7 - burden
Marinettes Gesichtsfarbe glich einer Tomate, als sie ihm am nächsten Morgen auf dem Schulhof mit einer Umarmung begrüßte. Sie zupfte nervös an ihrem Shirt herum und blickte immer wieder verlegen zur Seite, um dann wieder in seine Augen zu starren.
Er fühlte sich, wie sie sich verhielt, auch wenn ihre ersten Worte ihn zugleich erleichterten - ,,Danke, dass du mich gestern nach Hause begleitest hast. Ich - äh - hoffe ich war nicht allzu - peinlich."
Sie wusste es nicht mehr, dachte Adrien, oder sie wollte es ebenso vergessen, wie er es wollte.
,,Ist doch klar, Mari", hauchte er lächelnd und bemerkte erst jetzt, dass er sie erneut bei ihrem Spitznamen nannte - Marinette blinzelte und ein Hauch Rosa schlich sich zwischen das Rot - bis Alya lachend aus dem Hintergrund rief, dass Marinette in Zukunft wohl ihre Finger vom Alkohol lassen würde. Marinettes Lachen fesselte Adriens Blick, dass er sich selbst daran erinnern musste, sich am gestrigen Abend gegen sie entschieden zu haben.
Diese Entscheidung hielt ihn allerdings kaum davon ab, den Unterrichtsinhalt an sich vorbeirauschen zu lassen, und sich stattdessen auf ihre Präsenz hinter ihm zu konzentrieren - mit unauffälligen Blicken über die Schulter und Ninos Grinsen im Augenwinkel.
Adrien ignorierte es. Denn die Gefühle, die da tief in ihm schlummerten, musste er auch ignorieren. Seine Liebe zu ihr war okay gewesen, solange er sie nicht als Chat Noir gezeigt hatte - und solange sie die Gefühle nicht offen erwidert hatte.
Es war ShadowMoth, der ihm im Weg stand - und das dauerhafte Risiko, welches Adrien trug. Wenn er auf Marinette eingehen würde, müsste er den wahrscheinlich wichtigsten Teil seines Lebens vor ihr Verschweigen. Er müsste sie anlügen. Und das hatte schon bei seiner letzten Beziehung katastrophal geendet.
Natürlich könnte er ihr einfach die Wahrheit sagen. Doch Chat Noirs Identität zu kennen, brachte sie nur noch mehr in Gefahr - oder machte sie zur Gefahr für ihn.
Es durfte noch nicht sein.
Also unterdrückte er diese Gefühle.
Das ihm dies heute wesentlich schwerer fiel, als die Wochen vorher, ließ ihn das Ende des Schultages entgegenfiebern, sodass er mehr als nur unaufmerksam war.
In Chemie verschüttete er fast ein Reagenzglas mit einer Flüssigkeit, die er nicht einmal benennen konnte, sodass er die Arbeit lieber Nino überließ, bevor er alles in die Luft jagte. In Französisch starrte er auf den Text vor ihm, las aber jedes Wort dreifach, weil er immer meinte, Marinettes Blick von hinten auf sich liegen zu haben - und im Sport verpasste er alle Pässe und stolperte über seine eigenen Schnürsenkel.
Unsanft pochte sein Kinn, als er im Gras landete, Erde spuckte. Irgendwo hörte er einige Jungen lachen, während neben ihm weiße Turnschuhe auftauchten.
,, Hab ich dich mit meiner Art heute angesteckt?", neckte Marinette ihn und hielt ihm ihre Hand hin. Es war einer dieser Momente, in der ihre Nervosität ihm gegenüber verflogen schien. Seufzend ergriff er ihre Hand, unterdrückte ein Schaudern. Ihre Hand war noch genauso angenehm kühl wie gestern Abend. Süß lächelnd half sie ihm auf die Beine, bevor Adrien sie auch schon wieder losließ. Seine Wangen wurden warm.
,,Ich bin nur müde, das ist alles", beschwichtigte er sie, sah wie ihre Züge ein wenig entgleißten - ,,Oh - doch nicht wegen mir? Hab ich dich gestern etwa aufgehalten, dass du nicht - ", fing sie an zu stammeln, verschwunden war ihr Selbstbewusstsein, Reue funkelte in den blauen Augen.
,,Nein! Nein, alles gut. Ich bin gestern noch ein wenig länger aufgeblieben, weißt du?" sagte er hastig, hob die Hände. Das er wegen ihr nicht hatte schlafen können, verschwieg er. Sie sollte sich nicht auch noch wegen ihm Vorwürfe machen müssen.
,,Oh-kay", stammelte sie, dann riss die Pfeife ihres Sportlehrers sie aus ihrem Gespräch, was Adrien Zeit gab, sich seine glühenen Wangen zu halten, um den verräterischen Rosaschimmer wieder wegzubekommen.
,,Jo, Alter. Hab ich was verpasst?", sprach ihn Nino dann nach dem Unterricht in der Dusche an - Adrien hatte sich gerade angezogen, als sein bester Freund auch schon diesen Alya-typsich-neugierigen Blick aufgesetzt hatte.
,,Was meinst du?", gab Adrien sich unwissend, während er versuchte unauffällig noch ein wenig schneller fertig zu werden.
Nino grinste nur - ,,Ich glaube nicht, dass du 'nur müde' bist, Kumpel. Sag mal - sag Bescheid, falls ich falsch liege - kann es sein das du auf Marinette -"
,,Nein. " sagte Adrien, unterbrach Nino. Den brachte es nicht von seinem Grinsen ab, es schien nur alles schlimmer zu machen.
,,Sicher?" hackte Nino nach, wissend, dass er richtig lag, während Adrien versuchte, es weiter zu leugnen.
,,Ja!" meinte er nur harsch zu seinem Freund, bereute sofort, so laut geworden zu sein, denn Kim steckte seinen Kopf zum Duschraum hinein, mit einem fragenden Blick - Adrien nahm schnell seine Tasche und verließ den Duschraum und Umkleide.
Gerade als er wieder auf den Schulhof trat, klingelte die Schulglocke.
Durch das Schultor hindurch konnte er am Straßenrand bereits den silbernen Wagen sehen. Das Fotoshooting, dachte er, hatte er es doch fast vergessen. Gerade als er den ersten Schritt in Richtung Ausgang getan hatte, hielt er schon wieder inne.
Das Shooting würde am anderen Ende der Stadt stattfinden. Er würde wahrscheinlich erst am späten Abend wieder nach Hause kommen und dann noch die Hausaufgaben machen müssen. Bei denen er keine Ahnung hatte, welche sie aufbekommen hatten. Still verfluchte er seine Unaufmerksamkeit des Tages, zögerte noch kurz und entschloss sich dann, in die entgegengesetzte Richtung zu gehen.
Für ein Fotoshooting hatte er heute keine Nerven übrig. Er hatte keine Lust, heute stundenlang vor einer Kamera zu posieren, während er dann immer wieder an gestern Abend denken musste.
Schnellen Schrittes überquerte Adrien den Schulhof, verschwand in einem der nun leeren Klassenzimmer, gerade als der Rest seiner Klasse die Umkleiden verließ.
Seufzend glitt er an der Wand hinunter, setzte sich auf den Boden, lauschte auf die Schüler draußen, die fröhlich plaudernd in den Nachmittag entflohen.
Sein Vater würde wütend werden, dass er erneut einen Fototermin sausen ließ, aber das interessierte Adrien gerade nicht - abgesehen davon, dass er jetzt nicht mehr verpflichtet war, den Wünschen seines Vaters nachzukommen. Er wollte einfach nur fliehen können - auf die Dächer von Paris, mit dem Wind des frühen Herbstes in den Haaren.
Erst als er keine Schüler mehr hören konnte, sprach er die Worte zu Plagg.
Das warme Gefühl der Verwandlung umgab ihn, ließ Adrien lächeln. Er würde sich daran nie gewöhnen - und es würde wohl immer etwas besonderes bleiben.
Ohne einen weiteren Blick zurück auf den Schulhof, sprang Chat Noir aus dem Fenster und kletterte an der Regenrinne nach oben aufs Dach, schnell genug, damit niemand sah, von wo er herkam. Die Öffentlichkeit musste nicht unbedingt wissen, auf welche Schule er ging - es ging ihm und Ladybug ja schon gegen den Strich, dass die Pariser wussten, wie alt sie ungefähr waren - es gab bereits einige Akuma-Opfer, deren Zauber nur Erwachsene betrafen und keine Kinder, und Chat Noir und Ladybug seltsamerweise diesen magischen Kunststücken ausgewichen waren.
Der Wind bließ ihm kräftig ins Gesicht, als er sich aufrichtete, ließ ihn kurz taumeln - er war in der letzten Stunde stärker geworden. Ein kurzer Blick zum Horizont, der wie der restliche Himmel von dünnen Wolken bedeckt war - einige Sonnenstrahlen durchbrachen die Wolkendecke. Die leichten Sturmböhen, würden ihn nicht stören. Chat grinste, nichts stand einen freien Nachmittag auf den Dächern im Wege - Sein Blick blieb an der Gruppe Schüler am Straßenrand hängen.
Sie hatte die Haare geöffnet und versuchte sie gerade wieder zu bändigen. Die blauschwarzen Strähnen flatterten widerspenstig im Wind. Ihr Blick war konzentriert auf den Bodene gerichtet, ein Zopfband klemmte zwischen den Zähnen, das andere versuchte sie um die Haare zu binden, unter dem Ellenbogen einen Stapel Zettel geklemmt, über der Schulter die Sport - und Schultasche.
Die Ampel sprang auf Grün, Alya zog Marinette zur Straße, ein Windstoß und sie stolperte - Chat reagierte instinktiv, als die weißen Blätter im Wind davonflatterten, das schwache Licht hell spiegelnd. Zeitgleich mit Marinettes überraschten Ausruf und Alyas entschuldigendem Lächeln, landete der Held auf dem Bordstein, fing gleich mehrere Blätter mit der rechten Hand auf, griff mit der linken nach ihrem nun freien Arm. Zusammen mit Alya zog er sie auf die Füße.
Die anderen Schüler erreichten die andere Seite des Bordsteins. Die Ampel sprang auf Rot.
,,He, alles gut?", lachte Alya leicht und schob ihre Freundin gleich zurück auf den Fußweg, sodass sich Chats Griff um ihrem Arm löste.
,,Uch.. ja, ich war nur - ", sie lächelte, strich sich durch die offenen Haarsträhnen, ,, - nur abgelenkt. " Chat musterte sie, die rosigen Wangen, die leuchtenden Augen, setzte zum sprechen an -
,,Marinette, deine Zeichnungen!", rief Alya, hechtete zwischen Marinette und Chat Noir hindurch, durchbrach den Blickkontakt, griff zu Boden nach einem der Papiere. Sofort schloss Chat sich ihr an - es war ihm peinlich, dass er sie angestarrt hatte. Das sein Herz ihm nun ausgerechnet nach gestern so unmissverständlich zu Verstehen geben wollte, was er für dieses Mädchen empfand - Das Papier raschelte zwischen seinen Krallen, als er den Dreck abklopfte. Eine Zeichnung von Alya in einem Kleid - einem Ballkleid. Weiter Rock, eine mit einem Band betonte Taille, Perlen auf dem Oberteil und offene Schultern -
Alya riss ihm den Zettel aus der Hand, presste die Zeichnung an die Brust und grinste - ,,Jungs dürfen mein Abschlusskleid erst sehen, wenn der Ball ist, keine Sekunde früher! Und keine Ausnahmen für Superhelden, Kätzchen!", scherzte sie keck und grinste ihn an. Perplex blinzelte Chat, grinste dann ebenfalls leicht.
,,Dann darf ich die anderen auch nicht ansehen? Schade -", er blickte zurück zu Marinette, deren Wangen langsam ein dunkelrosa annahmen. - ,, dabei sehen deine Zeichnungen immer so schön aus. Du bist unglaublich talentiert."
Das Kompliment entfloh seinen Lippen, bevor er sich stoppen konnte. Auf ihrem Gesicht erschien ein verlegenes Lächeln, während Chats zu gefrieren schien - allein dass er dies von Marinette wusste, als Chat Noir (unabhängig davon, dass er es als Adrien bereits wusste), bewies nur, dass er zuviel von ihr kannte, dass er sie zu oft als Chat Noir getroffen hatte, dass sie zu oft in Gefahr gewesen war.
Sie mussten ShadowMoth unbedingt besiegen - er wollte ihr nicht länger aus dem Weg gehen müssen, weder als Chat Noir, noch als Adrien.
,,Alles gut Chat? Hast du einen Geist gesehen?", riss ihn Alya aus der Starre - er hatte unbewusst weiter Marinettes blaue Augen fixiert, bis er sich losriss und das Grinsen wieder aufsetzte.
,,Nein - Nein, war nur abgelenkt." meinte er schnell und drückte Marinette dann die restlichen Blätter zurück in die Arme.
,,Solange du dabei nicht über die Straßen gehst und stolperst -" kicherte Marinette nun und er musste lächeln. ,,Ich heiße doch nicht Marinette - Nun denn, ich muss weiter", sagte er schnell, um ein weiteres Gespräch zu verhindern. Er verbeugte sich leicht, grinste nocheinmal und schwang sich dann schnell mit seinem silbernen Stab nach oben, hinauf zu den nächsten Hausdächern, sodass er Marinettes und Alyas Reaktion gar nicht mehr mitbekam.
Das was er jetzt unbedingt brauchte, war frischer Wind und klare Luft im Kopf - damit die warmen Wangen abkühlen und die wirren Gedanken und Gefühle zur Ruhe kommen konnten. Da kam ihm sein selbstgeschaffener freier Nachmittag gänzlich zugute.
***
Es fühlte sich an wie am Anfang des Schuljahres - Wind, Sonnenschein und absolute Ruhe. Schlendernde Passanten, spielende Kinder - Wer heute durch die Straßen von Paris ging, hatte den lieblichen Duft nach Blumen und Kaffee in der Nase, die Wärme der Sonne im Nacken und ganz sicher ein strahlendes Lächeln auf den Lippen, trotz der kühlen Oktoberluft.
Hoch über all dem tronte Chat Noir - eine Schattengestalt, gänzlich unsichtbar für jedes Auge, welches nach oben schaute. Seine Krallen umklammerten das Eisengeländer, die Augen waren auf den Boden gerichtet und der Wind verwirbelte seine blonden Stränen. In seinem Inneren herrschte Chaos. Wieder einmal hatte er dieses Gefühl, welches ihm ab und an überkam - das Gefühl, die Welt auf den Schultern zu tragen. Die Schwere der Verantwortung eines Superhelden - manchmal dachte er darüber nach, ihr nicht gewachsen zu sein. Und mit diesem Gedanken immer diese nagende Frage, warum ausgerechnet er den schwarzen Ring bekommen hatte.
Doch jetzt gerade beschäftigte ihn etwas gänzlich anderes - der klägliche Versuch seinerseits, irgendwo eine Möglichkeit zu finden, ein Schlupfloch, ein Umweg, während seine Vernuft ihm ständig erneut klar machte, dass es soetwas nicht gab - er konnte keine Beziehung führen, ohne denjenigen anzulügen und in Gefahr zu bringen.
Es war ein Dilemma, aus dem er nur zwei Auswege ausmachen konnte: entweder sie besiegten Shadowmoth oder er gab sein Miraculous auf. Und dies würde sein Gewissen niemals zulassen.
Seufzend stützte er sich an dem Geländer ab, ließ die Schultern sinken, fröstelte bei dem kalten Luftzug, der um seinen nun freien Nacken strich.
Chat konnte sich noch genau an den Augenblick erinnern, an dem er bewusst wahrgenommen hatte, was er wirklich für Marinette empfand - Ein Moment, der es ihm unmöglich machte, sie weiterhin nur als Freundin zu betrachten, der es ihm verwehrte, so viel Zeit mit ihr zu verbringen, wie er es gerne hätte.
Es war im letzten Winter, um Weihnachten herum. Chat erinnerte sich an die sternenklare Nacht und den Mondschein, der den Schnee auf den Straßen zum leuchten brachte. Glitzernde Lichterketten schmückten die Fenster und das leise Rascheln von Tannennadeln erfüllte die Stille, untermalt von den fernen Geräuschen des Weihnachtsmarktes.
Marinette hatte sich ihren weißen Schal eng um den Hals gebunden, ihr Kinn verdeckt von dem wollenen Stoff. Ihre blauschwarzen Strähnen flatterten ihr leicht ins Gesicht und ihre Wangen hatten von der Kälte einen rosigen Schimmer angenommen. Ihr Lachen erfüllte die Luft, nach einem von Alyas Witzen, dessen Wortlaut er vergessen hatte. Sie waren auf dem Weg nach Hause gewesen, in den Händen dampfende Tüten, gefüllt mit noch warmen Weihnachtsgebäck, mit dem Geruch nach Zimt und Mandeln in der Nase.
Chat glaubte zu wissen, dass sie und er den Mann gleichzeitig entdeckt hatten. Alya und Nino waren vertieft in einem Gespräch, während Adrien damals mehr auf die Umgebung geachtet hatte. Er kauerte in einer Ecke im Schatten, die Kapuze tief über das faltige Gesicht gezogen. Ein dünner Schal schützte seine Schultern, die Wangen hatten eine kühle, rote Färbung angenommen. Die Augen geschlossen, umklammerte er seine dünnen Schultern, Atemwolken umnebelten den ungeschnittenen Bart.
,,Entschuldigung, Monsieur?" Marinette war stehen geblieben, einen Schritt auf den Fremden zu. Auch Alya und Nino blieben stehen, Marinette trat noch einen Schritt auf den Mann zu, ihre Hände umklammerten die warme Tüte. Ein sanftes Lächeln zierte ihr Gesicht. ,,Ich - ich möchte Sie nicht stören, Monsieur - wenn Ihnen kalt ist, ich habe warmen Tee dabei." Ihre Stimme blieb leise, als sie vor dem Mann in die Knie ging und er aufschaute, ein paar Worte murmelte.
,,Alles gut, Monsieur. Es macht mir nichts!" - Marinette lachte leise, griff nach ihrem Rucksack und brachte die Thermoskanne zum Vorschein. Adrien griff nach ihrer Umhängetasche, die ihr von der Schulter rutschen drohte, Alya nahm ihr den Rucksack ab, damit sie die Hände frei hatte, um den stark duftenden Jasmintee in den Deckel der Flasche zu gießen.
Die Stimme des Mannes kratzte, als er sich leise bei ihr bedankte und mit zitternden Händen nach dem Tee griff. Marinette lächelte nur als Antwort, zögerte kurz, bevor sie ihm gleich die ganze Themoskanne hinstellte. Das herzliche Lächeln des Fremden bekam Adrien gar nicht mehr mit. Lächelnd nahm sie ihm ihre Tasche wieder ab, wünschte dem Mann noch einen schönen Abend. Ihre blauen Augen schienen zu leuchten, ihr Lächeln war ansteckend.
Es war nicht das erste Mal, dass Marinette selbstlos war, aber irgendwie war es Chat erst dann richtig bewusst geworden. Allein die Erinnerung ließ ihn Lächeln, blinzelte stark, bevor das schwere Gefühl in der Brust zurückkehrte.
Chat hatte oft eher auf Gefühl als Verstand gehört und musste auf dem harten Weg lernen, dass dies unklug war - ob nun durch die gescheiterte Beziehung mit Kagami oder die (manchmal recht ruppigen) Zurückweisungen Ladybugs.
Marinette würde er nicht wehtun. Er wollte sie nicht verletzen. Und es schmerzte, dass er sie deshalb von sich fernhalten musste. Zumindest ein bisschen.
,,Guck mal, maman! Da ist Chat Noir!" - Eine Kinderstimme drang zu ihm herauf, brachte ihn dazu den Blick nach unten zu lenken. Ein kleiner Junge, vielleicht drei oder vier Jahre alt stand auf der Besucherplattform des Eiffelturms, umklammerte die Hand seiner Mutter und zeigte aufgeregt hüpfend nach oben. Chat setzte ein breites Lächeln auf, winkte dem Jungen zu.
Ein entzücktes Quietschen drang an seine Ohren, das Kinderlachen wich aber plötzlich einem überraschten Aufschrei.
Das Eisengerüst erbebte hefig, die Touristen auf der Plattform stauchelten, Chat krallte sich am Eisen fest, um nicht herunterzustürzen. Ein kurzer Blick auf den Boden reichte ihm, um zu wissen, dass sich das Beben nicht nur auf den Eiffelturm beschränkte.
Risse zogen sich durch die Pflastersteine, Passanten waren zu Boden gestürzt, selbst das Wasser der Seine schwappte unruhig an den Ufern. Erdbeben waren in Paris recht unwahrscheinlich, das wusste Chat - Ein erneuter Ruck durchzog die Erde, die Eisenstreben gaben ein hohes Quietschen von sich, die Menschen mussten sich aneinander abstützen.
Dann brach der Boden auf, als wäre ein Schlund zur Hölle geöffnet worden - rot glühendes Licht drang aus dem Abgrund, Nebel und Aschewolken stoben daraus hervor. Die Risse zogen sich mit unglaublicher Geschwindigkeit durch die Straßen.
Bevor Chat Noir überhaupt Zeit hatte, zu reagieren, schossen dunkelrote Arme aus dem Boden, stießen Chat mit der Gewalt eines Schnellzuges vom Gerüst. Der Aufprall presste ihm die restliche Luft aus den Lungen, Mauerteile krachten auf seinen Schädel, seine Knochen schienen zu bersten.
Im ersten Moment spürte Chat Noir gar nichts mehr. Dann setzte der unangenehm hohe Ton ein, der in seinen Ohren widerhallte, sein Herz trommelte gegen seinen Brustkorb. Dann hörte er die Schreie.
,,Merde!" Die scharfen Kanten der Bruchstücke kratzen scharf über seinen Anzug, als er sich mühsam aus den Trümmern quetschte. Dieses - Ding - hatte ihn direkt in eine Hauswand geschleudert, die den Aufprall - im Gegensatz zu ihm - nicht überlebt hatte. Es knackte unangenehm in seiner rechten Schulter, als er an seinem Rücken nach der Waffe griff - die ersten Passanten rannten fluchtartig an ihm vorbei, rempelten ihn fast zu Boden.
Es reichte ein Blick zur Seite und die Luft blieb ihm weg.
*********
Jaa sry, ich musste da einen kleinen Cliffhanger einbauen... das nächste Kapitel ist schon das Finale von Part 1 - dann ist ein drittel der Geschichte schon geschafft ;))
Lasst doch gerne wieder einen Kommentar da <3
Bis nächste Woche!
LG Danni^^
Artwork
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