Kapitel 24
Lilli war jetzt seit ein paar Tagen weg. Katrin und Biene waren etwas beunruhigt, denn Lilli hatte sich bisher nicht gemeldet. Die Telefonnummer, die Joshua dagelassen hatte, war falsch. Und eine andere Kontaktmöglichkeit hatte er nicht gegeben. Es gab trotzdem eine Spur. Joshua hatte erwähnt, dass er einen Sohn hatte. Und da Vincent Mink in die selbe Schule ging wie Katrin, gab es in dieser Spur wirklich Potenzial. Tatsächlich überraschte es Katrin, wie einfach es gewesen war, die Adresse von Vincent zu besorgen. Das ganze fühlte sich an, als würden sie Lilli nachspionieren, aber sie wollten einfach nur überprüfen, ob es ihr gut ging. Also gingen sie. Biene klingelte und die Stimme von Vincent kam durch die Anlage. "Wer da?" "Katrin und Biene", antwortete Katrin, "Wir wollten Lilli besuchen." "Die ist nicht da", sagte Vincent, "Klamotten kaufen. Sie hat nicht so viele." Klang plausibel. "Dann kommen wir halt später wieder", erwiderte Biene. Sie gingen wieder. "Meinst du, er lügt?", fragte Biene. "Auf jeden Fall", antwortete Katrin, "Das Auto stand da. Und das nächste Kleidungsgeschäft ist doch viel zu weit zum laufen." "Und was machen wir jetzt?", fragte Biene. "Ich schlage vor, wir übergeben an Detektiv Yang", antwortete Katrin.
Katrin und Biene hatten sich mit Joel verabredet. Sie erklärten ihm die Situation. Joel versprach, sich darum zu kümmern. Danach wollte Otto noch was von ihm. "Hab gehört, du hast Probleme mit deiner Familie." "Ja", antwortete Joel, "Warum?" "Herr Kreh, Frau Lyrie und Herr Neumann haben was organisiert. Das nennt sich FerienWG und hat in den Sommerferien Premiere. Das ist für Kinder im Alter von Mama-hats-erlaubt bis 18, die aus welchem Grund auch immer lieber da sein wollen als zuhause." "Klingt interessant. Wie kann man sich da anmelden?" "Gibt ne Website. Da stehen alle Infos und eine E-Mail Adresse, über die man sich anmelden kann. Ich kann dir nachher mal einen Link schicken." "Ich überlegs mir. Danke." "Noch was: Du bist wegen Lilli hier?" "Katrin und Biene machen sich Sorgen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand was gegen sie haben könnte, aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sie einfach so den Kontakt mit ihren Freunden abbricht." "Kannst du es dir bei Max vorstellen?" Die Frage kam völlig unerwartet. "Waren wir mit Max denn wirklich befreundet?", erwiderte Joel, "Oder haben wir nur deswegen Zeit miteinander verbracht, weil Light das wollte? Wir kannten ihn kaum." "Lilli kennst du auch kaum und trotzdem kannst du es dir bei ihr nicht vorstellen." Worauf wollte Otto hinaus? Joel wusste nicht, was er antworten sollte. "Bist du in Lilli verliebt?", fragte Otto. Darauf wollte er also hinaus. "Light sagt ja", antwortete Joel, "Ich weiß es nicht. Mir wurde nie beigebracht, was Liebe ist." "In dem Punkt ist Linda mir mit Niko auch einen Schritt voraus." "Linda und Niko?", fragte Joel. "Ja, aber sie zeigen es nicht so sehr", erklärte Otto, "Und bevor du fragst: Ich weiß auch nicht, wie ich da noch mit Niko befreundet sein kann. Aber nochmal zu deiner neuen Mission: Ich denke, Joshua lügt." "Warum?" "Komm mal mit." Die beiden gingen in das Zimmer, was bis vor ein paar Tagen Lillis gewesen war. "Ich wollte gerade das Bettzeug zum Waschen holen und da habe ich das gesehen." Auf dem Tisch stand eine leere Flasche Bier. "Wenn die nicht von Joshua ist, dann sag ich Linda was nettes." Er war sich sicher. "Und?", fragte Joel. "Weißt du, dass Joshua den Unfall verursacht hatte?" "Erklärt, woher mir der Name bekannt vorkommt." "Er meinte, dass er seit dem keinen Tropfen Alkohol mehr angerührt hat." "Vielleicht wollte er ein gutes Bild von sich zeigen. Ist nur blöd, wenn man so süchtig ist, dass man trotzdem ne Flasche mitnehmen muss. Nein, mich stört hier jetzt was anderes. Du sagst also, er war betrunken, als er den Unfall verursacht hatte?" "Das hat er angedeutet." "Stand davon irgendwas in dem Zeug, was Niko uns gezeigt hat?" "Ich glaube nicht. Meinst du, er hat den Unfall mit absicht verursacht?" "Scheint so. Light hat berichtet, dass es etwas gibt, was nicht in Lillis Tagebuch steht, und das es jemanden gäbe der alles dafür tun würde, dass es niemand erfährt." "Das würde passen. Was machst du jetzt?" "Ich geh zu Niko. Ich möchte das nochmal überprüfen."
Niko war bei Elli. "Wollt wissen, was mit dem Kristall ist", sagte er. "Wiese fragst du mich?", erwiderte Elli. "Soweit ich informiert bin, hattest du ihn zuletzt." "Ich hab ihn Joel gegeben." Das sie nicht log, war klar. Warum Joel das nicht erwähnt hatte, nicht. "Wäre vielleicht praktisch, wenn er das gesagt hätte", sagte Niko, "Schließlich sind wir die Hüter des Kristalls und nicht nur er." Er verabschiedete sich und ging wieder nach Hause.
"Hi Niko", sagte Joel. Niko erwiderte den Gruß. "Hast du noch diese Unterlagen wegen dem Unfall von Lilli?" "Ne", antwortete Niko, "Wieso?" "Ich wollte was überprüfen." "Ist alles noch hier", meldete sich Herr Ment zu Wort. "Sehr gut", sagte Joel, "Könnte ich das nochmal kurz bekommen?" "Moment", sagte Herr Ment. Er holte kurz das Zeug und legte es auf den Küchentisch. Joel suchte fast eine halbe Stunde lang, aber nichts. Kein Wort von Alkohol. "Haben Sie direkt was davon mitbekommen?", fragte Joel, "War da irgendwie von Alkohol die Rede?" "Nicht beim Unfall selbst", antwortete Herr Ment, "Aber Joshua Mink ist, seit er aus dem Gefängnis draußen ist, öfters betrunken aufgefallen. Vor zweieinhalb Wochen haben wir ihm deswegen den Führerschein abgenommen. Vorher ist das nie passiert." "Also war er bei dem Unfall nüchtern?" "Ja", antwortete Herr Ment. "Er hat Otto gegenüber was anderes behauptet", sagte Joel, "Aber wenn er immernoch lügt, heißt das dann nicht, dass er immernoch was zu verbergen hat?" "Er hat seine Strafe abgesessen", erwiderte Herr Ment, "Er dürfte, zumindest was das angeht, nichts zu verbergen haben. Außer wenn wir damals einen Fehler gemacht haben." "Genau was ich denke", sagte Joel, "Ich melde mich wieder." "Moment", sagte Herr Ment, "Du wirst doch nicht..." "Ich kann mich verteidigen, falls nötig." Bevor Herr Ment noch irgendwas sagen konnte, war Joel schon wieder gegangen.
Es tutete 3 mal, dann ging Katrin ran. "Hi Katrin", sagte Joel. "Hi", antwortete Katrin, "Schon was herausgefunden?" "Ich wollte mal bei Joshua vorbeischauen", sagte Joel, "Wie ist denn die Adresse?" Katrin gab ihm die Adresse. Joel ging los. "Hat Lilli euch gegenüber was vom Unfall erzählt?", fragte Joel. "Woher weißt du das?", erwiderte Katrin. "Lilli dürfte bei der Wiederbelebung nur vergessen haben, was in der Welt der Toten passiert ist. Also müsste sie ihr Gedächtnis vor dem Unfall verloren haben. Ich habe den Verdacht, dass diese offizielle Geschichte nicht das ist, was wirklich passiert ist." "Lilli hat ihr Gedächtnis durch den Unfall verloren", berichtete Katrin, "Es sind vielleicht 2 oder 3 Sekunden, an die sie sich erinnert. Weiß nicht, ob das hilft." Sie erzählte trotzdem, was Lilli ihnen erzählt hatte. "Das hilft tatsächlich weiter", sagte Joel, "Könnte es sein, dass Lilli den Unfall tatsächlich überlebt hat? Und dann als Zeugin beseitigt wurde?" "Weiß nicht", antwortete Katrin, "Wie kommst du darauf?" "Was denkst du denn, worin sich die Sonne gespiegelt haben könnte", erwiderte Joel. "Gute Frage", sagte Katrin. "Ich bin jetzt da", sagte Joel, "Ich melde mich später wieder." Er legte auf. Dann klingelte er. Vincents Stimme ertönte durch die Sprechanlage. "Wer da?" "Joel", antwortete Joel, "Ich wollte Lilli besuchen." Eine Stimme kam im Hintergrund. Joel hatte sie schonmal gehört, erkannte sie aber nicht. Er verstand auch nicht, was sie sagte. "Ja", antwortete Vincent leise. Dann sagte er zu Joel: "Ich habe zwar keine Lust, dich in meiner Umgebung zu haben, aber wenns sein muss." Die Tür summte und Joel drückte sie auf. In dem Haus gab es 4 Wohnungen. Die von der Familie Mink war ganz oben. Vincent wartete an der Tür. "Komm rein", sagte er. Er schloss die Tür hinter Joel. "Glückwunsch, Detektiv Yang", sagte er, "Du bist weit gekommen. Aber hier ist Endstation." Ganz plötzlich verlor Joel das bewusstsein.
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