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"Ich bitte dich bei Giulia zu bleiben. Sie kennt sich aus und weiß, was wann zu tun ist", antwortet Damian mir. Es beruhigt mich, dass ich bei Giulia bleiben kann. Gleichzeitig frage ich mich, was Damian damit meint 'sie weiß, was wann zu tun ist?'. Erwartet er schlimmes?
Den Rest der Fahrt verbringen wir schweigend. Es ist nicht komisch, sondern angenehm.
"Wir sind da!", sagt Damian und meine Augen werden riesig. Vor uns erstreckt sich ein Schloss. Also wirklich ein Schloss. Es gibt eine Zugbrücke, Türme, Verzierungen, einen Schlosspark. Alles!
"Wow!", bringe ich hervor.
"Eine Art Familientradition. Alle Männer des Inneren Kreises haben hier geheiratet", erklärt Damian.
"Aber ich dachte Roberto wird erst heute aufgenommen. Oder ist Diana Teil vom Innerern Kreis?", frage ich verwirrt.
"Nein, ist sie nicht. Und ja Roberto wird heute erst aufgenommen. Aber da Diana mit mir verwandt ist, kann sie auch hier heiraten", erklärt Damian. Ich nicke nur und schaue mich weiter um.
Damian fährt bis vor den Eingang und bleibt dort einfach mitten auf dem Platz stehen. Ich will gerade fragen, ob das erlaubt ist, da öffnen sich schon meine und Damians Tür und es stehen Männer bereit, die vermutlich gleich auch das Auto parken. Wir steigen aus und gehen zu den anderen, die wenige Augenblicke vor uns angehalten haben.
"Giulia ist im Brautzimmer", sagt Jack zu Damian. Dieser nickt und winkt einen anderen Mann her.
"Bring sie zu Giulia!", befiehlt er diesem und deutet dabei kurz auf mich. Der Mann nickt sofort und wendet sich mir zu. Ich schaue zu Damian, doch der nickt mir nur kurz zu und wendet sich dann Lorenzo zu. Ich unterdrücke ein Seufzen und wende mich dem Mann zu.
Wir laufen durch die Eingangstür und landen in einer riesigen Eingangshalle mit pompösen Kronleuchtern. Ich zähle auf die Schnelle sieben. Der Mann spricht kein einziges Wort mit mir und würdigt mich keines Blickes.
Ich vermute, dass das eine Anordnung ist, aber komisch finde ich es schon. Bevor ich jedoch den Mut aufgebracht habe, etwas zu sagen oder zu fragen, kommen wir vor einer Tür an, welche von einem anderen Typen bewacht wird.
"Damian schickt uns! Ich soll sie zu Giulia bringen!", spricht der Mann, die ersten Worte. Der andere nickt und klopft an die Tür. Diese wird kurz darauf geöffnet und eine Frau circa Ende 40 steht vor uns.
"Was gibt es? Sie sollen nicht stören, habe ich gesagt!", schimpft sie los.
"Ich weiß, Miss, aber Damian hat angeordnet, dass sie zu Giulia gebracht wird!", erklärt der Typ, der an der Tür stand.
"Und wer soll sie sein?", fragt sie weiterhin schnippisch. Ist alle denen bewusst, dass ich sie hören kann? Ich fühle mich gerade absolut unwohl. Ich kenne niemanden von den hier anwesenden und ich merke, wenn ich unerwünscht bin.
"Das ist nicht relevant, schließlich ist es ein Befehl vom Boss persönlich!", stellt mein Begleiter bestimmt klar. Ich werde immer unruhiger und mein Fluchtinstinkt wird immer größer.
Die Frau schnauft genervt und schließt die Tür vor unserer Nase. Irritiert blicke ich die beiden Männer an. Diese wechseln einen Blick und machen gar nichts. Jetzt fühle ich mich neben unwohl und unerwünscht auch noch verarscht. Was passiert hier gerade?
"Was soll das hier? Und wer war das?", frage ich jetzt. Die beiden schauen mich an und schauen dann wieder einander an. Eine Antwort bekomme ich nicht.
"Äh, hallo? Kann ich bitte eine Antwort bekommen?", frage ich nochmal, werde dabei jedoch unsicher.
Dann wird die Tür plötzlich wieder schwungvoll geöffnet. Dieses Mal steht Giulia in der Tür. Auf ihrem Gesicht erscheint ein Lächeln als sie mich erblickt.
"Maya, bambina! Komm rein! Und entschuldige Karola, ich glaube, dass ist der Brautmutter-Stress", erklärt Giulia und zieht mich mit in den Raum. Dann schließt sie die Tür hinter uns. Die Frau war also Karola, Damians Tante, Giulias Halbschwster und die Mutter von Diana. Ich muss sagen ihr Auftreten passt zu dem, was Giulia mir von ihr erzählt hat.
"Wer ist das, Giulia?", ertönt da erneut Karolas Stimme. Ich schaue mich im Raum um. Es gibt mehrere Spiegel, zwei Schminktische, ein kleines Buffet, ein Sofa und mehrere Sessel. Neben Karola, Giulia und mir, sind noch vier Mädchen im Raum, die ich alle ungefähr auf mein Alter schätzen würde. Anhand der Morgenmäntel, die sie tragen, erkenne ich, dass drei davon Brautjungfern sind und die vierte Diana, also die Braut ist. Sie hat dunkle Locken auf ihrem Kopf und ist ungefähr meine Körpergröße.
Ich merke, dass ich sie etwas ausführlich gemustert habe. Dabei sehe ich jedoch, dass sie bei mir das gleiche tut. Ich versuche mein Grinsen zu unterdrücken, als ich sehe, dass Diana grinst, weshalb ich mit einsteige.
"Das ist Maya Wilson!", stellt mich Giulia vor. Ich hatte kurz vergessen, dass die anderen auch anwesend sind.
"Du bist Maya?", fragt Diana da überrascht, weshalb ich nicke.
"Ich habe mich schon gefragt, wann ich dich kennenlerne. Ich bin Diana, die Braut, wie du dir wahrscheinlich schon gedacht hast", sagt sie lächelnd und deutet auf ihren Mantel. Ich nicke erneut, da ich nicht genau weiß, was ich sagen soll. Diana wirkt sehr symphatisch. Also ganz anders als ihre Mutter.
"Ich würde ja sagen, du kannst dich mit uns gemeinsam fertig machen, aber das brauchst du nicht mehr. Du sieht mega aus! Von daher setz dich, iss was von den Snacks oder trink was von den Drinks", spricht Diana weiter und deutet auf das Buffet.
"Danke dir!", antworte ich, da ich mir langsam albern vorkomme nur zu nicken.
"Los, los! Wir müssen dich fertig machen!", scheucht Karola dann die Gruppe auf. Sie würdigt mich dabei keines Blickes und scheint verdrängen zu wollen, dass ich überhaupt anwesend bin. Innerlich verdrehe ich die Augen. Sie muss mich nicht mögen, ein wenig mehr Respekt würde ich mir wünschen, aber eigentlich kann es mir auch egal sein.
"Komm! Und ignorier Karola", sagt Giulia leise zu mir und geht mit mir zu zwei Sesseln.
Wir setzen uns und unterhalten uns ein wenig. Dabei beobachten wir das Spektakel. Die Mädels machen sich fertig, während Karola hin und her rennt und immer wieder rummeckert. Hin und wieder kommen Kellner rein und bringen Getränke und weitere Snacks. Ich halte inzwischen auch ein Champagnerglas in der Hand. Dabei frage ich mich, was Damian wohl gerade macht und was genau die Aufnahmetraditionen so sind.
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