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    Tae fuhr den Wagen auf das Grundstück und zusammen mit Bambam stieg er aus. Beim Fahren hatten sie sich abgewechselt und wirkten jetzt ziemlich zufrieden. Sie kamen gerade die Treppe nach oben, da öffnete sich die Tür zur Villa und Namjoon erschien. Seine Augen gingen suchend umher und als er Jin nicht finden konnte, heftete sich sein durchdringender Blick auf dessen Bruder. 
    „Wo ist Jin?“ Namjoons Stimme klang kalt und Tae blieb unwillkürlich stehen. 
    „Der ist bei Jimin geblieben“, versuchte Taehyung vorsichtig zu erklären. Er spürte ganz deutlich, dass er einen Fehler gemacht hatte. Auch Bambam schien das zu spüren, denn dieser war ein paar Schritte zurückgetreten. 
    „Du hast ihn einfach alleine dort zurückgelassen?“ Tae hatte den Eindruck, Rapmons Stimme sei noch eine Spur tiefer und kälter geworden. 
    Zögernd nickte Tae. „Jin wollte, dass ...“
    „Kim Taehyung“, wurde er eisig unterbrochen. „Ich erkläre dir das, was ich zu sagen habe, nur ein einziges Mal, also hör aufmerksam zu. Du bist, dank Jungkook, ab heute Jins ganz eigener Leibwächter. Sollte ihm deinetwegen etwas passieren, stirbst du. Wird er deinetwegen verletzt, stirbst du. Wird er entführt und du hast nicht auf ihn aufgepasst, stirbst du. Du solltest also dafür sorgen, dass ihm nichts zustößt, denn er ist mein Ein und Alles. Hast du das so weit verstanden?“ Wieder konnte Tae nur nicken. „Ich habe dich gefragt, ob du das verstanden hast!“ Man sah Namjoon deutlich an, dass er wütend war und um Selbstbeherrschung kämpfte, denn seine Fäuste öffneten und schlossen sich im Wechsel.
    „Ja, Boss“, antwortete Tae sofort. Er war sich sicher, dass der Mafioso ihm gleich eine verpassen würde, da fuhr die Limousine vor, mit der Yoongi seinen Bruder und Jimin abgeholt hatte. Erleichtert atmete er auf, als er sah, wie sich sein Boss sichtlich entspannte. 
    „Geh rein, Tae. Du musst noch den Vertrag unterschreiben, vorausgesetzt du willst als Leibwächter deines Bruders bei uns bleiben. Hobi wartet in meinem Büro auf dich.“ Namjoon hatte ihn zwar angesprochen, aber sein Blick lag auf Jin, der gerade aus dem Auto stieg. Ein Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Mafia-Bosses. 
    Tae unterdrückte ein erleichtertes Lachen. Sein Bruder hatte diesen eiskalten Killer eindeutig in der Hand und wusste es wahrscheinlich nicht einmal. „Mach ich, Boss“, sagte er schließlich und verschwand mit einem eingeschüchterten Bambam in der Villa. 

    Als Yoongi, Jimin und Jin auf das Grundstück fuhren, stand der Maserati bereits vor der Haustür und Jin atmete erleichtert auf. Alle drei stiegen sie aus und wollten gerade die Treppe hoch, da sah Jin, wie sein Bruder mit Bambam in der Villa verschwand und Namjoon am Eingang auf ihn wartete. Sogleich beschleunigte er seine Schritte, weshalb er am Ende die letzten Stufen sogar rannte. Mit einem Quietschen warf er sich dem Blonden in die Arme, der ihn ohne zu straucheln mit einem Lächeln auffing. 
    „Woah, danke, Joonie. Das ist das zweitschönste Geschenk, das ich je in meinem Leben bekommen habe“, rief Jin mit Begeisterung und verteilte Küsschen auf dessen Gesicht. Er hatte seine Beine um Namjoons Mitte geschlungen und beugte sich in seinen Armen nach hinten, um ihn anzusehen. 
    „Das freut mich, Kätzchen. Warte mal. Das zweitschönste Geschenk? Was ist dann dein schönstes Geschenk?“ Namjoon war neugierig, er hatte Jin schließlich noch nichts Großartiges geschenkt.
    Jin konnte dem Mann, dem all seine Liebe gehörte, nicht in die Augen schauen und vergrub schüchtern seinen Kopf an dessen Halsbeuge. „Du“, flüsterte er leise und kuschelte sich noch enger an den Größeren. Es war ihm peinlich, das zuzugeben und er hätte auch lügen können, doch dazu war er einfach ein zu ehrlicher Mensch.
     Der Mafia-Boss gab einen undefinierbaren Laut von sich und Jin hob neugierig den Kopf, nur um zwei wunderschöne Grübchen zu Gesicht zu bekommen. 
    „Oh Mann, wie kann so ein Teufel wie du nur so niedliche Grübchen haben?“ Jin konnte seinen Blick nicht von den Einkerbungen in Namjoons Wangen nehmen und sah erstaunt dabei zu, wie diese sich noch mehr vertieften. Ohne zu überlegen, steckte er einen Finger in eines der Löcher und kicherte. Gleich danach lag seine Hand an Namjoons Wange und seine Lippen auf dessen Mund.
    Namjoon amüsierte sich köstlich. Jin war immer wieder aufs neue fasziniert von seinen Grübchen und er von dem Kleinen, der sich wie ein Kätzchen an ihn schmiegte. Niemals hätte er damit gerechnet, sich jemals zu verlieben. Er war immer der Meinung gewesen, Liebe sei nur ein anderes Wort für Sex auf Lebenszeit mit demselben Partner. Da er Eintönigkeit hasste, wechselte er die Partner je nach Lust und Laune. Doch seit er Jin kannte, war gar nichts eintönig, im Gegenteil. Noch nie war er nach dem Sex so befriedigt gewesen, wie mit Jin. Er liebte den Kleinen abgöttisch und konnte es sich selbst und auch ihm endlich eingestehen. 
    Die beiden wussten nicht, wie lange sie so dagestanden und geschmust hatten, als Jimin sie schließlich räuspernd unterbrach. 
    „Hey, ihr zwei. Mittagessen ist fertig. Kommt ihr?“ Nach diesen Worten drehte sich der Grauhaarige um und verschwand in der Villa. 
    Jin fing an, in Namjoons Armen zu zappeln, denn er wollte runter und seinem Freund folgen, doch Namjoon wollte ihn noch nicht gehen lassen. Er war zuvor vor lauter Angst, Jin könne etwas passieren, wirklich sehr wütend auf Tae und Bambam gewesen. Deshalb konnte er ihn jetzt noch nicht loslassen. Also trug er ihn kurzerhand durch das Foyer ins Esszimmer, dabei die leise protestierenden Worte des Braunhaarigen missachtend. 
    „Namjoon, ich kann alleine laufen. Lass mich doch runter“, bettelte Jin, erntete aber nur ein missbilligendes Schnauben. Seufzend ergab er sich dem Willen des Mafia-Bosses und hielt sich an ihm fest. Dabei ließ er, als kleine Rache, seine Zunge über dessen Hals bis zu seinem Kinn gleiten. Entzückt spürte er, wie Namjoon ihn enger an sich zog und ein leises Stöhnen von sich gab und musste kichern. Schon waren sie am Esstisch angekommen und der Mafioso setzte sich auf seinen Stuhl, ohne Anstalten zu machen, Jin endlich loszulassen. 
    Jin seufzte ergeben und machte es sich auf den Schenkeln des Größeren bequem. Er wusste, dass Namjoon ihn erst gehen ließ, wenn er ihn gefüttert hatte. Entspannt lehnte er sich an die breite Brust seines Geliebten und sah dabei zu, wie Namjoon einen gefüllten Teller hingestellt bekam. Dieser griff nach der Gabel und spießte etwas Gemüse auf. Jin beugte sich leicht nach vorne und öffnete den Mund. Der Mafioso zögerte nicht und schob die Gabel zwischen seine vollen Lippen. Er klaubte das Essen von der Gabel und kaute genüsslich. Währenddessen lehnte Jin sich zurück. Entspannt lauschte er den Gesprächen der anderen am Tisch und aß, was Namjoon ihm anbot. Als wiederholt das Wort Leibwächter aus dem Mund der Anwesenden fiel, horchte er auf. 
    „Du hast einen neuen Leibwächter?“ Jin hatte dem Mafia-Boss, auf dem er immer noch saß, neugierig den Kopf zugedreht. Alle Gespräche waren verstummt. Verwirrt blickte der Braunhaarige in die Runde, um am Ende wieder an Namjoon hängenzubleiben. Dieser nickte schweigend. 
    „Und wofür brauchst du denn noch einen? Reichen Jungkook und Yoongi nicht aus?“ Aus Jins Blick sprach Ratlosigkeit und Neugier.
    „Er ist nicht für mich. Tae wird dein neuer Leibwächter“, antwortete Namjoon und beobachtete dabei Jins Reaktion. 
    „Mein Leibwächter?  Ich brauche keinen ... halt, was? Tae?“ Jins Kopf ruckte herum zu seinem stolz vor sich hin grinsenden Bruder. „Du bist Leibwächter? Mein Leibwächter? Aber warum denn?“ 
    Sein Kätzchen verstand gar nichts, stellte der Mafioso belustigt fest, also würde er ihn wohl aufklären müssen. „Sieh mal, Kleiner, das ist so“, begann Namjoon und Jins Aufmerksamkeit richtete sich konzentriert wieder auf ihn. Er saß immer noch brav auf seinem Schoß und Namjoon zog ihn unwillkürlich näher. Er wusste, dass das, was er seinem Kätzchen gleich offenbarte, diesem nicht schmecken würde. Es war schließlich sein eigener Bruder, der sein Leben für ihn riskieren musste. 
   „Ich bin ein großer Mafia-Boss und werde somit auch immer wieder in Lebensgefahr schweben. Du bist nun mein Geliebter, was mit Sicherheit bald bekannt werden dürfte. Das bedeutet dann aber auch, dass du ebenfalls in Lebensgefahr geraten wirst. Ich möchte dich beschützt wissen und das geht nur durch einen Leibwächter. Tae hat sich unter Jungkooks Training wirklich gut entwickelt, darum ist er der geeignete Kandidat dafür.“ 
    Jin hatte sprachlos zugehört. Tae sollte sein Leben mit seinem eigenen Leben beschützen? Das konnte er auf keinen Fall zulassen! Mehrmals probierte er, etwas zu sagen, scheiterte dabei aber kläglich. Also versuchte er aufzustehen, wurde aber von Namjoons starken Armen an Ort und Stelle gehalten. Wut stieg in ihm hoch. „Lass ... mich ... los“, zischte er zornig und blickte dem Blonden, auf dem er saß, mit blitzenden Augen ins Gesicht. 
    Namjoon seufzte und schüttelte den Kopf. „Du bleibst hier und darüber gibt es keine Diskussion“, brummte er müde. 
    „Oh, oh. Gar nicht gut“, sagte Taehyung plötzlich und alle Blicke richteten sich auf ihn, doch er fixierte ausschließlich seinen Bruder. Er wusste, was jetzt kam, denn er kannte Jin gut genug, um zu wissen, wie dieser reagieren würde. 
    Jin sah rot. Nicht nur, dass sein Bruder als lebender Schutzschild für ihn dienen sollte, nein! Er wurde einfach so festgehalten und durfte wie ein trotziges kleines Kind nicht aufstehen. 
    „Namjoon?“, hauchte er, sah dem Mafia-Boss in die Augen und lächelte lieblich. Er saß immer noch mit dem Rücken an die breite Brust des Mannes hinter sich gelehnt und hatte den Kopf ihm zugewandt. 
    „Ja, Kätzchen?“, fragte der Blonde vorsichtig. Jins plötzliche Ruhe und Taes Bemerkung kurz zuvor bereitete ihm Sorgen. 
    „Du nimmst jetzt besser deine Hände von mir und lässt mich aufstehen!“ Diese in tiefem Ton drohend geknurrten Worte bereiteten ihm tatsächlich eine unbehagliche Gänsehaut und er war versucht, genau das zu tun. Doch seine Neugier, was sein Kätzchen tun würde, war größer. Ein Blick in die Runde zeigte ihm, dass auch die anderen am Tisch neugierig darauf warteten, was jetzt passieren würde, also antwortete er mit einem unterdrückenden Grinsen und ließ ein fast lautloses ‚Nein‘ hören. 
     „Selber Schuld“, giftete Jin, zog die Beine an, stemmte sich gegen die Tischkante und drückte mit all seiner Kraft dagegen. Schon spürte er, wie der Stuhl sich nach hinten neigte und schließlich mit ihnen beiden umkippte. Trotz seiner Wut nahm er wahr, dass der Mafia-Boss schützend den Arm um ihn schlang. Mit einem unterdrückten ‚Uffz‘ schlugen sie auf dem Boden auf. Sofort schob er die Arme des überraschten Mafia-Bosses von sich und rollte sich nach hinten ab, um kurz darauf über diesem gebeugt dazustehen. Mit in den Hüften gestemmten Armen ragte er über Namjoon auf und sah ihn wütend an. 
    „Wage es ja nicht, meinen Bruder da hineinzuziehen!“, zischte Jin erbost und Namjoon unterdrückte ein Grinsen. Sein Kätzchen fauchte ihn gerade mutig an und zeigte seine Krallen, was er absolut niedlich fand, weshalb er sich zusammenreißen musste, nicht vor lauter Freude laut zu lachen. Jin hatte absolut gar keine Angst vor ihm, was er mit Begeisterung begrüßte. Noch immer lag er auf dem Rücken auf dem umgekippten Stuhl und seine Beine baumelten in der Luft, während Jin ihn zornig anfunkelte. 
    „Hast du Tae gefragt, was er möchte?“, fragte er ruhig und verschränkte die Arme vor der Brust. 
    Nun blitzte Verunsicherung in Jins Augen auf und er sah hoch. Ausnahmslos alle waren aufgesprungen und standen sprachlos um den Tisch herum. Jungkook und Yoongi grinsten spöttisch. Jimin, Hoseok und Bambam wirkten überrascht und Tae stand einfach nur abwartend da. Jin betrachtete zerknirscht das Chaos, das er angerichtet hatte. Weil alle aufgesprungen waren, sind Getränke auf dem Tisch umgefallen und hatten alles eingesaut. An einer Ecke tropfte sogar roter Saft über die Tischdecke auf den Boden. Jins Blick flog zwischen den Anwesenden hin und her, dabei ignorierte er geflissentlich den immer noch auf dem im Stuhl liegenden Mafioso am Boden. Da war er wohl zu weit gegangen! Trotzdem würde er nicht klein beigeben. Schweigend stand er da und wusste nicht, was er tun sollte.
    „Frag ihn, Jin“, wurde er noch einmal von dem Blonden aufgefordert und er blickte schließlich doch auf diesen hinunter. Seine Augen wurden groß, denn dieser Mistkerl grinste ihn doch tatsächlich spöttisch an!

    
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Uuund Cut! Blöde Stelle, ich weiß. Aber der muss sein, sonst wird das Kapitel zu lang. 🤔
Erste Beziehungskrise zwischen Namjoon und seinem Kätzchen? Wie sie diese meistern? Wir werden es sehen, wenn es weiter geht. 😊

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