Fantasy 1 (Alan)

178th_teatime_today  / Wintersonnenmädchen

Genre 0,5

Ist das Buch passend einsortiert?/Wurde die Thematik des Genres erfüllt?

0,4 Urban-Fantasy, aber definitiv Fantasy. Du beginnst in der realen Welt auf einer kleinen Insel in der Nordsee. Diese Einführung dehnt sich ziemlich, sodass man sich schon fragt, ob man wirklich im richtigen Genre ist. Aber dann entführst du deine Leser in die Wälder von Irland, wo die Magie des Buches so richtig beginnt. Protagonisten von Geschichten, die lebendig werden; Tiere, die sprechen können; eine andere Welt, in die deine Protagonisten schließlich gerät; Elfen und Kobolde ... Ja, Fantasy. Dein Buch ist definitiv passend einsortiert und es erfüllt auf jeden Fall die Thematik des Genres.  

Cover 1,5

Wie ansprechend ist es?

0,1 Uff ... Das wird nicht der einzige Moment sein, in dem du mir vermutlich an die Gurgel gehen möchtest. Aber es ist der Erste. Also einmal tief durchatmen. Ich sage gleich: Dein Cover wird nicht gut wegkommen. Erst mal das Positive: Ich finde es sehr gut, dass dein Cover nicht einfach von einem Allerweltsgesicht geziert wird. Das ist echt angenehm. Aber dennoch: Mich spricht es überhaupt nicht an. Null. Gar nicht. Nada. Im Gegenteil. Es schreckt mich eher ab, und hätte mich veranlasst, einfach weiterzublättern, wenn ich das Buch nicht hätte lesen müssen – was, wie ich schon mal verrate – schade gewesen wäre. Es Ich fange mal mit den Motiven an. Dem Baum und dem Mädchen, die beide als Silhouette abgebildet und mehr oder weniger gut in das Bild eingearbeitet wurden. Das Hintergrundbild mit der Landschaft und dem bewölkten Himmel geht unter dem „magischen" Farbeffekt und dem schwarzen Rahmen, den ich weder schön noch passend finde unter. Aber Einzelheiten hierzu, gibt es im übernächsten Punkt. Hier kann ich nur sagen: Dein Cover ist in meinen Augen nicht ansprechend und hat keinen hohen Lockfaktor.

Passt es zur Geschichte?

0,1 Nein. In keiner Weise. Selbst die Silhouette kann ich weder mit Marja noch mit Kirka in Verbindung bringen. Und was soll der Baum? Ist es eine Anspielung auf den Baum des Lebens? Ich muss sagen, dann verrät es zu viel. Und passend wäre es deshalb auch nicht wirklich. Ob das Hintergrundbild passend ist, kann schwer beurteilen, denn der Effekt in diesen beige-lila Lichtern verleiht dem Bild einen pseudomagischen Flair, der der eigentlichen Abbildung alle Farbe und alle Atmosphäre nimmt. Ich hätte ein Bild, das du in hellen bis dunklen Blautönen hältst passender gefunden. Möglicherweise mit einer rauen See und einem dunklen Wald im Hintergrund. Oder eine Bank in winterlicher Atmosphäre. Eine düster Abbildung der Grünen Insel ... Irgendwas, das Bezug zur Geschichte hat und farblich auf die Atmosphäre deiner Geschichte abgestimmt ist. Bei deinem aktuellen Cover ist weder das Eine noch das Andere der Fall.

Ist alles gut erkennbar?

0,1 Nope. Man kann definitiv nicht alles gut erkennen. Über das eigentliche Hintergrundbild habe ich mich diesbezüglich ja schon geäußert. Aber auch der Titel ist nich gut erkennbar. Die Schrift beißt sich mit den Hintergrundfarben und ist auf dem unruhigen Grund auch schlecht zu entziffern. Die schnörkelig geschwungene Schrift tut ihr übriges, damit der Titel auch ja schön unleserlich ist. Nicht gut. Wirklich nicht. Der Titel ist sehr lang und verspieltere Schriftarten sind oft sehr klein, so dass man sie stark vergrößern muss, damit man sie gut lesen kann. Dadurch wirkt sie auf deinem Cover sehr hingequetscht. Ein etwas ruhigerer Hintergrund, der farblich stimmiger ist, kann bereits helfen, den Titel besser zu erkennen. Aber du solltest überlegen auch etwas an der Schrift zu ändern. Der Autorenname ist in die obere, linke Ecke gequetscht, in einer Farbe, die sich kaum vom Grundbild abhebt. Entweder ganz oder gar nicht. Aber nicht so!

Mein Rat an dich ist, dir ein neues Cover gestalten zu lassen. Eines, das deiner Geschichte gerechter wird und das mehr Leser dazu verleiten wird, dein Buch aufzuschlagen. Anregungen habe ich dir ja nun schon gegeben, vielleicht fällt dir auch selbst noch etwas sein oder du lässt mal einen Covermaker ran. Aber das ist nur meine persönliche Meinung. Das bleibt letztlich natürlich dir überlassen.   

Titel 1,5

Wie individuell ist er?

0,3 Einzigartgig ist er zumindest auf Wattpad. Gibt man den Titel ein erhält man deine Story an erster Stelle.

Passt er zur Geschichte?

0,28 Joa ... schon. Es ist die Bezeichnung, die Kirka erhält und um Kirka geht es ja unter anderem. Und letztlich ist Marja ja auch irgendwie ein Wintersonnenmädchen. Es passt also durchaus. Andere, vielleicht sogar gängigere Titel, kommen einem zwar auch in den Sinn, aber warum nicht bei dem Einzigartigen bleiben?

Ist er ansprechend? Lockt er den Leser?

0,3 Es ist ein Titel, der einen für einen Moment stutzig macht, weil das Gehirn in den ersten Sekunden tatsächlich Probleme hat, die Worte Winter und Sonne miteinander in Einklang zu bringen – nun, gut: zumindest mein Gehirn. Ist halt so. Aber das hat auch bewirkt, dass ich drüber nachgedacht habe und zumindest ein leises Interesse angeregt wurde, dass sich nach und nach von ganz allein steigerte, je länger ich über den Titel nachdachte.Im Allgemeinen ist es kein Titel, der viel Spannung verspricht oder einen durch mysteriöse Andeutungen anzieht. Aber er macht schon neugierig, Mich zumindest.  

Klappentext 2

Äußere Form – Gliederung und Rechtschreibung

0,28 An der Rechtschreibung und Grammatik deines Klappentextes gibt es nichts zu beanstanden. Allein das sei hier bitte lobend hervorgehoben! Und doch will ich dir anraten, ihn umzuschreiben. Wieso? Aus demselben Grund, aus dem ich dir später raten werde, deine Geschichte noch einmal zu überarbeiten. Du schreibst zu kompliziert, die Sätze sind zu verschachtelt und werden somit, trotz korrekter Zeichensetzung und Grammatik, schwer verständlich. Das Lesen bereitet teilweise Mühe und erfordert Konzentration. Vielen Lesern ist das zu mühsam. Insbesondere dann, wenn sie Zerstreuung und Zuflucht in fremden Welten suchen, in denen sie sich fallen lassen möchten. So etwas fällt schon im Klappentext auf und bei dir führt es im schlimmsten Falle dazu, dass einige Leser gar nicht erst in deine Geschichte einzutauchen versuchen, weil sie schon bei der Inhaltsangabe rauchende Gehirnzellen bekommen. (Übertrieben gesagt, ja. Aber ich hoffe du weißt, was ich meine.)

Auf der Nordseeinsel, die die 12 jährige Marja ihre Heimat nennt, kann es schwierig sein, Freunde zu finden. (Die Formulierung „ihre Heimat nennt" ist sehr hochgestochen. Außerdem würde ich empfehlen den Satz umzustellen, um ihn verständlicher zu machen. Hier benötigst du drei Kommata, für einen Satz, der umgestellt auch gut mit einem zurechtkommt und damit leichter lesbar wird. Desweiteren würde ich die Ziffer lieber als Wort schreiben.) - - vor allem, da ihre Schule gerade mal drei Schüler hat! (Den Zusatz kann man so mit reinnehmen, wobei ich ihn für deine Verhältnisse ungewöhnlich umgangssprachlich finde und dann definitiv auch ein Bindestrich völlig ausreicht. Ich habe ihn im unteren Beispiel mal in Klammern gesetzt, denn im Prinzip kann man ihn auch weglassen, da du es ja im Buch selbst auch nochmal beleuchtest. Allerdings würde ich das Ausrufungszeichen durch einen Punkt ersetzen, denn so wirkt es irgendwie überdramatisiert.) Als dann jedoch eines Tages Kirka auftaucht, die sie mit ihren Geschichten, die sie auf ihrem Schreibblock zu Papier bringt, in ihren Bann zieht, ändert sich alles. (Auch dieser Satz ist wieder sehr verschachtelt und kompliziert zusammengeschustert. Vier Kommata, die Fakten aneinanderreihen, die man dem Leser auch gut und gern in zwei Sätzen mitteilen kann und ihm somit die Möglichkeit gibt, das Gelesene auch zu verarbeiten, ehe er schon mit der nächsten Information konfrontiert wird. Abgesehen davon hast du mit „Als dann jedoch" gleich drei Füllwörter hintereinander stehen. An der Stelle reicht eines davon völlig aus.) Aber so schnell das merkwürdige Mädchen erschienen ist, so schnell verschwindet es auch wieder. Nichts hinterlässt es, als einen Schreibblock. (Auch hier empfehle ich dir umzuformulieren, um Wortwiederholungen (Mädchen und Schreibblock zu vermeiden. Die Satzstellung des letzten Satzes ist zudem wieder eher ungewöhnlicher – gehobener – Natur, was leider nicht zwingend ein Vorteil ist.) Und auf der Suche nach ihrer verschollenen Freundin spielen die Worte eine weitaus größere Rolle, als sie jemals zu vermuten gewagt hätte. Was verschweigt Kirka ihren Mitmenschen? (Das Wort „Und" solltest du streichen, auch wenn du dich entscheidest, deinen Klappentext so zu belassen, wie er ist. Es ist nur ein Füllwort, das den Text aufplustert. Die Frage, was Kirka ihren Mitmenschen verschweigt, würde ich ganz streichen. Du kannst mit dem Rest Text schon genug Fragen aufwerfen, um den Leser neugierig zu machen.)

Keltische Mythen, der Zauber der Polarlichter und alles in einer Reise, die mehr ist als eine bloße Erfahrung.  (Hier ist es fraglich, ob das als Nachsatz so da stehen muss. Mich hat es eher rausgerissen. Ich würde es weglassen.)

Hier mein Änderungsvorschlag:

Für die zwölfjährige Marja ist es schwer auf der kleinen Nordseeinsel Märcken, Freunde zu finden (– vor allem, da ihre Schule nur von drei weiteren Kindern besucht wird, die nicht mal in ihrem Alter sind.) Doch eines Tages taucht Kirka auf. Die Geschichten des geheimnisvollen Mädchens, die es in seinem geliebten Schreibblock zu Papier bringt, ziehen Marja in ihren Bann. Gerade als sich eine Freundschaft zwischen den beiden entwickelt, verschwindet Kirka spurlos. Zurück bleibt nur das Heft mit ihren angefangenen Märchen. Marja macht sich auf die Suche nach ihrer verschollenen Freundin und muss dabei feststellen, dass die geschriebenen Worte der kleinen Autorin eine weit größere Bedeutung haben, als sie ursprünglich angenommen hatte.    

Ist er zu lang oder zu kurz?

0,3 Ich finde, dass dein Klappentext eigentlich eine recht angenehme Länge hat. Nur die Strukturierung der Sätze erschwert einem das Lesen ungemein.

Wird zu viel oder zu wenig verraten?

0,28 Dein Foreshadowing reicht schon recht weit in deine Geschichte hinein. Bis ins sechste Kapitel hinein. Das liegt aber weniger am Klappentext. Der ist so schon ganz in Ordnung. Kirkas Verschwinden zu erwähnen ist immerhin, das spannende Element, das einen als Leser in die Geschichte zieht, weil man wissen möchte, was es damit auf sich hat. Es liegt an deiner Story selbst und soll daher später beleuchtet werden.

Was im Klappentext selbst ein bisschen zu viel verraten könnte, wäre die Frage, welches Geheimnis Kirka verschweigt. Es ist eine unnötige Frage, die in der Story selbst wirkungsvoller Spannung erzeugen kann, als in deiner Inhaltsangabe. Auch den letzten Satz würde ich streichen.

Die Aussage über die keltischen Mythen und die Polarlichter verwirren mehr, als das sie neugierig machen, da du ja auf einer kleinen Nordseeinsel beginnst. Lass den Leser selbst erleben, wo die Reise hingeht und nimm dir nicht schon vorher einige deiner Überraschungseffekte. Auch die Andeutung, dass die Reise mehr wird, als nur eine bloße Erfahrung, würde ich streichen. Dass dem so ist, wird der Leser schon merken. Sie so in den Klappentext  zu streichen, finde ich zu bedeutungsschwanger.

Was die Aussage über die drei Schüler betrifft, die ich in Klammern gesetzt habe: Eigentlich ist sie überflüssig, denn das erklärst du ja später ausreichend genug. Aber ich könnte verstehen, wenn du es nicht streichen möchtest, um dem Beginn deiner Inhaltsangabe das „Arme – einsame – Mädchen" – Klischee zu nehmen. Denn mit dieser kurzen Erklärung machst du deutlich, dass Marja nicht deshalb keine Freunde hat, weil sie schüchtern, hässlich und vermeintlich sowieso zu dumm zu allem ist (nur, um sich später als Superheldin zu entpuppen). Du machst damit deutlich, dass es schlicht daran liegt, dass es keine Kinder gibt, mit denen sie sich anfreunden könnte. Das ist ein Unterschied und ich verstehe, wenn du das unterstreichen möchtest. ^^

Verleitet er dazu das Buch aufzuschlagen?

0,25 Ein klares Jain. Das Negative vorweg: Dein Klappentext liest sich unglaublich kompliziert. Wie schon erwähnt liegt das an den komplizierten Satzstrukturen, die du so sehr liebst. Ich werde innerhalb dieser Rezension nicht müde werden, dir das um die Ohren zu hauen, in der Hoffnung, dass du es nicht ignorieren kannst. :-p Spaß bei Seite. Ich werde es wirklich des Öfteren wiederholen. Nicht, um dich zu ärgern. Nur, um zu verdeutlichen, wie ich es meine, warum ich es meine und weshalb ich es ändert würde. Hier liegt der Grund auf der Hand: Dein Klappentext ist nach dem Cover dein Aushängschild, dein Werbebanner, so zu sagen. Wenn man als Leser schon Mühe hat, in einen Klappentext hineinzufinden, weil man so sehr damit beschäftig ist, einzelne Satzglieder zu einem Großen und Ganzen zusammen zu puzzeln, damit man es dann versteht, hat man schon wenig Lust weiter in die Geschichte zu lesen, weil man sich denken kann, dass es innerhalb der Story nicht anders werden wird. (Der vorangegangene Satz würde sich auch hervorragend für Demonstrationszwecke eignen.*schmunzelt tadelnd über sich selbst*) Das wäre für mich also schon mal ein eindeutiges Nein! Jetzt zum Positiven. Der Inhalt deines Klappentextes hat mich wirklich angenehm überrascht. Er ist herrlich untypisch, scheint eine Geschichte zu versprechen, die nicht jedes vierte Buch auf Wattpad im Bereich Fantasy erzählt. Keine Magie der Elemente, keine Werwölfe und Alphas und deren Mates, keine Auserwählten! Herrlich. Ich habe es gefeiert. Diesbezüglich war es also ein absolut klares Ja! Gibt zusammen ein Jain. Aber ich gebe zu: Wegen oben genanntem Punkt, hätte ich es wohl nicht aufgeschlagen, wenn ich nicht gemusst hätte. Wie vielen anderen geht das vielleicht ähnlich?

Idee 0,5

Wie innovativ ist sie? Wie wurde sie umgesetzt?

0,27 Puh, mit der Frage nach Einzigartigkeit tue ich mich ja immer so ein Bissle schwer, muss ich gestehen. Was ist heute noch super  innovativ? Und nur weil etwas nicht innovativ ist, ist es dann schlecht? Nope. Meiner Meinung nach nicht. Also: Mag sein, dass es diese Idee so oder so ähnlich schon ein oder auch mehrere Male gab. Spontan fiele mir jetzt eine entfernte Ähnlichkeit zu Tintenherz ein, aber dasselbe ist es definitiv nicht. Ich mochte deine Geschichte, mag die Idee, dahinter und auch die Umsetzung ist okay, wenn auch stellenweise und einige Dinge betreffend (*hust* du weißt schon, ich wiederhol mich hier jetzt mal nicht) überarbeitungswürdig. Nicht, weil es schlecht wäre. Nur, um es besser zu machen. 

Inhalt 3,0

Gibt es einen roten Faden? Wird er gewahrt oder verliert er sich im Nichts?

0,58 Ja, einen roten Faden hast du und den verfolgst du auch konsequent. Allerdings muss man sagen, dass er sich gerade zu Beginn sehr zieht. So sehr, dass die Dramaturgie deiner Geschichte darunter leidet. Hat man im ersten Kapitel noch das Gefühl, dass du wirklich einen sehr detaillierten und liebevollen Einstieg in deine Story hinlegst, wird in den folgenden Kapiteln schnell klar, dass du nicht nur bemüht bist eine umfangreiche Welt für den Leser zu erschaffen sondern dich geradezu in Beschreibungen, Nichtigkeiten und unwichtigen Details verlierst. Das ist besonders für den Beginn einer Geschichte nicht zuträglich. Nehmen wir zum Beispiel den ellenlangen Monolog von Frau Schröder im ersten Kapitel. Muss der sein? Der Exkurs über Freddie im ersten Kapitel. Muss der so lang sein? Muss er da überhaupt hin oder können einige Informationen früher gestreut werden? Die ausführliche Erinnerung an das Gespräch mit Nadine, der Unechten? Tun es da nicht auch ein paar weniger Sätze? Du hältst dich gerade zu Beginn wirklich an vielen Nichtigkeiten auf, sodass fast schon Langeweile aufkommt. Einen richtigen ersten Anstieg verzeichnet deine Spannungskurve erst, nachdem Kirka verschwunden ist und Marja die Beschreibungen in ihrem Notizblock durchliest. Schon die Überschriften machen neugierig: Ein Bettler. Eine Frau in Weiß und ihr Geisterpferd. Ein Blumenmädchen. Ein Elfenlehrling. Kirka. Du kannst dir sicherlich vorstellen, wie groß die Spannung ist, während man all die Beschreibungen durchliest, der einen von Kirka entgegenfiebert und ... herbe enttäuscht wird! Ich muss wirklich sagen, dass ich die in kursiver Schrift verfassten Textpassagen, die von Kirka verfasst wurden, so gelesen habe, als sein sie ein Werk für sich. Ich war Marja, las durch ihre Augen. Mitlesenden gebe ich gerne mal eine Geschmacksprobe von Kirkas Werken: (An einigen Stellen werde ich allerdings evt. Punkte setzten ^^) Das Blumenmädchen: ... mit grün schimmernder Haut, die Lippen veilchenviolett wie die Farbe ihrer Iris. Ihre Augen waren so facettenreich wie die eines Insekts, das sich begierig auf eine Blüte setzte, um sie ihres Nektars zu berauben. Jede einzelne Facette besaß im Licht ihren eigenen Schimmer. Ihr Kleid war gewebt aus den Fasern der Blätter und üppig mit Blumen bestickt. Das Haar war dunkelgrün und fühlte sich an wie der Stängel eines Gänseblümchens. Ein Kranz aus Blüten zierte diese Pracht ...

Wunderschön geschrieben. Man taucht in diesem Moment ein. Sitzt da und spürt den Zauber, den auch Marja empfindet, als sie weiter über den Elfenlehrling liest:

... die Ohren spitz, wie es bei Waldelfen üblich war. Die Hände weich wie Seide, trotz der schweren Arbeit. Immer barfuß laufend, ohne sich die Füße an den Dornen aufzuschneiden, denn die Elfen waren die Freunde der Natur. Seine Kleidung war praktisch: Ein Hemd aus feinem Stoff, eine dunkle Weste darüber und eine Hose, die nicht zerriss, egal welcher Belastung sie ausgesetzt war. Die Schuhe des Lehrlings bestanden aus Holz, das seine Füße selbst vor schwerem Eisen schützte ...

Gemeinsam mit Marja blättert man weiter, voller Spannung nun endlich etwas über Kirka zu lesen. Und bekommt das: So beschrieb Kirka die Personen ihrer angefangenen Geschichten. Doch einen Charakter – den Letzten von allen – hatte sie so plastisch und detailliert beschreiben, dass es kein Zufall sein konnte. Die Augen nicht wie Ziegenkäse, wie die Wintersonne, blass wie weiße Kirschblüten oder frischgefallener Schnee, blondes Haar wie Honig. War das nicht Kirka selbst? Hatte sie sich wirklich selbst dort beschrieben?

Das war der Moment, in dem ich brutal aus der Geschichte gerissen wurde, zurück in mein Bett, zu meinem fiebernden, schmerzendem Kopf. Und ich war wütend! Ich wollte ins Kissen beißen und ich wollte dich fragen, liebe 178th_teatime_today ob du mich gerade verar ... ob das dein Ernst ist! Show don't tell, vorher so schön umgesetzt und in dem Moment, in dem es drauf ankommt, verstößt du deinen Leser auf diese grobe Art und Weise, speist ihn mit schlichten Erzählungen ab, die dann auch noch aus Fakten bestehen, die er schon kannte und stellst dann diese pseudokryptischen Fragen in den Raum, ob es sich bei der Beschreibung tatsächlich um Kirka selbst handelt. Ja, natürlich tut es das! Mit nichts anderem habe ich gerechnet. Nur etwas mehr hatte ich mir erhofft. Nicht, dass du hier Kirkas Geheimnis lüftest – selbstverständlich nicht! – aber zumindest, dass ich auch die plastische und detaillierte (grrrr) Beschreibung durch Marjas Augen lesen darf. Oder dass zumindest eine kleine Neuigkeit hinzukommt und sei es nur ihre stets drückende Melancholie oder das Gefühl ihres schweren Herzens gewesen, als läge ein eiserner Ring darum, der es gefangen hielt und es in schmerzende Traurigkeit hüllte ... oder  so. Man, du kannst das doch, Herr Gott nochmal!

*atmet mal tief durch* Du merkst: Das war echt ein riesen Spannungskiller, eine Dramaturgieklippe, die du mich rücksichtslos hinuntergestoßen hast. Zurück zum Ausgangspunkt. Wie gesagt: Bis Marja entschließt, sich auf die Suche nach Kirka zu machen, zieht sich die ganze Story sehr in die Länge. Überlege dir, an welchen Stellen du kürzen könntest, was wirklich relevant ist und was möglicherweise sogar ganz gestrichen werden könnte, um den roten Faden etwas straffer zu halten und den Leser so besser bei der Stange zu halten.   

Wie logisch und authentisch ist die Geschichte?

0,58 So, die nächsten Punkte, einschließlich des Punkts Charaktere und Emotionen werden jetzt etwas anstrengend, weil ich gerne versuchen möchte, nicht zu viel zu spoilern, denn vielleicht gibt es ja User, die das hier lesen und dein Buch noch lesen möchten. Diesen möchte ich gerne sagen: Hört auf, das hier zu lesen. Lest Wintersonnenmädchen, wenn ihr es unvorbelastet genießen wollt.

Die meisten unlogischen oder widersprüchlichen Dinge, die mir aufgefallen sind, betreffen eher die Charaktere und deren Authentizität, weshalb ich sie auch da zur Sprache bringen werde.

Aber auch hier kann ich ein paar Punkte abarbeiten, die beim Lesen einfach stutzig gemacht haben und zwar auf die Negative Art, die du so sicher nicht haben willst.

Punkt 1: Am Anfang (im ersten Kapitel) ist von einer Bibliothek die Rede. Marja besucht diese Bibliothek und trifft dort erst auf Frau Schröder, die als Bibliothekarin dort arbeitet. Später stößt auch noch Kirka dazu und beginnt die Konversation mit der Erwachsenen, indem sie bekundet, wie schrecklich es sein muss, bei dem eisigen Wetter auch noch arbeiten zu müssen, woraufhin Frau Schröder selbstverständlich beteuert, es sei ja keine richtige Arbeit, es mache ihr ja Spaß. Wer außer mir schlussfolgert noch, dass es sich um eine Bücherei handelt, in der Frau Schröder arbeitet und in der die Mädchen ihre Zeit verbringen und sich dort Bücher ausleihen? Alle? Sehr gut. Wir sind gespannt.  Die Bibliothek oder Bücherei spielt auch in den folgenden Kapiteln stets eine zentrale Rolle, denn es ist der Ort, an dem Kirka und Marja sich immer treffen. An einem weiteren Tag wird Marjas Ankunft in der Bibliothek so beschrieben: Den Blick hatte Marja auf die vom Staub und Fliegendreck fast erblindete Tür gerichtet ... An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass ich es schon merkwürdig fand, dass eine Frau, die so viel für ihre Bücher und ihre Bibliothek übrig hat, deren Eingang so sehr verdrecken lässt. Aber es kommt ja noch besser. Denn als Marja (in Kapitel vier), traurig über das Verschwinden Kirkas eines Tages auf der Bank vor der Bibliothek sitzt, kommt Frau Schröder raus, bittet sie ins warme Innere, wo sie ihr einen Kakao zubereiten möchte. So weit bin ich damit auch einverstanden. Ich hatte verschiedene Arbeitsplätze und überall gab es eine Möglichkeit warmes Essen zuzubereiten oder Milch zu erhitzen. Aber der Hammer kam dann, als Marja auf das warme Gebräu wartet: „Weißt du, Maja"", sagte Frau Schröder versonnen, als sie mit einer dampfenden Tasse aus der Küche (die Bibliothek war gleichzeitig ihr Zuhause) kam. What??? Wem, außer mir, kommt es an der Stelle noch so vor, als suche die Autorin eine schnelle und plausible Erklärung dafür, dass Frau Schröder der kleinen Marja hier gerade einen Kakao zubereiten kann?

Im Ernst. Das wirkt wirklich so, als sei dir in diesem Moment aufgefallen, dass das Ganze gerade etwas unstimmig ist und als habest du eine schelle Erklärung gebraucht. Schnell ist die auch. Nur nicht plausibel, weil sie nicht zum ganzen Rest passt. Also entweder ist es eine Bibliothek in der es eben so etwas wie eine kleine Küche gibt, in der die Mitarbeiterin sich eine warme Mahlzeit oder einen Kakao zubereiten kann, wenn sie schon den ganzen Tag da rum hockt. Oder aber es ist ein Wohnhaus, das Frau Schröder als Bücherei für die Inselbewohner zur Verfügung stellt. Aber dann sollte vielleicht die Tür nicht so verschmutzt sein, es sollte im ersten Kapitel nicht von beschrifteten Abteilungen und Sesseln vor den Gängen und Regalen geschrieben werden und es müsste bereits früher erwähnt und erklärt werden. So wie es jetzt ist, wird es für dich einfach zu einem Logikstolperstein, der da nicht sein muss.

Punkt 2:  Kirka und Marja treffen sich täglich, nicht in der Bibliothek, sondern davor. Dort sitzen sie auf einer Bank, während Kirka dem anderen Mädchen ihre Geschichten vorliest. Manchmal sogar zwei Stunden am Stück. Das wäre bestimmt schön, an einem Frühlingstag oder auch im Sommer, insofern die Bank im Schatten eines Baumes stünde. Von mir aus auch noch an einem warmen Mittag im Herbst. Aber nicht im Winter! Aber den haben wir. Die Mädchen tragen sogar Schal und Handschuhe und Marja sinniert darüber, dass es zwar bitterkalt ist, aber leider noch immer kein Schnee gefallen ist. Bitte was? Und da hocken die zwei Stunden lang bewegungslos in der Kälte? Sicher nicht! Ich weiß, wie das ist, im dicksten Winter auf einem Reitplatz zu stehen oder auf einem Pferdchen zu hocken und ich weiß, dass man innerhalb kurzer Zeit ziemlich durchgefroren ist. Wer hockt sich da bitte zwei Stunden lang freiwillig hin. Und welche Erwachsene lässt zwei Mädels so lange da sitzen? Oder auch nur Marja, das spielt keine Rolle. Blasenentzündung, Erkältung oder auch einfach Unterkühlung sind drei Begriffe, die mich da sofort anspringen.

Punkt 3 ist das genaue Gegenteil von Punkt 2. Dabei geht es um Luke, den Retriever der Familie, den Marja lieber nicht mitnehme möchte, als sie mit ihrem Cousin mit dem Fischerboot zum Festland übersetzen will. Sie hat Angst er könne ins Wasser springen. Diese Angst finde ich gerechtfertigt, ich hätte meinen Hund wohl auch lieber zuhause gelassen. Aber beschrieben ist das so: Würde Luke vor Übermut ins Wasser fallen, würde er augenblicklich erfrieren, bei dieser Kälte, bei dieser Kälte, die Eisschollen auf der Oberfläche treiben ließ. Wie stellen wir uns das vor? Schockfrosting oder Frozen Dog? Wenn Menschen in gefrorenem Gewässer einbrechen und jemand da ist, der sie sofort herausziehen und versorgen kann, haben die ja auch eine Überlebenschance. Das ist bei dem Hund nicht anders. Da ist die Gefahr auch eher die Unterkühlung, die auf einem Boot zugegebenermaßen, schwer zu verhindern ist.  Aber „augenblicklich" ist doch ziemlich übertrieben.

Punkt 4 schließt an der Temperatur und dem Wetter an. Die See ist stürmisch und rau. Das Wasser so kalt, dass es sofort Frozen statt Hot Dog zum Abendessen gibt, aber Freddie schippert seine kleine Cousine trotzdem ohne Bedenken zum Festland hinüber – in einem Fischerboot, dessen Reling gerade einmal hüfthoch ist. Lass es mich so sagen: Nein. Einfach nein.

Punkt 5 mag dir kleinlich erscheinen, aber ich bin drüber gestolpert, also wird es hier erwähnt ^^ Auf dem Festland angekommen, eilen die beiden durch die Stadt, wobei Freddie andauernd Marjas Haare ins Gesicht wehen. Wenn ich richtig rechne ist er 20 und sie 12. Müsste da nicht noch ein deutlicher Größenunterschied vorhanden sein?

Punkt 6 wird etwas schwieriger. Er betrifft die Blumen, die auf der grünen Insel wachsen. Es ist davon auszugehen, dass auch in Irland Winter herrscht. Ich weiß, du kannst hier (und auch beim nächsten Punkt) argumentieren, dass die Wendung, die deine Geschichte im letzten Kapitel und im Epilog nimmt, die Frage nach der Logik aufhebt. Aber ganz ehrlich, dann würdest du es dir zu einfach machen. Überlege dir, ob du den Leser im Glauben lassen möchtest, all das geschehe Marja zu diesem Zeitpunkt tatsächlich, dass lass die Blumen weg, die haben da im Winter nichts zu suchen. Möchtest du den Leser aber tatsächlich ein bisschen stutzig machen, dann heb es mehr hervor (z.B. indem Marja sich darüber wundert, dass an diesem Ort zu dieser Jahreszeit Blumen wachsen), damit der Leser merkt, dass du dir darüber im Klaren bist, dass das nicht normal ist. (Traurig aber war, auf Watty ist das keine Selbstverständlichkeit.)

Punkt 7 schlägt in eine ähnliche Kerbe. Marja fragt Bastian nach der Dauer der Überfahrt und er erklärt ihr, diese habe ein bis zwei Tage, vielleicht sogar länger gedauert, aber sie habe die ganze Zeit geschlafen. Diese Erklärung ist nicht geschickt, auch wenn mir klar ist, weshalb du die Überfahr nicht detailliert beschreibst und auch nicht berichten möchtest, was in der Zwischenzeit geschehen ist. Das Problem daran ist, dass viele Autoren es so machen, um den Zeitraum einer Reise zu überbrücken, in der Dinge geschehen, die sie noch verschleiern wollen. Da kommen dann so Sachen raus wie: Ich habe zwei Tage lang geschlafen; sie haben mich drei Tage in einem künstlichen Koma belassen, um mich herzubringen; ich war vierundzwanzig Stunden bewusstlos. Das geht nicht. Der Mensch muss, wenn schon nicht essen und trinken, das geht ja bekanntlich bis zu drei Tagen einigermaßen gut, dann doch zumindest urinieren und Kot absetzen. Das sind Mechanismen des Körpers, die sich nicht abstellen lassen. Also entweder wacht Marja dann besudelt von ihrem Exkrementen auf oder Bastian hat ihr regelmäßig, zuvorkommend wie er ist, eine Bettpfanne gereicht. Natürlich würde auch hier das Argument zählten, das ich schon im Punkt zuvor nicht gelten lassen habe. Und ich tue es auch hier nicht. Denn hier willst du definitiv, dass der Leser alles für echt hält.

Also bediene dich wenigsten einer verschwommenen Eventualität. Meinetwegen so was hier: Marja konnte sich kaum noch an die Überfahr erinnern. Seit sie sich im Sturm den Kopf an der Reling angehauen hatte, war alles in dunklen Nebel gehüllt. Sie musste gegessen und sich mit Bastian unterhalten und sich auch das ein oder andere Mal erleichtert haben, aber sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern. Die meiste Zeit, hatte sie wohl der Schlaf der Erschöpfung in seinen Fängen gehabt.

Das sind doch alles eher "Kleinigkeiten", aber sie fallen auf und sollten behoben werden. Abgesehen davon, besitzt dein Buch keine Lücken im Plot oder irgendwelche Dinge, welche die ganze Handlung unlogisch erscheinen lassen. Du hangelst du dich schön an deinem roten Faden entlang, sodass man der Geschichte gut folgen kann. Man merkt, dass du dir Gedanken zu deiner Story gemacht hast, dein ein Plan dahinter steckt, den du liebevoll mit viel Mühe umgesetzt hast.  

Welche Erzählperspektive wurde gewählt? Passt sie zur Geschichte? Wie wurde sie umgesetzt?

0,55 Du hast dich für einen personellen Erzähler entschieden, der aus der Sicht der zwölfjährigen Marja berichtet. Eine gute Wahl, wie ich finde. Dass du dich nicht für einen Ich-Erzähler entschieden hast, war ein weiterer Punkt an deiner Geschichte, der mich gefreut und überzeugt hat. Manchmal  passiert es dir allerding, dass du für kurze Momente zu einem auktorialen Erzähler wechselst. Um durchgehend von einem Allwissenden Erzähler zu sprechen, weiß dieser allerdings zu wenig und es wird zu viel vor dem Leser geheim gehalten. Daher konzentriere dich darauf, wirklich beim personelle Erzähler zu bleiben. Dieser kann aber einige Dinge eben nicht wissen, wie ich dir in den folgenden Beispielen zeigen möchte.

-          Kirka versteckte ihre Verblüffung hinter einem weiteren zufriedenen Lächeln. (Das kann Marja nicht wissen. Kirka versteckt ihre Verblüffung ja, folglich ist Kirka auch die Einzige, die weiß, dass sie verblüfft ist, denn Marja sieht ja nur das zufriedene Lächeln.

-          Irgendwann winkte Frau Schröder einfach abwertend in Marjas Richtung, als wolle sie zeigen, dass sie für dieses dumme, starrsinnige Kind nichts mehr tun konnte. (Hier stimmt die Perspektive noch, da du in der Möglichkeitsform bleibst, sprich Marja das nur in die Geste hineininterpretiert).  Doch eigentlich wollte sie nur andeuten, dass Marja nun endlich ihre Trauer beiseitelegen sollte, als wäre sie ein Buch. (Das kann Marja nicht wissen. Sie kann es nur annehmen. Also müsstest du schreiben: Doch wahrscheinlich wollte sie nur andeuten ...)

Dann habe ich ein Problem mit dem Kapitel „Auf dem Festland". Hier wechselst du plötzlich die Perspektive und beschreibst auf einmal aus Freddies Sicht. An und für sich ist das nicht schlimm. Ich stehe auf Geschichten, die aus mehreren Sichten geschrieben werden, aber in diesem Fall macht es für mich keinen Sinn, da es (abgesehen ersten Kapitel) das einzige Kapitel ist, in dem du aus Freddies Perspektive beschreibst. Das würde ich an deiner Stelle lassen. Es irritiert nur und reißt einen aus dem Fluss. Das der Epilog aus seiner Sicht beschrieben wird, macht selbstverständlich Sinn und ist auch goldrichtig so. Aber im vorigen Verlauf solltest du lieber bei Marja bleiben.

Charaktere 2,0

Wie anschaulich sind sie? Äußerlichkeiten und charakterliche Eigenschaften.

0,54 Deine Charaktere beschreibst du anschaulich und einprägsam. Von Marja und Kirka kann man sich ein ebenso klares Bild machen, wie später von Bastian oder Raven.

Aber natürlich möchte ich etwas näher darauf eingehen und dir einen kurzen Eindruck vermitteln, wie einige deiner wichtigen Protagonisten auf mich gewirkt haben.

Ich fange mal mit Marja an.

Ich gebe zu: Ich bin ein Mensch, der erst die Geschichte und dann den Klappentext liest. Daher hatte ich Marja zunächst irgendwo um die sechzehn, siebzehn eingeordnet und war letztlich schockiert, als ich las, wie alt sie tatsächlich sein soll. Dazu aber mehr unter dem Punkt Authentizität.  Marja macht den Eindruck eines durchaus intelligenten Mädchens, das mit ihrem Kopf gerne in der Welt der Fantasy hängt und sich so oft es geht aus der schnöden Realität flüchtet. An für sich würde ich sie auch als furchtlose Abenteurerin bezeichnen, wenn da nicht so ein Widerspruch wäre, den ich auch im nächsten Punkt aufgreifen möchte. Dennoch denke ich, dass Marja ein mutiges Mädchen ist, das eine gewisse Vorstellung von Gerechtigkeit und Anstand hat. Ihre Auffassung von letzterem ist etwas kleinbürgerlich und durchaus von Vorurteilen geprägt, was aber vermutlich auf einer kleinen Insel wie ihrer Heimat nicht ausbleibt. Da wirken Festlandbewohner möglicherweise tatsächlich wie bedrohliche Paradiesvögel. Marja ist nachdenklich und ruhig und geht nur in ihrer Fantasy richtig auf. Die Welt der Erwachsenen, in der sie zwangsläufig überwiegend zuhause ist, begreift sie zwar annähernd, den nötigen Ernst dafür hat sie zuweilen, aber ihr fehlt die Lebenserfahrung, die aus ihren teilweise doch sehr philosophischen Gedanken mehr zu machen, als den Versuch die Welt aus Kindesaugen erklären zu wollen.

Kirka. Ein unnahbares, neunmalkluges Mädchen, das den Kopf voller Geschichten hat. Sie wirkt, mehr noch als Marja es tut, altklug. Der Sympathiefaktor für sie ist, um ehrlich zu sein, nicht sonderlich groß, was daran liegen kann, dass sie sich selbst anscheinend für auch so interessant, klug und weise hält. Ich mochte Marja, weshalb ich mich mit ihr auf die Reise gemacht habe, um Kirka zu suchen. Aber um Kiraks Willen, wäre ich nicht mitgegangen. Du hast sie geheimnisvoll hinbekommen. Aber ein bisschen fehlt ihr neben dem mysteriösen Flair, das dir gut gelungen ist, die zauberhafte Seite, die einen dazu verleitet, selbst auf die Suche nach ihr gehen zu wollen.

Frau Schröder, die schrullige Bibliothekarin, die anscheinend nicht nur ihre Bücher über alles liebt, sondern offenbar auch gern ihre Nase in das Leben anderer hineinsteckt und dabei liebend gerne über sie urteilt und dabei nur ihre vorgefasste Meinung gelten lässt, wie man im Gespräch mit Marja erkennen kann und auch daran, wie sie über Freddie denkt. Dennoch scheint die gute Dame das Herz am rechten Fleck zu haben, denn sie kann auch mit Fürsorge für andere da sein und nimmt Ängste und Sorgen ihres kleinen Schützlings ernst.

Freddie. Der erwachsene Quatschkopf, der seine kleine Cousine von Herzen liebt, der auf ihre Fantasien eingeht und ein vertrauter Ansprechpartner für sie ist. Ihn hast du äußerst sympathisch gestaltet, auch wenn du ihn durch aus ein paar Schwächen auf den Leib geschneidert hast – oder gerade deshalb. Er ist ein Kumpeltyp, mit dem man Pferde stehlen kann.

Bastian.  Der zynische Vagabund. Der geheimnisvolle Fremde mit der rauen Schale und dem weichen Kern. Der, mit den dunklen Flecken auf seiner hellen Seele. Der, der seine Gutmütigkeit hinter schroffem Sarkasmus verbirgt. Er ist der Beschützer, der Weggefährte. Der, der einen  Plan hat und doch nicht so recht weiß, wohin die Reise führen wird.

Raven. Die, die man fürchtet. Die, die man nicht einschätzen kann. Die, deren Motive man nicht kennt. Sie ist ein Mysterium. Weder gut, noch böse. Bis zum Schluss stellte sich mir die Frage ... Gut, oder nicht?

Es gibt viele Charaktere, die in deiner Geschichte auftauchen. Pooka, Meddie, Salomo, Zaron, die sprechenden Wölfe, die Wildscheine (die Namen waren der Hammer, ich habe mich herrlich amüsiert). Ich will sie jetzt nicht alle detailliert beschreiben und analysieren. Man merkt, dass du dir über deine Figuren Gedanken gemacht hast. Das jeder von ihnen seinen Platz, seinen Zweck und seine Seele in der Geschichte gefunden hat. Manchmal fällt es aber schwer ihnen genaue charakterliche Züge zu zuordnen.  Warum das so ist? Dazu gibt es im nächstem Punkt ein paar Erklärungen, die Widersprüchlichkeiten betreffen.

Handeln sie nachvollziehbar? Sind sie authentisch?

0,52 Und da liegt der Hase im Pfeffer begraben. Nope, das tun sie leider nicht immer. Ich fange mal mit einer ganz wichtigen Sache an: Der Ausdrucksweise deiner Charaktere. Oder zumindest  der, von Marja und Kirka. Ich habe ja schon anklingen lassen, dass ich Marja zu Beginn sehr viel älter geschätzt habe. Das liegt nicht nur daran, dass ihre Gedankengänge unglaublich philosophisch sind, sondern auch daran, wie sie das alles zum Ausdruck bringt, wie sie mit anderen spricht. Das ist nicht unbedingt die Art einer Zwölfjährigen. Selbst die Hochbegabung, die Frau Schröder ihr andichtet möchte, erklärt dieses Verhalten mitnichten. Generell würde ich an deiner Stelle Abstand von der Idee der Hochbegabung nehmen. Die Geschichte funktioniert auch so, ohne dass du Marja das mit auf dem Weg gibst. Im schlimmsten Falle geht es einigen Lesern so wie mir und sie denken sich: oh nee, nicht schon wieder eine hochbegabte Alleskönnerin.  Du hast aber auch einen guten Ansatz drin, der erklären könnte, weshalb Marja sich so gewählt ausdrückt und warum sie diese tiefgründigen Gedankengänge hegt: Sie lebt in der Welt der Bücher. Wenn du das mehr als Erklärung anklingen lassen würdest, dann wäre das für den Leser bestimmt eher nachzuvollziehen, als der Verweis auf eine eventuelle Hochbegabung. Also entweder erklärst du wirklich, dass Marja belesen ist; dass sie gerne alte Geschichten liest, die von Königen und vom Mittelalter handeln ; dass sie Gedichte fast genauso gern mag und dass die Leute schon gutmütig spotteten, dass sie sich bald ausdrückte, wie eine der Romanheldinnen. Lass vielleicht auch anklingen (vielleicht durch Frau Schröder), dass sie sich viel zu reif und ernst für ihr Alter benimmt. Das würde zumindest teilweise die für eine Zwölfjährige untypische Ausdrucks- und Verhaltensweise erklären. Alternativ könntest du natürlich darauf verzichten und Marja schlichtweg kindlicher gestalten. Vielleicht wäre ein Mittelweg auch eine interessante Lösung. Eine etwas kindlichere Marja, die dennoch philosophische Gedanken hat. Das sollte dem Zauber deiner Geschichte keinen Abbruch tun, denke ich.

Dann sind zu Beginn ein paar Widersprüche aufgefallen. Zum einen wird beschrieben, dass Marja sich nach Abenteuern sehnt, dass sie gerne eine Romanheldin wäre, die viele spannende Dinger erlebt, die auf Reisen gehen möchte usw. Als dann aber Kirka die Bibliothek betritt, erfährt man, dass Marja Veränderungen aller Art hasst, insbesondere dann, wenn sie sie überraschen. Ich sag es mal ganz platt: Das passt einfach nicht zusammen. Es widerspricht sich. Abgesehen davon, ist von der Eigenschaft, dass Marja Veränderungen hasst im weiteren Verlauf nicht mehr die Rede. Es ist auch gar kein Raum dafür. Den Teil solltest du echt überdenken.  Ebenso widersprüchlich ist es, dass Marja doch eher traurig darüber nachdenkt, dass sie keine Freunde hat, dass mit den anderen Schülern auf der Insel nichts anzufangen sei und so weiter. Klar merkt man, dass sie Freddie sehr lieb hat, aber auch ihr scheint klar zu sein, dass ihr acht Jahre älterer Cousin kein Ersatz für eine beste Freundin ist. Auch sie weiß, dass die kleine Insel ihr die Möglichkeit nimmt mit gleichaltrigen zu spielen und sie weiß, dass die Welten ihrer Fantasy und der Bücher eine Art Zufluchtsort sind. Dennoch behauptet sie einige Zeilen später sie sei absolut glücklich. Auch das ist zu weit voneinander entfernt. Da wäre es glaubhafter sie würde Frau Schröder erklären, sie wisse, dass es nicht einfach wäre, aber sie käme zurecht, es sei schon in Ordnung. Das ist etwas anderes als : ich bin glücklich.

Ein weiterer Moment, in dem Marja alles andere als überzeugend rüberkommt, ist, als sie zum Fischerhäuschen geht, um Freddie zu überreden, sie aufs Festland zu bringen. Als sie auf ihn trifft, ist er übernächtigt und verkatert, was sie sofort zu den ausschweifendsten Gedanken veranlasst, was Freddies Alkoholikerfreunde, die billigen Mädchen auf dem Festland und sein ausschweifendes Partyleben betrifft. Das ist nich typisch für ein Mädchen in ihrem Alter. Dass sie eifersüchtig auf etwaige Freundinnen ist, okay. Dass sie es nicht leiden kann, wenn er betrunken ist, auch okay. Aber dass sie sich dann gleich zu einem derartigen Moralapostel entwickelt, ist einfach total drüber. Glaubhafter wäre es da, sie würde Frau Schröder zitieren, die sich eventuell schon mal so abfällig über Freddies Freunde geäußert hat. Die Krönung war dann aber die Aussage: Am liebsten hätte sie ihm eine Ohrfeige verpasst, so, wie sie es schon einmal getan hatte. (frei zitiert). Da hat's mir glatt das Fieber hochgetrieben, so fassungslos war ich. Ein  zwölfjähriges Mädel, dass seinen acht Jahre älteren Cousin ohrfeigt??? Man nehme es mir übel, wenn man möchte, aber ... die würde ich übers Knie legen. Das funktionierte vielleicht noch, als sie sieben und er dreizehn war. Aber dann sollte man erwähnen, dass das schon so lange her ist. Hier dachte ich echt, dass Marja entweder eine größenwahnsinniges, verzogenes Gör oder Freddie ein totaler inkonsequenter Erwachsener ist, der sich von einer vorpubertären Rotzgöre schlagen lässt. Beides unschön, wie ich finde.

Kommen wir zu Kirka. Das Problem mit der Ausdrucksweise und dem Verhalten, das ich bereits bei Marja zur Sprache gebracht habe, tritt bei Kirka genauso auf. Sie ist elf, ein Jahr jünger also, und spricht ebenso hochtraben und gewählt, wie Marja. Und auch ihre Auftreten ist nicht unbedingt kindlich zu nennen. Nun ist mir natürlich klar, dass Kirka kein normales Kind ist und dass sie sich demnach durchaus so verhalten könnte, aber das begreift man als Leser ja doch erst später. In den Momenten in denen Man Kirka erlebt, wirkt es einfach sehr gekünstelt und nicht echt. Das stößt auf. Insbesondere, wenn man den Grund nicht kennt und wenn man keinerlei Erklärung bekommt oder zumindest eine Bestätigung dafür erhält, dass man sich das nicht nur einbildet, dass es tatsächlich so ist, aber dass es so gewünscht ist. Sprich: Es sollte auch noch jemand anderem auffallen. Marja könnte zum Bespiel feststellen, dass Kirka fiel zu ernst und reif ist. Und das ihre Geschichten, nicht so wirkten, als habe eine elfjährige sie geschrieben. Lass sie doch darüber nachdenken, was das Mädchen vielleicht schon alles gesehen und erlebt haben muss, dass sie sich so verhält und dass sie so schreiben kann, wie eine Erwachsenen (denn Wattad beweist es jeden Tag: Oftmals schreiben dreizehnjährige nicht so ausgereift, wie jemand, der über mehr Lebenserfahrung und Reife verfügt).

Einer Reaktion, die ich nur am Rande stattfindet, die ich aber wirklich befremdlich fand, war, als Marja sich daran erinnert, wie es war, als sie ihrem Vater davon erzählte, dass sie Angst habe, Frau Schröder könne an einem Herzversagen sterben und dass sie dann sehr traurig sein und weinen würde. Da lacht er und meint : „Das ... war schnulzig, Marja." Was soll ich sagen? Hoffentlich ist der Mann kein Pädagoge oder so was in der Art. Das war so einfühlsam, wie ein Steinklotz. Konnte ich nicht nachvollziehen, fand ich irgendwie befremdlich, zumal Marjas Eltern ja doch als liebevoll und behütend beschrieben werden und eben nicht, als Horror-Erwachsene, die sich einen feuchten Dreck um die Sogen ihres Kindes schären.

Richtig gut gelungen, finde ich hingegen, die Reaktion der Mutter, als Marja von ihrem Festlandaufenthalt zurückkommt. (Aber dauert das Ganze mit Überfahrten wirklich nur zwei Stunden? Das erschien mir etwas kurz). Jedenfalls fand ich ihre Wut, die natürlich aus Sorge resultiert mehr als glaubhaft. Ich musste sogar echt schmunzeln und habe mich richtig angesprochen gefühlt, da meine Mutter mal eine recht ähnliche Reaktion zeigte, nachdem ich ohne mich zu melden mal zwei Stunden später als vereinbart nachhause kam. Not good, bei meiner Mama. Die war nämlich so in Sorge – und dadurch dann auch in Rage – dass ich mir tatsächlich eine Ohrfeige eingefangen habe. ^^

Ein bisschen zu reibungslos und daher nicht ganz nachvollziehbar, finde ich auch den Moment, in dem Marja sich entschließt Bastian zu begleiten. Generell verläuft die ganze Begegnung ja recht merkwürdig. Das hast du übrigens echt gut gemacht, man stutzt darüber, wie der Bettler mit ihr umgeht und wie er mit ihr spricht und im Nachhinein betrachtet, begreift man natürlich und zieht im stillen den Hut vor dir. ^^ Schön wäre allerdings, wenn auch Marja sich zumindest über die hoheitliche Anrede wundern würde, dann wäre der Leser damit nicht wieder allein und würde sich mehr abgeholt fühlen. Worauf ich allerdings hinaus wollte, ist, dass ich finde Marja sollte mehr zaudern. Sie darf ruhig Angst vor dieser Entscheidung haben, schließlich will sie mit einem Fremden weglaufen, den sie überhaupt nicht kennt und der obendrein auch noch ein ziemliches Raubein zu sein scheint, der auf den ersten Blick nicht sonderlich sympathisch rüber kommt. Vielleicht sollte Bastian sie mehr ködern. Er muss ihr ja nicht Honig ums Maul schmieren, das wäre nicht er, aber er könnte sie so ein bisschen verbal in die richtige Richtung schubsen. So Andeutungen fallen lassen, wie: Mmh, ich hätte da schon eine Idee, wo deine kleine Freundin stecken könnte. Oder: Na ja, wenn du sie nicht retten willst, dann musst du ja nicht mitkommen. Etwas, das sie noch mehr dazu veranlasst, diese Hals über Kopf- Entscheidung zu treffen.  

Beschreibungen

Werden Umgebungen, Personen und Details ausreichend beschrieben? 1,0

0,55 Du beschreibst eindrucksvoll. Personen, Orte, Situationen. Du bist oft sehr detailverliebt, sodass deine Beschreibungen manches Mal wirklich ausufernd sind. Es gibt Menschen, die mögen das. Den meisten wird es aber oft zu viel. Ich bin ein Leser der Beschreibungen mag, auch viel, aber nicht ZU viel. Ich muss gestehen, dass ich Tolkiens „Herr der Ringe" nie zu Ende gelesen habe, weil mir die endlosen, seitenlangen Beschreibungen eines einzelnen Grashalms dann doch irgendwann das Lesevergnügen geraubt haben. So schlimm ist das bei dir bei weitem noch nicht. Es ist noch in einem Rahmen, den ich durchaus genossen habe. Aber du solltest dennoch ein Auge darauf haben, dass es stellenweise nicht zu viel wird, denn viele Leser sind, was das betrifft, leider weniger geduldig.

Dialoge

Wirken sie nachvollziehbar oder gekünstelt? 0,5

0,15 Gerade zu Beginn sind sie sehr gekünstelt. Das beginnt Frau Schröder im ersten Kapitel. Den Gipfel erreicht die Gute Bibliothekarin, als sie der zwölfjährigen Marja erklärt: „Wie du meinst, solange es dein Sozialverhalten nicht beeinflusst, ist alles in Ordnung." Das klingt irgendwie echt nicht normal. Wer sagt das bitte zu einem Kind? Ich rede so über meinen Hund. Wenn es sein Sozialverhalten nicht beeinträchtig, wenn er mal eine Woche keine anderen Hunde beim Gassi trifft, ist das in Ordnung. Oder so ähnlich.

Auch als Kirka dann die Szenerie betritt, gibst du sofort ein gutes Beispiel für meine Bemängelung, sie drücke sich zu hochgestochen aus. „Einen wunderschönen guten Morgen! Es ist schon eine Zumutung, bei diesem Eiseswetter und dann auch noch an einem Samstag arbeiten zu müssen, hab ich nicht Recht?" So spricht einfach kein elfjähriges Mädchen.

Und diese gekünstelten, aufgesetzten Dialoge ziehen sich weiter durch das erste Kapitel und durch das Zweite (eine prägnante Stelle dafür, ist als Marjas Mutter nach Hause kommt und eigentlich einfach nur über das Wetter schimpft – aber auf welche Weise!) und durch den Rest des Buches.

Das schreckt ab. Du hast ohnehin einen recht anspruchsvollen Ausdruck, eine verträumte Art und Weise zu schreiben. Das allein macht deinen Text zu einer nicht alltäglichen Kost. Verstehe mich nicht falsch, ich fordere keinesfalls, dass du Alltagsbrei fabrizieren sollst. Nein, bloß nicht. Aber du solltest die Andersartigkeit deiner Gesichte in einen Mantel kleiden, der zwar nicht zu aktuellen, super hippen Kollektion gehört, aber eben auch nicht so aussieht, als stamme er aus dem achtzehnten Jahrhundert. Versuche auch hier einen Mittelweg zu finden, bei dem du deinem Schreibstil weitestgehend treu bleiben kannst, der das Gewand deiner Geschichte aber so weit kommerziell werden lässt, dass ein Großteil der Leserschaft es gern liest. Dabei verbiegt man sich nicht. Man entwickelt sich nur weiter, lernt dazu und lernt seinen Lesern trotzdem seine einzigartige Geschichte zu präsentieren, die dann aber leichter zu kauen ist. Die Verdaulichkeit ist ja inhaltlicher Natur ^^

Ich muss aber sagen, dass es hinten raus besser wird. Da wirken die Dialoge nicht mehr so aufgesetzt sondern gestalten sich natürlicher. Ich bin sicher, dass es dir gelingen wird, auch den Anfang so hinzubekommen, dass man nicht mehr stutzt, wenn sich die Protagonisten miteinander unterhalten.

Emotionen 2,0

Kann man sich gut in die Charaktere hineinfühlen? Wird man emotional mitgenommen?

0,42 Bedingt, ja. Wer ich die anderen Bewertungen durchgelesen hat und mich inzwischen kennt, weiß: da geht für mich immer mehr. Bei dir ist es aber tatsächlich so, dass du wahnsinnig viel über Marjas Gedanken, über Erinnerungen und ihre innere Philosophie arbeitest. Das liest sich ganz schön, hält den Leser aber doch immer etwas auf Distanz. Es ist eher wie eine sehr schöne, märchenhafte Erzählung, in die man aber nicht wirklich eintauchen kann. Man bekommt die Gefühlswelt der Hauptprotagonistin nicht ganz zu fassen. Dafür musst du mehr in die Tiefe gehen, Marjas Innenleben besser erkunden. Du musst veranschaulichen, was gerade in ihr vorgeht. Du arbeitest sonst auch sehr, sehr viel mit Vergleichen und Metaphern. Bediene dich ihrer nicht nur, wenn es um Beschreibungen geht, sondern auch wenn Emotionen greifbar gemacht werden sollen. Erzähle dem Leser nicht nur, dass sie jetzt traurig, wütend, besorgt usw. ist und nenne ihm den Grund dafür, sondern lass es den Leser spüren. Zeige woran man sieht, was sie empfindet und was es mit ihr macht. Zieht sich ihre Brust zusammen und hat sie einen Kloß im Hals, wenn sie traurig ist? Zittert ihre Unterlippe, weil sie sich die Tränen verkneifen muss? Wenn sie wütend ist, verspürt sie dann Hitze im Bauch oder fängt ihr Herz an wie wild zu klopfen. Bohrt sie dabei ihre Fingernägel in die Handflächen oder ballt die Hände zu Fäusten ... Du weißt, was ich meine, denke ich. Spiele mehr damit.

Schafft es die Geschichte den Leser in ihre Welt zu ziehen? Werden auch Sinneswahrnehmungen für den Leser spürbar etc.

0,45 Teilweise, ja. Aber auch hier ist es eben oft so, dass der zauberhafte Text, mit all seinen bildhaften Beschreibungen fast eher zum Betrachten, als zum Hineinfühlen anregt. Das liegt dann aber auch teilweise an der Passivität der Charaktere mit der sie ihre Umwelt zur Kenntnis nehmen. Dafür ist wieder der Umstand, dass die beiden Mädchen mit Schals und Handschuhe auf einer Bank sitzen. Zwei Stunden lang. Ohne zu frieren. Ohne, dass ihre Füße vor Kälte zu schmerzen anfangen, dass ihre Finger klamm werden und zu bibbern beginnen. Auch als Marja zum Fischerhäuschen läuft, bekommen wir zwar erzählt, dass es kalt ist und das Marjas Lippen sogar vor Kälte Blau sind, aber alles was sie tut, ist ihre Hände in die Hosentaschen stecken. Es stimmen die Reaktionen der Protagonisten auf die äußeren Reize oft nicht. Oder wir Leser bekommen sie nur zu wenig gezeigt. Es ist nicht so, dass bei dir Emotionen oder Sinneswahrnehmung fehlen. Sie sind da. Aber du nutzt sie noch nich in allen Zügen, um deinen Leser wirklich zu entführen. In der Hinsicht muss Show don't tell noch mehr Anwendung finden.  

Ausdruck

Ist der Ausdruck passend? Wie sind die Formulierungen? Gibt es viele Wortwiederholungen etc. 1,0

0,6 Gleich zu Beginn möchte ich an dieser Stelle gerne Marja zitieren, als sie sich darüber Gedanken macht, was man alles benötigt, um eine erfolgreiche Autorin zu werden:

„Du brauchst eine Idee. Du brauchst Motivation. Und du musst irgendwie die Wörter so zusammenfügen, dass sie sich schön lesen lassen."

Eine Idee hast du. Die gefällt mir auch sehr gut. Motivation hast du glaube ich auch. Hoffentlich auch genug, um eine Überarbeitung ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Der Rest ... joa, hier sind wir bei meinem Lieblingsthema.

Ich möchte mal mit Lob beginnen: Du hast wirklich einen breit gefächerten Wortschatz, verstehst es mit Worten zu malen und kannst einen streckenweise wirklich mit deinem Text verzaubern. Deinen Ausdruck möchte ich als überwiegend sehr gut und gehoben bezeichnen. Das an sich ist nicht schlimm. Aber die Konstruktion deiner Sätze, der Satzbau, ist oft viel zu kompliziert. Es ist unnötig, deinen schönen Ausdruck derart zu verschachteln. Es hebt das Niveau deines Textes nicht, wenn du die Sätze so kompliziert und schwierig gestaltest, wie nur irgend möglich. Dem Leser tust du damit keinen Gefallen und dir selbst letztlich auch nicht, weil einige sich vielleicht durch die Labyrinthsätze des ersten Kapitels quälen – ja, quälten – und dann keine Lust mehr haben, weil sie nicht gewillt sind, jeden vierten Satz noch einmal zu lesen, um seinen Inhalt voll und ganz erfassen zu können. Da ja Momentan Zitate unheimlich in Mode sind, habe ich mal zwei herausgesucht, die ausdrücken, was ich meine oder was mein Lehrer früher platt unter beinahe jeden meiner Aufsätze geschrieben hat: Fass dich kürzer! In der Kürze liegt die Würze!

Wenn einem Autor der Atem ausgeht, werden die Sätze nicht kürzer sondern länger. (John Steinbeck, amerikanischer Schriftsteller)

Autoren sollten stehend an einem Pulk schreiben, dann würden ihnen ganz von selbst kurze Sätze einfallen. (Ernest Hemingway)

Trau dich also ruhig, dich von verschachtelten, komplizierten Bandwurmsätzen zu verabschieden und das, was du ausdrücken möchtest gerne auch mal in zwei oder drei Sätze zu fassen. Klar, wird dein Gesamttext dadurch vermutlich etwas länger, dafür aber weit übersichtlicher und leichter verständlich und somit auch deutlich attraktiver für das lesende Publikum.

Etwas sparsamer solltest du auch mit Vergleichen und Metaphern umgehen. Klar, sind sie ein schönes Stilmittel, eines, das ich selbst auch sehr gerne verwende, aber im Überfluss ist man auch davon dann irgendwann genervt oder so abgestumpft, dass das Mittel seine Wirkung, seinen Zauber verliert. Das willst du bestimmt nicht. Ein Beispiel, das mir hier ganz spontan einfällt, ist der Verglich mit dem Kartoffelsack, den Marja zieht. Ratlos schaute sie Marja an, die trübsinnig dasaß, mit krummen Rücken, den Blick auf den Boden greichtet, wie ein Kartoffelsack, den irgendjemand abgestellt, aber nicht wiedergeholt hatte. – Das ist originell, keine Frage, aber es ist unnötig und lenkt vom wesentlichen ab. Dein Text ist über und über gespickt mit solchen bildlichen Vergleichen. Es ist zu viel. Überlege dir, welche deinem Text gut tun, welche passend sind und ein stimmiges Bild ergeben. Sortiere solche, die überflüssig sind und mehr irritieren und einen eher rausreißen aus. Eine gute und passende Metapher fand ich hingegen diese hier: Doch eigentlich wollte sie nur andeuten, dass Marja nun endlich ihre Traue beiseitelegen sollte, als wäre sie in Buch. Ein schreckliches, altes Buch, das sie (jedoch) so in ihren Bann zog, dass sie es nicht loslassen konnte.

So, das war so das Allgemeine. Im Folgenden schreibe ich noch ein paar Kleinigkeiten auf, die mir aufgefallen sind:

-          Lächelnd schob Marja ihren Schal noch weiter nach oben, sodass am Ende nur noch ihre giftgrünen Augen leuchtend und aufmerksam über die menschenleere Straße huschten.  – Lauf, Augen, lauft! ^^ Das war schon ein witziges Bild, das du mir da in den Kopf gepflanzt hast, diese über die Straße huschenden Augen. Vielleicht lieber ... sodass nur noch ihre giftgrünen Augen, leuchtend und aufmerksam hervorschauten.

-          „Na, Marja!" Das Mädchen wendete sich den vertrauten Worten zu. – Die Worte sind vertraut? Oder doch eher die Stimme?

-          Sie verlor doch sonst nicht. Nicht spurlos.  – Also etwas kann spurlos verschwinden. Aber dass man etwas spurlos verliert ist mir neu.

-          Sichtlich bemüht bückte Freddie sich ... Du meinst mühsam, das es ja um seine Rückenschmerzen geht. Es bereitet ihm also Mühe und ist nicht etwa so, dass er sich Mühe gibt, sich zu bücken. Das sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe.

Etwas, das auch im Allgemeinen noch aufgefallen ist, sind Füllwörter: Doch, jedoch, Aber, Und etc. Sie plustern den Text unnötig auf und sind dabei oft einfach überflüssig.  Meist kann man sie weglassen ohne, dass der Sinn des Satzes sich verändert. Und ohne diese Worte klingen die Sätze dann auch besser, weil man präziser auf den Punkt bringt, was man ausdrucken möchte. Achtung! Manchmal müssen solche Worte dort stehen, um den eigentlichen Sinn der Aussage zu geben oder ihn auf eine bestimmt Weise zu unterstreichen. Achte nur in Zukunft darauf, wann du solche Worte wirklich brauchst und wann du auch einfach auf sie verzichten könntest.

Was auch auffiel war die Verwendung von welcher, welche, welches als Relativpronomen. Du musst dir darüber im Klaren sein, dass auch das dazu führt, dass dein Text unnatürlich hochgestochen und gezwungen gehoben wirken lässt. Natürlicher ist es der, die das zu benutzen und nur bei Dopplungen auf die w-Relativpronomen zurückzugreifen, so wie hier zum Beispiel: Er sah die Wiese, die die Farbe von üppigen Sommerweisen hatte. Da könnte man schreiben: Er sah die Wiese, welche die Farbe von ...

Im Großen und Ganzen hast du aber wirklich einen tollen, bezaubernden Ausdruck, den du nun nur noch etwas neu strukturieren und weniger aufwendig verpacken musst, damit man ihn auch wirklich in vollen Zügen genießen kann.  

Grammatik 1,5

Werden die korrekten konsequent Zeiten benutzt oder wird in den unterschiedlichen Zeitformen gesprungen?

0,6 Hier habe ich kaum etwas zu meckern. Trotz urkomplizerten Bandwurmsätzen, behältst du trotzdem den Überblick, über Kasus und Satzstellung. Das ist nicht selbstverständlich. Oftmals verwurschteln sich Autoren im Netz ihrer selbst gesponnen Satzkonstruktionen. Das passiert dir nicht, was deutlich macht, dass du durchaus weißt, was du da tust, wenn du dich an die Tastatur setzt. ^^

Ab und an  - wirklich ganz selten, passieren dir kleine Zeitfehler, wie diese hier: Doch er erzählte immer nur dieselben Geschichten und leider nicht, wo Kirka nun ist (war, muss es heißen) und warum sie gegangen war. Um die Dopplung zu vermeiden könnte man auch schreiben: Doch er erzählte immer nur dieselben Geschichten und leider nicht wohin und warum Kirka gegangen war.

Ganz selten gehen dir auch mal einzelne Buchstaben an Wörtern verloren, aber das passiert in der Gesamtheit deines Textes so selten, dass es kaum auffällt.

Auch solche Dinge wie das hier: Er hat damit zum kämpfen (zu kämpfen), muss man schon akribisch suchen. Ich denke es sind Tipp oder Flüchtigkeitsfehler, die du einfach bei erneutem Überarbeiten mal wegkorrigieren solltest. ^^

Ansonsten top!

  Interpunktion

0,4 Auch hier muss ich sagen: gute Leistung. Das Einzige, was mir aufgefallen ist, ist, dass dir Infinitivsätze, die mit „um" eingeleitet werden, dann und wann durch die Lappen gehen. Aber ansonsten beherrschst du auch die Königsdisziplin der Kommasätze gut!

Rechtschreibung 1,0

0,9 Ähm, ich habe kein gefunden. o.O Vielleicht hats am Fieber gelegen? ^^ Nee, ich behaupte jetze einfach mal, dass du in Orthographie wirklich sehr gut bist. Respekt.

Sonstige Anmerkungen

Deine Geschichte hat mir (trotz der Punkte, die ich unermüdlich bemängelt habe) sehr gut gefallen. Wie schon erwähnt, fand ich vor allem die Andersartigkeit toll. Keine alleskönnende Auserwählte, die über wunderliche magische Fähigkeiten verfügt. Kein unnahbarer Badboy mit Geheimnissen, in den sich die Protagonistin schließlich verliebte ... Es war angenehm. Und auch die Wendung am Schluss hat mich überrascht. Positiv. Spannung baut sich leider erst zu einem späten Zeitpunkt auf, aber wer bis dahin durchhält, den weißt du (zumindest überwiegend) in deine Fantasy zu entführen. Ich mag deine Art zu Schreiben, sie verzauberte mich. Allerdings hätte ich das wirklich mehr genießen können, wenn die Satzkonstruktionen weniger verschachtelte gewesen wären. Ich hoffe wirklich, dass du dir vielleicht einen Ruck geben kannst und dir die Mühe machst, das noch einmal anzugehen. Denn ich habe die Hoffnung, dass dann vielleicht mehr Leser bereit sind, sich mit Marja auf ihre Reise zu begeben.

Ferner ist zu sagen: Hätte ich beim Cover nicht so viele Punkte abzeihen müssen, sähe das Ergebnis unten bestimmt noch  mal befriedigender aus. Aber versteife dich nicht auf das Punkteergebnis, sondern suche dir aus dem Text, die relevanten Dinge heraus. Das ist hundermal wichtiger.

Ich wünsche dir jedenfalls noch viel Spaß an deiner Geschichte und hoffe, dass ich dir das ein oder andere Hilfreiche mit auf den Weg geben konnte.

Zum Schluss noch ein weiteres Zitat zur allgemeinen Erheiterung:

„Viele Rezensenten können schreiben, aber nicht lesen." (Ludwig Marcuse (1894-1971), dt. Literaturhistoriker u. Philosoph)

Da musste ich bei meiner Zitatsuche dann doch schmunzeln, weil ich kurz zuvor bemerkt habe, dass ich immer fleißig von deinem Prolog geschrieben habe, obwohl dein Buch ganz schlicht mit einem ersten Kapitel beginnt. ^^

Alan  

Gesamtpunktzahl 9,30 /18

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