nicht dagegen etwas zu tun.
Und jetzt lass mich alleine, ich muss dafür sorgen, dass eine Mauer errichtet wird."
Ich sah zu meinen Vater und wollte etwas erwidern. Doch von ihm kam nur: "Geh jetzt!"
Durcheinander entfernte ich mich von dieser Person. Was war nur mit meinem Dad los?
Eine Mauer errichten lassen? Regeln?! Hatte er jetzt komplett den Verstand verloren?
Meine Beine bewegten sich weiter selbständig und ich verließ kopfschüttelnd das Zimmer.
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Der beste Geburtstag aller Zeiten kann man dazu nur sagen....
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Seit diesem Tag durfte keiner mehr von uns raus und keiner mehr rein.
Der Bau der Mauer wurde begonnen. Wir waren gefangen in einem goldenen Käfig. Versteckt und abgeschottet vor der Außenwelt.
Der König und seine engsten Vertrauten verbreiteten die Naricht, dass nach dem Tod der Königin die restliche Königsfamilie in einem Feuer ums Leben gekommen seien. Der Palast brannte ab.
Eine große Beerdigung mit leeren Särgen fand statt. Das Volk von Finja trauerte um uns. Unser Zuhause verwandelte sich in eine Gruft, von der es nicht erlaubt war sie zu besuchen.
Es dauerte aber nur ein halbes Jahr bis sich ein neuer König gefunden hatte. Ein entfernter Verwandter meines Vaters. Er zog in unseren 2. Hauptsitz, in der Hauptstadt Tagpuan ein, der sich näher bei den Finjanern befand.
Wir wurden vergessen. Die Welt drehte sich ohne uns weiter und wir vegetierten in unserem Zuhause.
Ohne je zu erfahren, warum.
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Tadaa. Ich hab es endlich geschaft weiter zu schreiben. *-*
Hoffe es gefällt euch.
Wäre ganz nett wenn ihr kommentieren könntet, ob ihr es soweit mögt oder ob euch irgendwas stört. Bin für Kritik offen👍🏼
Würd mich freuen wenn ihr ein Like da lässt🥰
Eure Susan
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