Kapitel6/Maggie

Mit Schrecken musste sie feststellen, dass unter dem Türschlitz dunkel wabernder Rauch hervorkroch und sich wie eine Wolke im Raum auszubreiten begann. Panik ergriff sie und schnell umschloss sie den eisernen Türgriff, drückte ihn mit einem Ruck hinab und zog. Doch es geschah nichts. Die Tür war verschlossen...
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Maggies Herz zog sich schmerzlich zusammen, dafür weiteten sich ihre grünen Augen, als die Erkenntnis mit der jähen Angst wie eine Flutwelle über ihrem Kopf zusammenschlug und sie mit der Kraft des Elements in die dunklen Tiefen gedrückt wurde. Ein verzweifeltes "Hilfe" bahnte sich einen Weg ihre Kehle hinauf, erst leise, dann lauter. "HILFEEE! ICH KOMME NICHT RAUS, HILFE!" Panisch hämmerte sie gegen die verschlossene Tür, hoffte auf Rettung. Auf ein Zeichen, auf jemanden, der sie erhörte.

Die zweite Welle aber würde  sie dort unten halten, die Atemnot, der einzige schreiende Gedanke, ihre Lungen erbärmlich brennen lassen und die Panik allmählich überhand über ihren Körper gewinnen. So lange, bis sie von ihrer Angst geleitet keinen ernsthaften Gedanken mehr fassen könnte, alles sinnhafte verpestet oder übertönt von dem Lebensdurst, der Todesangst in ihr.

Und auch wenn sie noch so stark wäre, keiner war in der Lage, auf ewig zu kämpfen. Bald würde sie aufgeben, ihre Glieder kraftlos und schlapp herab hängen, sie würde den Mund öffnen und das Wasser in ihre Lungen einströmen lassen.
Ertrinken.

Genau so war es auch jetzt, statt Wasser das Feuer hinter der Tür, leckte am Türgriff, versuchte zu ihr zu gelangen, sie zu umgarnen, sie mit einer Decke zu wärmen und sanft in den Schlaf  zu wiegen. 


Sie selbst stellte die Maus in der Falle dar, im Rücken die mörderischen Klauen der Katze, vorn die unnachgiebige Wand. 


Kein Entkommen.
Man konnte sich bloß stellen.
Der einzige Ausweg...war der Tod.

Maggie atmete schnell und stoßweise, versuchte sich schmerzhaft zusammenzureißen, sich zu konzentrieren.

Sie musste hier raus.

Nichts anderes zählte mehr, sie dachte nicht an ihre Eltern, nicht an den Schrei, den sie beim Erwachen glaubte vernommen zu haben, fragte sich nicht mehr, wer die Tür verschlossen haben könnte, sie wollte einfach nur noch in Sicherheit sein, mit massenhaft klarer Luft zum Atmen ohne den beißenden Rauch, der sie husten ließ.
Der sie langsam erstickte, sie noch vor dem Sterben quälte.

Beinahe hektisch ließ Maggie ihren Blick über die einfachen Möbel ihres Zimmers huschen. Ihr Bett, der Nachttisch, das kleine Schränkchen gegenüber von ihr... Nichts, was ihr bei dem Versuch helfen könnte, die verschlossene Tür aufzubrechen. Aber selbst wenn sie diese aufbekäme, dahinter züngelten sicher schon die Flammen und es wäre reiner Selbstmord, einen Versuch durch das Feuer zu wagen. 

Sofort fiel ihr Blick auf das Fenster in ihrem Zimmer, durch das schwaches Tageslicht von draußen hereinfiel. Immer mehr Rauch begann sich um sie herum auszubreiten, erste Flammen schwebten um ihre Tür herum, würden in kürzester Zeit auch bei ihr angelangen. 

Der einzige Weg nach draußen-das Fenster. 

Hustend bewegte sie sich gebückt in Richtung des schmalen Lichtspalts. Die Augen vor dem brennenden Rauch zusammengekniffen, ertasteten Ihre Finger das raue Holz des Fensterbretts. Der erste  Hauch von Schwindel zog sich über sie hinweg, ließ sie schwanken. Der Qualm hüllte sie ein wie in einen Kokon, presste das letzte bisschen Luft aus ihren Lungen, stach ihr mit messerscharfen Stichen in die Augen, machte sie von Sekunde zu Sekunde immer benommener. Krampfhaft suchten ihre Hände nach dem Fenstergriff, sie würde alles dafür tun, um der Hitze zu entfliehen, um nicht dem Flammentod zu erliegen. Ein leiser Hoffnungsschimmer durchfuhr sie, als ihre Finger den willkommenen Griff identifizieren konnten. Würgend nestelte sie blind am Fenster herum, ihre Hände waren schon ganz schwitzig von der Hitze, die mehr und mehr zunahm. Immer wieder rutschte sie am Metall ab und dann-endlich, nach qualvoll langen Sekunden ertönte das ersehnte Quietschen, das ihren Erfolg bekundigte. Oder zumindest dessen ersten Schritt zum Erfolg.

Denn als sie endlich das Fenster aufriss und hustend den Kopf nach draußen in die frühe Morgenluft streckte, lagen unter ihr noch gut 8 Meter bis zum Boden. 

Sie saß in der Falle...


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Etwas kürzer diesmal, nur knappe 700 Wörter aber ich ziehe grade um und bin nicht so oft Zuhause. 

Nächstes Kapitel wieder aus der Sicht von Damian? 




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