Wir versuchen den undurchdringlichen Wald zu durchdringen
Wir brauchten sogar nur etwas länger als einen halben Tag bis zum Beginn des Waldes. Trotzdem begann es bereits zu dämmern, als wir unser Ziel erreichten. Deshalb schlug Arkin vor die Nacht noch außerhalb des Waldes zu verbringen, zu unserer eigenen Sicherheit. Wir alle waren uns einig, dass wir nur solange wie unbedingt nötig im Wald bleiben wollten.
Die ganze Zeit drangen unheimliche Geräusche aus dem Wald. So konnte ich kaum schlaf finden. Mal hörte es sich wie ein lautes Stöhnen an, mal wie ein menschlicher Schrei an. Manchmal normale Tier Geräusche und dann wieder ein Ächzen. Allerdings konnte ich nicht genau sagen, wie viel ich davon mir nur einbildete. Ich begann zu überlegen ob es wirklich so schlau gewesen war diesen Weg einzuschlagen, und nicht den längeren zu nehmen. Zu allem Überfluss fing es in der Nacht auch noch an zu regnen.
Am nächsten Morgen stand ich pitschnass und mit einem mulmigen Gefühl im Magen auf. Luag und Thalin schien es nicht anders zu gehen, sie sahen ein wenig blasser um die Nase aus, als sonst. Um Glück hörte der regen wieder auf und die Sonne ließ sich noch ein letztes Mal blicken.
Doch als wir den Wald betraten, wurde es mit einem Mal deutlich dunkler. Eben hatte noch die Sonne spärlich geschienen, und jetzt drang fast kein Licht mehr durch das Gestrüpp. Auch die unheimlichen Geräusche wurden lauter, sie klangen fast noch unheimlicher als schon vorher. Außerdem wuchsen hier nicht so viele Bäume, eher Ranken, Lianen und Sträucher, dafür sehr, sehr hohe. Gleich als wir losgingen, verpasste mir ein Dornenbusch einen großen Kratzer, an meinem rechten Bein. Ärgerlich stampfte ich weiter durch das Gestrüpp. Thalin war noch schlechter dran als ich. Dank seiner Tollpatschigkeit, verfing er sich wirklich überall und fiel ab und an sogar auf die Nase. Doch ich war echt froh ihn dabei zu haben, durch ihn fühlte ich mich gleich viel sicherer. Ich weiß, dass hört sich komisch an, doch es war so.
Thalin schrie mal wieder auf, er war über einen Ast, direkt in die Brennnesseln gestolpert. Fluchend stand er auf und klopfte sich denn Dreck von der Kleidung. Danach rieb er sich schmerzend die Hände. So hatte sich jeder mit der Zeit einen Kratzer geholt.
Wir mussten unseren Weg mit Schwertern und Messern freischlagen. Anders würden wir es nicht schaffen, durch den Wald zu kommen. Es wurde nach und nach immer dunkler, und auch die Pflanzen immer dichter. Schon bald, sofern ich das sagen konnte, hatte ich jegliches Zeitgefühl verloren. Was unteranderem auch zur Folge hatte, dass jeder von uns die Orientierung verloren hatte. Unser einziger Anhaltspunkt daran, dass wir vorangekommen waren, bestand darin, dass inzwischen auch ein paar Bäume auszumachen waren. Sehr große Bäume wohlbemerkt.
Daraufhin beauftragte Arkin Luag, den Wald nach dem Weg zu fragen. Es gab eine Magische Formel, die es einem ermöglichte mir Pflanzen aller Art zu kommunizieren. Die Pflanzen waren gezwungen mit einem zu sprechen jedoch nicht einem zu helfen, aber man konnte sie im Zweifelsfall immer noch erpressen, sei es damit, dass man eine Metallplatte auf ihre Wurzeln legt. Pflanzen kannten sich zumeist viel besser aus was die Umgebung betraf, denn auch sie kommunizierten untereinander über ihre Wurzeln.
Nachdem Luag eine Weile mit geschlossenen Augen dagestanden und sich konzentriert hatte, schlug er seine Augen wieder auf.
„Und? Was sagen die Bäume", fragte Thalin.
„Nichts", antwortete er.
„Wie nichts?"
„Sie reagieren nicht auf meine Magie, heißt das."
„Wie kann das sein?", fragte ich.
„Anscheinend können sie hier nicht sprechen."
„Kennst du noch etwas anderes was vielleicht wirken könnte?", fragte Arkin.
„Ja, ich probiere es aus, habt einen Moment Geduld."
Nach einem Augenblick, der mir ewig vorkam, schüttelte Luag den Kopf.
Ich versuchte eine Feuerkugel zu beschwören.
„Feuer funktioniert auch nicht", meinte ich.
„Genau so wenig wie Luft", das war Sonia.
„Wasser ebenso wenig", stellte Arkin fest.
„Muskelkraft schon", entgegnete Thalin.
„Jetzt haben wir die Wahl", meinte Arkin, „entweder wir versuchen den Weg zurück zu finden, oder wir gehen ihn weiter. Mir erscheint die erste Lösung besser, da wir gar nicht wissen wo Norden ist. Wer ist dagegen das wir zurückgehen?"
Niemand sagte etwas.
„Dann ist es entschieden", sagte Arkin, „wir gehen zurück."
Wir drehten uns um 180°, und gingen den Weg zurück. Das Problem bestand darin, dass wir nach langer Zeit immer noch nicht den Rand des Waldes erreicht hatten.
„Ich hab schon von Anfang an gesagt, dass wir hier nicht rein sollten", beschwerte sich Thalin.
„Nun, ich schätze wir haben uns verirrt", stellte Sonia mit gleichgültiger Stimme fest.
„Seht doch", rief Luag aus, „da hinten hängt ein Stück Stoff. Hey, das stammt von mir. Dort bin ich hängen geblieben kurz bevor wir beschlossen haben umzukehren. Wir sind im Kreis gelaufen!"
„Das ist nicht gut...", meinte Thalin, „Wieso klettern wir nicht einfach einen Baum und schauen wo wir sind?"
„Weil die Bäume unter dir zusammenbrechen würden", antwortete Sonia schnippisch.
Etwas freundlicher meinte Arkin: „Dir ist vielleicht aufgefallen, das die Äste erst ab einer Höhe von ungefähr 20 Fuß wachsen. Dementsprechend können wir nicht hinauf klettern. Selbst wenn du dies schaffen würdest, sind ab dieser Höhe die Äste und Blätter so dicht, das du da nicht durchkommen würdest."
Mist. Diese Idee war mir nämlich auch grade gekommen. Stattdessen schlug ich etwas anderes vor.
„Warum markieren wir nicht einfach wo wir schon überall langgelaufen sind?", schlug ich vor. „Wir könnten Stoffstreifen an die Pflanzen binden, dann wissen wir immerhin wann wir falsch sind, und wo wir nicht noch einmal lang laufen müssen."
„Das hilft uns zwar nicht weiter den Weg nach draußen zu finden, kann aber für später nützlich sein", stimmte Arkin mir zu. „Schafe, das wir das nicht von Anfang an gemacht haben..."
Als erstes durfte ich ein Stück von meinem Saum opfern um es an das Gestrüpp zu binden, danach war Sonia dran.
So machten wir eine ganze Weile weiter bis Arkin meinte er wurde langsam müde und wir sollten unser Lager aufschlagen. Ich stimmte ihm voll und ganz zu, auch wenn sich ein Teil von mir dagegen sträubte hier zu schlafen.
Wir mussten lange mit dem Gestrüpp kämpfen, bevor wir überhaupt eine halbwegs freie Fläche zum Schlafen geschaffen hatten. Auch danach war es noch sehr unangenehm zu liegen.
Aber immerhin konnte sich hier im Wald niemand heimlich vom Lager entfernen, ohne zu riskieren sich zu verlaufen.
Wieder einmal verbrachte ich eine Nacht mit nur wenig Schlaf. Ich schreckte immer wieder hoch, bei den kleinsten Geräuschen. Zurzeit als Arkin Wache hielt und ich aufschreckte, bemerkte er mich.
„Na, kannst du nicht schlafen?"
Ich nickte.
Dann komm und setz dich zu mir. Ich muss dir etwas erzählen."
Neugierig setzte ich mich neben ihn.
„Weißt du noch, als uns dieser Bär begegnet ist? Als Luag so ähnlich wie er gebrüllt hat?"
Wieder nickte ich, das war kurz nach meinem Besuch bei der Wahrsagerin gewesen. Ein Bär hatte unseren Weg gekreuzt und wollte uns angreifen. Doch Luag hatte wie ein Bär gebrüllt und daraufhin war er wieder weg gerannt.
„Auch wenn es sonst den Anschein hat, du würdest jeden Zauber kennen, wirst du diesen nicht gekannt haben."
Er hatte mal wieder Recht. Ich hatte ihn wirklich nicht gekannt.
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Das Kapilel habe ich argentolupo gewidmet, für ihr schönes Kommi und da sie für jedes Kapitel das Sternchen gedrückt hat...
Und da du meintest ich soll weiter schreiben: das Kapitel ist für dich!
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