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Nachdem sie sich endlich beruhigt und die Tränen aus den Augenwinkeln gewischt hatten, umarmten sie sich noch einmal herzlich.
„Wir schaffen das, nicht wahr?“ Tae konnte sich diese Frage nicht verkneifen. Unsicher wartete er auf Jins Antwort.
„Natürlich schaffen wir das. Wenn wir dann frei sind, wirst du nicht noch einmal so eine Scheiße bauen“, meinte Jin und sah seinen Bruder dabei ernst an.
Dieser schüttelte schnell den Kopf. „Ganz bestimmt nicht.“
„Taetae, da ist noch etwas. Du musst extrem aufpassen, wenn du einen Vertrag mit Jungkook eingehst. Da muss unbedingt rein, dass du auf jeden Fall auch gehen darfst, wenn ich freigelassen werde. Außerdem darf er dich nicht, auf welche Art auch immer, verletzen, zu etwas zwingen oder vergewaltigen. Überleg dir gut, was du zulassen möchtest und was nicht.“ Jin hielt seinen Bruder an den Händen, während er auf ihn einredete. Dieser nickte bei jedem Punkt, den er ansprach, zustimmend.
„Ich werde aufpassen, versprochen“, versprach Tae schließlich und seufzte.
Plötzlich öffnete sich die Tür und Jimin streckte den Kopf herein. „Na, wie sieht es aus? Habt ihr alles besprochen? Die Stunde ist um, Jin. So leid es mir tut, muss ich euch jetzt wieder trennen.“
Jin sah seinen Bruder bedauernd an und nickte. Sie umarmten sich noch einmal und verabschiedeten sich anschließend voneinander. Yoongi brachte Tae zurück in sein Zimmer und Jimin gesellte sich zu Jin.
„Jinnie, ist alles in Ordnung mit dir? Du wirkst so nachdenklich.“ Jimin war neben ihn getreten und sah ihn fragend an.
„Jimin, darf ich dir eine Frage über Jungkook stellen?“ Jin drehte sich zu dem Arzt um. In seinen Augen lag Besorgnis.
„Na klar. Ich weiß nur nicht, ob ich sie dir beantworten kann. Was willst du denn wissen?“ Jimin war überrascht. Er fragte sich, was Jin über den Leibwächter wissen wollte.
„Du hast gesagt, er liebt Fesselspiele. Gibt es noch andere Vorlieben, die er beim Sex praktiziert?“ Jin konnte sehr direkt sein, wenn er etwas wissen wollte.
„Was meinst du denn genau?“, fragte Jimin neugierig und setzte sich auf einen Stuhl. Jin folgte ihm, blieb allerdings stehen.
„Ich meine so etwas wie Schläge, Vergewaltigung, abnorme Sexspiele oder Ähnliches.“ Jins Wangen hatten sich gerötet, trotzdem blickte er dem Arzt direkt in die Augen.
„Hmm, soweit ich weiß, nein. Er soll zwar sehr fordernd und dominant sein, aber es hat sich noch niemand bei mir deswegen beschwert. Ich muss zugeben, an geeigneten Partnern mangelt es ihm durchaus nicht“, erklärte der Grauhaarige. „Aber warum willst du das denn überhaupt wissen?“
Jin dachte nach. Sollte er von Jungkooks Vorschlag, seinem Bruder gegenüber, erzählen? Nach kurzem Zögern entschied er sich, die Wahrheit zu sagen. Er vertraute Jimin schließlich. „Er hat Tae einen Vorschlag gemacht und der denkt tatsächlich darüber nach, ihn anzunehmen, nur weil er mich hier nicht alleine lassen will.“
„Er macht sich eben Sorgen um seinen kleinen Bruder. Ist das so verwunderlich?“ Fragend sah Jimin den anderen an und Jin schüttelte den Kopf. „Was ist das für ein Vorschlag, den dein Bruder da in Erwägung zieht?“ Jimin war neugierig, was Jungkook anzubieten hatte.
„Jungkook hat ihm angeboten, ihn zu einem Leibwächter auszubilden.“ Zweifelnd brach Jin ab.
„Wirklich? Hmm, das wundert mich. Jungkook bildet sonst nie jemanden aus. Und was verlangt er von Taehyung dafür?“ Neugierig beugte der Arzt sich vor.
„Er möchte meinen Bruder dafür.“ Schulterzuckend sah Jin den Grauhaarigen an.
Dieser riss erstaunt die Augen auf. „Wirklich? Das wundert mich jetzt aber. Da muss Jungkook echtes Interesse an deinem Bruder haben, wenn er sogar bereit ist, ihn auszubilden. Mach dir keine Sorgen. Sollte dein Bruder annähernd so stark sein wie du, dann wird er nichts zulassen, was er nicht auch möchte.“ Jimin nickte aufmunternd.
„Sie werden das, wie es aussieht, vertraglich festhalten. Ich habe Tae schon einige Punkte genannt, auf die er bestehen sollte. Aber ganz ehrlich, ich fühle mich unwohl dabei. Ich habe mich nicht selbst als Pfand eingebracht, damit er nun das Gleiche meinetwegen tut.“ Jin massierte sich frustriert die Schläfen.
„Das mit dem Vertrag ist doch schon mal nicht schlecht. Und wenn dein Bruder geschickt ist, kann er wirklich viel von Jungkook lernen. Er sollte allerdings darauf achten, dass er alles für ihn Wichtige in den Vertrag einbringt. Wenn er das bedenkt, kann er einige Vorteile für sich herausholen.“ Nachdenklich kaute Jimin auf seiner vollen Unterlippe. „Wichtig dabei ist, dass er auf versteckte Klauseln achtet. Außerdem sollte er festhalten lassen, dass ihr euch regelmäßig sehen dürft. Denn wenn Jungkook das bei unserem Boss zur Sprache bringt, besteht vielleicht die Chance dazu, diesen Punkt durchzusetzen.“
Jin blickte überrascht auf. An so was hatte er gar nicht gedacht. Lächelnd umarmte er den Arzt. „Danke, Jimin. Ich bin froh, dass du mich so unterstützt. Es bedeutet mir wirklich viel.“
Der Arzt erwiderte das Lächeln wie die Umarmung. „Kein Problem, Jinnie. Ich mag dich eben, sehr sogar. Außerdem hoffe ich, dass wir, wenn du frei bist, weiterhin Freunde sein können.“
Jin traten Tränen in die Augen, die er schnell weg blinzelte. „Oh, Jimin, das hoffe ich auch. Außerdem sehe ich dich auch als Freund.“
„So, und jetzt sollten wir nach oben gehen. Vielleicht möchtest du baden oder duschen. Ich kann dir danach die Verbände an deinen Handgelenken frisch machen. Yoongi weiß auch schon, dass ich heute Nacht bei dir bleibe. Er war zwar nicht gerade darüber begeistert, aber na ja. Ich habe es dir schließlich versprochen.“ Mit diesen Worten schob der grauhaarige Jin zur Tür.
„Baden wäre schön. Aber darf ich denn mit meinen Verletzungen auch unter Wasser?“ Jin hob eine Hand und betrachtete das verbundene Gelenk.
„Solange du nicht zu lange im Wasser damit bleibst, sodass alles aufweicht, sollte es keine Probleme geben. Danach desinfizieren wir die Wunden und versorgen sie anschließend.“
„Gut, dann will ich baden gehen.“ Jins Augen strahlten bei dem Gedanken an ein entspannendes Bad.
Zusammen liefen sie die Stufen ins Obergeschoss hoch. Im Zimmer angekommen, steuerte Jimin direkt das Badezimmer an. Jin folgte ihm und sah zu, wie dieser sich über die riesige Wanne beugte und Wasser einließ. Er fügte noch etwas Badeschaum hinzu und richtete sich wieder auf.
„So, dann wollen wir mal deine Verbände abnehmen.“ Jimin zeigte Jin an, er solle sich auf den geschlossenen Toilettensitz setzen, was dieser schweigend befolgte. Dann nahm er Jins linke Hand und begann, die Binde abzuwickeln. Eingehend begutachtete er das aufgescheuerte Handgelenk.
„Das sieht doch schon ausgezeichnet aus“, äußerte er und nahm Jins rechten Arm, an dem er ebenfalls den Verband löste. „Auch das sieht schon hervorragend aus. Also, Wundheilungsstörung hast du keine. Der Riss ist zwar noch etwas gerötet, aber das sollte kein Problem darstellen.“
Jin hob die Hände und betrachtete ebenfalls die Wunden. Die Rötung ging bereits zurück und war am Verblassen. An manchen Stellen hatte sich eine Kruste gebildet. Lediglich der Riss war durch das zweimalige Nähen noch etwas geschwollen und rot.
„Hast du noch starke Schmerzen?“, fragte Jimin und sah ihn an. Sein Blick ganz der eines professionellen Arztes.
Jin schüttelte den Kopf. „Es brennt nur noch ein wenig. Nur das Genähte sticht gelegentlich“, antwortete Jin wahrheitsgemäß und strich leicht mit dem Zeigefinger über die Abschürfungen.
„Das ist gut. Dein linkes Handgelenk können wir ab sofort offen lassen. Am rechten reicht ein Pflaster über der Naht. Das sollte eigentlich genügen.“ Jimin drehte sich zur gefüllten Wanne und drehte das Wasser ab. „Los jetzt, steig in die Wanne. Pass nur auf, dass deine Wunden nicht zu sehr aufweichen.“ Mit diesen Worten zog er Jin von seinem Sitz auf dem Toilettendeckel und schob ihn Richtung Badewanne.
Jin begann, sich auszuziehen. Er reichte seine Kleider Jimin, der da stand und ihn dabei beobachtete. Endlich nackt stieg er in die Wanne und setzte sich. Wohlig seufzend lehnte er sich zurück, legte seine Hände auf dem Wannenrand ab und schloss die Augen. Ihm wurde bewusst, dass er bereits alle Hemmungen verloren zu haben schien. Es störte ihn zumindest nur wenig, wenn ihn jemand ohne Kleider sah.
Jimin betrachtete Jin, der sich im heißen Wasser entspannt zurücklehnte. Dieser schien sich etwas gefangen zu haben. Nichts deutete darauf hin, dass dessen starkes Ich sich zeigen wolle. Er hatte sich über verschiedene Arten von Persönlichkeitsstörungen informiert und eine ungefähre Ahnung, welche davon in Jin steckte. Er wollte sich allerdings noch mit anderen Ärzten ihres Fachs beraten.
„Ich lass dich jetzt alleine, Jinnie. Brauchst du noch etwas?“ Er beugte sich zu dem hübschen Braunhaarigen hinunter und fing an zu kichern. Jin blickte ihn aus nur einem geöffneten Auge an, er wirkte sichtlich entspannt.
„Nein, danke, Jiminie. Ich komme zurecht. Ich bleibe auch nicht so lange hier drin, versprochen“, antwortete Jin sanft und schloss sein Auge.
„Gut. In einer Stunde bin ich wieder da, dann machen wir uns einen schönen Filme-Abend zusammen.“ Jin nickte nur wohlig seufzend.
Der Grauhaarige blieb noch einen Augenblick stehen, dann drehte er sich um und ließ, den in der Badewanne sitzenden, alleine.
Jin genoss das Baden sehr. Das erste Mal seit Tagen, wo er das Gefühl hatte, sich richtig entspannen zu können. Mit geschlossenen Augen ließ er seine Gedanken schweifen, welche letztlich bei seinem Entführer landeten.
Namjoon war ein äußerst attraktiver Mann, der eigentlich genau Jins Geschmack entsprach. Dessen Größe und der durchtrainierte Körper, die Grübchen in den Wangen, sein durchdringender Blick und die starken Hände mit den langen Fingern. Die Art, wie er eine Augenbraue anhob, wenn er etwas infrage stellte oder auf eine bestimmte Reaktion von ihm wartete. Sein Geschmack und sein unverkennbarer Geruch.
Jin schüttelte den Kopf und setzte sich abrupt auf. Verdammt, was tat er hier eigentlich? Dieser Mann war ein Verbrecher und der Kopf des größten Mafia-Unternehmens überhaupt und er dachte daran, wie er schmeckte und roch? Frustriert fing Jin an, sich einzuseifen. Er tauchte kurz unter Wasser, dann wusch er sich die Haare. Energisch massierte er das Shampoo ein, bevor er sich abspülte. Danach schnappte er sich den weißen Bademantel, der an einem Haken neben der Wanne hing, und zog ihn an. Dieser war ihm natürlich viel zu groß.
Während er sich in den weichen Stoff kuschelte, stieg ihm ein vertrauter Duft in die Nase. Namjoon! Mit geschlossenen Augen drückte er sein Gesicht tiefer in die Mikrofaser und atmete seufzend dessen Geruch ein. Seine Augenlider flatterten, als ihm bewusst wurde, was er da gerade tat. Vermisste er den Blonden etwa? Verdammt, was stimmte denn nicht mit ihm? Ratlos ging Jin ins Schlafzimmer und suchte sich Unterwäsche und ein Shirt aus seinen neuen Sachen heraus, welche er schnell anzog. Mehr brauchte er für die Nacht nicht. Zufrieden betrachtete er sich im Spiegel. Endlich durfte er wieder Kleider, wie ein ganz normaler Mensch tragen, wenn auch nur für kurze Zeit.
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Viel Spass beim Lesen. 🤗
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