Kapitel 16
Katrin und Jonas hatten natürlich sofort den Krankenwagen gerufen. Die beiden fuhren mit Lara zum Krankenhaus. Sie waren erleichtert, als Lara aufwachte und noch erleichterter, als Lara erlaubt wurde, nach Hause zu gehen. Am nächsten Tag ging Katrin zu Joel. Sie erzählte ihm, was am gestrigen Tag alles passiert war. "Die Ärzte haben gesagt, dass sie nichts hat, aber sie klagt immer wieder über Kopfschmerzen. Und sie hat keine Ahnung, was passiert ist. Und noch was: Sie war nicht ohnmächtig oder bewusstlos. Sie hat geschlafen. Irgendjemand muss ihr ein Betäubungsmittel gegeben haben." "Warum sollte jemand Lara betäuben?", fragte Joel, "Oder besser: Warum sollte überhaupt irgendjemand jemanden ohne weiteres betäuben? Macht man das nicht eher, um jemanden aus dem Weg zu räumen oder um eine Entführung zu vereinfachen oder sowas?" "Oder, etwas harmloser, für Operationen", fügte Katrin hinzu, "Aber ja, ohne weiteres ist es schon merkwürdig." "Wo ist denn der Spielplatz?", fragte Joel, "Vielleicht sind da ja Hinweise darauf, was passiert ist." "Es kann nicht schaden, da mal zu schauen", stimmte Katrin zu. Die beiden gingen zum Spielplatz. "Hier lag sie", sagte Katrin und deutete auf die Stelle im Gang. "Wie genau lag sie?", fragte Joel. Katrin legte sich einfach auf den Boden. "So ungefähr. Jonas hat sie dann in stabile Seitenlage gebracht." "Ganz sicher?", fragte Joel. "Ja", antwortete Katrin, unsicher, worauf er hinaus wollte. "Das heißt, sie ist vom Spielplatz weggegangen und dann aus irgendeinem Grund nach hinten umgefallen. Es muss also passiert sein, gerade als sie gegangen ist." "Aber das kann nicht sein", sagte Katrin, "Außer uns waren hier noch 2 kleine Jungen. Die sind vor uns gegangen. Aber wenn Lara dann schon da gelegen hätte, hätten die gar nicht gehen können." "Dann muss sie, als sie zurückgekommen ist, sich wieder umgedreht haben. Warum sollte sie?" "Vielleicht hat sie was gehört?", schlug Katrin vor. "Hättet ihr das dann nicht auch gehört?", erwiderte Joel. "Stimmt auch wieder", sagte Katrin. "Wie werden die Kinder hier eigentlich beaufsichtigt?", fragte Joel, "Ich bezweifle, dass viele Erwachsene hier durch kommen würden." "Gute Frage", sagte Katrin, "Vielleicht weiß Jonas das ja."
Jonas war direkt am Morgen zu Lara gegangen. Sie war den ganzen Tag im Bett geblieben, hatte immernoch Kopfschmerzen. Die beiden hatten einige Spiele gespielt. Biene hatte auch bei ein paar Spielen mitgespielt. Sie wusste natürlich, wie es war, nicht zu wissen, was mit einem passiert war, auch wenn es bei Lara doch schon etwas anderes war, wie sie bei Gelegenheit betont hatte. Die 3 spielten gerade Phase 10, als Katrin kam. "Hi Katrin", sagte Jonas, "Und?" "Joel wüsste gerne, wie das mit der Aufsichtspflicht auf dem Spielplatz funktioniert." "Warum habe ich nicht daran gedacht?", erwiderte Jonas mit entsprechender Geste, "Der Spielplatz ist kameraüberwacht. Der Vater von Jan hat die Aufsicht. Er wird nichts gesehen haben, ansonsten wüssten wir es sicher schon. Aber vielleicht hat er noch die Aufnahmen." Lara legte ihre letzte Karte. "Ich habe jetzt gewonnen, oder?" "Dann gehen wir jetzt zu den anderen?", fragte Biene, "Wir wissen doch alle, dass man ohne mich als Erzähler nicht Werwolf spielen kann." Mit einem Satz war sie an der Tür. "Kommt ihr?" "Ich schreibe noch kurz Jan", erwiderte Jonas. Genau das machte er auch. Dann gingen sie zu den anderen. Neben einigen Kindern der Familie Kreh spielten auch noch Gaby, Niko, Linda und natürlich Jonas mit. Insgesamt 10 Spieler und Biene als Erzähler. In der ersten Runde war Jonas Werwolf. Mit geschlossenen Augen wartete er darauf, dass Biene die Werwölfe aufrief. Als sie das tat, schauten neben Jonas auch noch Lara und Otto in die Runde. Stumm und schnell einigten sie sich auf Linda als Opfer. Sie schlossen wieder die Augen und warteten auf die Aktion der Hexe. Als Biene dann den Beginn der Tagesphase einleitete, erschien kein Tod. Offenbar hatte die Hexe Linda gerettet. In der Tagesphase passierte nichts besonderes. Otto beschuldigte Linda, Linda beschuldigte Otto. Beide ohne Begründung. Dann war die nächste Nachtphase, in der Otto und Lara beide sehr dafür waren, Linda erneut als Opfer zu wählen. Jonas ließ sich darauf ein. In der darauffolgenden Tagesphase waren Linda, die Hexe, und Otto, ein Werwolf, tot. Biene sammelte die Karten ein, Gaby beschuldigte noch grundlos Jonas, dann fing auch schon die nächste Nachtphase an. Leon als Amor war diesmal das Opfer. Marks Verdacht fiel auf Lara, aber er konnte selber nicht genau sagen, warum. "Ich kann es nicht sein", verteidigte sich Lara, "Ich habe nämlich schon einen Werwolf getötet." "War nicht Linda Hexe?", fragte Gaby unsicher. "Die war stinknormaler Dorfbewohner", antwortete Lara, "Ich bin die Hexe." "Wie auch immer", sagte Gaby, "Ich beschuldige Jonas." Wieder ohne Grund. Dann war wieder die Nachtphase. Jonas zeigte direkt neben sich auf Gaby, aber Lara schüttelte den Kopf, zeigte auf ein Bild über sich und dann auf Mark. Auf dem Bild stand: Wachsendes Vertrauen zueinander ist ein guter Boden für ein fruchtbringendes Miteinander. Jonas verstand nicht, warum Lara Gaby nicht nehmen wollte, aber sie hatte wohl eine Idee. Jonas zeigte jetzt ebenfalls auf Mark. Mark war Seher gewesen. In der Tagesphase erklärte Gaby endlich, warum sie die ganze Zeit Jonas verdächtigte. "Ich merke, dass er sich bewegt, wenn die Werwölfe dran sind." Niko, Gaby und Jonas saßen tatsächlich ziemlich dicht auf einem Sofa. "Das glaube ich kaum", sagte Lara mit einem Lächeln, das gar nicht zu ihr passte. "Dank Leon kenne ich die Karte von Jonas. Er ist kein Werwolf. Also was bist du?" Gaby konnte sich nicht mehr wirklich verteidigen und so wurde sie einstimmig als Werwolf gewählt. "Bevor ich meine Karte umdrehe", sagte sie, "Erstmal: Ich ernenne Lara zum neuen Hauptmann. Dann: Wer ist Werwolf? Lara ist es nicht, Jonas ist es nicht. Mit Niko habe ich schon oft gespielt. Er hätte sich schon längst verraten. Also müssen es Katrin und Felix sein." Während sie ihre Karte umdrehte, sagte sie noch: "Ich nehme Katrin." Der Jäger. Katrin drehte ebenfalls ihre Karte um. Ein ganz normaler Dorfbewohner. "Es sind Lara und Jonas", sagte Katrin, "Als Lara, Joel, Johanna, ich und noch ein paar Freunde mal gespielt haben, hat Johanna den gleichen Trick verwendet." "In der Psychologie gibt es wohl keinen besseren Lehrer als Johanna", erwiderte Lara. "Ich bezweifle, dass Johanna jemals freiwillig jemandem etwas beibringen würde", sagte Katrin. "Das war aber schon ein Risiko", sagte Linda, "Gaby hatte sich ja sogar noch erinnert, dass ich die Hexe war." "Nachdem Otto direkt raus war und Jonas und ich beide verdächtigt wurden, dachte ich, ich könnte ja mal was probieren", erklärte Lara, "Und dann hatte ich plötzlich ein wasserdichtes Alibi, weil alle dachten, ich wäre jemand, der ich gar nicht bin." "Könnt ihr mal leise sein?", fragte Biene, "Jetzt ist Nacht." "Zwei gegen zwei, ich bin Hauptmann und jetzt ist Nacht", fasste Lara die Situation zusammen, "Warum spielen wir noch weiter?" Sie spielten trotzdem bis das Spiel tatsächlich zuende war. "Noch eine Runde?", fragte Biene. "Nur unter einer Bedingung", antwortete Otto, "Ich will auf gar keinen Fall nochmal mit Linda verkuppelt werden, klar?" Lachen von allen Seiten.
Sie spielten noch 2 Runden, dann war Schluss. Natürlich gab es keine Situation mehr, die die erste Runde hätte toppen können. Als Jonas gehen wollte, sprach Leon ihn an. "Ich habe ein kleines Problem. Ich soll Elli noch was geben. Ich habe ihr gesagt, ich bringe es ihr, dabei weiß ich gar nicht, wo sie ist. Also irgendwo im Wald, aber der Wald ist groß." "Ich kann es ihr morgen bringen, wenn ich mich ums Aufräumen drücken kann", bot Jonas an. "Danke", sagte Leon. Er holte kurz das kleine Päckchen. "Mir wurde gesagt, ich dürfte auf gar keinem Fall reinschauen", warnte er, "Ich würde dir empfehlen, dich auch daran zu halten. Alles andere würde sie sofort merken." Jonas nickte, auch wenn er nicht wirklich was verstand.
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