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Als ich aufwache, blicke ich auf eine weiße Wand. Ich spüre, dass ich in einem Bett liege, wobei ich doch im Auto eingeschlafen bin. War ich nochmal wach und bin hier her gelaufen? Ich hebe meinen Kopf und sehe, dass ich mich in Damians Schlafzimmer befinde.
Müde reibe ich mir die Augen und schaue mich um. Ich sehe meine Schuhe neben dem Bett stehen. Dann schaue ich an mir runter und sehe, dass ich noch mein Kleid anhabe. Jetzt bin ich mir sicher, dass ich definitiv nicht wach war. Ich hätte mir auf jeden Fall das Kleid ausgezogen. Bei der weiteren Orientierung fällt mir auf, dass ich weder meine Kette noch meine Ohrringe oder mein Armband noch trage. Ich entdecke alles auf dem Nachttisch neben mir.
Ich drehe mich auf die andere Seite und sehe, dass Damian nicht da ist. Sein Anzug liegt jedoch auf der Kommode neben dem Badezimmer. Die Badezimmertür steht offen, weshalb ich sehen kann, das Damian dort auch nicht ist.
Noch ziemlich müde, lege ich die Decke zur Seite und steige aus dem Bett. Ich entscheide mich gegen eine Dusche und suche mir einfach meine Sporthose und einen Pullover von Damian raus und ziehe mich nur um. Im Anschluss gehe ich auf die Toilette, putze meine Zähne und bürste meine Haare.
Gehe ich jetzt einfach runter? Damian hat mir ja gesagt, dass ich hier nicht mehr bin, weil ich es muss. Daher denke ich, sollte es kein Problem sein, wenn ich einfach durch das Haus laufe. Es ist dennoch ungewohnt für mich, da ich bisher erst circa zweimal alleine durchs Haus gelaufen bin. Trotzdem öffne ich die Tür und gehe in den Flur.
Hier ist weit und breit niemand zu sehen oder zu hören. Das macht mich stutzig. Hier gehen so viele Menschen den gesamten Tag ein und aus, dass man eigentlich immer jemanden hört. Aufmerksam laufe ich den Flur entlang und die Treppe hinunter. Bis zur Küche bleibt es dabei, dass ich niemanden sehe oder höre. Erst aus der Küche höre ich zwei Stimmen. Das ganze bleibt jedoch ungewöhnlich, denn es sind zwei weibliche Stimmen.
Ich öffne die Küchentür und erblicke Giulia und Diana, was mich vollends verwirrt. Hat man nach der eigenen Hochzeit nicht andere Pläne?
"Guten Morgen", sage ich und mache die beiden somit auf mich aufmerksam. Sie wirbeln herum und Diana kommt auf mich zu und schließt mich in die Arme.
"Gehts dir gut?", fragt Diana sofort, weshalb ich nicke.
"Was war da gestern Nacht los?", fragt Diana weiter, während Giulia mich ähnlich fragend mustert. Irritiert schaue ich die beiden an. Haben sie nichts mitbekommen?
"Setz dich erstmal. Ich mach dir einen Cappuccino und möchtest du was frühstücken?", fordert mich jetzt Giulia auf. Überfordert nicke ich und setze mich an den kleinen Tisch, was Diana mir gleich tut. Giulia betätigt die Kaffemaschine und legt mir etwas Essen auf einen Teller.
"Roberto und ich waren schon weg und ich habe gar nichts von der nächtlichen Unruhe mitbekommen. Vor etwa einer halben Stunde sagte Roberto mir dann, dass es einen Notfall gibt und wir sofort hierher kommen müssen."
Es scheint also eine Versammlung zu geben, was auch erklären würde, warum die Flure wie leergefegt sind. Mit einem Blick auf die Küchenuhr weiß ich, dass wir gerade halb zehn haben. Damian und ich saßen um kurz nach halb fünf im Auto. Und wenn Diana und Roberto schon vor einer halben Stunde circa hier waren, heißt das dass Damian maximal vier Stunden geschlafen hat, wenn er überhaupt geschlafen hat.
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen als Giulia einen Teller und eine Tasse vor mir plaziert. Ich hebe meinen Kopf und sehe, dass Diana und Giulia mich fragend anschauen. Ich bedanke mich kurz für das Essen und trine einen Schluck.
Dann fange ich an zu erzählen. Unschlüssig, ob und was ich von meinen Beobachtungen teilen soll, lasse ich diesen Teil zunächst aus.
"Oh man! Dir bleibt wirklich überhaupt nichts erspart!", sagt Giulia mitfühlend und streichelt meine Hand.
"Weißt du, wer an der Tür geklopft hat?", fragt Diana mich.
Ich schüttel den Kopf: "Nein, nicht wirklich. Ich glaube, dass ich die Stimme schon mal gehört habe, aber ich kann sie nicht zu ordnen."
"Wahrscheinlich hast du sie gehört als du bei den Berlusconi warst!", sagt Diana schulterzuckend. Vermutlich hat sie recht. Doch tief im Inneren habe ich das Gefühl die Stimme wo anders gehört zu haben.
"Wisst ihr, was die Berlusconi wollten?", stelle ich mal eine Gegenfrage.
"Schwer zu sagen! Es gibt seit Ewigkeiten eine Feindschaft zwischen den Berlusconi und uns. Von daher kann es einfach ein Teil dieser Fehde sein. Vielleicht hat es aber auch mit dir zu tun", spekuliert Diana.
"Warum sollte das was mit mir zu tun haben? Haben die Berlusconi so viel Interesse daran mich als Mittel zum Zweck zu bekommen?", frage ich verwirrt.
"Es gibt Gerüchte", sagt jetzt Giulia.
"Welche Gerüchte?", frage ich.
"Zum einen gibt es Gerüchte, dass dein Vater sich mit den Berlusconi zusammen getan hat, um dich zurückzuholen. Und zum anderen gibt es Gerüchte, dass dein Bruder versucht dich zu holen."
Geschockt schaue ich Giulia an. "Aber wenn mein Bruder", es ist total merkwürdig das zu sagen "mich doch zu sich holen will, warum hat er dann nicht mit mir gesprochen als ich bei den Berlusconi war? Zu dem Zeitpunkt war noch nichts zwischen mir und Damian oder mir und euch allen geklärt. Hätte er da mit mir gesprochen, hätte ich ihn bestimmt vorgezogen. Schließlich ist er mein Bruder und ich hatte zu dem Zeitpunkt keine Ahnung, was hier mit mir passiert!"
Giulia und Diana zucken unwissend mit den Schultern. Wusste er nicht das ich da war? Aber wenn er doch im Inneren Kreis mitspielt, muss er das gewusst haben.
"Mehr wissen wir auch nicht. Es ist immer so, dass wir im Dunkeln gelassen werden", erklärt Diana und wirkt dabei enttäuscht. Ich kann es irgendwie verstehen. Für sie scheint die Mafia wirklich ihre Familie zu sein. Und da nichts tun zu dürfen, nur weil sie eine Frau ist, ist schlichtweg ungerecht.
"Und du hast nichts anderes mitbekommen?", fragt sie nochmal nach.
Soll ich den beiden von den drei Männern erzählen? Aber bringt uns das weiter? Andererseits wissen sie vielleicht, warum Matteo mit Michael spricht. Vielleicht sollte ich aber Roberto aus der Sache rauslassen. Schließlich hat Diana ihn gestern erst geheiratet. Und ich bin mir ja noch nicht mal sicher, ob er der Dritte war. Unschlüssig was ich tun soll, ringe ich mit mir selbst.
"Du hast noch etwas mitbekommen!", bemerkt Diana mein Zögern. Jetzt muss ich sprechen oder mir schnell etwas einfallen lassen.
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