3 - nova

Staub füllte die Luft, krachend splitterten Fensterscheiben und Reifen quietschten unangenehm, als die Autos beim Wendeversuch ineinander fuhren. Leichtfüßig landete Chat Noir auf einer der Straßenlaternen und ließ seinen Blick über das Chaos schweifen - nochimmer bröckelten Hauswände und der Wind wirbelte abgerissene Blätter und Zweige durch die Luft.

Seine Krallen kratzen über den Stahl der Laterne, als er Halt suchte, um nicht heruntergeweht zu werden, sein Katzenschwanz wickelte sich um seine Füße.

Eine dunkel Silhouette zeichnete sich durch den aufgewirbelten Staub am Himmel ab - sofort griff Chat Noir an seinen Rücken, seine Finger umschlossen das kalte Metall seiner silbernen Waffe. Doch genaueres konnte er noch nicht erkennen, als ihn bereits ein weiterer Windstoß erfasste, der nicht nur ihn von den Füßen fegte, sondern auch die ineinander verkeilten Autos ein ganzes Stück über die Straße schob und drohte, die wenigen Passanten mit herumwirbelnden Ästen zu erschlagen.

Ohne darüber nachzudenken, stieß Chat Noir sich mitten im Fall mit seinem Stab vom Boden ab und riss einen älteren Mann zur Seite, sodass das spitze Ende des Astes seine Schulter traf, den Mann aber verschonte, der gleich darauf auch schon das weite suchte. Chat achtete nicht auf das Dankeschön des Mannes, rief sich die leicht pochende Schulter und drehte sich zum Himmel zurück - die Silhouette schwebte nun näher heran, so das Chat nun weit mehr als nur Umrisse erkennen konnte.

Der Akumatisierte schien männlich, trug eine rauchgraue Anzugjacke und schwarze Hosen und Schuhe. Das Gesicht war mit einer ebenfalls schwarzen Maske verdeckt, einzig eine grau abgebildete Träne zierte seine rechte Wange. Die kurzen Haare schimmerten grau, glänzten aber seltsam, als wären sie klitschnass und die Augen glühten leicht weiß, ohne erkennbare Pupille.

Er zischte Worte, die glühenden Augen schienen Chat zu fixieren, doch durch den Wind konnte Chat die Worte kaum verstehen. Erneut splitterten Fensterscheiben, als aus der Staubwolke plötzlich ein grellweißer Blitz hervorschoss und ihn nur um Meter verfehlte.

Eiskristalle bildeten sich auf der Straße und die Haare seines Gegners verwandelten sich schlagartig zu Eiszapfen, die ihne eher an eine Krone als an Haare erinnerten - bevor er das Gesicht zu einer wütenden Fratze verzog und seine Hand auf Chat richtete.

,,Wir hatten schon eine Wetterfee, Jack Frost!" rief Chat Noir und wich dem Strahl des Schurken mit Leichtigkeit aus, welcher auf dem Boden nur einen gefrorenen Fleck hinterließ.

Das sich ShadowMoth nichtmal mehr neue Kräfte ausdenken konnte, dachte Chat und starrte auf den Kopf seines Gegners - dessen Kopfschmuck - was keineswegs "nur" Haare waren, wie er jetzt erst erkannte - entwickelte erneut ein Eigenleben. Die Eiszapfen schmolzen, fingen an zu glühen, genau wie seine Augen, in einem hellgrellem weiß -

Chat Noir konnte das Jojo von Ladybug hören, bevor er das dünne Seil sich um die Hüfte des Schurken wickeln sah - noch bevor das Glühen ihres Gegners weiter ausbrechen konnte, wirbelte die eintreffende Marienkäferheldin den Mann durch die Luft, direkt in ein bereits auseinandergefallenes Gemäuer hinein, wo er unter den herabfallenden Geröll verwand.

,,Pünktlich wie immer, Mylady!" scherzte er, als Ladybug neben ihm auf dem Asphalt aufkam. Das beleidigte Funkeln in ihren blauen Augen brachte ihn zum Grinsen, doch bevor sie auch noch auf seine Bemerkung anworten konnte, explodierte der Schutthaufen vor ihnen in einem grellweißen Leuchten, dessen Druckwelle sämtliche Steine, Autos und Superhelden mehrere Meter von sich wegschleuderte.

Schlagartig wich die vorherige Kälte beihnahe unerträglicher Hitze, sodass sich Chat fühlte, als wäre er inmitten einer Supernova gelandet - Die ungeschützte Haut im Gesicht und Hals kribbelte schmerzhaft, die Augen brannten, obwohl er die Augen automatisch geschlossen hatte -

,,Chat!" hörte er Ladybugs Rufen, dann nahm die Hitze genauso schnell ab, wie sie gekommen war. Wie betäubt kribbelte sein Körper unter der plötzlichen Kühle, zunächst spürte er gar nichts mehr, erst Ladybugs Atem neben ihm und ihre Hand auf seiner - ein Gewicht verschwand von seinem Bauch, welches er zuvor nichtmal registriert hatte, als seine Partnerin ein Mauerstück beiseiteschob.

,,Kannst du sehen?" hörte er ihre Stimme und erst jetzt merkte er, das das Leuchten verschwunden sein musste - nur das er immernoch alles zu hell sah. Er riss die Augen auf, starrte in das Weiß, erkannte nur schwach Ladybugs Umrisse vor ihm, schüttelte den Kopf. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, er fühlte ihre Hände unter den Achseln, als sie ihm hochhievte. ,,Du sollst dich doch nicht mehr vor mich werfen, Chat!" sagte sie, doch vorwurfsvoll klang sie nicht, er konnte nur die Sorgen in ihrer Stimme hören. Chat blinzelte, konnte sich an nichts derariges erinnern, nur an die Hitze und das Licht - Die Stimme ihres Gegners riss seine Aufmerksamkeit an sich, sie klang plötzlich viel lauter als zuvor.

,,Mein Name ist Nova. Und ihr alle werdet meinen Schmerz - " - ,,Nein danke!" rief Chat dazwischen, schleuderte seinen Stab in die Richtung der Stimme. Er musste nicht sehen können, um zu wissen, wo sich Nova befand - er hörte dessen wütende Rufe, fühlte einen kalten Luftzug um die Nase - Chat riss die Augen weiter auf, zog Ladybug mit sich zur Seite und stolperte fast über das Mauergeröll.

,,Ladybug, was hat er auf seinem Kopf?" brüllte er gegen den plötzlich aufgekommenen starken Wind an, wärend er sich an ihre Hand klammerte, Angst hatte, sie würden wieder davongeweht werden - ,,Äh - seine Haare sind Nass -" er hörte ihre Verwirrung selbst durch den Sturmwind, während er versuchte zu verstehen, was das bedeutete - ,,Er verändert sein Aussehen in -" ,, - in seine Kraft!" beendete Ladybug Chats Satz und er meinte ihr Lächeln zu sehen - dann zerissen krachende Blitze die Steine um sie herum, Elektrische Ladung flirrte durch die Luft, kribbelte unangenehm auf der Haut.
Diesmal war es Ladybug, die ihn aus der Schussbahn zog, ihm den Boden unter den Füßen und Abstand zu dem Schurken nahm - zumindest konnte Chat das Brausen des kleinen Gewittersturms nur noch leise hören, als seine Partnerin ihn absetzte.

,,Wie fühlst du dich?", fragte Ladybug, er spürte ihre Hand an seiner Wange, die seine Haare ein Stück zur Seite schob. ,,Du blutest am Ohr."

,,Echt? Und ich dachte, ich hab jetzt nur nen schicken Sonnenbrand. Hoffentlich bekomme ich keinen Abdruck von meiner Maske." scherzte Chat nur, wusste, dass Ladybug nun die Augen verdrehte.

,,Also. Gewitter, Eis und was - Feuer? Licht?", fragte er und starrte in die Richtung, in der er Ladybugs Umriss erkennen konnte.
,,Ich weiß nicht - wie hat er sich genannt? Nova?"
,,Ja Nova, wie Supernova.", Chat stockte kurz - war Nova nicht 'explodiert'? Er hatte weder Feuer oder Licht nach ihnen geschossen, er ist schlicht - ,,-explodiert!" rief er aus, die Augen weit aufgerissen.

,,Was?" Chat konnte ihre Verwirrung hören, während langsam Sirenengeräusche durch die Straßen hallten - sie hatten nicht viel Zeit, bevor jemand ernsthaft verletzt wurde. Ungeduldig fuchtelte er mit den Armen, bei dem Versuch die richtigen Worte zu finden, ohne ihr einen detaillierten Aufsatz über Astrophysik halten zu müssen.
,,Eine Supernova ist ein explodierender Stern!" - Einfach war doch immer am besten - ,,wenn ein Stern kollabiert und auseinander gerissen wird, meist durch seine eigene Gravitation. Dabei entstehen Neutronensterne, oder Schwarze Löcher."

Ein lautes Krachen ganz in der Nähe, riss Chat Noirs Aufmerksamkeit an sich, das Leuchten konnte selbst er noch erkennen. Hoffentlich entsehen bei Nova keine schwarzen Löcher, dachte er stumm.

,,Vielleicht ist Nova ja ein Astrologe -", ,,- Astronom", korrigierte Chat - ,,Jaja, wie auch immer. Wir müssen rausfinden, wo sich der Akuma versteckt, bevor er die ganze Stadt in die Luft jagt!" Chat hörte das magische Jojo, bevor Ladybug ihn an der Hüfte packte und sich durch die Luft schwingen ließ - zurück zur Quelle der Zerstörung.

***

Fluchend zog Chat Noir seine Hand zurück, der Anzug an seiner Handinnenfläche rauchte und stank nach verschmorten Kabeln - offensichtlich lud Nova nicht nur die Luft, sondern auch seinen Anzug statisch auf, wenn er als Electro unterwegs war - plötzlich änderte sich die Temperatur spürbar auf Minusgrade und Chat nahm erneut Reisaus. So langsam kehrte sein Augenlicht zurück, weit genug, dass er mehr als bloße Schatten erkennen konnte. Ladybug war fest davon überzeugt, dass sich der Akuma in einem Armreifen des Schurken befand, der halb versteckt unter dem Anzug war. Das Problem lag nur darin, daran zu kommen. Und gerade, als Chat es geschafft hatte, bekam er nur einen Stromschlag.
,,Das funktioniert so nicht, Mylady!"

Der Eisblitz traf die Hauswand, Chats Füße trafen die Dachkante, bevor er hinter dem Schornstein in Deckung ging.

,,Hast du 'ne bessere Idee?", ertönte Ladybugs Stimme aus seinem Ohr. ,,Noch nicht, aber-" - ,,- Warte mal kurz - kannst du ihn noch kurz beschäftigen?"
,,Was glaubst du, mache ich gerade?!", fauchte Chat, bevor sich die Luft um ihn erhitzte und der Stein an seinem Rücken bröckelte, nur knapp der Explosion des Schurken standhaltend. ,,Ich komm nicht an ihn ran - endweder die Luft fliegt mir um die Ohren oder ich werde gegrillt -"
Er sprang vom Dach, den zischenden Blitzen ausweichend, schlug mit seinem Stab nach dem Gegner, der nur lachend auswich. Eine Baumkrone fing Feuer, als er dahinter in Deckung ging, während der Stamm zum Eis am Stiel wurde.

Chat Noir verschmolz mit dem Schatten einer Hauswand, beobachtete Nova, der sich fluchend um sich selbst drehte. ,,Wie sollen wir ihn besiegen, wenn wir ihn nicht berühren können?" flüsterte er leise, doch aus seinem Ohr ertönte nur Rauschen.
Chats Krallen kratzten über die Ziegelsteine, seine grünen Augen fixierten seinen Gegenspieler. Wenn er Nova war, konnte er sich nicht einmal in dessen Nähe aufhalten, als Electro ließ er sich nicht berühren -

,,Sein Name ist Jean Renard. Und Aidan Durand, Sebastian Bernard", ertönte Ladybugs Stimme plötzlich direkt neben ihm. Verwirrt drehte sich Chat zu ihr um, erkannte an ihrem Gesichtsausdruck, dass sie es Ernst meinte -
,,Multiple Persönlichkeiten?"
Ladybugs Finger umklammerten eine kleine rot-schwarz gepunktete Visitenkarte, ließen nur kurz den Blick frei auf einen Namen und eine Adresse.
,,Ja - ich habe eben mit seinem Psychater reden können - Er konnte mir jedoch nicht sagen, weshalb Jean plötzlich für Shadowmoth als Opfer ausgesucht wurde - Vorsicht!", knapp zog Ladybug in an den Schultern zur Seite, bevor ein weiterer Eisstrahl die Hausecke traf, hinter der sie sich versteckt haben.

,,Also hat jeder - ", Chat sprang hinter ein umgedrehtes Auto - ,, - jeder von ihm eine eigene Superkraft?"
Der Wagen in seinem Rücken wurde plötzlich gegen ihn geschleudert, das erhitzte Metall verbrannte seinen Anzug, während Chat versuchte, das Auto weiterhin zwischen sich und der Supernova zu halten. Mit einem Flick-Flack sprang er über die Straße, seine Krallen hinterließen tiefe Furchen im erhitzten Asphalt, das zerdellte Auto krachte neben ihm in einen Hauseingang.

,,Das fasst es gut zusammen- " rief Ladybug, sprang zeitgleich hinter ihrer Deckung hervor und umwickelte den noch rauchenden Schurken mit ihrem Jojo. Ihr Fuß traf ihn seitlich am Kopf, Nova krachte in den Boden. Im nächsten Augenblick entlud sich Spannung, ließ den Boden splittern und zwang Ladybug, den Blitzen wieder auszuweichen.
Chat starrte auf Nova, der sich gerade wieder aufrappelte, über seinen Anzug zuckten kleine Blitze. Ladybug hatte ihn berühren können. Wenn er den richtigen Zeitpunkt erwischte -

Ladybug entfloh den erneuten Blitz, schwang sich nach oben, der Blick Novas folgte dem Marienkäfer. Gerade als er den letzten Blitz verschoss und sein Aussehen wieder gefror, ließ Chat seine Waffe ausfahren und schlug ihm die Beine weg. Mit einem einzigen Sprung überwandt er die Meter, griff noch in der Luft nach Novas Arm - und zog seine Hand im selben Moment wieder zurück, als seine Fingerspitzen die schmerzende Kälte registrierten, die bereits von Nova ausging. Chat knallte gegen eine verbogene Straßenlaterne, griff im selben Moment wieder nach seiner Waffe und schleuderte sie zurück zu Nova. Er hörte dessen Schrei, als das Stabende ihm genau im Auge traf und er Ladybug deshalb verfehlte und eine Werbereklame einfror.

,,Dafür wirst du bezahlen, Katze!" fauchte Nova und fixierte Chat mit seinem Blick. Dieser grinste nur - ,,Habe aber leider kein Geld dabei!" - und langte dabei zur Seite, bekam einen abgebrochenen Ast in die Finger und schleuderte diesen ebenfalls von sich.
,,Ladybug, greif ihn an, nachdem er zur Supernova wurde!", rief er seiner Partnerin zu, die sich, während Chat Nova beschäftigte, seinen Stab schnappte und ihm wieder zuwarf.

,,Gebt endlich auf - ihr könnt mich nicht besiegen!" Nova wich den Gegenständen mit Leichtigkeit aus, die Chat weiterhin nach ihm warf und kam dem Superhelden dabei immer näher, doch der dachte gar nicht daran, wieder wegzulaufen. Sie mussten Zeit schinden. Er musste sich noch ein einziges Mal verwandeln. Nur in seiner Supernova-Gestalt verfeuerte der Schurke alles an Energie, die er hatte, bevor er seine Persönlichkeit erneut tauschen würde. Es war das einzige Zeitfenster, dass sie hatten und er würde es nutzen, egal wie viele Schrammen er dafür einstecken musste.
Nova beachtete Ladybug nicht mehr, die sich bemühte, dessen Aufmerksamkeit von Chat wieder loszureißen. Scheinbar hab ich ihn wirklich wütend gemacht, dachte Chat und fuhr seinen Stab aus.
,,He, Jack Frost! Kannst du mal die Leitung wechseln? Ich muss ein erstes Wörtchen mit deinem Kumpel Nova reden!" rief Chat und traf den Schurken mit einem Stein am Kopf, der nur knurrte und rasend vor Wut einem weiteren Eisstrahl auf ihn abfeuerte. Der Witz war nicht mal gut, dachte Chat gerade, dann streifte das Eis seinen linken Fuß, bevor er gänzlich außer Reichweite springen konnte.
Zischend zog Chat die Luft ein, als sich ein scharfen Stechen in deinem Fuß ausbreitete, gefolgt von einem brennenden Taubheitsgefühl. Stolpernd landete er hinter einem zersplitterten Baumstamm, landete mit der Nase voran auf dem mit Holzsplittern übersäaten Boden. Chat hörte das triumpfale Geschrei seines Gegners, welches jedoch schnell wieder in Empörung umschwang - Ladybug hatte ihm ein ganzes halbes Auto gegen den Rücken geschleudert und ihn endlich von Chat Noir ablenken können, der mittlerweile fluchend, mit zerkratztem Gesicht hinter seinem dürftigen Versteck kauerte und seinen Knöchel umklammerte - den Fuß konnte er nicht einmal berühren, ohne sich an der Kälte zu verbrennen. Es fühlte sich fast so an, als hätte Nova ihm den Fuß abgetrennt, dabei hatte der Eiszauber ihn nur gestreift - plötzlich war Chat mehr als nur dankbar, schnell genug gewesen und nicht komplett getroffen worden zu sein. Chat war sich ziemlich sicher, dass es ihn umgebracht hätte.

Urplötzlich schwankte die Lufttemperatur erneut - leicht wimmernd lukte Chat hinter dem Baum hervor, darum bemüht, seinen erfrorenen Fuß nirgends anzustoßen - was gar nicht so einfach war, wenn man außer Schmerzen nichts mehr darin spürte - und sah gerade noch, wie sich der Superschurke in pures Licht aufzulösen schien - blitzschnell schloss Chat seine Augen, um nicht ein weiteres Mal geblendet zu werden, ging in Deckung, während die Druckwelle mit einer brutalen Hitze über ihn hinweckrollte und den ohnehin zerfetzten Baum in Stücke riss. Nur stumpf registrierte Chat die Splitter, die gegen seinen Rücken schlugen, ihn jedoch durch den Anzug nicht verletzen konnten - zu konzentriert wartete er auf die Wärmekonzentration in der Luft - und ohne zu zögern sprang er in Novas Richtung, sobald es wieder kühler und dunkler wurde.
Sein linkes Bein protestierte unter Schmerzen, bei jedem Schritt, doch Chat hatte nur ein kleines Zeitfenster, das sie nutzen konnten - er war sich nicht sicher, ob sie nocheinmal auf die Supernova warten konnten - vorallem, weil er merkte, dass seine Reaktionszeit bereits merklich nachließ.
,,Kataklysmus!", rief er fast schon keuchend, sah im Augenwinkel die Schnur von Ladybugs Jojo, die sich um Nova wickelte und ihn so hinderte, aus dem Weg zu springen, dann stieß sich Chat Noir schon vom Boden ab und schlug einen Salto in der Luft, streckte die rechte Hand aus und berührte das hellgraue Armband.
Ein Stromschlag riss ihn vollständig aus dem Gleichgewicht, sein Fuß wollte ihn bei der Landung nicht mehr tragen und krachend kam Chat auf dem erhitzten Asphalt auf, rollte einige Meter weiter, bis eine schief stehende Straßenlaterne ihn stoppte.
Ihm wurde schrecklich übel, ihm wurde schwarz vor Augen, der Boden schien unter ihm zu kippen und zu Sand zu verlaufen - er konnte nur noch sein Blut rauschen hören, den wild schlagenden Herzschlag aus seiner Brust und das leise Brummen aus seinem Ring, ein fernes Piepen.

Im nächsten Augenblick wurde ihm unheimlich warm. Ein Schauer überkam ihn, die Schmerzen verblassten zu einem leichten Pochen, Chat schnappte nach Luft - er hatte gar nicht gemerkt, dass er die Luft angehalten hatte, um nicht brechen zu müssen.
,,Chat? Alles okay?", drang Ladybugs Stimme zu ihm durch und brachte ihn dazu die Augen zu öffnen - doch die Welt drehte sich nicht mehr, die Bäume standen wieder an ihrem Platz (sie hatten wohl ein paar Blätter weniger, als vorher, aber genau hatte Chat sie ja nicht gezählt), die Autos nicht mehr auseinandergerissen und die Risse im Asphalt, die Chats Krallen gerissen hatten, waren verschwunden. Ladybug hockte direkt vor ihm und lächelte ihn leicht besorgt an.
,,Chat?", fragte sie nochmal stirnrunzelnd, als er zunächst nicht antwortete, doch Chat grinste.
,, Klar, alles gut. Ich habe nur bis eben gedacht, ich hab mein Bein verloren - aber es ist ja noch dran".

Ernst starrte Ladybug auf ihre Hände, bevor sie ihm auf die Füße half - der Fuß fühlte sich zwar ungewohnt warm an, war aber ansonsten wie neu - ,,Du hast schonwieder viel zu viel abgekriegt. Wenn ich schneller gewesen wäre - ", begann sie, aber Chat unterbrach sie schnell.
,,He, ist doch alles gut. Du kannst mich ja heilen. Es tut nichts mehr weh, so wie immer." sagte er leise und zuckte mit den Schultern, als wäre es ihm egal.
,,Denk ja nicht, das wäre egal - das ist absolut nicht auf die leichte Schulter zu nehmen -"
,,Ich weiß! Sag das Shadowmoth. Es ist nicht lustig, das wissen wir beide. Aber lieber bekomme ich alles ab, als du - Nein, unterbrech mich nicht", fauchte Chat fast, als das Mädchen schon den Mund öffnete - ,, - ich mag zwar den Akuma befreien und zerstören können, aber die Schäden rückgängig machen, kann ich nicht. Wenn du halb tot auf der Straße liegst, kann ich dir nicht helfen - aber du kannst mir helfen. Verstehst du?"
Eindringlich starrte Chat in Ladybugs blaue Augen. Er war sich nicht sicher, ob es Tränen waren, die darin glitzerten, oder ob es an ihrer natürlichen Farbe lag - sie sprachen selten über dieses Thema, und das nur ungern - es war bisher immer einfacher gewesen, die Probleme tot zu schweigen, statt sich damit auseinanderzusetzen. Allein der Gedanke daran, dass sie mal noch schwerer als sonst verletzt werden könnten - was durchaus im Bereich des Wahrscheinlichen lag, und das jeden einzelnen Tag - war schwer genug, um ihn zu ignorieren - Chat war sich sicher, dass er die letzten dreieinhalb Jahre seelisch sonst nicht überstanden hätte.
Ihm wurde immer wieder bewusst, welches Risiko er trug, doch bemühte er sich, dieses Gefühl weiterhin zu ignorieren und sich lieber in dieser geschützten Gedankenblase zu bewegen, in der immer alles gut werden würde, und dieser Kampf nichts weiter, als eine willkommene Abwechslung in seinem schnöden Alltag bildete, auf die er sich teilweise sogar gefreut hatte - als Shadowmoth noch Hawkmoth war und Adrien selbst in seeliger Naivität sein Leben fristen konnte, in die er sich hin und wieder immernoch flüchtete.

,,Ich weiß."

Mehr sagte Ladybug nicht und wandte den Blick ab - Chat starrte ihr nach, unfähig zu erraten, was sie dachte - stattdessen beobachtete er sie, wie sich sich dem am Boden kauernden Mann näherte, vorsichtig, um ihn nicht zu erschrecken - still wandte Chat Noir sich ab. Wenn er ehrlich war, taten ihm immernoch einige Muskeln weh - mehr wie ein Muskelkater, als wie Prellungen, dennoch wollte er sich nichts anmerken lassen.
Als Ladybug Jean Renard - oder Aidan Durand - wer wusste schon, wen der Mann gerade verkörperte - auf die Füße half, nutzte Chat bereits seinen Stab, um von der Straße zu verschwinden.

*************
Moin^^

Ein neues Kapitel, der erste Kampf... ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen :))
Und lasst doch bitte einen Kommentar da, das würde mich wirklich riesig freuen ;)

Bis nächste Woche und habt noch einen schönen Abend/Tag/Morgen <3
LG Danni

Artwork:

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top