Kapitel 5
'Du bist in Gefahr, Nia.
In großer Gefahr. ',
murmelte Mrs. Infusio in einem beängstigenden Tonfall.
Meine Hände wurden kalt und ich schluckte.
Also wollte tatsächlich jemand meine ganze Familie auslöschen, aus irgendeinem unerklärlichen Grund.
Ich wollte mir meine Angst nicht anmerken lassen, also sagte ich in dem Versuch, meine Stimme möglichst ungerührt klingen zu lassen.
'Das weiß ich schon.'
Es Misslang.
Meine Stimme brach, klang erschüttert, zu verletzlich.
Das ganze aus Mrs. Infusio's ernstem Mund zu hören, war einfach noch schlimmer, als meine dunklen Vermutungen.
Meine Tante legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter, aber auch ihre Hände waren kalt.
Mit einem Nicken forderte ich sie auf weiterzusprechen, obwohl ich das eigentlich gar nicht wollte.
Ich wollte nicht in Gefahr schweben, wollte noch nicht sterben.
Ich hatte nichts mit diesem Streit, dieser Verschwörung zu tun, hatte nie absichtlich Ärger heraufbeschworen. Wieso sollte ich dann bestraft werden?
Mein anderes Ich, mein mutiges, kaltes Ich übernahm und mein Gesichtsausdruck erstarrte zu Eis, als meine Tante weitersprach.
'Die Feinde, Gabe Hanwen und seine Armee, wollen dich wahrscheinlich umbringen.
Es ist ziemlich klar, dass sich etwas anbraut.
Dein Vater wurde umgebracht, deine Mutter ebenfalls, obgleich es keinen offensichtlichen Grund dafür gibt.' ,
tiefe Trauer schlich sich in die Stimme meiner Tante,
' Wir haben gestern Abend darüber gesprochen... Es scheint als wollten sie irgendwas von deiner Familie.'
Ihre Stimme war sanft mir gegenüber, aber das verbesserte die schrecklichen Worte kein bisschen.
Ich wollte dieses Gespräch so schnell wie möglich hinter mich bringen. 'Und?', fragte ich unruhig.
Mrs. Infusio sah mich bedrückt an, sie schien erwartet zu haben, dass ich weinte oder zusammenbrach, doch da würde ich sie enttäuschen.
Ihre steife Körperhaltung, die so gar nicht zu ihr passte, strahlte Unsicherheit aus.
Mir fiel kurz auf, wie gut ich Mrs. Infusio's Körpersprache lesen konnte. Sie war mir schon jetzt so vertraut. Vielleicht lag es ja daran, dass sie sich so ähnlich, wie meine Mutter hinstellte, bewegte und auch das Gleiche milde Lächeln besaß. Irgendwas hatte die beiden stark verbunden.
Früher, sonst hätte ich meine Tante wohl schon längst kennenlernen dürfen...
Ich verwarf auch diesen Gedanken, als meine Tante erneut anfing zu sprechen.
'Es ist so, dass wir nicht genau wissen, was die Bösen, wir nennen sie auch traditionel die Ausgeschlossenen, vorhaben. Auf jeden Fall geht es um ein Ritual, das habe ich ja bereits erwähnt, doch wir haben leider immer noch keine Idee welches.
Aus irgendeinem Grund kommst du ins Spiel, sofern man deinem... sprechenden Funken glauben schenkt.
Uns ist nicht klar, wie und wann, aber all diese Sachen sind mit deiner Familie zusammen passiert, sie müssen einen Fehler in der Vergangenheit gemacht haben.'
Das konnte doch nicht sein, wir waren eine gewöhnliche Familie gewesen.
Etwas anderes beanspruchte meine Aufmerksamkeit, zehrte an mir.
Nur durch mich, oder doch eher meine Eltern, entstand diese neue Gefahr für alle.
Ich war nicht nur mittendrin in dieser verworrenden Sache. Tatsächlich hatte mir meine Tante gerade erklärt, dass ich ungewollt im Mittelpunkt von allem war.
Wenn ich das richtig verstand, brachte ich diese ganze Schule in Gefahr, nur dadurch dass ich hier war.
Ich hielt praktisch ein Schild in der Hand auf dem Stand: "Feinde hierhin, hier lebt eine Miller".
Aber wieso denn ich?
'Entweder du musst... nun beseitigt werden, wegen irgendetwas, dass deine Eltern verursacht haben, vielleicht ein Geheimnis, das du wissen könntest, vielleicht auch einen Gegenstand, der vor den Ausgeschlossenen versteckt wurde, vielleicht etwas ganz anderes.
Oder sie wollen an deine Magie herankommen, um jemanden zu täuschen, denn die Kraft Illusionen zu erschaffen, ist durchaus nicht üblich.
Es könnte sogar sein, dass du zur Zeit die Einziege mit deiner besonderen Kraft bist.'
Meine Tante beendete ihren Vortrag, sackte ein wenig in sich zusammen.
'Es tut mir leid, dass du in all das hereingezogen wurdest.'
Wo war ich da nur hinein geraten?
Mein mutiges Ich sagte, ohne dass ein einzieges Gefühl in seinen Worten mitschwang:
'Es ist nicht deine Schuld. Früher oder später hätte es wohl passieren müssen.'
Mein echtes Ich wollte sich einfach nur wieder heulend im Bett verkriechen, aber das erlaubte ich nicht.
Mrs. Infusio blickte überrascht hoch. 'Du meinst Schicksal, nicht wahr?
Wie kommst du darauf?'
Eigentlich hatte ich nie an das Schicksal geglaubt.
Ehrlich gesagt tat ich es immer noch nicht.
Ich glaubte daran, dass man selber für sein Schicksal verantwortlich ist. Das man sein Leben mit jeder Entscheidung selbst beeinflussen kann und dass man für sein Glück selbst verantwortlich ist.
Und manchmal musste man verdammt hartnäckig bleiben, um das zu bekommen, was man wollte.
In der unangenehmen Pause, die entstanden war, musterte mich meine Tante fragend und mir fiel auf, dass ich nicht geantwortet hatte.
'Irgendeine Antwort muss es für all das geben.' , stellte ich zweifelnd fest, aber meine Stimme wackelte nicht.
Mrs. Infusio sah mich mit einer Mischung aus Trauer und einem gewissen Stolz an.
'Ich kann dich nur bewundern.', murmelte sie,
'Du bist so stark. '
Hätte sie gewusst, wie es in echt in mir aussah, hätte sie dies sicher zurückgenommen.
Sie bemerkte nicht, wie ich innerlich um Fassung kämpfte.
Sie konnte nicht fühlen, wie sehr ich Angst hatte...
Wie sehr mir mein neues Leben Angst einjagte und mich verschreckte.
Es kam mir so vor, als wäre ich unvorbereitet in einen niemals endenden, schwarzen Tunnel gefallen, aus dem es kein entkommen gab.
Nun wurde ihre Stimme dringlicher. 'Du musst auf dich aufpassen.
Sei vorsichtig und handle nicht unüberlegt.
Wir können dich nicht an die Ausgeschlossenen verlieren.
Das würde ich nicht zulassen.'
Ich hatte keine Ahnung, was ich auf diese persönlichen Worte sagen sollte.
Meine Tante wollte mich beschützen. Sie wollten mich alle beschützen.
Das hatte ich doch gar nicht verdient, mit nichts was ich getan hatte, hatte ich ihren Schutz verdient.
Sie waren die Kämpfer, schon ihr ganzes Leben lang.
Ich war einfach ein Mädchen mit Problemen und Sorgen, eines unter Vielen.
Plötzlich klingelte die Schulglocke und ließ mich zusammenzucken. Schuldbewusst, weil ich meine Tante die ganze Zeit aufgehalten hatte,wollte ich mich zurückziehen, doch schon nachdem ich ein paar Schritte nach draußen gemacht hatte, hörte ich, wie sie mir folgte. Sie ging ein paar Schritte hinter mir, schien mich von hinten zu beobachten.
***
Mrs. Infusio wendete sich von mir ab und schloss die Tür auf.
Eigentlich hatte ich in diesem Moment gar keine Lust auf Sally, jedoch lachte sie so laut, dass ich ihr einen fragenden Blick zuwerfen musste.
Sie kam näher zu mir, fast schon drohend.
Ich kniff die Augen zu Schlitzen.
Ihr Freund war nicht mehr bei ihr-dank Jen wahrscheinlich.
Hinter ihr standen dennoch zwei Mädchen. Ich kannte beide nicht und sie ignorierten mich ziemlich absichtlich, starrten an meinem Kopf vorbei in die Luft, als wäre da etwas wirklich Interessantes hinter mir.
'Was ist jetzt schon wieder?', fragte ich leicht verärgert.
Es war mir wirklich egal, worüber sie so gehässig lachte, aber die Drei versperrten mir den Weg in die Klasse.
'Ach Nia... Du bist so eine Streberin. Schleimst du dich heimlich bei den Lehrern ein?'
Ihre Stimme klang sehr belustigt, aber ich hatte keine Ahnung, worauf sie hinaus wollte.
'Wieso?'
'Na, weil du so oft bei Mrs. Infusio bist. Du kommst sogar mit ihr zur Klasse.'
Sally grinste mich höhnisch an, aber meine Miene veränderte sich kein bisschen. Was für ein Wunder, dass ich mit meiner Tante unterwegs war.
Sally suchte aber auch immer ein Streitthema, ohne mich war ihr sicher todeslangweilig.
Also sagte ich möglichst unschuldig: 'Nun, ich darf ja wohl wann ich will und so oft ich will mit meiner Tante reden. Kann ich jetzt durch?'
Perplex öffnete Sally den Mund, ich veekniff mir ein Grinsen und drückte sie aus dem Eingang weg.
Das eine Mädchen hinter ihr murmelte leise 'Baams', worauf Sally ihr einen vernichtenden Blick zuwarf. Selber Schuld!
Das bekam ich sicher noch zu spüren, Rache nahte, aber erst einmal war mir das egal, weil dieser kleine Sieg gegen sie hatte meine Laune wirklich ein bisschen gehoben.
Der Unterricht fing mit den Aufsätzen über die Kräfte an und ich bettelte die ganze Zeit, nicht dranzukommen. Glücklicherweise geschah dies auch nicht, was ich wohl dem Streit mit Sally verdankte, denn meine Tante dem Anschein nach nicht noch einml wiederholen wollte.
Die meisten der Vorträge waren kurz, langweilig und ohne viele Informationen, auch ich hatte Dank mangelnder Informationen nicht viel aufs Papier bringen können.
'Wir behandeln heute die Fabelwesen auf Seite 38. Das ist ein sehr interessantes Thema und es wird sicher vielen von euch gefallen.' Manche in der Klasse seufzte, aber ich freute mich tatsächlich. Geschichte war mein Lieblingsfach, weil alles so magisch, so unwirklich war, so neu für mich.
Früher hatte ich Fantasybücher mit außergewöhnlichen Fabelwesen geliebt ubd demnach blätterte ich rasch auf die Seite, die wir aufschlagen sollten.
Zwei oder drei Schüler riefen nacheinander: "Erster!", so schnell, wie sie es konnten.
Lustig.
Ich beobachtete währenddessen die Bilder von verschiedensten Fabelwesen, wobei ich manche sogar erkennen konnte.
Auf der linken Seite war ein cremefarbender Pegasus mit einer langen, weißen Mähne und großen, grazilen Flügeln.
Und den gab es wirklich?
Ich musste lächeln.
Daneben erstreckte sich ein großer, grüner Drache, der eine Schlangenartige Form besaß.
Okay... Das kam mir jetzt schon ein bisschen seltsam vor diese beiden Fantasywesen zu sehen. Ich war mir noch nicht ganz sicher, ob das ein Scherz war.
Diese Seiten sahen eher aus, wie aus Kinderbüchern.
Trotzdem schaute ich auf das nächste Tier. Es war ein riesiger, brauner Vogel mit spitzen, schwarzen Krallen. Er hatte unglaublich große Flügel, zumindest wirkte das auf dem Bild so. Ich versuchte den kleinen Namen daneben zu entziffern.
Rock.
Unter anderem konnte ich auch noch einen brennenden Phönix in warmen Rot und Goldtönen und eine winzige grüne Elfe, die recht menschlich aussah erkennen.
Die meisten anderen Tiere waren mir im Bild, so wie auch mit Namen unbekannt.
Bei einem Fabelwesen in der Mitte der Doppelseite blieb ich noch einmal hängen, ließ meinen Finger auf der Illustration verweilen.
Es war ein großer Wolf, schwarzes, dichtes Fell überzog ihn und seine Augen loderten in gelbem Feuer. Irgendetwas an ihm-vielleicht der harte Blick, brachte etwas in mir zum Zittern.
Ich hatte das schon mal irgendwo gesehen, krammte in all meinen Erinnerungen.
Es war einfach zu undeutlich. Vielleicht war er eine Statur gewesen oder ein Bild.
Diese Wölfe waren auf jeden Fall sehr stark und kamen von den Göttern.
Ein Teil in mir zog mich zu diesem Wolfswesen hin, wollte ihn sehen, berühren.
Schon dieses Bild war so anziehend und mächtig, hob sich von den anderen ab.
'Es sind sehr viele Fabelwesen. Alle sind jedoch selten und scheu, zum Teil auch vom Aussterben bedroht. Die meisten von euch kriegen gerade mal ein oder zwei dieser Wesen in ihrem Leben zu sehen, wenn ihr Glück habt.'
Mrs. Infusio ließ ihren Blick über die Klasse schweifen. 'Möchte jemand die Wesen aufzählen?'
Ein molliges Mädchen mit großen, blauen Augen meldete sich.
'Ja, Anastasia?'
Sie musste gar nicht in ihr Buch blicken und zählte die Namen eifrig, wie auswendig gelernt, auf.
Ihre Stimme war leise und hell, weshalb ich gut zuhören musste.
'Pegasusse, Drachen, Zentaure, Satyre, Kobolde, Phönixe, Rocks, Elfen und Fenriswölfe.'
Fenriswölfe.
Ich musste unbedingt mehr über diese Tiere herausfinden.
Sorgfältig schrieb ich den Namen an den Rand meines Heftes.
Meine Tante nickte Anastasia lobend zu. 'Richtig. Wahrscheinlich gibt es noch mehr Fabelwesen. Manche sind unbekannt oder sogar ganz ausgestorben. Diese hier sind nur die wichtigsten.'
Sie schrieb mit einer Kreide ein paar Aufgaben an die Tafel. 'Bearbeitet bitte diese Aufgaben. Ihr müsst nicht alle Geschichten der Fabelwesen auswendig lernen. Es wäre aber gut, zu wissen, was diese Tiere ausmacht und woher sie kommen.
Wer fertig wird, hat keine Hausaufgaben.'
Sofort fingen alle Schüler an zu arbeiten. Niemand wollte lästige Hausaufgaben machen.
Die ganze Zeit geisterte jedoch der Fenriswolf mit seinen glühenden Augen in meinem Kopf herum, denn der Gedanke mehr über ihn zu wissen, breitete sich wie eine Flutwelle in meinen Gedanken aus.
***
Endlich klingelte es zum Ende der letzten Stunde und Mr. Wieland ließ uns mit einem autoritären Kopfnicken nach draußen.
Ich beeilte mich meine Sachen zusammenzupacken, damit ich schnell zu meiner Tante gehen konnte, um mehr über meine Kräfte zu lernen.
Vielleicht machte das diesen doofen Tag ja doch noch etwas besser.
Ich eilte durch die Klassentür nach draußen, doch auf dem Flur rempelte Sally mich an.
'Upps! Das tut mir aber leid.'
Ich fiel nach vorne und versuchte mein Gleichgewicht zu halten. Dabei stolperte ich jedoch genau gegen Elle, die mich ebenfalls wegschubste.
'Fass mich nicht an!'
Dann konnte ich mich glücklicherweise an einem Schulspind festhalten.
Sally verdrehte die Augen und ging hocherhobenen Kopfes an mir vorbei. Ich wusste wirklich nicht, was ich gegen Sally's Wut auf mich machen konnte und sie wurde von Mal zu Mal fieser.
Als ich endlich vor der Tür von Mrs. Infusio's Büro ankam, atmete ich noch einmal tief durch, bevor ich zaghaft anklopfte.
Ich wollte nicht schon wieder, meinen ganzen Ärger an ihr auslassen.
'Ja?',erklang die Stimme meiner Tante.
Ich öffnete die Tür und trat ein. 'Hallo.'
Meine Stimme hatte sich wieder beruhigt.
Bald war dieser Tag vorbei.
Leider hatte ich vergessen meine Gedankenkraft bei Jen anzuwenden. Genauer gesagt hatte ich mich seit gestern gar nicht mit ihr unterhalten. Es war so viel passiert und vor der Schule war ich ja bei meiner Tante gewesen.
Wir fingen an Illuisionen zu üben, denn ich musste noch so viel Zeit aufholen.
Wenigstens die Grundlagen sollte ich in den nächsten Wochen beherrschen lernen, sodass wir den ganzen Nachmittag übten.
Ohne Erfolg.
Irgendwann gab selbst meine Tante auf und ich sackte enttäuscht in mir zusammen.
'Ich bin einfach unbegabt in meiner Kraft. Ich kann gar nichts.', murmelte ich eher zu mir selbst.
Jeder hätte es besser gemacht, hätte wenigstens einen geringen Erfolg verzeichnen können.
'Aber nein. Das war deine zweite Stunde. So schnell kann man es einfach nicht lernen. Ich war schon überrascht, dass du das Gedankenverschicken so schnell konntest.', sagte Mrs. Infusio.
Ich war mir sicher, dass sie das nur sagte um mich aufzuheitern.
'Das Erschaffen von Illusionen ist sicher sehr schwer.
Da hilft nur weiterüben und nicht aufgeben.
Wenn es einer schafft dann du, Nia.', Wenig überzeugt nickte ich ergeben.
Ein ganzer Tag geübt für nichts, was eine Zeitverschwendung.
Ich schwieg missmutig.
'Morgen gehen wir noch mal frisch und enthusiastisch ans Werk.'
Na sicher.
'Vielleicht haben wir ja auch etwas übersehen.'
Sie eilte zu ihrem Tisch und holte ein dickes, violettes Buch.
Dabei wusste ich, dass der Fehler nicht in ihren Büchern lag.
Er lag bei mir.
Ich konnte es nicht.
Das fühlte ich in mir drin.
Ich schulterte meine Tasche, doch meine Tante war noch nicht fertig. Schon erwartete ich noch etwas über meine geheimnisvolle Kraft zu hören, aber sie begann ein ganz anderes Thema, ein Lächeln auf ihren vollen Lippen kündigte das bereits an.
'Die meisten Schüler hier kennen die Schule seit sie klein sind.
Es gibt hier gewisse Regeln.
Damit du dich genauso gut zurecht findest, dachte ich, dir könnte jemand helfen.
Ich habe dich und Jennifer im Deutschunterricht zusammen gesehen.
Für mich sah es so aus, als hättest du schon eine Freundin gefunden.
Also habe ich sie gefragt, ob du sie dir nicht mal die gesamte Schule zeigen will und sie hat zugesagt.
Ist das okay?'
Die Schule erkunden mit Jen?
Ja, das war super.
Ein flüchtiges Grinsen zog über mein Gesicht.
'Klar, das ist eine gute Idee.'
Ich wollte gerade gehen, da hielt mich Mrs. Infusio mit einer Handbewegung ein weiteres Mal zurück.
'Warte bitte noch.'
Mit der ungeduldigen Frage, was denn jetzt noch war, drehte ich mich wieder um.
'Du hattest gestern Sportunterricht, nicht war?'
Ja und das sollte sie auch wissen, weil sie eine Kopie meines Stundenplanes hatte.
Also worauf wollte sie hinaus?
'Du hast sicher bemerkt, dass unser Sportunterricht das Kämpfen beinhaltet.'
Ja, das hatte ich gemerkt, danke für die Info.
Und beinhaltet hieß dann wohl, dass Sport hier mit Kämpfen gleichzusetzen war und das alle Schüler kleine Kampfmaschienen waren und es schier unmöglich war, den Umgang mit dem Schwert aufzuholen.
Doch auch daran hatte Mrs. Infusio gedacht.
'Die anderen kämpfen schon ihr ganzes Leben lang, es dient zur Verteidigung, zum Schutz.
Da du diese Erfahrungen leider nicht so leicht nachholen kannst wie schulisches Wissen, benötigst du Extratraining, ich denke, dass du das bereits gemerkt hast.
Deswegen habe ich den besten Kämpfer unserer Schule gefragt, ob er dir Kampf-Nachhilfe geben kann.'
Ich war mir sicher, dass ich diese Nachhilfe dringend bräuchte, allein schon, wenn ich ein Schwert richtig halten wollte.
Angesichts des Gespräches heute Morgen war es wohl überlebenswichtig zu kämpfen.
'Wenn es sein muss, dann mache ich das natürlich.', stellte ich fest und fragte neugierig, 'Wann finden diese Stunden den statt und wie heißt der Lehrer den?'
Mein Stundenplan würde eindeutig um einiges voller werden.
Mrs. Infusio schob sich die Brille auf der Nase ein Stückchen höher, was für mich kein gutes Zeichen darstellte.
'Ich weiß nicht, ob du ihn kennst.
Sein Name ist Luis Forst.'
Ungewollt flog mir das Bild seines Gesichtes durch den Kopf.
Das würde die Blamage des Jahrhunderts werden.
Trotzdem freute sich ein winziger Teil von mir darüber, dass er mein Lehrer werden würde.
Jen würde mich töten, wenn sie davon erfuhr.
'Nein, er ist mir nicht bekannt.', log ich, warum auch immer.
Zu meiner Verteidigung kannte ich ihn eigentlich auch nicht, ich hatte ihn nur kurz gesehen und etwas über ihn gehört.
Das Wort Kennen konnte man verschieden definieren.
'Seine Zusagen erfolgte ziemlich überraschend.'
Woran das nur liegen mochte...
Das konnte ja heiter werden.
Um ein längeres Gespräch über Luis zu vermeiden, denn meine Tante auch nicht besonders zu schätzen schien, ging ich zur Tür und öffnete sie ruckartig.
'Bis dann.'
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top