Kapitel 42
In den nächsten Wochen schrieben wir so viele Prüfungen und unsere Lehrer gaben uns so viele Hausarbeiten, dass wir gar nicht mehr Zeit hatten etwas anderes zu tun, als in der Bibliothek zu sitzen und zu büffeln. Die Wochen flogen nur so an uns vorbei und ich hatte gar nicht viel Zeit mir Gedanken über meinen Grossvater George zu machen. Es war nun bereits drei Wochen her, seitdem Sky und George mir gesagt hatten, dass er mein Grossvater war. Ich hatte es irgendwie immer noch nicht richtig realisiert. Doch die Tatsache, dass er so lieb war und auch hin und wieder am Abend im Camp vorbeischaute, um mit mir Zeit zu verbringen, damit wir uns kennenlernen konnten, machte das ganze einfacher zu verdauen. Meine einzige Frage; wieso mir niemand früher von meinem Grossvater erzählt hatte, war nach einem Telefonat mit meiner Grossmutter in Brasilien auch schnell geklärt. Mein Grossvater väterlicherseits, war auf der Insel geblieben, als meine Eltern sich entschieden hatten in der Menschenwelt zu leben. Dabei haben sie den Kontakt verloren, da meine Eltern nicht wollten, dass ich zunächst von dieser Übernatürlichen Welt erfahre. Meine Grossmutter in Brasilien, hatte nie Kontakt mit meinem anderen Grossvater und als meine Eltern starben, wusste sie auch nicht, ob er noch lebte. Sky kannte meinen Grossvater gut und wusste auch, dass er mein Grossvater war, da sein Name in meiner Akte stand. Aus diesem Grund war sie sich am Anfang auch nicht sicher, ob ich vielleicht ein Werwolf sein könnte, da mein Grossvater einer war. Jedoch dachte sie, dass ich wüsste, das er mein Grossvater war. Woher sollte sie auch denken, dass ich meinen Grossvater nicht kenne? George hätte nie gedacht, dass er mich je kennenlernen würde, nachdem meine Eltern die Insel verlassen hatten. Doch als er mich sah, erkannte er sofort seinen Sohn und seine Schwiegertochter in mir wieder. Es war komisch plötzlich noch einen Grossvater zu haben. Ich hatte nie einen. Der Mann meiner Grossmutter war schon früh gestorben und ich hatte ihn nie kennengelernt. Aber ich verstand mich auf Anhieb gut mit George. Auch meine Freunde blieben oft noch mit mir und ihm im Esssaal, wenn er vorbei kam und wir spielten zusammen Gesellschaftsspiele oder tranken Tee. Es war schön noch ein wenig Familie hier zu haben und es lenkte gerade in dieser stressigen Zeit von der Schule ab.
"Die Zeit ist um. Legt bitte die Stifte ab und bringt die Prüfungsblätter nach vorne", erklang Eloise' Stimme durch das Klassenzimmer. Es war Freitag Nachmittag und wir hatten gerade die letzte Prüfung geschrieben. Nun würde es die nächsten Wochen ein wenig ruhiger werden. "Endlich haben wir es hinter uns", seufzte Leonie als wir gerade aus dem Klassenzimmer liefen. "Was wollen wir heute Abend machen?", fragte Grayson und nahm Jennys Hand. Ich zuckte mit den Schultern. "Mein Grossvater möchte morgen ein wenig seine Bruchbude auf Vordermann bringen und hat gefragt, ob ich ihm helfen möchte. Ich gehe deshalb wahrscheinlich früh schlafen. Also könnt ihr gerne ohne mich was machen", sagte ich. "Dürfen wir auch helfen kommen morgen?", fragte Grayson. Leonie blickte ihn böse von der Seite an. "Ähm ja, ich denke mein Grossvater hätte nichts dagegen. Je mehr, desto besser würde ich sagen, oder nicht?", antwortete ich lächelnd. "Cool, dann treffen wir uns morgen früh vor dem Tor?", fragte Niall. Ich nickte und die zwei Jungs trennten sich von uns, um zu ihrer Hütte zu gehen. Bis zum Abendessen blieben wir in der Hütte. Leonie machte ein Nickerchen auf dem Sofa und Jenny verkroch sich in ihrem Zimmer um zu lesen. Ich versuchte meine Grossmutter anzurufen, doch sie nahm nicht ab. Von den Prüfungen der letzten Wochen erschöpft entschied ich also, ebenfalls ein Nickerchen zu machen.
"Das war lecker", seufzte Grayson und schob seinen leeren Teller von sich. Er blickte nach hinten und stand dann auf. "Ich geh mal kurz rüber zu Lucas und Henry", sagte er. "Wir sehen uns morgen früh." Er drückte Jenny einen Kuss auf die Lippen und schlenderte ein paar Tische weiter zu dem Tisch an dem Lucas und Henry sassen. In den letzten paar Wochen, war wieder alles normal zwischen mir und Lucas gewesen. Er ignorierte mich nicht mehr wegen dem Kuss und ich war nicht mehr sauer, weil er mich ohne mir erklären zu wollen, warum er mich ignorierte, ignorierte. Obwohl die letzten Wochen stressig waren, sind wir uns ein paar mal über den Weg gelaufen und haben wieder ganz normal miteinander geredet. Wir hatten sogar manchmal zusammen für Wesen Künste gelernt und ich hatte ein wenig seine Freunde kennengelernt. Dafür kassierte ich wieder einige missbilligende Blicke und fiese Kommentare von Melanie, welche ich jedoch dank meiner Freunde ganz gut ignorieren konnte. Es war mir auch egal, was Melanie von mir dachte. Lucas und ich sind in den letzten Wochen bessere Freunde geworden und das machte mich glücklich. Zwar war ich immer noch verwirrt, ob ich nun mehr Niall oder Lucas mochte. Zudem ich nicht mal wusste, was zwischen mir und Lucas war. Ich wusste was Niall für mich empfand, aber nicht was Lucas für mich fühlte. War es für ihn nur Freundschaft? Wollte er was von mir? Aber wenn er nichts von mir wollte, wieso sind wir dann Freunde geworden? Wieso ist er immer wieder zu mir gekommen und hat mit mir geredet? Ich wusste nicht was, aber irgendetwas war definitiv zwischen mir und Lucas. Zwar wusste ich auch, dass Lucas viel mit Mädchen flirtete und es vielleicht einfach sein Charme war, der mir das Gefühl gab, dass da vielleicht mehr wäre. Auf jeden Fall hatte er in den letzten Wochen auch mit mir geflirtet. Aber vielleicht war es auch nur ein Flirten unter Freunden gewesen. Die ganze Situation verwirrte mich. Und dann waren da nicht nur meine verwirrten Gefühle gegenüber Lucas, weil ich nicht wusste, ob wir nun nur Freunde waren oder mehr. Nein, da war auch noch Niall der mich verwirrte. Denn egal wie sehr ich mich von Lucas angezogen fühlte, es gab Dinge die mich an ihm nervten. Und jedesmal, wenn ich von ihm genervt war, war da Niall, der anders war. Der mich verstand. Der auch mit mir flirtete, aber gleichzeitig mir Raum gab, weil wir uns darauf geeinigt hatten, erstmal nur Freunde zu sein, bis ich mir mit meinen Gefühlen im klaren war. Ich seufzte. 'Woher sollte das nur führen?', dachte ich. Eine Pommes traf mein Gesicht. "Aua", rief ich aus und funkelte Niall böse an. "Na, an was hast du gedacht?", fragte er. 'An dich und wie sehr du mich verwirrst', dachte ich. Aber ich zuckte nur mit den Schultern. "Ach keine Ahnung. Die letzten Wochen haben mich echt müde gemacht." Er nickte verständnisvoll. "Kein Wunder. All dieser Schulstress und dann hast du gerade vorher noch erfahren, dass du noch einen Grossvater hast. Und euer erstes Treffen war auch nicht gerade normal." Da hatte er wohl recht. In letzter Zeit gab es vieles, dass mich verwirrte und stresste und ich brauchte einfach mal wieder ein langes Schläfchen. Aus diesem Grund verabschiedete ich mich schon früh vom Abendessen und ging zurück zu unserer Hütte, um ins Bett zu gehen.
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