Kapitel 37

Die Kleider klebten an meinem Körper und ich zitterte wie verrückt. Die Kälte nistete sich ganz tief in meinen Knochen ein. Meine Haare waren klitschnass und mein Make-up war nun auch verschmiert. Ich sah aus wie ein verheulter Waschbär auf Drogen. Im Wald war es rutschig und matschig. Ich bin schon ungefähr fünf mal ausgerutscht und hatte Glück, dass Leonie neben mir lief und mich immer auffangen konnte. Sonst wäre ich wahrscheinlich nicht nur von Kopf bis Fuss durchnässt, sondern auch noch voller Schlamm. Wir hielten uns an den Händen um uns gegenseitig halt zu geben. In der anderen Hand hielten wir unsere Handys und hatten die Taschenlampen Funktion angeschaltet. Ohne diese schwachen Lichter würden wir in völliger Dunkelheit  herumtappsen. Wir hatten nicht mal die hälfte des Weges geschafft, als Niall sagte: "Shit Leute! Mein Handy hat keine Batterie mehr." Ich leuchtete mit meiner Taschenlampe zu ihm und sah sein ausgeschaltetes Handy in seiner Hand. Er hatte auf seinem Handy den Weg nachhause eingespeichert. Nun standen wir also mitten im Wald und wussten den Weg zum Camp nicht. "Nein, Mann. Das ist nicht dein Ernst! Und was machen wir jetzt?", fragt Grayson und stellte sich neben Niall. Er nahm ihm das Handy aus der Hand und drückte den Knopf um das Handy anzuschalten. Doch es hatte wirklich keine Batterie mehr, denn das Ladezeichen erschien. "Bis zur nächsten Abzweigung können wir ja einfach dem Weg folgen und danach...", Niall seufzte. "Danach müssen wir raten welcher Weg, der Richtige ist." Für einen Moment schwiegen wir alle und überlegten, ob es nicht noch eine andere Lösung gibt. "Dann mal los", meinte ich emotionslos und setzte mich in Bewegung. Die anderen folgten mir.

Die nächste Abzweigung kam schon bald und wir hielten an. Ratlos schauten wir in beide Richtungen. "Stimmen wir einfach ab. Sonst dauert das ewig und wir kommen nie an", sagte Jenny. "Hast recht. Wer ist für den linken Weg?", fragte Leonie direkt. Wir hoben alle den Arm. "Okay, dann folgt mir!" Der Weg wurde schmaler und wir mussten hintereinander gehen. Ich leuchtete mit meiner Lampe auf meine Füsse, damit ich ja nicht über einen Stein oder über eine Wurzel stolpern konnte. Niall hielt sich an meinem T-Shirt fest, da er kein Licht hatte. Bei jeder Abzweigung stimmten wir ab. Wir liefen schweigend und schnell. Die Zeit verging schnell und schon bald hätten wir längst am Camp angekommen sein müssen. "Wir haben uns verlaufen", sagt Jenny, das was wir alle schon wussten, nur noch nicht aussprechen wollten. "Es ist schon fast 1 Uhr! Wenn Sky erfährt, dass wir nicht im Camp sind, sind wir echt am Arsch." "Was sollen wir jetzt machen?", fragte ich. "Wir könnten entweder hier weiter rumirren und hoffen, dass wir irgendwann doch im Camp ankommen oder wir übernachten hier und laufen bei Tageslicht weiter", meint Grayson. "Ja klar, und am nächsten morgen wissen wir immer noch nicht wo wir sind, haben immer noch kein Netz und Niall's Handy wird auch immer noch keine Batterie haben. Bringt uns also nicht hier zu bleiben", antwortet Leonie. Es entstand eine kleine Diskussion was wir jetzt machen sollten. Ich blickte Ahnungslos um, in der Hoffnung irgendwie zu erkennen wo wir sind. Aber ich war noch so gut wie nie im Wald außerhalb des Camps. Ich wollte meinen Blick wieder meinen Freunden zurichten, als ich ein kleiner Leuchtender Punkt ein bisschen weiter entfernt von uns entdeckte. "Hey Leute! Da hinten ist was", lenkte ich die Aufmerksamkeit meiner Freunde auf mich. Sie hörten auf zu diskutieren und blickten in die selbe Richtung wie ich. "Ja, ich sehe es auch!", sagte Leonie. "Sollen wir mal nachschauen gehen, was das ist?", fragte ich leise. Ich wusste nicht warum ich anfing zu flüstern, aber die Stimmung brachte mich irgendwie dazu. "Wäre eine gute Option", meinte Jenny ebenfalls flüsternd. Langsam schlichen wir in Richtung des Leuchtenden Punktes. Als wir nahe genug waren, erkennte ich, dass es eine Lampe von einer Haustür war. "Da wohnt jemand!", sagte Grayson, der das Haus auch erkannt hatte. "Nicht dein Ernst? Wer wohnt den hier? Ist ja Mitten im Wald." Leonie näherte sich noch mehr dem Haus. "Warte Leonie! Willst du etwa klingeln?", rief ihr Jenny nach. "Ja was denn sonst? Willst du etwa nur das Haus betrachten und dann weiter überlegen was wir machen sollen? Vielleicht kann ja die Person die hier wohnt uns weiter helfen", antwortete Leonie und war schon fast an der Haustüre. Wir setzten uns auch langsam in Bewegung. Leonie wartete am Eingang auf uns und klingelte dann. Angespannt lauschten wir auf ein Geräusch. Aber nichts regte sich. Ich klingelte nochmal. Aber es regte sich immer noch nichts. "Funktioniert die Klingel überhaupt?", fragte Niall. "Ich glaube nicht", antworte ich und klopfte. Die Sekunden verstrichen und niemand öffnete die Türe. "Was jetzt?" Ich schaute in die ratlosen Gesichter meiner Freunde. "Wollen wir weiter gehen oder hier auf dem Geländer übernachten, in der Hoffnung dass doch jemand hier wohnt und wir ihn am Morgen antreffen?" "Also ich hab die Schnauze voll von dem ganzen herumirren. Ihr nicht auch?", sagte Jenny gähnend und lehnte ihren Kopf an Grayson's Schulter. "Dann bleiben wir hier", sagt dieser und nimmt Jenny in den Arm. Ich schaute mich auf dem Gelände um. "Und wo genau wollt ihr schlafen?" "Leute? Findet ihr nicht auch das, dass Haus aussieht als würde hier gar niemand wohnen?", fragte Leonie und schaute das Haus an. Sie hatte recht. Das Haus sah ziemlich heruntergekommen aus. Einige Fenster waren mit Holzbretter vernagelt. Die Holz-Veranda sah ziemlich morsch aus und überall hatte es Spinnweben. Wahrscheinlich würde es drinnen nicht besser aussehen. "Ja irgendwie schon, aber wieso sollte denn hier ein Licht brennen?", fragte Niall. "Keine Ahnung, aber ich hab keine Lust hier draussen zu übernachten. Es regnet und es ist eiskalt", sagte Leonie und schaute in ein dreckiges Fenster. "Wo willst du sonst übernachten?", fragte ich. "Na, im Haus!", antwortete sie und lief wieder zur Tür. "Was? Wir können doch nicht einfach ins Haus, Leonie. Was wenn da doch jemand wohnt?" Jenny versuchte sie am Arm zu packen, doch Leonie öffnete die Tür, die gar kein Schloss mehr besass um sie abzuschliessen. Mit einem leisen Knarren ging sie auf. "Na kommt schon, ihr Feiglinge!" Sie betrat das Haus. Wir standen unschlüssig vor der Tür rum. Irgendwann machte ich dann auch den Schritt und betrat das Haus. Leonie stand in einem grossen fast leeren Raum. Nur ein altes kaputtes Sofa stand an der Wand und ein schiefes Regal. Der Boden war aus altem Holz und hatte einige Löcher. "Ihh, da gibt es sicher mega viele Mäuse! Und Kakerlaken", quietschte Jenny leise. Die anderen hatten wohl doch auch das Haus betreten. Das Haus sah wirklich nicht bewohnt aus. Überall lag Dreck und ausser einpaar alte schiefe Möbel war es so gut wie leer. Wer möchte denn schon in so einem Haus wohnen? "Wollt ihr wirklich in so einer Dreckskammer schlafen?", fragte Jenny und blickte sich zögerlich um. "Vielleicht gibt es ja ein Bett im zweiten Stock, dann musst du nicht auf dem Boden schlafen", sagte Leonie laut und lief zur Treppe. Ich hörte ein Knarren einer Tür. "Pscht!", flüsterte ich und verharrte. Meine Freunde schauten mich an. "Was ist?", flüsterte Niall zurück. Ein weiteres Knarren ertönte. Doch diesmal hörte es sich an wie Schritte die aus dem oberen Stockwerk kamen. Die anderen schienen es auch gehört zu haben und schritten näher zu mir. Wir schalteten unsere Taschenlampen aus. "Ich wusste doch, dass das keine gute Idee war." Jenny klammerte sich an Grayson. Ich griff nach Leonies und Nialls Hand. Gespannt lauschten wir weiteren Geräuschen und schauten zur Treppe. Niemand wagte sich zu bewegen. Wieder hörten wir Schritte und es waren ganz klar Schritte eines Menschen. Ein Lichtstrahl schien kurz durch eine der Holzdielen über uns.Ich wagte es kaum zu atmen und konzentrierte mich kurz darauf zu überprüfen ob ich auch gerade im Vampir-modus war, damit ich, falls wir wegrennen müssten, schneller wäre. Grayson würde wahrscheinlich Jenny auf seinen Rücken nehmen, da sie nicht übermenschlich schnell sein kann und ich würde wahrscheinlich Niall mitreissen müssen. Ich umklammerte seine Hand fester. 'Wieso können wir nicht im Camp sein und gemütlich in unseren Betten schlafen', dachte ich mir. Ich hörte eine Treppenstufe knarren. 'Nein. Nein. Bitte nicht! Bitte komm nicht runter. Bitte', flehte ich in meinem Kopf. Ich war kurz vor dem weinen. Als ich als Kind mit meinen Freunden 'Räuber und Polizei'gespielt hatte und ich ein Räuber war, hasst ich die Momente in denen man wegspringen oder warten mussten und hoffen, dass die Person einen nicht sieht. Solche Momente brachten mich um. Auch wenn es damals nur ein Spiel war und ich lieber Räuber als Polizei war. Ich wollte immer nur schreien und sagen das wir hier sind. Ich hatte immer einen solchen Druck. Angst das sie mich sehen und schnappen. Damals konnte ich mir einreden, dass es nur ein Spiel ist und nicht das es nicht schlimm ist, wenn sie mich schnappen. Aber jetzt war es kein Spiel. 'Bitte, bitte komm einfach. Mach nicht so lange! Sieh uns jetzt einfach und wir erklären alles in Ruhe', dachte ich mir nun. Warum bin ich nur so ein Feigling? Ich liebte Abenteuer. Und ich hab es geliebt früher Spion zu spielen. Ich hab es auch geliebt coole Geschichten auszudenken in denen ich ein Agent war und irgendeine Mission hatte, bei denen ich auch teilweise rumschleichen, kämpfen oder rennen musste. Aber ich hasste solche Momente wie diese. Entweder mussten wir danach alles erklären und es wäre alles gut oder wir würden wegrennen müssen und wenn wir Pech haben, ist die Person ein Vampir oder ein Werwolf und könnte auch schnell rennen. Ich weiss, dass ich solche Angst hätte beim wegrennen, das er mich einholt. Deshalb würde ich wahrscheinlich davor anhalten, mich zu dieser Person umdrehen und "Stop!" rufen. Ich weiss, niemand würde bei einer Verfolgungsjagd oder so, so reagieren wie ich. Aber so war ich nun mal. In meinen Träumen kam es auch schon mehrmals vor. Ich hatte geträumt das ich wegrennen muss und der Verfolger ist mir dicht auf den Fersen und plötzlich hab ich keine Kraft mehr um weiter zu rennen, halte an und rufe "Stop!". In meinen Träumen hielt mein Verfolger dann immer tatsächlich an und wartete bis ich wieder Atem hatte oder wir klärten das dann. Es war zwar verrückt von mir zu glauben in Wirklichkeit hält die Person dann auch an und wir klären das vielleicht oder er wartet bis ich weiter rennen kann. Aber so war ich nun mal. Und es hatte bei mir auch einmal wirklich geklappt bei einem 'Räuber und Polizei'-spiel.

Niall drückte meine Hand auch fester. Ein weiteres Knarren ertönte. Ich sah den Lichtstrahl einer Taschenlampe. 'Bald wird uns die Person sehen. Sie muss nur noch um die Ecke der Treppe und dann sieht sie uns'. Panik kam in mir hoch. 'Mum? Dad? Bitte seid bei mir. Bitte', betete ich zu Mum und Dad. Ich wünschte ich könnte jetzt in ihren Armen liegen. 'Sie sind tot, Lilly. Du kannst nie mehr in ihren Armen liegen', ertönte eine Stimme in meinem Kopf. Tränen stiegen in meine Augen. Jetzt bitte nicht weinen. Ich versuchte die Tränen runter zu schlucken, aber ich sah von den Tränen schon nur noch verschwommen. Ich liess schnell Leonies Hand los und wischte mir meine Tränen weg und nahm dann schnell wieder Leonies Hand. Die Treppe knarrte. Die Person blieb auf der zweitletzten Stufe stehen.  Ein Lichtstrahl blendete mich. Ich konnte die Person nicht sehen. Hörte nur seine Stimme: "Lilly?"

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Ich werde bald für 3 Wochen in den Urlaub fahren und hab da nicht immer Internet, deshalb wird wahrscheinlich nichts kommen. Vielleicht aber schon, kann nichts versprechen. Ich will mir aber eig. für das nächste Kapitel Zeit lassen, da ich nicht genau weiss wie ich es machen soll, damit es spannend ist. Und dafür wurde dieses Kapitel länger (über 1900 Wörter). Aber keine Sorge, es wird danach weiter gehen. Ich werde euch nicht allzu lange zappeln lassen. 


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