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    Jung Hoseok lief mit den überarbeiteten Papieren, die von beiden Parteien rechtmäßig unterschrieben waren und die er unter den Arm geklemmt hatte, zum Büro seines Chefs, um dort den Vertrag wieder zu verstauen. Er sortierte sie ein und räumte die Ordner wieder in den Schrank, den er anschließend verschloss.
    Auf dem Weg zu seinem Computerzimmer ließ er das ganze Geschehen noch einmal Revue passieren. Er hatte schon mitbekommen, dass Jin mehrere Persönlichkeiten in sich trug, aber dann live mitzuerleben, wie dieser gleich innerhalb kürzester Zeit zwischen allen Dreien wechselte, fand er doch mehr als nur gruselig. Vor allen Dingen, da jeder Jin irgendwie ‚anders‘ war. 
    Er mochte den Jin, den er kennengelernt hatte und dem er deswegen unbedingt wegen Lim Kibum helfen wollte. Dieser Seokjin und dieser eiskalte Jin hingegen verunsicherten ihn. Eigentlich war er keine Memme, aber als Jin das Messer an Namjoons Hals hielt und sein Boss sich nicht dagegen wehrte, obwohl er es hätte tun können, war er wie versteinert gewesen. Selbst Jimin wirkte zu diesem Zeitpunkt genauso hilflos, wie er sich selbst fühlte. 
    Hoseok sah auf die Armbanduhr und betrat den Computer-Raum. Er setzte sich an seinen PC und ließ die Finger über die Tastatur fliegen. Er kontrollierte die Firewall, dann überprüfte er seine E-Mails. Eine Nachricht stach ihm sofort ins Auge und er öffnete diese schnell. Nachdem er sich die Mail durchgelesen hatte, schloss er sein E-Mail-Fach wieder und lehnte sich zufrieden zurück. Er würde Hilfe bekommen. In knapp zwei Stunden wäre er da, dann konnte die Suche nach Jins Peiniger endlich fortgeführt werden. Bis dahin wollte Hoseok noch ein leichtes Essen zu sich nehmen, denn wegen des Vorfalles mit Jin hatte er ganz vergessen zu frühstücken.
    
    Zwei Stunden später begrüßte Hoseok einen hübschen jungen Mann an der Haustür und ließ ihn eintreten.
    „Hallo. Ich bin Jung Hoseok. Du kannst aber Hobi zu mir sagen“, stellte er sich vor und reichte dem Schwarzhaarigen die Hand. Dieser nahm sie mit festem Griff und schüttelte sie herzlich.
    „Endlich lerne ich dich kennen, Hobi. Ich bin Bambam.“ Dunkelbraune Augen musterten ihn neugierig, als würden sie sich kennen.
    Auch Hoseok betrachtete den vor ihm Stehenden. Er war ein hübscher Kerl, der sehr lebhaft wirkte und gerade das Foyer der Villa begutachtete.
    „So, genug geschaut. Zeigst du mir jetzt dein Heiligtum?“ Bambam hatte sich vorgebeugt und blickte dem Anwalt direkt in die Augen. „Mir gefallen deine roten Haare. Rot soll ja für Leidenschaft stehen. Hmmm, nun ja, wir werden sehen“, lachte er und richtete sich wieder auf. Abwartend verschränkte er die Arme vor der Brust.  
    Hoseok war verwirrt. Als der junge Mann sich vorgebeugt hatte, war ihm dessen zarter Duft in die Nase gestiegen, den er als sehr angenehm empfand und der ihm irgendwie vertraut vorkam. Schließlich drehte er sich um und lief voraus zu seinem Kellerraum. Bambam folgte ihm schweigend. Im Computerzimmer angekommen, forderte er den Schwarzhaarigen dazu auf, sich zu setzen und nahm ebenfalls Platz.
    „Also, was verschafft mir die Ehre, dem berühmten Jung Hoseok behilflich sein zu dürfen?“ Bambam lehnte sich in seinem Stuhl zurück und wartete.
    „Wir müssen einen Mann finden, der aus einer Psychiatrie geflohen ist. Obwohl ich wirklich alle Hebel in Bewegung gesetzt habe, konnte ich ihn nicht ausfindig machen. Er ist vermögend und hat anscheinend ausreichend Unterstützung. Irgendjemand hat Videos geändert, falsche Spuren gelegt und Spuren verwischt. Und dieser Scheißkerl ist gut. Hervorragend sogar.“ Hoseok stockte. „Verdammt, ich muss diesen Verrückten unbedingt finden. Das ist ein Psychopath, der nicht frei herumlaufen sollte.“
    Bambam hatte schweigend zugehört und stieß einen Pfiff aus. „In Ordnung. Dann wollen wir doch mal sehen. Wie heißt der Kerl, nach dem wir suchen?“
    „Sein Name lautet Lim Kibum.“ Hoseok drehte sich seinem Computer zu und gab ein paar Befehle ein. Ein Bild erschien, welches besagten Mann zeigte, der ziemlich unscheinbar und vertrauenerweckend aussah.
    Bambam beugte sich vor und betrachtete das Bild eingehend. „Der sieht eigentlich recht harmlos aus. Aber stille Wasser sind ja bekanntlich tief“, sagte er und studierte das Bild. „Was hat er denn gemacht?“
    Hoseok blickte Bambam abschätzend an. Dieser schien jünger als er, trotzdem wirkte er sehr reif. „Er hat einen Freund von mir gequält, vergewaltigt und fast getötet und dafür muss er büßen. Zudem Jin nicht der Einzige war, dem er das antat. Er ist nur der Einzige, der das überlebte. Allerdings nicht ohne Schaden davon getragen zu haben. Er leidet nun an einer Persönlichkeitsstörung. Das Problem ist jedoch, dass Lim Kibum einen Brief hinterlassen hat, in dem er droht, das zu beenden, was er mit Jin angefangen hat.“
    „Hmm, das hört sich übel an. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen ...“, räumte Bambam ein und wurde unterbrochen.
    „Damit du mir glaubst, werde ich dir etwas zeigen. Aber behaupte nicht, ich hätte dich nicht gewarnt! Das, was du jetzt zu sehen bekommst, ist nur ein Teil dessen, was dieser Mann Jin angetan hat.“ Hoseok war laut geworden und versuchte sich mit ein paar Atemzügen wieder zu beruhigen. Er spürte eine Hand, die sich tröstend auf seinen Rücken legte und sah erstaunt hoch.
    „Wenn es dich so sehr mitnimmt, was dieser Mann getan hat, dann brauchst du es mir nicht zu zeigen. Ich glaube dir.“ Der schwarzhaarige Hacker war näher gekommen und sah Hoseok direkt in die Augen. „Du hast schöne Lippen“, sagte er und starrte ihm auf den Mund. 
    Der Anwalt musste schlucken. Verdammt, was war das. Ihm war irgendwie flau im Magen, so als würden dort tausende Ameisen hindurchlaufen. ‚Schmetterlinge, das nennt man Schmetterlinge im Bauch!‘, berichtigte Hoseok sich selbst verblüfft. Er räusperte sich. „Sag mal. Kann man sich mit Homosexualität anstecken?“, fragte er neugierig. 
    Bambam sah Hoseok bei seiner Frage überrascht an. Meinte dieser das ernst? Der Rothaarige sah ihn so naiv an, da konnte er gar nicht anders. Er brüllte los vor Lachen. 
    Hoseok sah den Hacker, der ihn auszulachen schien, verletzt an. Aber anscheinend hatte er hier ja auch gleichzeitig seine Antwort. Es war nicht ansteckend, was der Schwarzhaarige auch gleich darauf bestätigte.
    Bambam konnte sich kaum beruhigen. Er wischte sich die Lachtränen aus den Augen und holte ein paar mal tief Luft, bevor er sprach. „Nein, es ist nicht ansteckend. Aber mal eine Frage. Du bist ständig im Netz unterwegs und hast einen IQ von Hundertsiebenundvierzig und stellst so eine Frage? Warum interessiert dich das?“ Er hatte sich wieder neugierig nach vorne gebeugt und blickte Hoseok fragend an. 
    Hoseok konnte den Blickkontakt nicht lange halten. Die dunklen Augen des anderen verwirrten ihn und er war ihm viel zu nah. „Sag mal“, versuchte er, das Thema zu wechseln. „Kennen wir uns von irgendwo her?“ 
    Bambam lehnte sich schweigend zurück und sah ihn eindringlich an. „Du hast mich tatsächlich vergessen!“ Er wirkte traurig. „Dabei hast du mir damals deine endlose Liebe geschworen.“
    Hoseok betrachtete den anderen ausgiebig. Das, was dieser da gerade von sich gegeben hatte, verunsicherte ihn. Die ganze Zeit kam ihm irgendetwas an dem jungen Mann vertraut vor. Er konnte nur nicht sagen, was es war. 
    „Warte, vielleicht hilft dir das dabei, dich zu erinnern.“ Damit beugte der Schwarzhaarige sich vor, legte einen Finger unter Hoseoks Kinn und seine Lippen auf dessen Mund. Nur ganz kurz berührten sich ihre Lippen, schon löste Bambam sich wieder und schnippte mit den Fingern gegen dessen Stirn. In den Augen des Anwalts trat erkennen.
    „Kunpimook Bhuwakul? Bist das tatsächlich du?“, fragte der Rothaarige verblüfft. 
    Der Angesprochene nickte lächelnd. „Ja, klar. Lange nicht gesehen, J-Hope“, antwortete Bambam und benutzte Hoseoks alten Spitznamen. 
    „Was machst du hier? Ähm, ich meine, ich weiß natürlich, warum du hier bist. Aber ...“ Hoseok brach hilflos ab.
    „Nachdem ihr umgezogen seid, habe ich dich wirklich vermisst. Durch Zufall habe ich herausgefunden, dass du dieser Jung Hoseok von damals bist. Als du dann einen Freund von mir um Hilfe bei dieser Sache hier gebeten hast, habe ich angeboten, das zu übernehmen und jetzt bin ich hier.“ 
    „Ich kann das gar nicht wirklich glauben. Ich freue mich total, dich wiederzusehen!“ Hoseok war aufgesprungen und umarmte den anderen herzlich. Bambam erwiderte die Umarmung zufrieden. Dann setzten sie sich wieder auf ihre Stühle. Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile über private Dinge, danach machten sie sich an die Arbeit. Am frühen Abend hatten sie tatsächlich Fortschritte gemacht und begaben sich ins Esszimmer, um zu Abend zu essen. Beide hatten großen Hunger.

    Nach dem Essen wollten sie schnellstens weiter arbeiten, so standen sie auf und verließen das Esszimmer.
    „Hör mal. Wäre es nicht besser und effizienter, ich würde hier schlafen, statt in einem Hotel in der Stadt.“ Bambam folgte Hoseok wieder hinunter in den Keller, wo sie sich erneut an die Arbeit machten.
    „Hmm, ich denke, du hast recht. Dann können wir länger daran arbeiten und auch früher anfangen“, stimmte Hoseok zu. „Allerdings haben wir im Augenblick keine Gästezimmer frei, da unsere gesamten Leibwächter auf den neuesten Stand gebracht werden und dort untergebracht sind. Alle Zimmer sind teilweise sogar doppelt besetzt. Darum weiß ich nicht, wo du schlafen solltest.“ Im Computerzimmer setzten sie sich auf ihre Stühle und begannen sofort wieder damit, ihre Tastatur zu bearbeiten.
    „Und wenn ich bei dir schlafen würde? Ich meine, das haben wir früher doch ständig gemacht.“ Bambam zuckte unschuldig mit den Schultern. 
    Hoseok überlegte. „Das wäre tatsächlich eine Möglichkeit. Allerdings habe ich nur ein Bett. Es ist zwar ein breites, das hieße aber trotzdem, dass wir beide darin ...“ Er unterbrach sich und sah zu seinem ehemaligen besten Freund, der ihn spitzbübisch angrinste.
    „Mir macht das nichts aus. Aber wenn du Bedenken haben solltest, dann werde ich natürlich im Hotel schlafen.“
    „Nein, schon gut. Ich habe keine Bedenken. Du wirst mich wohl kaum im Schlaf ermorden oder so.“ Lachte der Rothaarige und stieß Bambam freundschaftlich in die Seite. 
    Dieser blickte ihn nur ernst an und nickte. Sein Lächeln war erloschen.

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So. Ein ganzes Hoseok Kapitel. Leider etwas kürzer, aber egal...
Nun ist auch noch der Hacker Bambam aufgetaucht, doch wer ist er? Freund? Feind?🤔
Zumindest scheint Hoseok ihn von früher zu kennen, oder?
Ich freue mich auf eure Theorien, wer Bambam sein könnte.

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