20 - apology
Die Dachluke quietschte leise, als er sie anhob. Ein Schwall warmer Luft schlug ihm entgegen, mit einem leichten Geruch nach Keksen und Zimt. Chat Noir versuchte seinen Puls wieder zu regulieren, atmete bemüht ein und aus, schloss kurz die Augen. Das schummrige Licht, das von den Straßenlaternen herührte, machte einer angenehmen Dunkelheit Platz. Die heruntergekühlte Haut im Gesicht kribbelte bei der warmen Raumtemperatur.
Chat ließ ein leichtes Seufzen hören, als sich die ersten Kopfschmerzen bemerkbar machten - er war vor zehn Minuten Hals über Kopf aus seinem Zimmer geflohen, war über die Dächer gerannt, als gäbe es kein Morgen mehr.
Gibt es vielleicht wirklich nicht, dachte er, maman ist tot.
Tod, tot, tot. Alle sind tot.
,,Adrien, lass das!", fauchte die helle Stimme Tikkis nahe seinem Ohr, Chat lockerte die Faust wieder. Das Brennen auf den Handflächen ignorierte er. - ,,Hör mal, Chat. Ich verstehe dich. Aber du kannst nicht immer weglaufen -", sagte sie dann, ihre Stimme wurde leiser, vorsichtiger. Sie wusste nicht, wie Chat Noir darauf reagieren würde - Chat wusste es auch nicht. Er wusste, dass Tikki recht hatte, dass er ein Feigling war.
Er hatte bloß das Gefühl, dass die Welt ihm stündlich einen weiteren Backstein auf die Mauer setzte, die auf seinen Schultern ruhte.
,,Warum bist du hierher gegangen?" fragte Tikki nach einigen Momenten der Stille, als würde das Kwamimädchen erst jetzt realisieren, wohin Chats Füße ihn getragen hatten. Unbewusst. Erneut.
Er zuckte mit den Schultern, bevor er das Dachfenster hinter sich wieder zu zog. Er wollte nicht, dass Marinettes Zimmer auskühlte. Es reichte ein Blick die Galerie hinunter, um zu sehen, dass jemand den Raum aufgeräumt hatte. Die Berge aus Stoffen, Klamotten und Schulheften, die auf dem Boden verstreut gelegen hatten, waren verschwunden. Die Zeitkapsel wirkte plötzlich leer.
,,Vielleicht will ich mich ja bei Marinette entschuldigen", hauchte er dann leise, ohne weiter darüber nachzudenken. Sein Kopf fühlte sich einfach nur leer an, nur gefüllt mit dem nervigen Pochen der Kopfschmerzen.
,,Wofür?"
,,Für meine Familie?"
,,Dafür kannst du nichts", sagte Tikki, ihre Worte klangen so, als hätte Plagg sie gesagt. Chat meinte kurz, seinen Kwami zustimmen zu hören, auch wenn er verwandelt war - Chat seufzte leise.
,,Vielleicht."
Mehr sagte er nicht. Er setzte sich einfach an den Rand der Treppe, starrte gedankenverloren auf die geschlossene Bodenluke. In diesem Zimmer wirkte die Welt plötzlich weniger dunkel. Er wünschte sich, mit Plagg reden zu können, doch wagte er es nicht, die Verwandlung zu beenden.
Für einige Sekunden stellte er sich vor, wie sich die Bodenluke öffnen würde, Marinette würde hereinstolpern und ihn mit ihrem strahlenden Lächeln begrüßen. Doch das war nur Wunschdenken.
In Wirklichkeit hätte sie Chat Noir mit Kissen oder Büchern beworfen, wenn er ohne ihre Erlaubnis in ihrem Zimmer eingebrochen war, solange, bis er sich mit erhobenen Händen eine Entschuldigung zusammengestammelt hatte.
Wie hatte sich Marinette ihr Strahlen erhalten können? Ihren Frohsinn, trotz der Verantwortung, die sie seit Anfang an getragen hatte?
Chat wandte seinen Kopf Tikki zu, die sich in das Katzenkopfkissen des Bettes gekuschelt hatte.
,,Wie ging es ihr?" fragte er leise. Ihm fiel ein, dass auch Ladybug ihre Momente gehabt hatte, in denen Chat Noir ihre verletzliche Seite zu sehen bekommen hatte. Denn auch wenn er Marinette jetzt immer mit einem Lächeln im Gesicht in Erinnerungen hatte, wusste er, dass sie dieses nicht immer hatte aufrecht erhalten können.
Chat hatte immer versucht, Ladybug in diesen Augenblicken solange festzuhalten, bis das Mädchen ihre Stärke zurückgewonnen hatte.
Da war dieser eine Tag, an dem HawkMoth für einen kurzen Augenblick im Besitz der Miraculous-Schatulle gewesen war, kurz bevor Ladybug zu dessen Hüterin wurde.
Da war dieser eine Tag, an dem ihr der Stress fast zu viel geworden war, dass sie sich nicht darauf hatte konzentrieren können, gegen ihren akumatisierten Freund Max anzutreten, an dem Chat Noir den Gamer solange hatte ablenken können, bis sich Ladybug wieder gefangen hatte.*
Da war dieser eine Tag, an dem er sie hatte festhalten müssen, als sie sich so starke Vorwürfe gemacht hatte, dass sie kurz vor dem Zusammenbruch stand, nur weil Chat Noir im Kampf so stark verletzt wurde, dass es geblutet hatte.
Tikki riss ihn aus den Erinnerungen, als sie auf seine Frage antwortete.
,,Sie war oft fröhlich. Auch wenn der Stress ihr zugesetzt hat. Alya hat ihr immer sehr geholfen. Ich weiß noch, dass Marinette immer nur sehr wenig hatte schlafen wollen, wenn sie gerade an etwas neuem gearbeitet hatte. Es hat ihr so viel bedeutet, sie wollte ihre liebsten Dinge nicht fallen lassen, auch wenn sie wegen den Miraculous kaum Zeit dafür hatte." Tikki lächelte leicht, während sie redene, hielt ihren Blick auf einen Punkt, den Chat nicht sehen konnte.
,,Wenn Marinette traurig war, dann hat sie geredet. Mit ihrer Mutter, mit Alya oder mit mir" - kurz sah Tikki zu ihm herüber - ,,manchmal auch mit dir. Aber sie hat auch viel für sich behalten - es nur ihrem Tagebuch anvertraut. Ihr ging es nicht so gut, wie sie es allen gezeigt hat, Chat, aber - sie war trotzdem noch glücklich - verstehst du?"
Chat verstand. Er musste daran denken, dass die Ablenkung immer seine Methode gewesen war, mit den Schrecken zurechtzukommen. Bei Marinette schien es dasselbe gewesen zu sein - das und die Hilfe ihrer Freunde und ihrer Eltern.
Sie beide waren Teenager. Sie kämpften seit Jahren gegen einen Bösewicht, der vor Gewalt nicht zurückschreckte. Sie hatten sich beide gefragt, warum ausgerechnet Kinder wie sie, diesen Kampf hatten führen müssen. Eine Antwort darauf hatte es nie gegeben.
Und Marinette schien, genau wie Adrien, gelernt zu haben, eine Maske zu tragen.
Ihm schauderte es, trotz der Wärme. Der einzige Unterschied zwischen ihnen war nur der Fakt, dass sie eine Familie hatte. Er hatte nur Gabriel Agreste.
Er spürte Tikkis Blick auf sich, bis er ihn erwiderte. Da lag etwas in ihren blauen Augen, das er nicht bestimmen konnte - dann schien sie eine Entscheidung zu fällen, sie erhob sich ruckartig von dem Kissen und flog über das Geländer in das Zimmer hinunter.
,,Ich hab dir gesagt, dass sie auch mit dir geredet hat." Chat hörte die Stimme des Kwamis von unten, lukte neuierig um das Treppengeländer herum. Er brauchte eine Weile, um den roten Kwami bei den Schubladen neben Marinettes Schreibtisch zu entdecken. Tikki zog mehrere Schubladen auf, bis sie in der dritten das fand, was sie gesucht hatte.
,,Und damit meinte ich nicht nur, dass sie mit dir gesprochen hat, verstehst du?", sagte sie wieder, während sie das im Gegensatz zu ihrem Körper viel größere Buch aus der Schublade holte. Chat erkannte es als Marinettes Tagebuch.
Tikki legte es auf dem Schreibtisch ab, sah wieder zu ihm nach oben. ,,Und ich habe dir schon gesagt, dass sie auch etwas für dich geschrieben hat, weißt du noch?"
Das Kwamimädchen blieb neben dem Buch sitzen, ihr erwartungsvoller Blick blieb an ihm haften, bis sich Chat erhob und die Treppe herunter schlich. Er wusste nicht genau, was er erwartete - der Gedanke daran, in ihrem privaten Tagenbuch zu lesen war ihm immernoch zuwider, das hatte sich nicht geändert. Und Tikki wollte von ihm, dass er diese privaten Gedanken lesen sollte - deswegen blieb er ohne Weiteres vor dem Schreibtisch stehen, ohne den Einband des Buches anzufassen. Tikki schnaubte daraufhin, zog das Buch zu sich. Wortlos deutete sie auf den Einband, während Chat nicht verstand, was sie ihm zeigen wollte - jetzt seufzte der Kwami, schlug das Buch auf.
Chat konnte die geschwungene Schrift erkennen, doch Tikki blätterte die Seiten so schnell um, dass er nicht mehr sehen konnte - Tikki stoppte erst nach dem letzen Blatt.
,,Was -" fragte er verwirrt, Tikki seufzte erneut.
,,Der Einband, Chat."
Die letzte Buchseite war leer, ebenso wie die innere Seite des Bucheinbandes - bis auf eine kleine gezeichnete Katze. Mit Bleistift waren die Linien gesetzt worden, das Fell der Katze dunkel coloriert. Die Katze hatte eine Glocke am Hals und mit Bundstift grün gezeichnete Augen.
Chat Noir brauchte eine Weile, um sich von der perfekten und absolut süßen Zeichnung loszureisen, doch Tikkis Blick zeigte ihm, dass er das Offensichtliche weiterhin nicht sehen konnte - erst dann fiel ihm auf, dass der Bucheinband ungewohnlich dick war. Dicker zumindest, als der vordere Einband. Als hätte jemand die Einbandrückseite mit zwei zusätzlichen Pappseiten versehen.
Chat hielt unbewusst den Atem an, als er mit den Krallenspitzen an den Kanten der Einbandseite entlang fuhr. Innen, dort, wo die Seiten am Buchrücken gebunden waren, fand er einen Spalt im Papier - ein Geheimfach, breit genug, um einige Zettel im Bucheinband zu verstecken.
Er wich zurück, als er die Zettel herauszog, Marinettes Handschrift erkannte. Einige der Papiere waren ein wenig zerknittert, andere mit kleinen Kritzeleien am Rand versehen, alle davon waren an Chat Noir adressiert.
,,Ich weiß nicht, was da drin steht, Chat. Marinette wollte nicht, dass jemand anderes außer du, diese Zeilen jemals sieht" sagte Tikki jetzt leise, während sich Chat einfach auf den Boden fallen ließ.
,,Wann - von wann sind die?" fragte er, seine Stimme brach leicht. Seine Hände zitterten, sodass das Papier leise knisterte. Tikki ließ sich auf seiner Schulter nieder, bevor sie antwortete.
,,Den ersten Brief hat sie schon vor einigen Jahren gebschrieben. Den Letzten erst im letzten Sommer."
Chat nickte nur, versuchte sein klopfendes Herz zu beruhigen. Seine Kopfschmerzen wurden nicht besser. Immer noch hielt er die Zettel so, dass er den ganzen Text nicht sehen konnte. Er wusste nicht, ob er Marinettes Worte überhaupt lesen wollte. Oder besser, ob er es durfte - Tikki stupste ihn auffordernd an, als wisse sie, woran er dachte.
Er atmete bemüht ruhig aus, dann drehte er den Brief richtig, so dass er ihre geschwungen geschrieben Wörter lesen konnte.
Chat Noir
Ich könnte diesen Brief jetzt mit diesen ganzen Floskeln beginnen - das ich hoffe, dass du diesen Brief niemals lesen wirst oder dass etwas furchtbar schiefgelaufen sein muss, wenn du das hier ließt - aber das kann ich nicht beurteilen. Ich weiß nicht mal, warum ich dir jetzt schreibe, ich könnte ja einfach mit dir reden. Es wäre mir definitiv zu peinlich, dir diesen Brief zu geben, also siehst du ihn eh nie, nicht wahr?
Warum der Brief existiert? Wir haben heute gegen Hawkmoth gekämpft. Und er hätte deinen Ring fast bekommen. Als er dich festgehalten hat, in dem Moment ist mir klar geworden, dass wir jederzeit verlieren können - nicht wegen dir. Nicht weil wir nicht stark sind. Sondern weil Hawkmoth zu mächtig ist. Zu grausam.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Brief hier einfach nur in meiner Schublade vergammeln wird und niemals jemand diese Worte lesen wird. Das hoffe ich wirklich.
Mir geht das mit Buganette nicht mehr aus dem Kopf. Sie hatte uns helfen wollen. Und sie haben sie einfach dafür vernichtet. Ich kann deine Wut verstehen, die du gehabt hattest, aber wenn ich ehrlich bin, dann hast du mir in dem Moment auch ein wenig Angst gemacht. Du verlierst immer so schnell den Überblick, bis immer so schnell zu voreilig. Und dieses Mal hätte das wirklich schiefgehen können Kitty.
Ich weiß gar nicht warum jetzt, aber heute hatte ich wirklich Angst. Das war zu knapp. Und wenn ich daran denke, dass wir irgendwann wieder gegen HawkMoth kämpfen müssen
Ich weiß nicht, ob ich dir das sagen kann. Ich sage das nicht einmal Tikki - sie setzt so viel Vertrauen in mich, manchmal weiß ich nicht wie ich damit umgehen soll. Und du
du lachst immer so viel. Du bist immer so fröhlich. Du siehst mich besser als ich bin und ich glaube das will ich nicht kaputt machen. Deswegen dieser Brief. Tut mir leid, wenn ich nicht ehrlich zu dir bin. Ich kann das einfach nicht
Ladybug
Chat bemerkte, dass er weinte. So hatte sie ihn gesehen? Du siehst mich besser als ich bin. Er musste blinzeln, um die Tränen zu unterdrücken.
Er bereute es, dass er ihr nicht das Gefühl hatte geben können, dass sie ihm alles sagen konnte. Dass sie Anfangs das Gefühl hatte, ihm nicht einmal sagen zu können, dass sie Angst hatte - zumindest nicht immer.
Hey Chat,
Ich konnte nicht mehr widerstehen. In letzter Zeit hatte ich ständig das Gefühl, dir nochmal schreiben zu müssen - auch wenn diese Briefe dich wahrscheinlich nie erreichen werden. Ich war im letzten Brief etwas negativ eingestellt. Das tut mir leid.
Ich habe nur das Gefühl, dass ich dir so mehr Dinge sagen kann, dass ich so über die Dinge reden kann, die ich selbst mit Tikki nicht teilen kann, verstehst du?
Ich habe verdammt viel Angst. Jeden verdammten Tag, wo es einen neuen Akuma gibt - oder diese Sentimonster.
Ich hab Angst, diese Schatulle wieder zu verlieren. Ich wünschte, Meister Fu hätte eine andere Hüterin erwählt. Ich wüschte, ich könnte deine Hilfe annehmen, die du mir damit geben willst. Du musst verstehen, dass es meine Bürde ist, die ich tragen muss. Das ist meine Verantwortung. Ich will nicht, dass du deine Freiheit einbüßen müsstest, die du so sehr liebst. Das musst du mir nicht mal sagen, ich kann es jedes Mal sehen, wenn du lachst. Das tust du oft.
Ich fühle mich nicht gut. Ich weiß nicht mal, was ich hier mache - ist das nicht bescheuert? Ich heule mich hier bei einem dummen Brief aus, den niemand lesen wird. Ich habe manchmal das Gefühl
Kennst du diese Sage? Von Atlas, der den Himmel trägt? Sicher kennst du die, ich bin immer überrascht, wie viel Wissen da eigentlich in deinem Dickschädel schlummert.
Ich bin Atlas.
Und deswegen weiß ich, das du mir damit diesmal nicht helfen kannst, auch wenn ich es wollen würde. Du bist mein Partner, meine zweite Hälfte und mittlerweile mein bester Freund. Aber den Himmel kann nur einer tragen.
Und du sollst frei bleiben
Auf sein Gesicht schlich sich ein bitteres Lächeln. Jetzt bin ich Atlas, dachte er, faltete den Brief sorgsam zusammen, bevor er ihn auf den ersten Brief am Boden legte.
Chat
Ich glaube ich mache alles falsch. Es hat sich so gut angefühlt, endlich jemandem die Wahrheit zu sagen. Ich hab mich immer so unglaublich schlecht gefühlt, wenn ich Alya angelogen habe - sie ist meine beste Freundin. Meine Schwester.
Ich konnte einfach nicht mehr lügen.
Aber jetzt hab ich nur noch mehr Angst, dass Alya verletzt wird. ShadowMoth hat sie heute bedroht. Nur wegen mir. Das ist alles meine Schuld.
Ich habe dir immer gesagt, dass es niemand wissen darf und jetzt schaffe ich es nicht, mich selber daran zu halten. Wenn wir verlieren, wenn Alya verletzt wird, ist das alles nur meine Schuld.
ich wünschte ich könnte Worte zurücknehmen.
Chat las die panischen Worte nocheinmal - die Schrift wirkte weniger ordentlich, das Papier war ein wenig eingeknickt. Er wusste bereits, dass Alya die Wahrheit gekannt hatte, aber dass Marinette darüber so sehr gezweifelt hatte, das war ihm nicht bewusst gewesen. Aber er wusste auch, dass niemand ihr diese Angst hätte nehmen können, ebenso wenig, wie niemand ihm die Angst nehmen konnte, Tikki zu verlieren, wenn er sie nur einmal aus seiner Nähe lassen würde.
Chat. Es tut mir leid. Ich enttäusche dich immer wieder und kann damit nicht aufhören. Du hast aufgehört zu lachen. Und ich hab es nicht bemerkt.
Ich will dich nicht verlieren, ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. ShadowMoth hat dir heute weh getan. Ich dachte, du würdest sterben.
Was ist, wenn ich dir mal nicht helfen kann?
Als ich mit diesen Briefen angefangen habe, habe ich das nur getan, um mich besser zu fühlen. Wie selbstsüchtig von mir.
Ich habe nie auch nur daran gedacht, dass es dir genauso gehen kann. Vielleicht war dein Lächeln nie echt
Ich kann das nicht alleine.
Ich weiß nicht mehr, wie ich mit dir reden soll. Ich kenne dich, aber ich weiß nicht wer du bist und wie es dir geht
Chat fragte sich, wann sie diese Zeilen geschrieben hatte. Es stand kein Datum darauf. Die Buchstaben wurden mit einem Bleistift geschrieben, die Worte wirkten unvollständig. Als hätte Marinette keine Zeit gehabt, den Text abzuschließen. Vielleicht hatten ihr auch einfach nur die Worte gefehlt - ihre Handschrift wirkte hastig, ein wenig krakelig.
Du hast aufgehört zu lachen.
Wann war das gewesen? Er erinnerte sich nicht. Es war wahrscheinlich schon ewig her.
Seine Fingerspitzen erfassten den darunterliegenden Zettel - er war grob abgerissen, das Papier war ein Anderes, als die Vorherigen.
Chat. Ich glaube ich bin blind geworden. Irgendwas ist anders geworden. Ich habe schon lange nicht mehr geschrieben
hab das vermisst
Ich wollte die Briefe schon oft verbrennen. Ich hatte Angst, meine Eltern würden sie finden. Da wäre mein Tagebuch weniger schlimm - da schreibe ich schon lange nicht mehr rein und ich habe es nicht einmal bemerkt. Ich muss diese Briefe verstecken.
Vielleicht solltest nicht mal du sie finden. Aber verbrennen will ich sie nicht
Ich bin jetzt seit zwei Jahren Ladybug. Nächste Woche werde ich sechszehn. Und ich fühle mich viel älter
Alle sehen mich an und sehen ein Kind. Einen Teenager. Ich bin fünfzehn, aber eigentlich habe ich das erwachsen werden übersprungen
Und du auch. Du bist so ernst und manchmal lachst du, einfach nur, damit es so aussieht, als wärst du glücklich. Ich habe zu lange gebraucht um durch deine Maske zu sehen.
Tut mir leid
Ich erwische mich immer wieder, dass ich mich frage, wie dein Leben wohl unter der Maske aussieht. Ich wollte das nie wissen, warum ist es jetzt anders? Ich frage mich oft, wie unsere Freundschaft wäre, wenn wir uns nicht voreinander verstecken müssten. Vielleicht könnte ich dir dann besser helfen.
Es tut mir leid, aber ich trau mich nicht, dich zu fragen was los ist. Das ist feige von mir.
Hör auf dich zu entschuldigen, dachte Chat, verhinderte gerade noch, dass seine Krallen den Brief zerrissen. Er war überhaupt überrascht, dass sie seine Maske überhaupt als solche erkennen konnte - das war etwas, was sein Vater ihm schon früh beigebracht hatte. Sein wahres Selbst zu verstecken.
Und sein Vater schien ein wahrer Meister darin zu sein.
Der nächste Zettel war zerknittert. Das Papier stark gewellt, die Buchstaben undeutlich. Ihre Hand musste gezittert haben, Marinette hatte geweint, als sie diesen geschrieben hatte - Chat Noir konnte seinen eigenen Tränen nicht verhindern, als er die Verzweiflung spürte, die hinter Marinettes Worten lagen.
Ich dachte, wir wären unverwundbar. Ich habe dich vorher noch nie bluten sehen.
Ich dachte wir könnten gewinnen. Ich will nicht mehr - ich dachte, ich sei stark genug, aber als ich dich eben wiedergesehen habe, auf deiner Patrouille, dachte ich kurz, du wärst wieder voller Blut, so wie nach dem letzten Kampf - aber ich hab mir das nur eingebildet, der Glücksbringer hat dich doch wieder geheilt, aber das macht es nicht besser.
Du hast geblutet und ich bekomme das Bild nicht mehr aus dem Kopf.
Ich wollte immer, dass wir uns mit einer Umarmung verabschieden. Wenn wir uns irgendwann nicht mehr sehen sollten, wenn wir gewonnen haben, würden wir uns umarmen. Jetzt sehe ich nur noch dich, wie du am Boden liegst und nicht mehr aufstehst.
Ich will dich nicht mehr verlieren. Wenn wir jemals gewinnen, dann dürfen wir uns nicht verabschieden.
Ich weiß nicht mehr ob ich das kann.
Chat wusste nicht mehr, wie oft das passiert war - dass er geblutet hatte. Nur noch, dass es immer öfter passiert war. Der Brief musste noch älter sein - vielleicht auch zwei Jahre? Es war wieder anderes Papier, mit rauerer Oberfläche und blauen Zeilenlinien.
Er las die letzten Sätze erneut, musste bitter lächeln. Ladybugs Wunsch war in Erfüllung gegangen, ohne wenn und aber. Sie hatten sich nicht verabschiedet. Und sie würden es auch nie tun.
Nur das Gewinnen, das hatten sie Beide übersprungen.
Das Klappern der Bodenluke riss ihn aus den Gedanken. Der Duft von heißen Jasminblüten kroch in das Zimmer, erreichte seine Nase, schon bevor Sabine Cheng über den Rand des Eingangs sehen konnte - erschrocken verharrte die Frau, als sie Chat Noir in dem Zimmer sitzen sah, einen kleinen Stapel zerknitterten Papiers in den Händen.
Chat blinzelte verwirrt - er bemerkte erst jetzt, dass das schummrige Laternenlicht im Zimmer verschwunden war. Warmes, orangefarbenes Morgenlicht erhellte die rosa gestrichenen Wände, die Sonnenstrahlen warfen Schatten auf dem Boden. Die Nacht war verstrichen, ohne dass er es mitbekommen hatte.
,,Chat Noir? Was - " Sabine stockte, legte die Dekoration, die sie in den Händen gehalten hatte auf den Boden und betrat schnell das Zimmer. Sie schloss die Bodenluke hinter ihr - Chat erkannte, dass es Weihnachtsdeko war - eine aus Tannenzweigen geflochtene Girlande mit einer Lichterkette, rosanen und silbernen Kugeln, die matt glänzten.
Die kleinere Frau erreichte ihn, bevor er sich aus seiner Starre lösen konnte, bevor er überhaupt daran denken konnte, aufzustehen.
Sabine lächelte leicht, legte ihre Hand auf seine Schulter - doch Chat fing an zu reden, bevor sie es konnte.
,,Sie schmücken ihr Zimmer?" Schon als er die Frage stellte, merkte er, wie dumm sie doch war - doch Sabine nahm es ihm nicht übel, zuckte nur mit den Schultern.
,,Marinette hat Weihnachten geliebt. Wir haben beschlossen, es zu feiern, genauso wie immer. Das hätte sie so gewollt. Und deswegen sollte ich ihre Dachterasse schmücken - nicht wahr?" Sabine grinste vergnügt, als würde ihr das gar nichts ausmachen, auch wenn er ihr ansah, dass es nicht leicht für sie war. Schnell wandte er den Blick wieder ab.
An so etwas wie Weihnachten wollte er nicht denken - er hatte es sogar vergessen - dabei war übermorgen - nein, morgen - bereits der erste Dezember. Chat runzelte die Stirn, versuchte seine Zeitwahrnehmung zu ordnen - es war jetzt Dienstag, die Schule müsste gleich beginnen - und in wenigen Stunden wollte er sich mit Alya treffen - er verwarf den Gedanken daran.
Er würde dem Mädchen von seinem Vater erzählen müssen - und das wollte er nicht.
,,Also - was führt dich her? Und warum benutzt du nicht die Tür?" fragte Sabine jetzt, sammelte die Girlande wieder ein, bevor sie fragend zu ihm blickte. Sie wirkte nicht so, als hätte sie ein Problem damit, dass ein eigentlich Fremder einfach so in dem Zimmer ihrer Tochter auf dem Boden saß - Chat wich ihrem Blick trotzdem weiter aus.
,,Ich - ich brauchte etwas Zeit - Tikki meinte, ich sollte das hier -" stammelte er sich zusammen, verstummte. Marinettes Mutter wusste wahrscheinlich gar nicht wer Tikki überhaupt war - woher auch.
,,Tikki? Ist das - ist das ihr Kwami?" flüsterte Sabine nach einigen Sekunden, so dass Chat sie wieder ansah - er nickte nur. Tikki war sogar hier, aber da sie nicht aus ihrem Versteck hinter seiner Schulter hervorkam, ließ er das unerwähnt - wenn Tikki sich nicht selber zeigte, würde er sie nicht verraten. Vielleicht verbat es Tikkis eigenes Pflichtbewusstsein, sich einfach so jemanden zu zeigen, auch wenn es Marinettes Mutter war - oder gerade deswegen.
,,Dann - okay. Aber sei so lieb, Chat Noir - und nehm das nächste Mal die Haustür." Jetzt lächelte sie wieder - Chat fragte sich, wieso Sabine eine der Wenigen war, die ihr Lächeln nicht verlernt hatte.
Chat umklammerte die Zettel nur noch fester, als er nickte. Für einen kurzen Augenblick sahen sich Sabine und er einfach nur an, dann seufzte die Frau leise, legte die Girlande auf dem Schreibtischstuhl ab.
,,Ich - ich lass dir Zeit, Chat Noir. Das hier kann ich auch noch später machen", sagte sie, lächelte ihn noch an und verschwand wieder aus dem Zimmer, bevor Chat überhaupt widersprechen konnte.
Einige weitere Sekunden starrte Chat Marinettes Mutter nach. Marinettes Eltern waren immer so herzlich zu ihm - dabei kannten sie nicht einmal seinen Namen.
Und wenn sie die Wahrheit wüssten, dann würden sie ihn gewiss nicht mehr - Chat stoppte seine eigenen Gedanken, versuchte sich auf den nächsten Brief zu konzentrieren, der wie die letzten mehr wie eine kurze Gedankennotiz wirkte, als wie ein geplanter Brief - dessen Worte von so viel Schmerz und Gefühl sprachen, wie sie nur jemand haben konnte, der mit absolut niemanden darüber sprach. Nicht einmal mit Tikki.
Ich hab dich schon lachen sehen, wütend und blutend und verletzt - aber heute hast du geweint und ich konnte dir nicht helfen. Chat, das war kein Superschurke und gegen das normale Leben bin ich machtlos.
Ich weiß nicht was passiert ist und ich konnte dir nicht helfen - ich hab versucht dich festzuhalten, aber ich weiß, dass das nichts ändert - ich bin zu feige, dich nach der Wahrheit zu fragen.
Dafür hab ich zu lange an diesen Geheimnissen festgehalten. Wenn ich dich frage, mache ich alles nur noch mehr kaputt.
Ihr erstes Treffen auf ihrem geheimen Dach. Chat Noir blinzelte - diesmal hatte er eine klare Erinnerung daran, besonders an das Gefühl, welches sie ihm gegeben hatte - dass Ladybug für ihn da war, auch ohne Worte. Er wusste nur nicht mehr, ob er ihr die Wahrheit gesagt hätte, wenn sie ihn gefragt hätte, was passiert war. Er wusste nur, jetzt würde er es tun.
Es tut mir leid, wie oft ich dich schon angelogen habe. Ich habe Angst, dass etwas anders wird, dabei ist alles anders.
Ich kenne dich schon seit drei Jahren, aber ich merke immer mehr, dass ich gar nichts von dir weiß.
Ich hab dich im Stich gelassen, und es nicht bemerkt - ich will dich lieben, und habe doch Angst vor dir.
Ich habe dir nie gesagt, wovor ich mich fürchte.
Ich habe Angst vor dir. Vor Chat Blanc -
Ich wünschte Bunnyx hätte mir das nie gezeigt.
Sein Blick fiel auf die blauen Buchstaben, doch der Sinn erreichte ihn nicht - er verstand die Worte nicht. Chat Blanc?
Er hatte in den letzten Stunden so viel gefühlt, dass er nicht mehr wusste, was er bei diesem Namen empfinden sollte.
Chat stieß die Luft aus, das Papier knisterte leise zwischen seinen Krallen. Nein, da war keine Erinnerung daran, jemals akumatisiert worden zu sein - andererseits, wenn Bunnyx darin involviert war/wird/ist - vielleicht war es noch nicht passiert. Vielleicht hatte es sein älteres Ich betroffen - Chat schüttelte unruhig den Kopf, riss jetzt doch ein Loch in die Papierecke, bemerkte das aber nicht.
Ihm kam ein anderer Gedanke - Die Zukunft, aus der Bunnyx gekommen war, existierte nicht - das war unmöglich geworden. In dieser Zukunft hatte Ladybug noch gelebt.
Das Papier segelte zu Boden, als er es losließ, blieb mit der Ecke an seinem Schienbein hängen. Er ließ es liegen.
Dinge wie Zeitreisen, hatte er nie ganz begriffen. Er bekam immer Kopfschmerzen davon - wenn Bunnyx in seiner Vergangenheit exisitert hatte, ihre Gegenwart jedoch nicht mehr geschehen konnte, da Chat Noirs Zukunft anders aussah - Wenn die junge Frau mit dem Hasen-Miraculous, Alix Kubdel (ihre ältere Version) Ladybug eine (mögliche) Zukunft gezeigt hatte, in der Chat Noir akumatisiert wurde - wovon er aussging, dass das katastrophale Auswirkungen haben musste, schließlich war sein Miraculous unglaublich gefährlich, wenn es in den falschen Händen lag - warum hatte sie das gleiche nicht bei ihm getan.
Warum hatte sie Chat Noir nicht gewarnt, vielleicht hätte er Ladybug dann retten können.
Aber vielleicht war diese Katastrophe einfach nur nicht vorhersagbar gewesen. Vielleicht hätte keiner ihren Tod voraussehen können. Vielleicht war das einfach nur ein Punkt in ihrer Geschichte, den niemand verhindern konnte.
Chat schloss die Augen. Er war es leid, darüber nachdenken zu wollen, was hätte sein können. Er hatte nicht die Macht die Vergangenheit zu ändern.
Und das schmerzte am meisten.
Es hinnehmen zu müssen.
Chat Noir unterdrückte das Seufzen in seiner Kehle, umfasste den Papierstapel fester. Automatisch überflog sein Blick die nächsten Zeilen, doch die sprachen nur wieder von anderen Gefühlen - Chat fragte sich, wieso niemand gesehen hatte, wie es Marinette wirklich ging. Wieso sie niemals mit jemanden darüber gesprochen hatte - warum sie nicht wenigstens mit Tikki oder Alya geredet hatte - wieso sie die Kraft dafür nicht gefunden hatte.
Ich glaube ich habe vergessen, wie es ist einfach zu leben. Ich glaube ich habe den Punkt irgendwie übersprungen
Alles läuft nur noch automatisch ab
Ich habe dich oft abgewiesen, Chat, wegen diesem Jungen in meiner Klasse - Adrien. Ich liebe diesen Jungen genauso wie ich dich liebe. Ich sitze fest - du hast aufgehört, mich zu lieben, Chat, das merke ich. Und Adrien hat angefangen, mich anzusehen. Ich weiß dass, weil ich auch immer so ausgesehen habe.
Ich weiß nicht mehr was ich machen soll, denn eigentlich sollte ich mich freuen.
Alya meint, er würde meine Gefühle endlich erwidern. Warum macht mich das nicht glücklich? Das wollte ich doch immer.
Da ist irgendwas in mir, das blockiert mich und ich weiß nicht, was es ist.
Ich will einfach aufgeben, aber gleichzeitig kann ich das nicht.
Ladybug macht mein Leben kaputt - ich hab Angst um meine Freunde, um meine Gefühle, weil ich nicht mehr weiß, was ich
Chat zerknüllte den Zettel, bevor er ihn zuende lesen konnte. Die Schreiberin dieser Worte war nicht das Mädchen, was er gekannt hatte. Er hatte sie nie gekannt - niemals. Wie hatten sie beide es geschafft, sich eine solche Beziehung aufzubauen, in der sie sich nicht helfen konnten - diesmal ließ er es zu, dass er weinte. Diesmal wollte er sich nicht davon abhalten.
Chat Blanc.
Vielleicht war es er selber gewesen, der diese Mauer zwischen ihnen undruchdringlich gemacht hatte.
Vielleicht war es Chat Blanc, den er nicht kannte, gewesen, der sie dazu gebracht hatte, nur mit Chat Noir über ihre wahren Gefühle zu reden, ohne es wirklich zu tun. Nur in Form von kleinen Briefen, von denen sie glaubte, er würde sie nie lesen. Denn auch wenn sie die Worte an Chat Noir richtete, hatte sie ihm gegenüber immer nur geschwiegen.
Seine Augen starrten auf den letzten Brief in seiner Hand. Er brauchte lange, bis sich seine Sicht auf die Buchstaben darauf fokussieren konnte.
Ich bin bald volljährig. Mit der Schule fertig. Und weißt du was? Ich glaube, mir geht es besser. Ich habe jetzt schon lange nicht mehr geträumt. Den ganzen Sommer nicht. Ich musste hier auch nicht mehr schreiben.
Ich glaube das liegt daran, dass ich nicht mehr kämpfen musste.
Dafür habe ich dich schon länger nicht mehr gesehen, Chat.
Ich habe dich vermisst - nur nicht, das Kämpfen.
Denn du wurdest heute schon wieder verletzt.
Ich weiß nicht, was ich falsch mache - du sagst mir immer wieder, besser du als ich, aber es tut so weh. Ich wünschte, wir hätten die Rollen getauscht. Von Anfang an
Ich bin nicht so stark wie du - du kämpfst immer einfach weiter, selbst wenn du fast blind bist -
Nova war einer der Schlimmen.
Weißt du was? Ich vermisse unsere ersten Gegner. Die haben uns nie wehgetan.
Chat blinzelte seine Tränen aus den Augen. Nova - dieser Brief war der Letzte, wie er merkte. Und erst drei Monate alt. Er las den Zettel erneut - dann griff er zu dem zerknüllten, faltete ihn wieder auseinander. Er las die Wörter nicht, starrte nur auf die Buchstaben. Am unteren Ende des Zettels hatte Marinette einen kleinen Weihnachtsbaum gekritzelt.
Also letztes Weihnachten.
Ihr war also aufgefallen, dass sich seine Gefühle geändert hatten. Ihm war anscheinend nie irgendetwas aufgefallen.
,,Es tut mir leid." sagte er leise, als würde Marinette ihn hören können. Doch es war nur Tikki, die wieder auf seiner Schulter saß, die ihn hören konnte.
,,Sie - sie hat viel geweint. Aber sie hat nichts gesagt. Ich hab immer versucht sie aufzumuntern, aber - ", sagte Tikki plötzlich, ihre Stimme erstickt, als würde sie weinen wollen. - ,,Ich glaube, wir haben alle zu viel von ihr erwartet. Ich habe zu viel von ihr erwartet -"
Chat erwiderte nichts darauf. Irgendwie konnte er diesen Knoten aus Gefühlen nicht mehr lösen, der sich in ihm gebildet hatte.
Er war hierher geflohen, um der Wahrheit seines Vaters zu entkommen. Stattdessen hatte er nur noch mehr Schreckliches herausgefunden, was ShadowMoth verursacht hatte.
Die Bodenluke klapperte, riss ihn erneut aus den Gedanken - es war Sabine, die ihn freundlich anlächelte. Wieder strömte ihm der Geruch nach frisch gebrühten Tee entgegen, er sah die dampfende Tasse, die die Frau hielt -
Plötzlich konnte er nicht mehr. Der Knoten in ihm platzte, er ertrug diese Herzlichkeit nicht mehr, er hatte das alles so satt, die Lügen, die Gefühle, diese ganze Situation - Chat Noir verzerrte sein Gesicht, bohrte sich die Krallen in die Handflächen, bevor die Worte ihm entflohen, ohne dass er sich daran hindern konnte.
,,Ich weiß, wer ShadowMoth wirklich ist. Ich weiß, wer Marinette ermordet hat. Er wird dafür bezahlen."
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Moin^^
Upps. 5300 Wörter. Das ist ein bisschen - ausgeartet? xD Das Kapitel ist doppelt so lang, wie das vorherige, seht es mir nicht nach xD Immerhin bin ich diesmal pünktlich^^
Dieses blöde Hasen-Miraculous xD Ich stand hier echt vor einer schier unmöglichen Aufgabe... wie soll ich das erklären, dass Adrien nicht einfach so zurück in die Vergangenheit reist und Ladybugs Tod ungeschehen macht.
Da ist diese Regel, die Vergangenheit nicht ändern zu dürfen, weil zu gefährlich. Nennt man auch Schmetterlings-Effekt (Passend, oder?) - ein Flügelschlag eines Schmetterlings kann eine Kettenreaktion erzeugen, die auf der anderen Seite der Erde einen Tsunami auslösen kann... so ähnlich zumindest.
Oder es im Miraculous-Style zu erklären: Der Name "Marinette", geschrieben von Ladybug auf einem Geschenk für Adrien, löst irgendwann das Ende der Welt und den Tod der Menschheit durch Chat Blanc aus.
Also, wenn Adrien dumm wäre und zurückreist, um sie zu retten - würde das schief gehen. Sie hat ihm das Leben gerettet - wenn sie von Adrien daran gehindert wird, Adrien zu retten, dann stirbt er. Dann ist da aber kein Adrien mehr, der zurückreisen kann, um Ladybug zu retten, also stirbt sie. Das erinnert mich iwie an die Frage, was war zuerst da - Das Huhn oder das Ei?
Zumindest glaube ich, das Adrien so denken würde.
Soo... Warum ist Bunnyx diesmal nicht auch wieder eingeschritten? Nunja, sorry, aber Ladybugs Tod ist kein Weltuntergangsszenario, wie Chat Blanc. Das wäre es nur gewesen, wenn Chat vergessen hätte, ihr die Ohrringe abzunehmen und ShadowMoth sie gekriegt hätte. Sie hat es schlicht nicht rechtzeitig bemerkt (Sie kann ja nicht überall gleichzeitig sein).
Sorry, ich musste das Thema hier jetzt nochmal ein wenig aufbröseln, da ich das einfach nicht in der Story selber machen wollte - das ganze Zeitreisethema passt hier einfach nicht richtig in die Geschichte, aber es außenvorzulassen kam mir iwie auch nicht richtig vor. Außerdem - wenn ich zu lange darüber nachdenke, wie Zeitreisen funktionieren, dann krieg ich selber Kopfschmerzen ^^
Was Chat Blanc angeht - nun ja, ich mag es echt nicht, dass Ladybug Chat nie davon erzählt hat, aber so ist es eben - vielleicht werden die das in der Serie irgendwann noch machen, in meiner Geschichte ist das nicht passiert. Und ja - auch hier war ich mir unsicher, wie ich mit Marinette umgehe - ich denke mir immer, dass sie genauso wie Adrien noch ein Kind war, als sie mit Ladybug-Sein angefangen hat. Und ich habe schon einige Kapitel vorher beschrieben, wie es Adrien damit geht.
Marinette hat es da ein wenig schwerer - Es wird in der Serie zumindest so dargestellt, dass auf ihr irgendwie mehr Verantwortung liegt - also das nur sie die Akumas fangen kann (warum auch immer Chat die Akumas nicht öfter als dieses eine Mal mit seiner Superkraft zerstört) und dann sieht auch jeder der Pariser Ladybug iwie als Anführerin an und dann kommt noch hinzu, dass sie mit gerademal fünfzehn (oder vierzehn?) Jahren zur Hüterin wurde.
Man sieht ja auch in der Serie selber, dass der ganze Druck irgendwann ein wenig zu viel wird - in meiner Story hat sich dieser Druck nie aufgelöst.
Alsooo... was ich hier so lang und breit erklären will, ist, dass es Marinette damit psychisch überhaupt nicht gut gehen kann (Meiner Meinung nach). Und ich schätze sie als jemanden ein, der das einfach niemandem wirklich zeigen würde. Zumindest nicht vollständig.
Uh man... jetzt ist das Nachwort auch noch viel zu lang xD
Also - es kommen jetzt noch drei Kapitel plus Epilog - dann sind wir schon durch mit der Geschichte ^^
Wir rennen also volle Kanne auf das Finale zu xD
Ich plane gerade die Fortsetzung - ich weiß nicht, würdet ihr eine lesen wollen? Wenn nicht, behalte ich sie für mich selbst xD
So, ich hoffe euch hat das (viel zu lange) Kapitel gefallen, lasst doch gerne eine Rückmeldung dazu da <3
Ich wünsche euch noch eine schöne Woche :)
LG Danni
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