Kapitel 13
Joel entschied, Gaby und Otto nicht zu stören. Er ließ aber sein Handy liegen. Nur zur Sicherheit. Er zog sich noch schnell Handschuhe und eine Jacke an. Es war am Tag schon kalt, wie sollte es dann nachts sein? Dann ging er raus. Wie erwartet: Noch kälter. Er ging schnell zum Ortsausgang. Das Haus dort war eigentlich unbewohnt, aber jetzt brannte da Licht. Als Joel den Hof betrat, kam jemand aus dem Haus raus. "Hallo Elli", sagte Joel, "Wo hast du denn Yin gelassen?" "Ich bin hier", sagte Yin, die nun ebenfalls aus dem Haus kam. "Schön, dich wiederzusehen, Yang." "Wie kommt es, dass du da bist?", fragte Joel. "Du meinst, warum ich nicht tot bin?", erwiderte Yin, "Der Kristall ist viel mächtiger, als Light und ihre Hüter denken." "Ich habe versucht, den Kristall einzusetzen", berichtete Elli, "Es hat nicht funktioniert." "Aber du hast gesehen, dass Yin ihn eingesetzt hat", vermutete Joel. "Woher weißt du das?", fragte Elli. "Nur dadurch konntest du von ihrem Tod wissen", erklärte Joel, "Aber das erklärt nicht, warum Yin wieder lebt." "Elli hat den Kristall eingesetzt, um mich wiederzubeleben", sagte Yin. "Aber Elli konnte den Kristall doch nicht einsetzen", widersprach Joel. "Da gibt es einen Unterschied", warf Elli ein, "Was nicht funktioniert hat, war, dass ich vom Kristall eine Fähigkeit bekomme. Jemanden mit dem Kristall wiederzubeleben ist keine Fähigkeit. Das ist ein Ritual." "Also hast du jetzt Yin wiederbelebt", fasste Joel zusammen, "Weil sie den Kristall benutzen kann und du nicht. Aber ihr habt den Kristall nicht mehr." "Denkst du wirklich, wir schauen nur tatenlos zu, während ihr Leon sucht?", fragte Yin.
Als Otto umd Gaby zu Joel nach Hause gingen, war er nicht da. Seine Mutter informierte die beiden darüber, dass Joel am Morgen nicht in seinem Zimmer gewesen war und auch sonst nirgends aufzufinden war. Otto und Gaby gingen in Joels Zimmer. Ihnen fiel erstmal nichts ungewöhnliches auf. "Joels Handy", sagte Gaby und deutete auf das Gerät. Es war an. Die beiden schauten interessiert auf den Chat, der offen war. Es war ein Bild zu sehen. "Also hat Elli Leon entführt?", fragte Otto. "Aber wer hat das Foto gemacht?", fragte Gaby. Die Nummer war nicht eingespeichert. Joel speicherte die Nummern nicht ein, weil er sie so besser auswendig lernen konnte. Otto nahm das Handy und scrollte durch den Nachrichtenverlauf. "Das ist Johanna", stellte er fest. "Aber Johanna ist tot", erwiderte Gaby. "Was macht ihr da?" Das war Light. "Wir ermitteln", antwortete Gaby, "Joel und Leon sind verschwunden." "Ich weiß auch warum", sagte Light, "Ich weiß nur noch nicht, wer dahinter steckt. Ich möchte euch bitten, nichts zu unternehmen, solange ich nicht weiß, wer dahinter steckt." Das klang nicht nach einer Bitte, sondern nach einem Befehl. "Kümmert euch lieber um euren Job." "Der Kristall ist sicher", erwiderte Otto, "Niemand weiß, wo wir ihn versteckt haben." "Wer lange genug sucht, der findet", sagte Light, "Ihr solltet darauf vorbereitet sein." Sie verschwand wieder. "Und was machen wir jetzt?", fragte Gaby. "Zuerst sollten wir die anderen informieren", entschied Otto, "Light hat uns nicht ohne Grund auf den Kristall hingewiesen. Es war eine Warnung. Jemand sucht ihn und Light weiß das."
Die beiden alamierten Niko, Linda, Luna und Max. Sie trafen sich bei Niko. Luna kam als erstes. "Er ist weg", sagte Niko, "Wer auch immer den Kristall gesucht hat, hat ihn gefunden." "Dann hoffen wir mal, dass Otto und Gaby mehr zu sagen haben", erwiderte Luna. Sie warteten auf die anderen, die nach nur wenigen Minuten fast gleichzeitig eintrafen. Niko informierte auch sie über das Verschwinden des Kristalls. "Und was machen wir jetzt?", fragte Linda. "Was genau hat Light denn gesagt?", fragte Niko. "Sie meinte, wir sollten uns lieber um unseren Job kümmern als zu ermitteln. Sie meinte, wer lange genug sucht, der findet. Und wir sollten darauf vorbereitet sein", erzählte Otto. "Was ermitteln?", fragte Max. "Leon ist verschwunden", erklärte Gaby, "Wir und Joel haben versucht, ihn zu finden. Und jetzt ist Joel auch verschwunden." "Wir vermuten, dass Joel herausgefunden hat, was mit Leon passiert ist", fügte Otto hinzu. "Wie kommt ihr darauf?", fragte Luna. "Jemand hat ihm mitten in der Nacht ein Foto geschickt", erklärte Otto, "Auf dem Foto sind Leon und Elli. Es deutet darauf hin, dass Elli Leon entführt hat. Die Nummer, die das Foto geschickt hat, war aber die von Johanna." "Dann sollten wir vielleicht überlegen, wer über Johannas Nummer eine Nachricht schreiben könnte", überlegte Luna. "Moment", sagte Max, "Du willst dich Light wiedersetzen?" "Das sind wir Joel doch schuldig, oder?", erwiderte Luna. "Irgendwie schon", gab Gaby zu. "Er hat als einziger nachgedacht", fuhr Luna fort, "Er hat Lights Befehl hinterfragt. Und das zurecht. Sie hat uns ja wirklich angelogen, auch wenn sie einen guten Grund hatte. Was ich aber nicht verstehe ist, warum wir nicht nach Joel suchen dürfen." "Sie meinte, sie weiß, warum Leon und Joel verschwunden sind", berichtete Otto, "Aber nicht, wer dahinter steckt. Das wollte sie erstmal herausfinden." "Wie schwer kann das sein?", erwiderte Luna, "Elli auf jeden Fall. Und Nummer 2 ist jemand, der Johannas Nummer hat und darüber schreiben könnte." "Jeder aus unserer Klasse", sagte Linda, "Hat Vico nicht noch eine Rechnung mit Joel offen?" "Aber nicht mit Leon", widersprach Gaby. "Es könnte auch helfen, wenn wir wüssten, wo sie sind", schlug Max vor, "Joel und Leon werden sicher wissen, wer dahinter steckt." "Der Raum ist auf dem Foto", sagte Otto, "Aber wir haben ihn nicht erkannt. Joel hat ihn vermutlich erkannt. Mit dem Foto kam eine Nachricht, dass er sofort kommen soll. Da stand nicht, wohin, aber Joel scheint es trotzdem gewusst zu haben." "Könnten wir den Raum erkennen?", fragte Luna. "Der Akku ist alle", erwiderte Otto. "Das kann man doch aufladen", sagte Niko. "Dann ist es aber gesperrt", sagte Max. "Und Luna?", fragte Otto. "Ich kann nicht jedes Passwort herausfinden", erwiderte Luna. "Stimmt", stimmte Linda zu, "Meines hast du immernoch nicht." "9999?", fragte Luna. "Auch nicht", sagte Linda. "Habe ich jetzt nicht alles probiert?", fragte Luna. "Wer hat von 4 Stellen gesprochen?", fragte Linda, "Und sind Buchstaben nicht auch möglich?" "Dann gab ich lieber mal auf", sagte Luna, "Vielleicht sollten wir überlegen, was für Räume Joel erkennen würde." "Bei ihm Zuhause auf jeden Fall", sagte Otto, "Aber das wäre schon seltsam, oder?" "Er würde auch einige Räume in der Schule erkennen", sagte Niko, "Aber das wäre sicher schon aufgefallen." "Wo er vorher gewohnt hat, würde er sicher auch einiges erkennen", überlegte Linda, "Aber käme Elli dahin?" "Es gibt noch einen Raum, den Joel sicher erkennen würde", sagte Luna.
Sie verließen die Stadt. In dem Haus außerhalb der Stadt brannte Licht. Ein Zeichen dafür, dass Luna recht hatte. Das Haus war zwar in sehr gutem Zustand, der Eigentümer schien aber trotzdem nicht daran interessiert, es zu bewohnen oder zu verkaufen. Daher stand es eigentlich leer. Jetzt war jemand drin. Die Hüter betraten den Hof. Sie sahen, wie Elli dicht an der Hauswand zur Tür rannte und im Haus verschwand. Etwas unsicher gingen die Hüter ebenfalls zur Tür. Sie wussten nicht, wer Ellis Komplize war. Sie hatten sich auch nicht überlegt, wie sie vorgehen würden. Elli kam wieder raus. Sie blieb in der Tür stehen und schaute triumphierend zu den Hütern. "Was wollt ihr jetzt tun?", fragte sie siegessicher. "Denkst du, du bist ein Problem für uns?", erwiderte Niko. Irgendwie hatte Luna das Gefühl, dass Niko sich schon wieder überschätzte. Mit der selben Tonlage hatte er Light versprochen, dass sie den Kristall beschützen würden. Auch das hatte nicht funktioniert. "Sie vielleicht nicht", sagte Luna, "Aber ihr Komplize vielleicht. Wir wissen immernoch nichts über ihren Komplizen." "Das kann ich ändern." Luna erkannte die Stimme der Person, die am Eingang vom Hof stand und sie drohend anstarrte. "Johanna?", fragte Linda. "Ich bevorzuge den Namen Yin", erwiderte Yin. Max richtete einen Eisdolch auf sie. "Kommt ja nicht auf dumme Gedanken", sagte Yin, "Yang hat euch doch sicher darüber informiert, was für eine starke Macht ich vom Kristall bekommen habe." "Du müsstest tot sein", stellte Luna fest. "Müsste ich", erwiderte Yin, "Und soll ich dir was verraten? Ich weiß, dass es nicht mal eine Sekunde war, vom Treffer bis ich weg war. Es hat sich angefühlt wie jahrelanger Schmerz." "Aber du lebst wieder", sagte Gaby, "Warum?""Ach Elli", sagte Yin, "Ich sagte doch, wir sollten sie alle zusammen einfangen. Dann müssten wir das jetzt nicht dreimal erklären." Zu den Hütern fügte sie noch hinzu: "Geht rein. Yang und Leon sollen euch alles erklären." "Was für eine Kraft hat sie denn vom Kristall bekommen?", flüsterte Max Niko zu. "Das wissen wir nicht genau", antwortete Niko, "Joel hat es geschafft, dass sie sich selbst damit getroffen hat. Und wie sie gerade schon gesagt hat, nach nichtmal einer Sekunde war sie weg. Nicht einfach nur tot. Sie war weg, als hätte sie nie existiert." "Davon würde ich lieber nicht getroffen werden", kommentierte Max. "Dann gib lieber auf", empfahl Yin, die das Flüstern wohl gehört hatte, "Könnte gesund sein." "Kommt doch rein", lud Elli ein und ging ein paar Schritte zur Seite. "Joel und Leon freuen sich sicher sehr über etwas Gesellschaft." Keiner wagte es, zu wiedersprechen. Elli führte sie ins Haus, dann eine Treppe nach unten. Yin drängte sich an ihnen vorbei und schloss im Keller einen Raum auf. In dem Raum saßen Joel und Leon. Die beiden sagten nichts. Sie starrten nur in die traurigen Gesichter der Hüter und auf das Lächeln von Yin und Elli. "Rein mit euch!", befahl Yin. Die Hüter gehorchten wiederspruchslos. "Du auch!", befahl Yin mit Blick auf Elli. Das Lächeln aus Ellis Gesicht verschwand. "Was?" "Du hast mich verstanden", erwiderte Yin, "Ich brauche dich nicht mehr." "Du hast mir was versprochen!", sagte Elli. "Habe ich das?", fragte Yin, "Schade nur, dass ich mich nicht daran erinnern kann." Sie schubste Elli in den Raum und schloss die Tür.
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