27

Ich wache einige Stunden später wieder auf. Ich taste das Bett ab und merke, dass es leer ist. Damian ist nicht mehr da. Es sollte mich nicht traurig machen, aber das tut es. Ich kenne es zwar schon, dass er morgens nicht hier ist, aber ich hatte irgendwie gehofft, dass es nach der letzten Nacht anders wäre.

Und da bemerke ich das große Problem. Hoffnung. Ich hatte Hoffnung, dass Damian in mir mehr sieht als ein Mittel zum Zweck. Meine Gefühle haben meinen Kopf eingenommen. Ich denke nicht mehr logisch. Meine Emotionen regieren meinen Körper. Ich kann nicht mehr leugnen, dass ich Gefühle für Damian aufgebaut habe. Und es sind starke Gefühle.

Langsam schaltet sich mein Kopf doch wieder ein und sagt, dass das nie funktionieren kann. Er ist Teil der Mafia. Er kann mir niemals das geben, was ich will. Liebe, Zuneigung, Loyalität, Treue und Beständigkeit. In der Mafia gibt es Zwangsheirat und die Produktion von Erben. Es gibt zwar Loyalität und Familie, aber diese beschränkt sich allem Anschein nach auf die Männer. Das starte Geschlecht.

Verloren in meinen Gedanken nehme ich ein Klopfen an der Tür war. Wer könnte das sein?

Ich schaue an mir runter und sehe, dass ich nur meine Unterwäsche trage. Schnell ziehe ich mir eins von Damians Tshirts an, welches auf dem Bett liegt und ziehe die Decke über meine Beine. Sofort durchströmt mich Damians Geruch.

Fast hätte ich das Klopfen vergessen. "Herrein!", rufe ich. Hätte ich aufstehen und zur Tür gehen sollen?

Giulias Kopf erscheint in der Tür. In ihrer Hand hält sie ein volles Tablett mit Essen. Meine Augen werden groß.

"Hier ist das bestellte Frühstück!", sagt Giulia und lächelt mich an.

"Sehr gut! Stell es bitte einfach aufs Bett! Danke!", ertönt da plötzlich Damians Stimme. Danke? Bitte? Damian? Ich weiß überhaupt nicht, welche Frage ich zuerst stellen soll. Seit wann spricht er so nett mit Giulia? Und wo kommt er jetzt auf einmal her.

"Gerne!", antwortet Giulia. Dann stellt sie das Tablett ab und verlässt den Raum.

Ich drehe meinen Kopf und sehe Damian in der Tür vom Badezimmer stehen. Er trägt eine blaue Jeanshose und kein Oberteil. Es ist ein ungewohnter Anblick ihn in einer Jeans zu sehen. Meistens wenn ich ihn sehe trägt er ein Hemd und eine Chinohose oder einen kompletten Anzug. Aber es gefällt mir. Damian rubbelt sich gerade mit einem Handtuch durch die Haare. Anscheinend war er duschen. Ein Lächeln bildet sich auf meinem Gesicht. Er ist nicht gegangen. Er war nur duschen und hat vor allem für Frühstück gesorgt.

"Warum grinst du denn jetzt so?", fragt Damian, während er selbst grinst.

"Nichts, nichts", sage ich schnell. Damian zieht fragend eine Augenbraue hoch. Ich lächel ihn nur kurz an und schaue mir dann das Tablett an. Damian schüttelt den Kopf und verschwindet wieder im Bad. Er lässt die Tür einfach auf.

Das Tablett ist voll mit sämtlichen Leckerein. Crossaints, Sandwiches, Tomate-Mozzarella, Eiern und und und. Außerdem erblicke ich einen Kaffee und einen Cappuccino. Sofort knurrt mein Magen. Kein Wunder, ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal etwas gegessen habe. Um genau zu sein, weiß ich noch nicht einmal, welchen Tag wir heute haben.

Damian und ich waren montags zusammen einkaufen und dann war ich bei den Berlusconi. In Gedanken verloren kaue ich von innen auf meiner Unterlippe rum.

"Worüber denkst du nach?", fragt Damian, der sich jetzt mit einem khakifarbenden Tshirt neben mich fallen lässt.

"Ich überlege, welchen Tag wir heute haben", erkläre ich ihm. Ich möchte gerne mit Damian über alle meine Fragen sprechen, aber ich traue mich nicht irgendwas davon anzusprechen. Mein Herz spinnt sich bereits eine ganz großartige Liebesgeschichte und egal, welches Szenario ich abspiele, wenn wir über die letzten Tage und alle war damit zusammenhängt sprechen, es endet im Desaster.

"Wir haben Donnerstag. Du warst zwei ganze Tage bei den Berlusconi", erklärt mir Damian "Aber jetzt lass uns erstmal essen." Ich nicke und so essen wir erstmal.

Das Essen vergeht größtenteils schweigend. Damian fragt mich nur zwischendurch einmal, ob ich auch noch einen Kaffee möchte, was ich bestätige. Kurz darauf kommt Giulia und bringt mir noch einen Cappuccino und Damian noch einen Kaffeee.

"Wollen wir spazieren gehen und da reden?", fragt Damian mich als wir fertig sind mit Essen und ich nur noch meinen Cappuccino in der Hand halte. Vorsichtig nicke ich.

Ich bin aufgeregt vor diesem Gespräch, aber ich deute es positiv, dass Damian dabei mit mir spazieren möchte und wir das nicht in einem Büro oder so machen.

"Ich ziehe mich schnell um", erwidere ich noch. Eigentlich würde ich gerne duschen, aber ich will Damian auch nicht warten lassen.

"Mach das ruhig ganz in Ruhe. Ich muss nochmal kurz was anderes klären gehen und dann gehen wir einfach in circa einer halben Stunde, ja?", bietet Damian dann an. Sofort nicke ich. 30 Minuten sollten mir reichen, um duschen zu gehen.

"Bis gleich!", sagt Damian und gibt mir einen kurzen Kuss auf die Wange. Dann steht er auf und verlässt das Zimmer.

Während meine Wange noch ein wenig kribbelt, durchströmt meinen restlichen Körper eine gewisse Leere. Es ist komisch wieder alleine zu sein. Ich denke an die Zelle bei den Berlusconi. Daran wie Michael reingekommen ist und mich geschlagen und danach getreten hat. An die Einsamkeit und die Kälte.

Leise laufen mir Tränen über die Wange. Schnell wische ich diese weg. Ich habe nur 30 Minuten Zeit und wenn ich jetzt einmal richtig anfange, dann weiß ich nicht, wann ich aufhöre.

Ich stehe schnell auf und laufe in den Kleiderschrank. Damian hat anscheinend selbst oder jemanden engagiert, der meine Kleidung eingeräumt hat. Tatsächlich ist ein Teil, wo vorher Kleidung von Damian lag, nun durch meine Kleidung belegt. Ein kleines Lächeln schleicht sich wieder in mein Gesicht. Er war sich wohl sicher, dass ich wiederkomme.

Ich stöbere kurz durch die Sachen und entscheide mich dann für die schwarze Sportleggins und den weißen Pullover. Viel habe ich nicht zur Auswahl, weshalb mir die Entscheidung nicht so schwer fällt. Ich nehme noch Unterwäsche und Socken aus der Schublade und gehe damit ins Badezimmer.

Schnell dusche ich mich und mache mich fertig. Meine Haare binde ich zu einem Zopf und putze dann noch schnell meine Zähne. Im Zimmer ziehe ich wieder meine Schuhe an und verlasse dann das Zimmer. Damian und ich haben nicht verabredet, wo wir uns treffen, aber da die halbe Stunde um ist, entscheide ich mich dazu, zu Giulia zu gehen und dort zu warten.

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