14. Du...
Heute würde sie ihm endlich begegnen. Dem wahren Mann, hinter der Maske von Edmond Montague. Ein Kribbeln machte sich in ihrer Magengegend breit. Nervös sah sie zu Naomi. Diese lächelte ihr aufmunternd zu. „Keine Angst, er ist mindestens genauso aufgeregt wie du."
Sie atmete tief durch und hinterfragte nicht, woher Naomi ihr Wissen nahm. Stattdessen versuchte sie all ihren Mut zusammenzunehmen.
„Wir sollten gehen", forderte Naomi sie auf.
„Darf ich dich um was bitten?", wollte Hermione wissen. Naomi lächelte ihr zu. „Alles was du willst."
„Er... er hat mich gebeten, dass ich die Augen schließe, wenn wir uns das erste Mal gegenüberstehen", versuchte sie zu erklären, „kannst du mich zu ihm führen."
Naomi griff nach ihrer Hand und sah ihr tief in die Augen. „Das ist süß, weißt du? Ich bin fast ein bisschen neidisch. Junge Liebe ist etwas so wunderbares, wenn sie erwidert wird."
Hermione nickte. „Danke." Sie spürte wie eine Gänsehaut sie heimsuchte. Dann schloss sie die Augen und ließ Naomi sie führen. Sie spürte, wie sich der Halt von Naomis Hand veränderte, als sie kurz vor Edmond stand.
„Ich lasse euch zwei Turteltauben jetzt allein. Dieser Moment gehört nur euch." Das waren Naomis letzte Worte, bevor Hermione die sich entfernenden Schritte hörte.
Irgendwann waren nur noch sie und Edmond da. Sie konnte seinen schweren Atem hören. Dann berührte sie etwas, vorsichtig an der Seite. Sie lächelte. Bisher waren es nur ihre Avamagi gewesen, aber diese Berührungen gehörten ganz ihr. Sie trat näher zu ihm und lehnte sich an ihn. Er war groß und schlank. Sie vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter und atmete seinen Geruch ein. Er roch nach altem Holz, stellte sie fest. Es war ein angenehmer Geruch, wie er auch in Bibliotheken vorherrschte.
Seine Hände wanderten um ihre Taille zu ihrem Rücken und drückten sie an ihn. Sie konnte spüren, wie er sein Gesicht in ihren Haaren vergrub. Es brachte sie zum Lächeln. Er war es, daran gab es keinen Zweifel. Sie konnte spüren, wie sich ihre Seelen berührten.
Für einen Moment hielt er inne. Dann durchfuhr ein Zittern seinen Körper, er bebte geradezu, als er sie immer fester und fester an sich drückte. Die Intensität seiner Gefühle überwältigten sie.
Sie schob ihn sanft von sich, hob ihren Kopf und sah ihm ins Gesicht.
Es war, als hätte jemand einen Eimer Eiswasser über ihrem Kopf geleert.
Sie trat einen Schritt zurück. Seine Hände fielen kraftlos nach unten, als sie den Halt an ihrem Körper beraubt wurden.
Ein weiterer Schritt zurück. „Nein", ihre Stimme klang erstickt. Er antwortete nicht, sondern starrte sie nur aus geweiteten Augen an.
„Nein", kam es erneut von ihr. Sie schluckte, als sie sich einen weiteren Schritt von ihm entfernte. Schnell griff sie nach ihrem Zauberstab und hielt ihn zwischen sich und Malfoy. Er konnte nicht Edmond sein. Er durfte es nicht sein. Nicht er! Jeder, nur nicht er!
Aber die Realität veränderte sich nicht.
War sie vor ein paar Minuten noch voller Erwartung gewesen, fühlte sie sich jetzt leer an. Sie schluckte den Kloß hinunter der ihr im Hals steckte. „Ich erwarte, dass deine Hauselfen sich morgen im Ministerium melden. Ansonsten lasse ich dein verdammtes Manor von Auroren stürmen", sagte sie tonlos.
Im nächsten Moment disapperierte sie.
Sie apparierte am Grimmauldplatz. „GINNY!" Es war das letzte Wort, das sie herausschrie, bevor sie in haltloses Schluchzen ausbrach.
Ginny kam die Treppe herunter. „Du wirst nicht glauben, wer 'Magical Blind Dating' leitet. Ich hatte die ganze Zeit Recht..." Erst jetzt erkannte sie Hermiones Zustand.
„Bei Merlin", sie hastete zu ihr, „was ist passiert."
„Malfoy", brachte Hermione irgendwie in ihrem Heulkrampf hervor.
„Was hat der Arsch getan?" Ginny drückte sie an sich. „Harry wird ihm dafür den Kopf abreißen."
„Edmond", sie schaffte nicht mehr als zwei Silben. Weder ihr Gehirn noch ihre Lunge machten mehr mit.
„Hat er ihn angegriffen? Ist er in Gefahr? Ist er verletzt? Wo ist er? Hermione, rede mit mir, sonst können wir nicht helfen!", die Dringlichkeit in ihrer Stimme, ließ Hermione nach Luft schnappen.
„Edmond ist Malfoy", brachte sie schließlich hervor. Es war, als würde sie mit diesem Satz alle Energie verlieren. Ginny fing sie auf.
„Oh Scheiße...", murmelte diese und zog Hermione in Richtung der Couch, „du musst dich erst mal beruhigen. Dann kannst du mir alles erzählen."
Ginny brauchte lange, bis Hermione sich soweit beruhigt hatte, dass sie sich die schlimmsten Ereignisse von der Seele reden konnte.
„Ich hatte sogar Sex mit ihm", kam es angeekelt von ihr. Sie verzog ihr Gesicht und schüttelte sich. „Ich komme mir geschändet vor..."
Ginny kommentierte es nicht aus, sondern streichelte Hermione zärtlich über den Kopf. „Beruhige dich. Die Drachenmilch ist bereits verschüttet. Es hilft nichts mehr, jetzt noch darüber zu jammern. Aber wir werden es ihm heimzahlen, versprochen."
Hermione hickste vor Dankbarkeit.
^*^*^*^
Draco war nur Sekunden nach Hermione disappariert und im Manor wieder aufgetaucht.
„Jotti! Totti! Packt eure Sachen. Ihr müsst morgen ins Ministerium."
Beide Hauselfen apparierten vor Draco. „Was ist mit Nana und Jette?", wollte Jotti besorgt wissen.
„Die bleiben im Nest. Ich bin kein Monster... ich...", er fuhr sich mit der Hand über sein Gesicht, „ich hab nur keine Kraft mehr zu kämpfen. Aber ich schwöre dir, dass Nana und Jette nichts passieren wird."
Der Hauself vor ihm nickte ihm zu. „Danke Master Draco."
Draco schüttelte nur seinen Kopf. „Es ist meine Pflicht dafür zu Sorgen, dass es ihnen gut geht." Er biss seine Zähne zusammen. Dann sah er auf.
Das Manor hatte sich in den letzten Tagen verändert. Er und Blaise hatten dafür gesorgt, dass es heller wurde. Große Fenster sorgten für viel mehr Licht und weißer Marmor erinnerte an das alte Rom. An Diana. Nein, nicht Diana, Granger.
Sein Blick wanderte zu einer Figurengruppe aus zwei Statuen, die sich küssten. Es war das Herzstück des Eingangs geworden. Blaise hatte ihm geholfen, die Avamagi von sich und Diana in belebtes Marmor zu verwandeln. Sein Zauberstab senkte sich. Ein Bombarda sprengte die Statue seines eigenen Avamagi.
Beide Hauselfen disapparierten bei dem Knall sofort.
Dann richtete Draco seinen Zauberstab auf Diana, die ihn mit schreckgeweiteten Augen panisch anblickte.
Seit seinem ersten Date mit ihr, hatte ihn die Angst verfolgt, dass sie ihn hassen würde, sobald sie wusste, wer er war. Er schluckte, als die Statue versuchte, sich mit ihren Armen zu schützen.
Aber erst, als er sie in den Armen hielt, hatte er sie erkannt. Als sich sein Gesicht in den Wust an Locken vergrub, wusste er, dass die letzten Sekunden zwischen ihm und Diana, nein, Granger, gerade vergingen.
Er hatte es gewagt ihr zu glauben... zu hoffen... und noch, als er sie in den Armen hielt, waren all seine Träume an der bitteren Realität zerschellt.
Dann senkte er seinen Zauberstab. Er konnte es nicht. Konnte nicht einmal einer verdammten Statue von ihr etwas zu Leide tun. Er wünschte sich fast, dass sie von ihrem Podest herabsteigen würde um ihn zu küssen, wie Hermione es in Shakespeares Wintermärchen getan hatte. Und doch... das Wintermärchen war eben genau das gewesen. Ein Märchen.
Er jagte den Bombarda, der sich in seinem Zauberstab aufgebaut hatte in den Boden.
Steinsplitter flogen wie kleine Geschosse durch den Raum. Er spürte, wie sie ihn verletzten. Blut und Tränen vermischten sich in seinem Gesicht. Es spielte keine Rolle.
„Alter, was machst du?", ertönte eine Stimme hinter ihm. Draco drehte sich um und starrte Blaise böse an. „Du wusstest es", warf er ihm vor. Blaise kommentierte es nicht. Natürlich wusste er es! „ Du wusstest die ganze Zeit über, dass es Granger war und du hast mich ins Messer laufen lassen." Er gestikulierte mit den Händen. „Einfach so zum Spaß!"
„Draco", sein bester Freund kam langsam auf ihn zu, „komm wieder zu dir. Ich wollte nur das Beste für dich."
„Das Beste?", schrie Draco ihn an, „weißt du was? Das Beste ist, wenn ich nie wieder etwas von dir höre. Verschwinde Blaise."
„Hör mir zu Draco... Daphne ist zu Grangers Apartment appariert. Sie wird mit ihr reden. Sie hat mir versichert, dass Granger bis über beide Ohren in dich verliebt ist."
Draco sah ihn höhnisch an. „Granger hasst mich. Wenn sie in wen verliebt war, dann in Edmond Montague, einen Mann, der nie existiert hat. Mich hat sie immer gehasst, wird sie immer hassen", schnarrte er.
„Beruhige dich verdammt", Blaise kam auf ihn zu. Draco hob seinen Zauberstab und richtete ihn drohend auf seinen Freund. „Noch einen Schritt näher und ich garantiere für nichts mehr. Du warst derjenige, der mir ein Messer in den Rücken gerammt hat. Verschwinde. Ich will dich nie wieder sehen."
Blaise seufzte laut auf. „Okay... okay... Gib Bescheid, wenn du dich wieder halbwegs gefangen hast." Und mit diesen Worten disapperierte er.
Draco sah noch einen Moment auf die Stelle, an der er gestanden hatte. Es war besser, wenn er Blaise nie wieder traf. Er wollte ihn nicht mit sich in das Loch ziehen, das ihn verschlingen würde.
Er schloss die Augen für einen Moment. Nachdem er sie wieder öffnete suchten seine Pupillen nach dem Nächsten Opfer seiner Zerstörungswut. Er würde zuerst das Manor zerstören und anschließend sich selbst.
^*^*^*^
„Hermione, ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht!" Die Angesprochene sah Naomi ausdruckslos an.
„Spar dir deine Lügen. Ich weiß alles! 'Blind Magical Dating' ist nichts anderes als eine anonyme Sexvermittlung. Wieviel hat Malfoy eigentlich gezahlt um mich zu ficken, Greengrass?"
Naomi erbleichte. „So ist es nicht..."
„Wie ist es dann?", wollte Hermione wissen, „ihr habt mich also nicht von hinten bis vorne verarscht? Willst du mir erzählen, dass es reiner Zufall war, dass Malfoy und ich ein Date hatten? Willst du mir wirklich erzählen, dass es keine verdammte Slytherinintrige war?"
Greengrass schwieg und das Schweigen war Hermione Antwort genug.
„Hätte ich gewusst, dass es eine Partnervermittlung von Zabini und dir ist, hätte ich mich nie darauf eingelassen. Wenn es nach euch ginge, würdet ihr immer noch in der Vergangenheit leben. Ihr, das reine Volk, das andere behandeln kann wie es will. Was ist schon ein Crutiatus hier oder da, nicht wahr? Muggelstämmige wie ich sind ja sowieso nichts Wert. Ihr ändert euch wirklich nie..." Sie hätte es wissen müssen, als sie die Frage nach dem Blutstatus gelesen hatte.
Greengrass Gesicht war hart geworden bei Hermiones Vorwürfen. „Weißt du was?", ging nun auch sie auf, „du bist diejenige, die in der Vergangenheit lebt und nicht sehen will, dass andere dir helfen wollen. Du glaubst, wir haben dich ausgenutzt? Blaise hat einen seiner besten Freunde dazu überredet, mit dir auf ein Date zu gehen! Und du hast ihn einfach fallen lassen, wie einen löchrigen Kessel." Sie schnappte nach Luft. „Wir waren diejenigen, die dir vertraut haben. Und die Entscheidung, dass du mit Malfoy gefickt hast, wie du es ausdrückst, war immer noch deine eigene! Du bist wirklich alt genug um selbst zu entscheiden, mit wem du ins Bett steigst."
Hermione wirbelte herum und jagte Daphne einen Stupor entgegen. Doch diese disapparierte, noch bevor sie der Fluch erreichte.
Hermione biss die Zähne zusammen. Dann zog sie sich schweigend um, ging ins Bett und weinte in ihr Kopfkissen.
^*^*^*^
„Wie lief's bei dir?", wollte Blaise wissen. Daphne antwortete ihm nicht, sondern flüchtete stattdessen in seine Arme und weinte an seiner Brust.
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Schlagt mich nicht, es geht noch weiter ;)
Hier definitiv nicht zu Ende ;D
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