48
Damian und ich fahren seit über eine Stunde durch die Gegend. Ich sitze hinter ihm und meine Arme liegen um ihn. Die ersten Meter habe ich mich ziemlich an ihn gekrallt. Er kommentierte das auch mit einem kurzen Lachen. Nach einer Weile habe ich mich etwas lockerer gemacht und auch etwas mehr locker gelassen.
Das Motorradfahren ist genau wie ich es mir vorgestellt habe. Der Wind scheint den Kopf leer zu fegen und man ist einfach da. Ich schaue auf die Häuser, Felder und Wege die an uns vorbeifliegen und lehne mit meinem Kopf an Damians Rücken. Ich fühle mich frei und auch ein wenig so, als wenn ich fliegen würde.
Ich habe keine Ahnung wohin Damian fährt, aber es ist mir eigentlich auch egal. Es ist für mich kein beängstigendes Gefühl, dass ich irgendwo im nirgendwo mit Damian alleine bin. Es ist ein vertrautes und sicheres Gefühl.
Aktuell fahren wir durch ein Waldstück. Da merke ich, dass Damian immer langsamer wird. Vorsichtig hebe ich meinen Kopf und schaue über seine Schulter.
Vor uns liegt eine kleine Hütte mitten im Wald. Dahinter liegt ein See und sonst scheint hier weit und breit nichts zu sein.
Damian hält direkt vor der Hütte an. Dann schiebt er das Visier seines Helms hoch und dreht sich zu mir.
"Wir sind da!", verkündet er und grinst mich an. Überrascht schaue ich ihn an. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, aber es war keine süße kleine Hütte mitten in einem Wald mit See. Wobei ich es sehr romantisch finde.
Ich lege meine Hände auf Damians Schultern und steige vom Motorrad ab. Meine Beine müssen sich kurz daran gewöhnen wieder auf der Erde zu stehen und die gebeugte Haltung zu verlassen. Ich trete vom linken auf das rechte Bein und setze dabei meinen Helm ab. Es ist wirklich schön hier.
"Vieni", unterbricht Damian meine Gedanken und nimmt meine Hand. Er führt mich zur Hütte und schließt die Tür mithilfe eines Schlüssels, den er aus seiner Jacke zieht, auf.
Drinnen sieht es genauso gemütlich aus, wie ich es mir vorgestellt habe. Es gibt eine Eckbank an einem kleinen Esstisch und eine kleine Küchenzeile. Außerdem gibt es ein Sofa und einen Fernseher. Von dem Raum gehen zwei Türen ab und eine Glastür führt hinten auf eine kleine Veranda mit Blick und Treppe in Richtung See. Es gefällt mir wirklich sehr. Es bildet jedoch auch einen riesigen Kontrast zu dem Bild, welches das Russo Anwesen zeigt.
Damian nimmt mir den Helm und die Jacke ab und verstaut es gemeinsam mit seinen Sachen an der Garderobe neben der Tür. Dann stellt er sich wieder zu mir und fragt: "Gefällt es dir?"
"Definitiv, aber es ist irgendwie unerwartet", antworte ich ehrlich.
"Warum unerwartet?", fragt Damian schmunzelnd und legt seine Arme um meine Taille. Ich lege meine Hände auf seine Arme und schaue ihn an.
"Naja, die Hütte passt vermutlich mindestens 10 Mal in das andere Anwesen. Außerdem gibt es da Unmengen an Hightech Geräten und hunderte von Fahrzeugen. Da ist der pure Luxus und das hier ist so einfach", versuche ich meine Gedanken in Worte zu fassen.
"Und was magst du lieber? Den Luxus oder das einfache?", fragt Damian und sieht mich aufmerksam an.
"Mit der richtigen Person glaube ich das Einfache. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, liebe ich auch den Luxus. Wobei er mir in diesem Ausmaß vollkommen fremd ist", antworte ich ehrlich "Was ist mit dir?"
Damian überlegt kurz.
"Ich bin in diesem Luxus aufgewachsen. Ich kenne es gar nicht anders. Und es hat schon wirklich viele Vorteile und es ist für mich schwer vorstellbar darauf zu verzichten. Aber vor einigen Jahren habe ich gemerkt, dass ich hin und wieder Abstand von alle dem brauche. Deshalb habe ich diese Hütte gekauft. Es wissen auch nur wenige, dass es diese Hütte gibt und ich glaube außer dir nur eine Person, wo sie steht. Manchmal wird mir der ganze Trubel einfach zu viel und ich muss da raus", erklärt Damian mir ehrlich. Es überrascht mich, wie viel er erzählt, aber ich genieße es in vollen Zügen.
"Wer ist die andere Person?", frage ich neugierig und hoffe dabei sehr, dass es keine andere Frau ist, außer es ist Diana oder Giulia, damit käme ich klar.
"Enzo", antwortet Damian dann aber glücklicherweise. Im Nachhinein überrascht mich das gar nicht. Ich weiß von Sandro, dass Enzo Damians ältester und bester Freund ist.
„Ich werde niemandem sagen, wo die Hütte steht oder, dass es sie gibt. Also abgesehen davon, dass du mir da vertrauen kannst, hab ich auch absolut keinen Orientierungssinn", sage ich lachend. Ich versuche Damian ein paar meiner Eigenschaften aufzuzeigen, weil ich hoffe, dass er das dann auch macht. Ich möchte einfach gerne alles über ihn erfahren.
„Das ist gut zu wissen!", antwortet Damian ebenfalls lachend.
„Wollen wir etwas essen?", fragt Damian dann.
„Gerne, aber wo willst du jetzt etwas her bekommen?", stelle ich die Gegenfrage.
„Wir können im Wald was jagen gehen", schlägt Damian schulterzuckend vor.
Schockiert schaue ich ihn an. Ist das sein ernst?
In dem Moment beginnt Damian laut zu lachen, weshalb ich verstehe, dass er mich verarscht hat. Ich haue ihm leicht auf die Brust und gehe zum Sofa und lasse mich darauf fallen.
Ich bin nicht wirklich sauer, aber ich will wissen, wie Damian reagiert.
Dieser kommt mir hinterher und umarmt mich von hinten. Er muss hinter dem Sofa auf dem Boden hocken, damit er mich so umarmen kann. Dann fängt er an meinen Hals zu küssen. „Ich wollte dich nur ein bisschen veräppeln. Dein Blick war einfach grandios! Verzeih mir!"
Selbst wenn ich wirklich sauer wäre, hätte ich spätestens jetzt keine Chance! Er gibt sich so viel Mühe und ist so süß dabei. Und dazu verteilt er Unmengen an Küssen auf meinem Hals und meiner Wange.
„Gar kein Problem! Ich wollte nur mal testen wie du reagierst, wenn du glaubst, dass ich beleidigt bin", erkläre ich grinsend. Damian unterbricht seine Küsse.
„Pf! Also verarscht du mich jetzt?", fragt er und steht auf. Jetzt schaut er mich beleidigt an.
„Wollen wir das Spiel jetzt immer weiter spielen?", frage ich, da ich glaube seinen Plan durchschaut zu haben.
„Möglich!", antwortet Damian. Aber ich sehe, dass er sich ein Grinsen verkneift.
Ich stehe wieder auf und lege meine Lippen auf seine Lippen. Sofort erwidert er den Kuss und legt seine Arme um mich.
„Wie war das jetzt mit dem Essen?", frage ich an seine Lippen als ich mich kurz ein kleines Stück löse.
„Das kann warten", erwidert Damian und überbrückt die Lücke wieder.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top