Kapitel 6
Antonia ging zielstrebig durch den Wald. Da war die Hütte. Dafür, dass sie von ein paar Jugendlichen gebaut wurde, war sie ziemlich stabil und, abgesehen von der fehlenden Einrichtung, bewohnbar. Momentan war sie allerdings ohne Bewohner. Für Antonia war diese Hütte ein Zeichen. Jetzt musste sie links abbiegen. Und da wurde sie auch schon erwartet. "Hallo Elli", sagte sie. "Antonia", erwiderte Elli, "Mit guten Nachrichten, hoffe ich?" "Je nachdem", antwortete Antonia, "Ich gehe. Montag ist mein erster Schultag in Dingenskirchen. Aber mein Timing könnte nicht besser sein. Ich habe Informationen, die sicher nicht nur dich interessieren."
Sie gingen zu siebt zu der Adresse. Auf den Klingelschildern stand nirgends der Name Ehrlich. "Hätte mich auch gewundert", kommentierte Niko. "Und jetzt?", fragte Katrin. Luna drückte auf die Klingel mit dem Namen Lyrie. "Was machst du?", fragte Joel. "Ich weiß nicht", antwortete Luna, "Das war ganz automatisch." Die Tür gab ein Summen von sich, welches verriet, dass sie nun geöffnet werden konnte. Joel drückte die Tür auf. "Dann mal rein", sagte er. Sie gingen einfach mal die Treppe hoch. Die Wohnungstür der Familie Lyrie stand offen. Eine Frau stand da und schaute interessiert, wer da kam. Mit einer Schar Kinder hatte sie sicher nicht gerechnet. "Wer seid ihr denn?", fragte sie. "Wir suchen jemanden", erklärte Joel, "Wohnt hier irgendwo in dem Haus ein Mädchen mit dem Namen Elli?" "Hier wohnt überhaupt keine Elli", antwortete Frau Lyrie, "Und an Kindern wohnt hier auch nur meine Tochter Delia." Es machte sie sichtlich traurig, über ihre Tochter zu sprechen, vor allem als sie sich verbesserte: "Wohnte." "Was ist denn los?", fragte Katrin. "Delia ist verschwunden", gestand Frau Lyrie, "Vor 2 Jahren schon." "Vor 2 Jahren?", fragte Joel, "Vor 2 Jahren ist eine Freundin von uns verschwunden. Alles, was wir haben, ist der Name Elli Ehrlich und diese Adresse. Und jetzt erfahren wir, dass genau hier vor 2 Jahren ein Mädchen verschwunden ist. Das ist mir zu viel Zufall." "Was ist denn damals passiert?", fragte Katrin. "Besonders viel weiß ich nicht", erwiderte Frau Lyrie, "Sie hatte so eine Phase, in der sie gar nichts gesagt hat. Das hat kurz nach ihrem siebten Geburtstag angefangen. Sie war die ganze Zeit in ihrem Zimmer und hat irgendwas an ihrem Computer gemacht. Manchmal ist sie nicht mal zur Schule gegangen. Ihren achten Geburtstag hat sie nichtmal gefeiert. Kurz nach ihrem achten Geburtstag wollte sie eine Freundin besuchen und da dann auch übernachten. Sie ist nicht zurückgekommen. Ich weiß nicht, was sie das Jahr über gemacht hat. Nur, dass sie viel am Computer war und manchmal auch telefoniert hat." Katrin drängte sich an Frau Lyrie vorbei in die Wohnung. "Wo ist ihr Computer?" "Erste Tür links", antwortete Frau Lyrie. Katrin ging in den Raum, schaltete Licht an und setzte such direkt an den Computer. "Passwort?", fragte sie. "Wenn ich das wüsste", erwiderte Frau Lyrie. Luna ging ebenfalls in das Zimmer und auch die anderen folgten. Völlig automatisch hob Luna das Mauspad hoch. Darunter lag ein Zettel.
Passwort: 3+3=9
"Du machst mir Angst, Luna", kommentierte Linda. "Muss sie nicht", erwiderte Katrin, "Das Passwort ist falsch." "Es ist ja nicht mal eine richtige Rechenaufgabe", fügte Joel hinzu. "Natürlich", erkannte Luna. Sie gab das Passwort ein und bestätigte. Der Computer war entsperrt. "Darf sie mir jetzt Angst machen?", fragte Linda. "Wieso?", erwiderte Luna, "Katrin hat das Passwort gesagt." "Das Passwort ist Falsch?", fragte Katrin. "Ja", antwortete Luna, "Die Rechnung ist ja auch falsch." Katrin hatte mittlerweile den Chat gefunden, den sie dort vermutet hatte. "Sie sagten, Delia wollte eine Freundin besuchen und da dann übernachten?", fragte sie. "Ja", antwortete Frau Lyrie. "Dann hat sie vermutlich gelogen", stellte Katrin fest, "Sie hat mit Lara geschrieben." "Dann ist Delia Elli Ehrlich?", fragte Joel. "Sieht so aus", antwortete Katrin, "Aber ich verstehe das nicht. Warum sollten die beiden verschwinden?" "Im Chat steht nichts dazu?", fragte Luna. "Nein", antwortete Katrin. "Vielleicht haben die beiden telefonisch was besprochen", überlegte Frau Lyrie, "Wie gesagt, Delia hat auch telefoniert." "Aber Lara nicht", widersprach Katrin, "Delia muss mit jemand anderem telefoniert haben." "Fragt sich bloß, mit wem", fügte Linda hinzu.
Als nächstes wollten sie zu Antonia. Otto kam nicht mit. Er musste dringend nach Hause. Die Sonne war schon am untergehen, als Leon ihnen die Tür aufmachte. "Wir wollten zu Antonia", erklärte Linda, nachdem sie sich gegrüßt hatten. "Die ist nicht da", erwiderte Leon, "Die wollte noch etwas im Wald erledigen. Sie müsste aber gleich zurück sein." "Dann warten wir", bestimmte Niko und drängte sich an Leon vorbei. Sie gingen ins Wohnzimmer. "Ihr werdet ja immer mehr", kommentierte Leon. "Wieso?", fragte Luna, "Du hast doch mitbekommen, dass Joel jetzt zu uns gehört." "Und Katrin?", fragte Leon. "Ich bin einfach so dabei", antwortete Katrin. Sie wollte ihm wohl nicht erzählen, was los war. Musste sie auch nicht. "Und wo ist Otto?", fragte Leon, "Der gehört doch auch zu euch." "Otto musste dringend nach Hause", erklärte Luna. "Mich wundert es, dass der noch kein Gehalt bekommt", sagte Leon. Kurz Stille. "Wisst ihr schon, dass ich da auch ab morgen wohne?", fragte Leon. "Du?", fragte Gaby. "Ja", antwortete Leon, "Ich will nicht die ganze Zeit umziehen. Ich stelle Freunde über Familie und ich will nicht ständig Freunde zurücklassen, bloß weil Antonia von der Schule fliegt." "Antonias Strafe trifft dich auch", stellte Gaby fest. "Wenn es nur das wäre", erwiderte Leon. "Also stimmt es, dass sie dich schlägt", fragte Linda. Normalerweise sollte man sowas nicht fragen. "Ich weiß schon, dass viele das sagen", erwiderte Leon, "Und es stimmt, ja." "Du warst auch verletzt, als ich dich mit Norra und Antonia gesehen habe", erkannte Katrin. "Ich habe im Schach gewonnen", erklärte Leon, "Wenigstens beim Schach bin ich ihr überlegen." "Ich kann halt nicht vorausdenken", sagte Antonia, die unbemerkt dazugekommen war, "Leon, könnten wir uns kurz unter 4 Augen unterhalten?" Leon nickte. Die beiden gingen in einen benachbarten Raum. Sobald die Tür zu war, ging Gaby zu der Tür und lauschte. Die anderen schauten auch interessiert dahin. "Du weißt dass das Leben kein Schach ist?", hörte Gaby Antonia fragen. "Ja", antwortete Leon. "Und du weißt, dass ich dich überwachen werde", sagte Antonia als nächstes. "Ja", antwortete Leon. "Glaub bloß nicht, du wärst mich los", drohte Antonia, "Niemand erfährt, wer ich wirklich bin! Du weißt, was passiert, wenn du es jemandem erzählst." "Du erinnerst mich regelmäßig daran", antwortete Leon, "So schnell vergesse ich das nicht." "Gut", sagte Antonia, "Du kannst wieder zu deinen Freunden." "Sie wollen zu dir", erwiderte Leon. Gaby ging wieder zurück und setzte sich wieder aufs Sofa. Leon und Antonia kamen raus. "Ich muss noch weiter packen", sagte Leon, "Tschüss!" Er ging in sein Zimmer. "Was wollt ihr?", fragte Antonia. "Weißt du, was mit dem Kristall passiert ist?", fragte Joel, "Johanna hatte ihn nicht mehr, nachdem sie ihn eingesetzt hat." "Das weiß ich auch nicht", antwortete Antonia, "Sie hat ihn eingesetzt, dann kam diese schwarze Welle oder was auch immer das war, da musste ich wegschauen. Als ich wieder hingeschaut habe, lag sie am Boden und der Kristall war weg." "Also war der Kristall einfach weg?", fragte Gaby. "Du glaubst mir nicht", erkannte Antonia, "Ich weiß auch nicht so ganz, was passiert ist. Vielleicht hat sie ihn weggeworfen, nachdem sie ihn eingesetzt hat." Zögernd fügte sie noch hinzu: "Oder es hat mit diesen Fehler zu tun, den sie gemacht hat." "Du meinst, der Kristall könnte gar nicht mehr existieren?", fragte Luna. "Ich weiß es nicht", antwortete Antonia, "Ich weiß nur, dass es so einen Vorfall in der ganzen Geschichte der Magie noch nie gab. War's das dann? Ich muss auch noch packen." "Eine Frage habe ich noch", sagte Gaby, "Leon meinte, du wolltest in den Wald. Darf man fragen, was du da gemacht hast?" "Darf man", antwortete Antonia, "Solange man keine Antwort erwartet, darf man alles fragen."
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