6.Aufgabe

Sie wissen einfach nicht, wer ich bin

„Es war so anders, und doch so gleich hier.", dachte sich Tom, als er alleine am Tisch der Slytherins sein Buttertoast aß. Es war ihm heute Morgen schon aufgefallen. Die vier schlafenden Jungen um ihn herum, deren leises gleichmäßiges Atmen durch den Raum hallte, erinnerten Tom an das Waisenhaus. Doch fühlte es sich trotzdem anders an, nur vor einer Stunde im Schlafsaal wollte ihm einfach nicht einfallen, woran dies lag. Aber jetzt, wo er die tratschende Menge um sich herum beobachtete, wo er im hellen Licht der Morgensonne den Ausdruck auf ihren Gesichtern sah, viel es ihm auf.

Alle hier waren glücklich. Anders als im Waisenhaus, wo er die ausgedörrten Gesichter der kleinen, jammernden und schreienden Kinder anblicken musste. Sie widerten ihn schon immer an. Kinder, die von Eltern abgestoßen worden waren oder deren Eltern es nicht schafften in dieser Welt zu überleben und dem Tod zum Opfer fielen. Eltern wie diese waren Schwächlinge. Nichtskönner! Dann fiel Tom immer wieder ein, dass seine Eltern genauso schwach und dumm waren. Dennoch war er anders, als all die anderen Kinder im Waisenhaus. Er spürte es. Es musste mit seinen Vorfahren zu tun haben und jetzt nach elf elenden Jahren der Unwissenheit hatte er endlich die Möglichkeit herauszufinden, wer diese waren.

„Tom?",riss ihn eine einfühlsame Stimme aus seinen Gedanken. Er schluckte den letzten Bissen seines Toasts runter und drehte sich dann um. Hinter ihm stand sein Hauslehrer Professor Slughorn, der Tom einen Zettel hinhielt „Hier ist dein Stundenplan, Tom.". Tom nahm das Pergamentblatt, auf dem der Stundenplan abgebildet war und betrachtete ihn.

Doch er kam nicht dazu ihn sich genauer anzugucken, denn Professor Slughorn beobachtete ihn. Als dieser Toms Blicke bemerkt, fragte er jetzt mit besorgter Stimme: „Ist alles in Ordnung Tom?" „Sicher, Sir", erwiderte Tom, „Sollte etwas nicht in Ordnung sein?" Er blickte dabei Professor Slughorn direkt in die Augen und dieser schien sich ein wenig unbehaglich zu fühlen: „Nunja...warum sitzen sie denn nicht bei ihren Klassenkammeraden?" Kurz überlegte Tom und sagte: „Das ist ganz logisch Sir. Sie wissen einfach nicht wer ich bin, aber ich kann ihnen versichern, dass sie es bald erfahren werden und dann werden sie schon alle zu mir kommen." Verdattert schaute Professor Slughorn ihn an und deutete dann auf die restlichen Stundenpläne in seiner Hand: „Nun gut, Tom. Ich muss dann jetzt mal weiter. Wir sehen uns nachher im Unterricht."

Einige Stunden später fand Tom sich am Selben Platz wieder. Diesmal aber nicht alleine. Also eigentlich schon, doch er spürte die Blicke seiner Klassenkammeraden auf sich, die ihn argwöhnisch betrachteten und er nahm auch Neid und Erstaunen in ihnen war. Ja, so waren Menschen, wenn sie nichts von einem wussten hielten sie einen für überflüssig, wenn man sie dann jedoch ins Staunen überbringt, können sie einfach nichtmehr von einem ablassen.

Eben gerade hatten sie Zaubertränke bei Professor Slughorn und Tom hatte es mit seinem perfekten Zaubertrank geschafft sie alle zu beindrucken. Selbst Professor Slughorn, der ihm 15 Punkte schenkte und ihn zu dem, unter den Slytherins sehr begehrtem, Slugclub einlud.

Von diesem Augenblick an war er kein Niemand mehr, niemand hielt ihn mehr überflüssig. Ihm wurde wohl bei dem Gefühl von anderen beachtet und von den meisten sogar beneidet zu werden. Also stand er auf blickte über sie alle hinweg und dachte sich: „Ich werde euch noch viel mehr zeigen"

Nachmittags hatten sie Verwandlung bei Professor Dumbledore und Tom setzte sich als Einziger in die letzte Reihe. Zuerst erzählte Dumbledore etwas über Verwandlungen und dann durften die Schüler selbst tätig werden und sollten ein Streichholz in eine Nadel verwandeln. Schon nach wenigen Versuchen gelang es Tom, doch seine Mitschüler waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass sie Toms Erfolg bemerkten. Allerdings bemerkte Tom, dass Professor Dumbledore ihn kurz musterte. Doch anstatt Tom zu seinem Erfolg zu gratulieren, wandte er einfach seinen Blick ab und gab jetzt dem Rest der Klasse Ratschläge.

Entgeistert stand Tom auf und ging zu dem Regal hinter ihm. Dann nahm er sich ein Buch raus und tat so als würde er lesen. Er wollte, dass Dumbledore zu ihm kam, ihn lobte und Tom wollte die Begeisterung in seinen Augen sehen. Aber Tom wusste seit ihrer ersten Begegnung im Waisenhaus, dass Professor Dumbledore anders war, als alle anderen, denn im Gegensatz zu ihnen ließ er sich einfach nicht beeindrucken und genau aus diesem Grund verachtete Tom ihn.

Tom wartete die ganze Zeit darauf, dass ihn jemand Ansprach, aber Dumbledore hatte allesamt mit seinem Unterricht gefesselt. Doch endlich, kurz vor Ende der Stunde, bat Professor Dumbledore ihn vor der gesamten Klasse die Verwandlung auszuprobieren. Glücklich, wieder alle Blicke auf sich gezogen zu haben schritt er aufrecht nach vorne.

Dort legte er eine einwandfreie Verwandlung hin, wobei seine Mitschüler ihm laut applaudierten. Selbstgefällig sah er auch Dumbledore seine Hände klatschen. Die Klasse wurde wieder still und Tom machte sich auf sein Lob bereit. „Das hast du sehr gut gemacht, Tom", begann Professor Dumbledore, „Eine wahrhaft außerordentliche Leistung, mein Junge. Trotzdem muss ihr dir leider fünf Punkte für Slytherin abziehen.". Tom rutschte ein empörtes „Wieso?" raus und auch seine Mitschüler aus Slytherin protestierten lautstark. „Ruhe!", rief Dumbledore: „Lieber Tom, es reicht nun mal nicht nur aus begabt zu sein, es erfordert viel mehr, als nur ein guter Umgang mit dem Zauberstab, um ein guter Zauberer oder eine gute Hexe zu werden. Dies möchte euch allen hier von Anfang an klarmachen."

Dann beendete Dumbledore die Stunde und alle bis auf Tom verließen das Klassezimmer. Er ging zu Professor Dumbledore und sah diesen erwartungsvoll an. „Tom ich habe dir bereits alles gesagt. Wissen allein reicht nie aus. Jetzt geh bitte zum Abendessen.", sagte Professor Dumbledore mit seiner ruhigen Stimme. Langsam wurde Tom wütend: „Aber Professor...!", Dumbledore unterbrach ihn, jetzt mit ernster Stimme: „Geh Tom oder muss ich dir noch weitere Punkte abziehen?".

Wütend stampfte Tom aus dem Klassenzimmer und dachte sich: „Dir werde ich es noch zeigen! Ich werde es euch allen zeigen!".

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