Kapitel 14

"Ich habe dich gewarnt", sagte Joel. "Woher wusstest du das?". Es lag in Ellis Stimme, wie sehr sie wegen Yins Verrat litt. "Ich kenne Yin schon eine Weile", antwortete Joel. "Yin ist mit diesem Verrat ein großes Risiko eingegangen", sagte Elli, "Genauso gut hätte sie jetzt hier sein können und wir draußen." "Sie hat immernoch dieses Antilicht, oder wie auch immer man das nennen will", sagte Joel. "Ach Quatsch", erwiderte Elli, "Das ist irgendwo zwischen Tod und Wiederbelebung verloren gegangen. Sie hat nur behauptet, sie hätte es noch, damit ihr euch kampflos ergebt. Sie weiß genau, dass, wenn ihr euch gewehrt hättet, sie keine Chance gehabt hätte. Wenn ich schnell genug reagiert hätte, es euch gesagt hätte..." "Deine Reaktion hat sie sicher einberechnet", wurde sie von Joel unterbrochen, "Sie wusste, dass du es nicht rechtzeitig verraten könntest. Die Psychologie wird sie halt nie verlieren. Und sie beherrscht keine Waffe besser als diese." "Dann sollten wir vielleicht eher mal überlegen, was wir jetzt tun", schlug Luna vor. Joel sagte nichts mehr. Er schloss die Augen und fasste sich an die Stirn, als hätte er Kopfschmerzen. "Rauskommen?", erwiderte Niko. Er zielte mit einem Feuerball auf die Tür. "Nicht", bremste ihn seine Schwester, "Das ist alles Holz hier, das würde nur anfangen, zu brennen. Und das bringt uns auch nichts." "Otto kann das dann löschen", sagte Niko, "Und dann kommen wir hier raus." "Ich kann Wasser bewegen", widersprach Otto, "Nicht erschaffen." "Und was schlagt ihr vor?", erwiderte Niko. "Es könnte sein, dass Max durch das Fenster klettern kann", warf Elli ein. Max schaute zu dem vergitterten Fenster, was ziemlich hoch war. Klar, war ja ein Keller. "Einen Versuch ist es wert", sagte er, "Mir müsste nur jemand beim hochkommen helfen." "Hast du nicht Erfahrung mit dem Klettern?", fragte Otto. "3 Buchstaben Unterschied zwischen Baum und Wand sind nicht umsonst da", antwortete Max. Elli gab Max eine Räuberleiter und Leon half auch noch mit. Max ergriff das Gitter und zog sich daran hoch. Bis auf Joel, der noch immer reglos mit geschlossenen Augen in der Ecke saß, schauten alle zu Max, der allerdings nach nur wenigen Sekunden einen Daumen nach unten zeigte und dann in diese Richtung sprang. "Zu eng", berichtete er, als er wieder auf dem Boden stand. "Und jetzt?", fragte Niko, "Ich warte immernoch auf einen Vorschlag von Gaby und Otto." Gaby gab nur ein Brummen von sich, was wohl aussagen sollte, dass sie auch keine Idee hatte. Joel zog nun die Aufmerksamkeit aller auf sich. Mit noch immer geschlossenen Augen stand er auf und ging in die Mitte des Zimmers. Dabei wich er Elli aus, die inzwischen planlos hin und her lief. Und dann drehte er sich zur Tür und öffnete die Augen. Seine Augen gaben ein leichtes schwarzes Leuchten von sich. "Joel?", fragte Luna etwas beunruhigt. Er beachtete sie nicht. Er starrte auf die Tür. Dann hob er die Hände. Und dann hob er ab! Luna traute ihren Augen nicht, aber tatsächlich schwebte Joel wenige Zentimeter über dem Boden. Ihn umgab dieses leichte schwarze Leuchten. Und dann verschwand es, auch aus seinen Augen. Eine kleine Kugel in der Farbe eines Regenbogens, aber auch mit schwarzen Schatten, schoss aus Joels Händen auf die Tür. Was nach dem Treffer von der Tür übrig geblieben war, war nicht mehr als Tür zu erkennen. "Was ist gerade passiert?", fragte Luna, wohl wissend, dass sich das alle gerade fragten. Einschließlich Joel, wie es schien, denn er antwortete nur: "Das wüsste ich auch gerne." "Immerhin können wir jetzt raus", sagte Gaby, "Jetzt müssen wir nur noch Yin besiegen." "Und das möglichst bevor sie den Kristall einsetzt", fügte Joel hinzu. "Also hat sie ihn?", fragte Otto. "Woher wusste sie, wo er ist?", fragte Niko. "Sie wusste es nicht", antwortete Elli, "Sie wusste, dass ihr ihn habt. Und gut versteckt war er nicht." "Das war gut", widersprach Niko. "Gut zu finden", verbesserte Elli, "Unterm Bett schaut doch jeder als erstes." "Darüber sollten wir jetzt nicht diskutieren", sagte Joel, "Elli, hat Yin dir gegenüber noch irgendwas erwähnt, was uns hier weiterhilft?" "Yin nicht", antwortete Elli, "Aber wenn weder Light noch die Hüter wussten, dass man mit dem Kristall Leute wiederbeleben kann, solltet ihr vielleicht mal fragen, woher ich das wusste." "Woher?", fragte Joel. "Antonia weiß alles über den Kristall", sagte Elli, "Sie hat nur wenigen Leuten von den Ritualen erzählt und wie die funktionieren. Jemand dieser Leute hat mir davon erzählt und vorgeschlagen, dass ich Yin wiederbeleben sollte, weil sie ja den Kristall benutzen kann." "Wer?", fragte Linda. "Ich weiß es nicht", antwortete Elli, "Sie hat sich mir nicht gezeigt, nicht vorgestellt. Die Stimme würde ich wahrscheinlich erkennen, falls das hilft." "Wahrscheinlich wäre es auf irgendeine Weise hilfreich", sagte Joel, "Es kann nicht schaden, mehr zu wissen." "Bedenke, dass es dabei um Antonia geht", warnte Luna. "Vielleicht meinte Light ja diese Person, als sie sagte, sie wolle erst heraufinden, wer dahinter steckt", überlegte Otto. "Elli", sagte Leon, "Du bist Delia Lyrie, nicht wahr?" Elli nickte nur. "Als Antonia von hier weggezogen ist, hat sie nicht nur den Kristall hier gelassen", berichtete Leon, "Sie hat auch ein Geschenk für dich hier gelassen. Ich sollte es dir geben." "Kommst du damit bei Gelegenheit mal zu mir?", fragte Elli. Leon nickte zögernd.

Yin beobachtete Leon, Elli und die Hüter, wie sie aus dem Haus raus kamen. Elli ging in den Wald zurück, während die Hüter und Leon wieder in die Stadt gingen. "Ist das wirklich eine gute Idee?", fragte sie, "Yang scheint mächtiger zu sein, als wir dachten." "Yang ist nicht mächtiger als du", erwiderte die Stimme, "Und nicht mal er würde Verbündete angreifen." Yin wusste nicht, wer hinter dieser Stimme steckte. Sie wusste nur, dass diese Person Elli die Wiederbelebung empfohlen hatte. "Nicht mal er?", fragte Yin, "Er ist Yang. Er ist der letzte, der seinen Freunden was tun würde." "Weißt du das nicht?", erwiderte die Stimme, "Hat er dir nie gezeigt, wie er wirklich ist? Was denkst du denn, warum Antonia dich vor ihm gewarnt hat?" Yin dachte nach. Sie wusste nicht, was mit ihr passiert war, nachdem sie gestorben war. Sie wusste nur, dass sie sich anders gefühlt hatte, als sie wiederbelebt wurde. Sie war weiterhin Yin, aber ob es richtig war, wusste sie selbst nicht. Sie wusste nicht, wer sie sein sollte, wer sie sein wollte. Elli und diese Stimme hatten sie erneut gegen ihren Bruder aufgebracht. Keine der beiden wusste von Yins Zweifeln. Die Stimme hatte ihr auch empfohlen, Elli zu verraten, weil sie und dieses Versprechen ihr sonst nur im Weg stehen würden. Ob das richtig war, wusste Yin nicht. Sie hatte bisher auch nicht verstanden, was das Problem mit ihrem Bruder war. Was diese Stimme da sagte, klang aber nach etwas möglichem. Einer Erklärung. "Du denkst, er könnte seine Freunde verraten?", fragte Yin. "Ich weiß nicht genau, was er vorhat", antwortete die Stimme, "Wahrscheinlich haben wir noch genug Zeit für unseren Plan. Wenn seine Freunde ihm nicht mehr vertrauen, könnte sein Plan gescheitert sein." "Dann sollte ich ihm lieber schnell die Nachricht schicken."

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