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Dann darfst du zu den Berlusconi. Ist das jetzt ein Upgrade? Ich bin mir nicht so sicher. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Was hat mein Vater mit der Mafia zu tun? Er ist ein einfacher Geschäftsmann.
Gleichzeitig lässt mich die Frage nicht los, ob mein Vater mich alleine gelassen hat oder ob er auch entführt wurde. Ich sitze wieder alleine im Raum und zerbreche mir den Kopf.
Nach gefühlten Stunden höre ich wieder Schritte auf dem Flur und die Tür öffnet sich mal wieder. Es kommt wieder jemand rein, den ich nicht kenne. Aber die Person hat etwas zu trinken und etwas zu essen dabei, was mir sympathisch ist, obwohl ich mir unsicher bin, ob ich es zu mir nehmen sollte. Wer weiß, ob es vergiftet ist.
„Hör zu, ich löse jetzt deine Handgelenke und dann kannst du etwas essen und trinken, solltest du auch nur im Ansatz darüber nachdenken zu flüchten, denk daran, ich habe eine Waffe und scheue nicht davor sie zu nutzen!"
Wow, was ein herzlicher Mensch. So gerne ich auch flüchten würde, ich weiß, dass es sinnlos ist und eine Selbstmordaktion wäre.
Er lehnt sich zu mir rüber und löst meine Handgelenke. Glücklich darüber reibe ich mir darüber, da sie ganz schön wehtun. Ich sehe Abdrücke von den Seilen. Gleichzeitig spüre ich, wie wieder Blut in meine Hände fließt.
„Iss!", fordert die Frohnatur mich auf.
Skeptisch betrachte ich das Essen und wäge ab, ob ich es essen sollte oder nicht.
„Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit. Entweder du isst jetzt oder ich binde dich wieder an!"
Okay, eine kurze Zündschnur haben wir also auch noch.
„Lorenzo! Lass sie in Ruhe. Ich mach das!", ertönt eine mir leider bekannte Stimme. Jack kommt zur Tür rein.
Lorenzo steht auf und verlässt den Raum, während Jack sich jetzt auf den Stuhl setzt, wo eben noch erst Damian und dann Lorenzo saß.
„Du hast wohl Angst, dass wir dich vergiften wollen. Aber keine Sorge, wir brauchen dich lebend. Aber, damit mit du mir glaubst", er lässt das Ende vom Satz offen und trinkt einen Schluck aus dem Wasserglas und isst einen Löffel von den Nudeln.
Das genügt mir als Zeichen und ich mache mich darüber her. Ich liebe Nudeln und diese sind wirklich unverschämt gut. Und meine Lunge freut sich unfassbar endlich wieder etwas zu trinken. In einer wirklich kurzen Zeit habe ich alles aufgegessen und lehne mich glücklich zurück.
Jack betrachtet mich schmunzelnd. „Da hatte aber jemand Hunger, was?"
„Meine letzte Mahlzeit ist halt eine Weile her. Apropos wie lange bin ich schon hier?" Dadurch, dass ich nicht weiß, wie lange ich ohnmächtig war oder wie lange ich alleine im Raum war, habe ich jegliches Zeitgefühl verloren. Ich kann nur anhand des Fensters erkennen, dass es draußen dämmert.
„Damian hat dich gegen halb zwölf mittags im Möbelhaus eingesammelt. Um eins warst du wach und jetzt ist es gleich halb zehn. Also circa zehn Stunden bist du hier", erklärt Jack. Ich hatte keine so ausführliche Antwort erwartet, aber ich nutze seine Plauderlaune und frage weiter: „Und was passiert jetzt?"
„Damian sollte gleich wiederkommen und dann kommst du in ein anderes Zimmer und darfst da schlafen und ab morgen kommen ein paar Aufgaben auf dich zu!"
„Was für Aufgaben?", frage ich schnell nach. Soll ich jetzt für die kochen und putzen? Wobei erstes brauchen sie definitiv nicht, wenn ich nochmal über die Pasta nachdenke.
„Das erfährst du dann! Die Fragestunde ist beendet", unterbricht Damian meine Gedanken. Jack und ich blicken zur Tür. Während ich enttäuscht und genervt bin, zuckt Jack nur mit den Schultern. Er steht auf und geht zu Damian.
„Na dann, mi amore, bevor ich dir dein Bett für diese Nacht zeige, müssen wir noch etwas anders erledigen!", wendet sich Damian an mich.
Irritiert sehe ich ihn an und rühre mich nicht. Er stöhnt genervt auf und zieht mich an meinem Handgelenk auf die Füße. Dann legt er einen Arm um meine Taille und schiebt mich vorwärts. Ich versuche seine Hand abzuschütteln, doch er reagiert schnell und dreht mich so, dass ich mit dem Rücken an der Wand stehe und zwischen seinen Armen eingesperrt bin.
„Du bleibst schön bei mir, mi amore. Du wirst nicht abhauen und ich passe auf, dass sich keiner an dir vergreift. Mein Arm um deine Taille ist deine beste Option, glaub mir."
Ich weiß nicht, wo ich hinschauen soll. Damians Gesicht ist meinem unfassbar nahe. Wenige Zentimeter und wir könnten uns küssen.
„Oh mi amore, glaub mir, du machst mich genauso verrückt, wie ich dich", flüstert Damian und streicht mit seinem Daumen über meine Lippen.
„Du, ich, äh", stotter ich. Was ist los mit mir?
„Wenn wir jetzt nicht losmüssten, würde ich ganz andere Sachen mit dir anstellen, aber das muss warten", seine Lippen sind ganz nah an meinem Ohr und streifen dieses kurz, was mir eine Gänsehaut über den Rücken jagt. Dann löst er sich ruckartig von mir und sein Arm liegt wieder um meine Taille.
Mein Kopf scheint Karussell zu fahren. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Ich schiebe es auf eine Gehirnerschütterung.
Damian gibt mir auch kaum Zeit zum Nachdenken, sondern schiebt mich aus dem Raum.
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