Kapitel 3 : *02.11.3510*


Entspannt lag ich auf dem blauen, großen Sofa in der Bibliothek, las mein Lieblingsbuch "Harry Potter und der Stein der Weisen" und trank heiße Schokolade.

Bestimmte hatte ich das Buch schon 10 Mal gelesen, doch jedes Mal aufs Neue faszinierte mich die Reihe. Vor allem der Part mit der Zauberei. Wie gerne würde ich "Lumos" sagen und das Licht würde automatisch angehen oder "Wingardium Leviosa" und ich könnte Dinge zum Schweben bringen. Ich glaub wie jeder anderer Fan, hatte ich auch auf meine Einladung nach Hogwarts gewartet. Wie schön wäre das gewesen.

Doch heute konnte ich mich schlecht auf das zu Lesende konzentrieren. Meine Gedanken schweiften wie ein Wolkenhauch durch meinen Kopf bis ich immer wieder auf die Geschichte mit dem Raben stoß. Der Rabe war doch da gewesen..
Gott, ich wurde echt noch verrückt. Schon das zweite Mal, dass ich Sachen sah, die sonst keiner mitbekommen hatte.

Verzweifelt schloss ich meine Augen und versuchte mich zu beruhigen. Doch das Bild des Raben wollte nicht verschwindnen.

Plötzlich hörte ich eine tiefe Stimme in meinen Kopf zu mir sprechen. "Komm zu mir!" Erst leise, dann immer bedrohlicher und lauter. "Komm zu mir!" Erschrocken riss ich die Augen auf und hoffte, dass damit das Gesagte verstummen werde, doch das war nicht der Fall.

"Komm zu mirrrrr!"

Mir wurde schwindelig und mir kam es vor, als würde der Raum immer kleiner werden. Die vier Wände schoben sich aufeinander zu und die Decke bewegte sich lansgam jede 10 Sekunden ein kleines Stück nach dem anderen, nach unten. Mit einem lauten Knall fiel der Kronleuchter runter und verfehlte mich nur um ein paar Zentimeter. Wie versteinert schaute ich auf das Heruntergefallene, unmöglich eine Reaktion auszuführen. Überall erschienen Risse. Der Schockmoment verflog abrupt und ich war wieder fähigen zu denken. Das war keine Einbildung.

Die Wände schoben sich zusammen!

Alles in mir war nur noch auf Flucht gepolt. Ich versuchte so schnell wie möglich zu Türe zu gelangen, doch ich kam nicht vorwärts. Meine Beine wollten nicht einen einzigen Schritt nach vorne machen und so saß ich auf dem Sofa fest. Panisch schaute ich mich um. Inzwischen hatte die Decke das erste Bücherregal erreicht, es knirschte, als es unter dem Gewicht zusammenbrach und sich hunderte von schweren Wälzern auf dem Weg machten - natürlich genau auf mich - zu fallen. Nicht möglich mich zu bewegen, schaute ich mit aufgerissenen Augen auf die fallenden Bücher. Ich wollte gerade meine Arme schützend vor mein Gesicht reisen, als ich schon einen dumpfen Schmerz am Kopf spürte. Etwas Warmes lief an meiner Stirn herunter. Ich strich mit meinen Finger drüber. Mein Blut.. Wieder knirschte es und das zweite Regal fiel um.

Kurz bevor es mich erreichte, versuchte ich noch ein letztes Mal mich in Sicherheit zu bringen. Doch ich schaffte es nicht mehr rechtzeitig. Mein letzter Gedanke war noch "Scheiße" und dann fiel ich in Ohnmacht.

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Ich sah ein weißes Licht und spürte etwas Weiches auf meinen nackten Beinen. Von der Ferne hörte ich wunderschöne Musik. War dies der Himmel? Vielleicht war Mum hier auch irgendwo.

Wären doch nur nicht diese schlimmmen Kopfschmerzen, ich würde mich hier pudelwohl fühlen. Ängstlich versuchte ich meine Extremitäten zu bewegen. Das Bein konnte ich ohne Probleme hin und her dirigieren. Arme fühlten sich auch gut an. Kopf war auch noch dran. Man hatte ich ein Glück.

Zögerlich öffnete ich die Augen, voller Grauen die gesamte Bibliothek zerstört zu sehen. Doch alles war normal. Ich lag noch auf dem Sofa, Harry Potter lag geöffnet auf meiner Decke und alle Bücher waren an Platz und Stelle. Regale standen auch noch alle.

Ich war wohl beim Lesen eingeschlafen. Puh, nur ein Albtraum und stoß die angestaute Luft aus. Das war ein Schock gewesen. Immer noch etwas angeschlagen stand ich vorsichtig auf.

Direkt vor meiner Nase lag in der Mitte des Zimmers ein aufgeschlagenes, dickes Buch. Hundertprozentig hatte sich dieses noch nicht befunden, als ich den Raum betreten hatte. Zögerlich hob ich es auf und sah mir die geöffnete Seite an. Mit Erstaunen las ich:

Die Geschichte der Majishan

Seit Anbeginn der Zeit lebten neben dem Homo sapiens noch eine friedliche, naturverbundene Rasse:

Die Majishan

Diese Wesen waren unterteilt in vier mächtige Clans:

Der Clan des Wassers, Ruwa
Der Clan der Erde, Roka
Der Clan des Feuers, Fajro
Der Clan der Luft, Aerajn

Eine Zeit lang lebten sie mit den Menschen in Harmonie zusammen. Sie brachten ihnen die Kunst der Fischerei bei, wie man ein Feuer entzündete, halfen ihnen Erfolge in der Landwirtschaft zu erhalten und schützten sie vor Taifune. Im Gegenzug zeigten die Menschen ihnen, was man alles mit der bloßen Hand machen konnte, ganz ohne Magie.

Doch Anfang des Jahres 1000 gab es Unruhen. Eine Gruppe von Erdmagiern fanden, dass Sie, die Majishan zu größeren bestimmt waren. Sie wollten nicht gleichgestellt mit den Menschen sein. Immerhin waren sie so viel stärker, älter und mächtiger.

So fingen sie an einzelne Dörfer anzugreifen, brachten diejenigen um, die sich widersetzten und die anderen nahmen sie als Sklaven. Sie wollten die komplette Weltherrschaft.
Immer mehr Majishan schlossen sich den Erdmagiern an, darunter viele Wassermagier. Der Homo sapiens hatte keinerlei Chancen gegen diese Naturgewalten. Es herrschte Chaos.

Massive Erdbeben löschten viele Leben aus und auf dem Meer war kein Fischer mehr sicher. Die Unterwassertiere fingen an verrückt zu spielen und griffen Unschuldige an. Es gab kein Entkommen. Viele von den Menschen hatten keine Hoffnung mehr in sich und unterwarfen sich den Majishan.

Doch endlich nach 2 Jahren erbittlichen, grausamen Krieges, im Moment als der Widerstand der Menschen komplett zusammenbrechen drohte, beschlossen die bis dahin neutralen Luft-und Feuermagjer sich für die Menschen einzusetzen.

Ausschlag gebend, waren die Ermordungen ihrer Könige Athair Ainmhithe und Teach Fon gewesen. Die 4 Töchter beider suchten Rache. Ein Auftragsmörder der Roka hatte die beiden heimtückisch mit Hilfe seiner Magie zu Tode geschlagen. Ein fataler Fehler. Voller Hass und Mordlust schafften die Frauen mit ihren Armeen den Kampf zu ihren Gunsten zu drehen.

Die feindlichen Majishan schafften es nun nicht mehr gegen die Stürme, den Feuerregen und die gebalte Kraft der übrig gebliebenen Menschen anzukommen. Um weitere Opfer zu verhindern, zogen sie sich zurück und kapitulierten. Der Krieg kam zu Ende.

Doch seit diesem Tag waren die Clans in 2 Lager gespaltet.
Auf der einen Seite Luft und Feuer, als Sieger und auf der anderen Erde und Wasser.
Die Verlierer.

Sie schlossen einen Vertrag, den beide schwörten niemals zu brechen.

Hier endete die Seite.
Gespannt blätterte ich um.

Für den Schokoladenkuchen brauchen Sie folgende Zutaten:

250g Mehl
Eine Tafel Schockolade
.....

Bitte was? Ich wollte jetzt doch keinen Kuchen backen.

Wo war der Rest der Geschichte?

Hektisch blätterte ich ein paar Seiten weiter. Zwischen den Seiten konnte man erkennen, dass wohl mehrere herausgerissen worden waren.
Enttäuscht schlug ich das Buch zu.

Der Titel lautete:
Schnelle und einfache Rezepte zum Backen.

Echt jetzt? Das war doch alles ein Scherz! Wie kam diese Geschichte der Majishan in dieses Buch? Und wo war der Rest?

___________

Okay, ich gab auf. Ich hatte seit 2 Stunden diese verflixte Seite gesucht. Aber Fehlanzeige! Nirgendwo war sie aufzufinden, nicht mal in der Biotonne und ja ich gebe zu, selbst dort hatte ich nachgeschaut. Schon der Gedanke daran ließ mich innerlich schütteln. Man war das eklig gewesen. Trotz hundertfachen Händewaschens und desinfizieren, stanken meine Hände immer noch nach einer Bananen-Wurst-Schimmel-Mischung. Bääh!

Fix und fertig zog ich mich die Treppen zu meinem Zimmer hoch. Was würde ich in solchen Momenten nicht alles für einen Fahrstuhl tun.
Keuchend öffnete ich meine Tür. Ich sollte wohl wieder intensiver Ausdauersport betreiben. In letzter Zeit hatte ich mich hauptsächlich auf meinen Muskelaufbau an meinen Oberkörper konzentriert. Ich war so kurz davor endlich das lang ersehnte Six Pack zu erreichen.

Mit schlapper Körperhaltung ging ich in das Zimmer rein und stockte voller Ekel in der Bewegung. Fassungslos nahm ich meine Hände vor den Mund, um den aufsteigenden Schrei aufzuhalten. Dies war aber nicht die beste Idee gewesen, da ich sofort wieder den grausamen Schimmelgeruch in der Nase hatte. Den Reiz meinen Mageninhalt direkt auf dem Boden loszulassen, konnte ich nur schwer unterdrücken. Schnell tat ich meine Hände wieder nach unten und stolperte ein paar Schritte nach hinten.

Direkt in meine Schwester.

"Uff Alex, pass doch auf", erwiderte sie mit neutralem Gesichtsausdruck. Doch sofort nach einem kurzen Blick auf meine aufgerissenen Augen bemerkte sie das etwas nicht in Ordnung war.

"Alexandra, was ist passiert?" Und legte besorgt eine Hand auf meine Schulter.

"Ich.."
Voller Hoffnung, dass ich mir wieder nur etwas eingebildet hatte, schaute ich in mein Zimmer auf den Boden. Doch es war immer noch da.

Diesmal schaffte ich es nicht mehr den Würgreiz runterzuschlucken und erbrach mich direkt auf Caros hübschen Kleid. Beschämt schaute ich zu einer fassungslosen Caroline.

Ein Moment herrschte Totenstille und man hörte nur das Tropfen der Essenreste vom Kleid auf ihre Schuhe.
"Oh mein Gott, es tut mir so unfassbar leid. Das wollte ich nicht."

Vollkommen panisch lief ich in das Badezimmer, holte nasse Waschlappen und fuchtelte wie verrückt mit ihnen an Caros Kleidung herum. Doch verbessern tat es die Situation nicht wirklich, es verschmierte nur alles. Meine Schwester hatte sich bis dato noch nicht ein einziges Mal bewegt. Sie war wohl unter Schock.

Langsam schlich sich ein Lächeln um ihren Mund. "Naja immerhin hast du mein Gesicht nicht getroffen. Aber boah Alex mach sowas bitte nie wieder. Das ist dermaßen eklig. Schlimmer geht's fast nicht." Und dann fing sie einfach lauthals an zu lachen.

In solchen Momenten liebte ich meine Schwester. Ich an ihrer Stelle wäre wahrscheinlich ausgerastet und hätte fluchend rumgeschrien. Sie blieb ruhig und lachte los. Zwar noch etwas irritiert von ihrer Rekation lachte ich zögernd mit, bis ich mich auch nicht mehr halten konnte und prustend meinen Bauch vor lauter Schmerzen festhalten musste. Caroline hatte einfach so ein fesselndes, lautes und lustiges Organ, dass man dem nicht widerstehen konnte und mitlachen musste. Einfach wegen den komischen Geräuschen, die sie dabei immer machte.

Voller Glücksgefühle wollte ich zusammen mit ihr in den Waschraum gehen, um das Kleid zu säubern und dann in die Waschmaschine zu tun, als mir wieder die Ursache meines Missgeschickes einfiel.

Ängstlich drehte ich mich langsam um und schaute genau in die leeren, toten Augen eines Raben.

Sein Kopf lag abgetrennt ein paar Zentimeter weiter im Inneren und überall waren schwarze Federn verteilt. Es sah so aus, als hätte ein Kampf stattgefunden, der mit grauenvollen Tod des Federviehs geendet hatte. Ohne ersichtlichen Grund wusste ich genau, dass dies der gleiche Rabe von heute morgen war. Gänsehaut breitete sich auf meinen gesamtem Körper aus. Was lief hier nur?

Ich näherte mich dem Tier und schaute fragend zu Caroline, die mir in mein Zimmer gefolgt war. "Wir müssen das hier irgendwie beseitigen. Kannst du mir einen Müllbeutel holen?"

Irritiert starrte sie mich an.

"Schwesterherz, was ist denn heute mit dir los? Was sollen wir beseitigen? Da ist doch gar nichts auf dem Boden!"

Das konnte doch jetzt nicht ihr Ernst sein. Da war doch direkt vor mir..

Nichts.

Wie bitte? Der Boden war komplett sauber, ohne jeglichen Federn oder abgetrennten Gliedmaßen. Entsetzt tastete ich den gesamten Untergrund ab. Nichts war zu fühlen. Alles war normal. Mir stiegen die Tränen in die Augen. Wurde ich krank? Warum sah ich überall Raben und sonst keiner? Völlig fertig blieb ich Sitzen.

"Du hast ihn schon wieder gesehen, oder Alex? Den Raben?", flüsterte Caroline besorgt. Zögerlich nickte ich. "Vielleicht brauchst du professionelle Hilfe. Dann kannst du Medikamente dagegen bekommen. Neuroleptika helfen da glaub ich gut."

Sofort erstarrte ich. Deutete da meine Schwester gerade ernsthaft an, dass ich vielleicht an Schizophrenie litt?!

Eine bekannte psychische Erkrankung bei der Bettoffene Halluzinationen haben konnten. Sie waren überzeugt, dass das gehörte körperlich fühlende echt war, obwohl es sonst keiner bestätigen konnte. Meist kristallisierte sich diese Krankheit zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Aber das konnte nicht stimmen. Visuelle Halluzinationen waren hierbei eigentlich nicht vertreten, nur in seltenen Fälle. Die Menschen hörten eher Stimmen, waren wahnhaft und hatten formale Denkstörung. All dies traf nicht komplett auf mich zu.

Darum erwiderte ich meinem Zwilling nur:
"Mach dir keine Sorgen, ich bin schon den ganzen Tag so dermaßen müde. Ist wohl der Schlafentzug. Morgen wirds mir schon wieder besser gehen."

Hoffentlich hörte sie nicht raus, dass ich nur schwindelte.

Sie musterte mich lange, bis sie endlich nickte. "Ok? Ist wirklich alles in Ordnung? Du weißt doch, du kannst mit mir über alles reden, Schwesterherz."

"Caro, es ist alles in Ordnung. Nur Mutters nahender Todestag macht mich etwas fertig. Mir wirds danach wieder besser gehen."

Verständnisvoll antwortete sie:

"Dann vergesse nicht dein Abendessen noch einzunehmen und dann gute Nacht und schlaf schön. Ich leg mich dann später zu dir."
Sie schaute auf die Uhr. "19 Uhr ist mir noch ein bisschen zu früh." Und ging raus.

Mit einem mulmigen Gefühl schloss ich meine Tür. Essen konnte ich nach der Aktion nichts mehr.

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Hii,

Sorry, dass es diesmal länger gedauert hat. Hab momentan Schule und deswegen nicht so viel Zeit zu Schreiben.

Hoffe es gefällt euch. Gibt mir doch gerne Rückmeldung.

Susan

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