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Sobald die Tür hinter uns zufällt, atme ich tief aus. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte.
„Wer war das?", frage ich Damian, während wir den Flur zurück laufen.
„Mein Onkel Matteo Russo", antwortet dieser kurz angebunden.
Ich folge Damian einfach ohne Widerstand. Da er nach wie vor meine Hand hält, habe ich auch kaum eine andere Option. Seine Hand ist groß und warm. Und irgendwie fühlt es sich gut an, wenn jemand deine Hand hält. Es gibt ein Gefühl der Sicherheit.
Was rede ich da überhaupt? Sicherheit? Ich bin bei der verkackten Mafia!
Wir gehen wieder die Treppe hinauf und laufen einen anderen Flur entlang. Dabei versuche ich mal wieder meine Gedanken zu ordnen. Es sind so viele Menschen, die ich hier kennenlerne und keine ist mir so richtig Geheuer. Ich denke über die Worte nach, die ich so gehört habe.
Damian gibt tatsächlich alles, um mich vor den Anderen zu schützen, aber müsste ich nicht vor ihm große Angst haben? In seiner Logik gehöre ich ihm und er kann mit mir tun und lassen, was er will. Und das jagt mir große Angst ein und doch ist da dieses andere Gefühl in mir: Das Gefühl gewollt zu sein.
Und worüber haben Matteo und Damian noch geredet? Meinen Papa und wie er erzählt hat meine Mutter wäre nach der ersten Schwangerschaft unfruchtbar. Moment! Ich bleibe stehen, was Damian genervt stöhnen lässt.
„Was hast du jetzt schon wieder?", fragt er genervt.
„Eure Informationen sind falsch! Ihr sucht einen anderen Ryan Wilson. Ich bin das erste und einzige Kind meiner Eltern. Es gab kein Kind vor mir!" Mir ist jetzt erst bewusst geworden, worüber die beiden geredet haben. Das bedeutet, dass ich gar nicht die bin, die sie brauchen und das heißt, dass ich gehen kann.
„Nur weil du etwas nicht weißt, heißt es nicht, dass es das nicht gab. Du wusstest auch nicht, dass dein Vater Teil der Mafia ist. Und jetzt komm!"
„Was? Du willst mir doch nicht ernsthaft weiß machen, dass meine Eltern mir ein Geschwisterkind verschwiegen hätten!", werde ich langsam sauer.
Auch Damian wird sauer: „Ich habe kein Interesse an euren Familienproblemen. Wenn deine Eltern dir so etwas nicht erzählen, ist das nicht mein Problem. Du bist für mich ein Mittel zum Zweck und nur weil ich dich lebend brauche, heißt es nicht, dass ich dich nicht zum Schweigen bringen kann. Also halt deine verdammte Klappe und hör auf mir auf die Nerven zu gehen!" Mit den Worten hebt Damian mich hoch und wirft mich über seine Schulter.
„Ej!" fange ich an zu protestieren und versuche in mit meinen Beinen zu treten. Kurz darauf landet seine Hand auf meinem Hintern.
„Wer nicht hören will, muss fühlen!", kommentiert er nur und ignoriert mich von da an.
Er biegt noch ein paar mal ab und geht eine weitere Treppe hoch. Ich merke, wie mir das ganze Blut in den Kopf schießt und langsam der Schwindel einsetzt.
„Damian, bitte lass mich runter! Mir wird wirklich schwindelig! Ich hab hundertprozentig von diesen Bomben eine Gehirnerschütterung, da hilft auf dem Kopf hängen kein Stück!", versuche ich es ein letztes Mal. Tatsächlich reagiert Damian und schmeißt mich schon fast auf ein Bett. Ich keuche erschrocken auf, weil ich erst dachte er schmeißt mich einfach auf den Boden.
Ich blicke mich ein wenig um. Wir sind in einem Schlafzimmer. Hier drin steht ein großes Bett mit zwei Nachttischen, eine Kommode, sowie ein Regal. Außerdem führen zwei weitere Türen von dem großen Raum ab. An der Wand rechts vom Bett sind zwei große Fenster und an der Wand links vom Bett ist die Tür durch die wir hereingekommen sind.
„Willkommen in deinem Zimmer für diese Nacht! Oder sollte ich besser sagen: unserem Zimmer?", fragt Damian grinsend.
„Was? Willst du mich verarschen? Als wenn ich freiwillig mit dir in einem Bett schlafe!", fange ich an zu protestieren und setze mich auf.
„Es ist mir vollkommen egal, ob du freiwillig oder unfreiwillig hier bleibst. Du bleibst!" Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen schließt er die Tür zum Flur ab.
„Die rechte Tür ist das Badezimmer, da findest du alles, was du brauchen könntest. Links ist der Kleiderschrank, du kannst ein Tshirt von mir bekommen für die Nacht."
Zweifelnd ziehe ich die Augenbrauen hoch. Dennoch stehe ich auf und gehe ins Badezimmer. Glücklicherweise gibt es hier ein Schloss und ich kann mich einschließen. Erschöpft lasse ich mich an der Tür herunterrutschen. Wie bin ich nur hier hineingeraten?
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