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    Jin schritt ungeduldig auf die beiden Männer zu, da öffnete sich die Tür. Er drehte sich um und seine Augen wurden groß. Sein Bruder hing regelrecht zwischen zwei bulligen Leibwächtern, die ihn mehr oder weniger hinter sich her schleiften. Tae war übel zugerichtet. Er hatte eine aufgeplatzte Lippe und ein blaues Auge, das fast komplett zu geschwollen war. Aus einem Riss an der Augenbraue lief Blut. Sein Gesicht und die Hände waren voller Schrammen. Jin wollte zu ihm eilen, wurde aber durch starke Finger, die seinen Arm umspannten, aufgehalten. Erschrocken blickte er auf die Hand, die ihn festhielt. 
    „Nicht!“ Das war Hoseoks Stimme, die allerdings nicht zu der Hand gehörte. 
Erbost wollte sich Jin befreien, landete aber stattdessen an der breiten Brust des Schwarzhaarigen in dessen Klammergriff. 
    „Lass mich los. Ich muss zu meinem Bruder“, fauchte er wütend und fing an, sich zu wehren. 
    „Du hältst jetzt ganz artig still, oder dein Bruder wird darunter leiden“, zischte ihm Jungkook seinen heißen Atem ins Ohr. Jin überlief ein Schauer. Das hatte so eiskalt geklungen, dass er sofort aufhörte zu zappeln. 
    „Braver Junge.“ Jin hörte das Lachen in der Stimme, die ihm weiterhin ins Ohr flüsterte. 
    „JK, lass ihn los. Ich denke, er ist nun vernünftig.“ Hoseok mischte sich glücklicherweise ein. Die Arme um Jin lockerten und entfernten sich schließlich mit einem missmutigen Brummen ganz. Wütend blitzte er Jungkook an.
    Plötzlich vernahm er einen Laut, der an ein unterdrücktes Lachen erinnerte. Suchend sah Jin sich in dem noch immer recht dunklen Raum um, konnte aber nichts Genaues erkennen. Es war einfach nicht hell genug. Besorgt drehte er sich wieder zu seinem Bruder um, der stöhnend zu sich kam. 
    „Tae, geht es dir gut?“, rief Jin besorgt seinem Bruder zu.
    „Jin?“ Tae richtete sich langsam auf. „Du bist gekommen.“ Dann fing er an, zu weinen.
    „Natürlich. Du bist mein Bruder!“ Jin wollte einen Schritt vortreten, doch ein aufforderndes ‚Nicht doch!‘, hielt ihn zurück. 
    „Was hat er getan, dass er so zugerichtet wurde?“ Jin wandte sich Hoseok zu und ignorierte Jungkook geflissentlich. Er konnte diesen Kerl nicht leiden.
    „Er hat versucht, unseren Boss um mehrere Millionen zu betrügen.“ Hoseok blickte Jin ruhig an. 
    Dieser sog scharf die Luft ein. „Was?“ Wütend drehte er sich zu seinem Bruder um. „Bist du jetzt völlig verblödet?“, schrie Jin und musste sich sehr beherrschen, nicht zu seinem Bruder zu stürmen.
    „Es tut mir leid. Es schien so eine sichere Sache zu sein. Aber mich mit der Mafia anzulegen, war ein Fehler, das weiß ich jetzt.“ Schluchzend brach Tae in den Armen der Männer, die ihn hielten, zusammen. 
    Jin war bei den Worten seines Bruders blass geworden. „Die Mafia? Wirklich?“ Fragend drehte er sich zu Hoseok und Jungkook um, die ihn ernst ansahen. „Und was wollt ihr nun von uns?“ Jin schluckte schwer, als er seine Frage stellte. Mit der Mafia legte man sich nicht an.
    „Das wird der Boss entscheiden“, erklärte Jungkook mit einem Funkeln in den Augen. 
   „Und wann kommt euer Boss?“ Jin überkam Angst, große Angst sogar. Wie sollten sie hier bloß lebend wieder herauskommen?
   „Er ist schon die ganze Zeit hier.“ Hoseok deutete in eine Ecke des Zimmers, wo Jin gerade noch so einen großen Ohrensessel erkennen konnte, aus dem nun ein großer Mann mit blonden Haaren aufstieg. Langsam kam dieser näher. Jins Augen wurden rund und ihm klappte der Mund auf, den er schnell wieder schloss. 
    „Rapmon“, flüsterte er entsetzt. Sein Bruder hatte sich mit dem Mafia-Boss Nummer eins angelegt? Jin war sich ziemlich sicher, dass sie heute beide sterben würden.
    „Hmm, du kennst mich“, stellte Rapmon mit tiefer rauchiger Stimme, die Jin einen Schauer über den Rücken jagte, fest.
    „Wer kennt dich nicht? Außer mein verblödeter Bruder.“ Jin winkte in Taes Richtung.
    Ein heißeres Lachen erklang aus dem großen Kerl und dieses Mal überkam Jin eine Gänsehaut am ganzen Körper. Aufstöhnend rieb er sich über die Arme. ‚Ruhig, Jin. Das ist nur die Angst‘, sprach er sich selbst Mut zu.
    „Hoseok hat gesagt, Tae hätte versucht, das Geld zu stehlen. Wie viel hat er denn wirklich unterschlagen?“ Jin wollte verhandeln. Aber dazu müsste er erst einmal wissen, um welchen Betrag es dabei genau ging.
    „Er ist schlau“, kam es lachend von Jungkook, der zu Jins Bruder lief und dessen Kopf anhob, um diesen zu begutachten.
    „Eigentlich nichts. Wir haben seinen Betrug rechtzeitig bemerkt und seinen Plan vereitelt. Allerdings schon die Tatsache, dass er es versucht hat, gehört mit dem Tod bestraft.“ Hoseok sprach das so aus, als wäre ein Leben unbedeutend. Aber was hatte Jin denn auch erwartet? Mitleid? Es war die Mafia, mit der er es hier zu tun hatte!
   „Besteht eine Möglichkeit, das Leben meines Bruders zu retten?“ Jin wirkte äußerlich ruhig, aber innerlich tobte ein Sturm. Er ging alle Möglichkeiten für eine Flucht durch, verwarf aber jede einzelne davon sofort wieder. Es waren einfach zu viele Gegner. Zwei von ihnen hätte er wahrscheinlich überwältigen können, aber gleich fünf? Dann war da auch noch sein verletzter Bruder.
    Hoseok trat zu seinem Boss, der ihm ein Zeichen gegeben hatte. Jin sah, wie sie sich leise unterhielten. „Die gibt es tatsächlich“, warf er ein und drehte sich Jin zu. Dieser horchte auf. Eine Möglichkeit, seinen Bruder zu retten? Mal sehen, was jetzt kam. „Der Boss hat Gefallen an dir gefunden. Er möchte, dass du bei ihm bleibst. Als sein Spielzeug.“ 
    Jin keuchte entsetzt auf. Hinter sich hörte er, wie sein Bruder anfing, zu protestieren. „Nein, Jin, bitte mach das nicht. Das ist es nicht wert. Ich bin das nicht wert.“ 
    Jin sah zu Rapmon. Dieser stand entspannt da und wartete ab.
    „Und was bedeutet das Wort ‚Spielzeug‘ für ihn?“ Sie blickten sich in die Augen, während Hoseok anfing zu erklären.
    „Du wirst in seinem Bett landen und er kann mit dir tun und lassen, was immer er auch möchte.“ In Hoseoks Stimme war keinerlei Mitleid zu hören. Er schien ganz Geschäftsmann.
    „Wirst du mich schlagen und vergewaltigen?“, fragte Jin ruhig. Ein Schrei ertönte und Jin drehte den Kopf. Sein Bruder wehrte sich gegen die Männer, die ihn festhielten. „Das darfst du nicht machen, Jin. Sie sollen mich lieber töten. Jin, nein!“ Schluchzend und schreiend begann Tae, um sich zu schlagen. 
    Mit drei großen Schritten war Jin bei ihm. „Das hättest du dir vorher überlegen sollen und jetzt sei still, ich muss verhandeln.“ Mit diesen Worten schlug er seinem Bruder in die Magengrube, so fest, dass dieser bewusstlos in sich zusammen sackte.
    „Hui, dieser Schlag war nicht von schlechten Eltern. Respekt“, sagte Jungkook und gab den Männern ein Zeichen. Diese verließen anschließend mit ihrer Last in den Armen den Raum.
    Jin atmete ein paar mal tief durch, dann kehrte er zu Hoseok und Rapmon zurück, die alles still beobachtet hatten.
    „Wo waren wir? Also? Wirst du mich schlagen und vergewaltigen?“, wiederholte er seine Frage.
    „Nein, solange du dich nicht gegen mich zur Wehr setzt“, antwortete Rapmon und Jin nickte.
    „Mein Bruder bleibt am Leben und wird nicht gequält oder Ähnliches?“ Ein zustimmendes Nicken des Blonden.
    „Wie lange werde ich hier sein?“ 
    „Bis ich genug von dir habe.“ Rapmon beobachtete Jin mit angehaltenem Atem. Er wollte diesen jungen Mann unbedingt in seinem Bett haben. Allein der Gedanke dessen schlanken Körpers unter seinem machte ihn hart.
    Jin schien zu überlegen. Viele Möglichkeiten hatte er schließlich nicht.
    „Ich möchte das vertraglich festhalten“, sagte er schließlich.
    „In Ordnung“, gab der Mafiosi sein Einverständnis.
    Hoseok gab einen undefinierbaren Laut von sich. „Nam...“, setzte er an, doch sein Boss unterbrach ihn und hob die Hand.
    „Hoseok, hol Papier und Stift. Jungkook, lass uns ein Frühstück bringen und wir setzen uns schon einmal hin.“ Zufrieden steuerte er einen großen Tisch an und setzte sich. Mit der Hand bedeutete er Jin, zu seiner linken Seite Platz zu nehmen, was dieser dann auch schweigend tat.
    Während Hoseok und Jungkook verschwanden, durchdachte Jin die Punkte, die er vertraglich festhalten lassen wollte. Dabei bemerkte er nicht, dass Rapmon ihn ununterbrochen beobachtete.

    Rapmon war von dem jungen Mann überrascht gewesen, der tatsächlich hierhergekommen war, um seinen Bruder zu retten. Taehyung hatte ihm bereits mehrfach erzählt, wie hübsch sein Bruder sei, doch er hatte es als Bruderkomplex abgetan. Auch, dass dieser schwul war, entschlüpfte dem naiven Jungen. Aber erst, nachdem Namjoon ein Bild von Jin gesehen hatte, glaubte er Tae. 
    Als Jin dann hier auftauchte und Jungkook dessen Körper nach versteckten Waffen durchsuchte, musste er sich schon schwer beherrschen, nicht einzugreifen.
    Dann war da noch diese schöne, sanfte Stimme. Er wollte ihn seinen Namen stöhnen und schreien hören, wenn dieser kam. Und er würde kommen, sehr oft sogar!
    Namjoon schüttelte über sich selbst den Kopf. Was war nur in ihn gefahren, dass er sogar bereit war, einen Vertrag aufzusetzen?
    Ein leises Lachen stieg in ihm hoch. Anscheinend war er tatsächlich untervögelt, wie Jungkook erst letztens behauptet hatte. Nachdenklich beobachtete er Jin, der reglos, in Gedanken versunken neben ihm saß und wartete.

    Endlich öffnete sich die Tür und Hoseok kam mit Papier und Stift zurück. Er setzte sich neben seinem Boss auf den Stuhl und fing an zu schreiben.
    „So“, wandte sich Rapmon an Jin. „Was sind deine Bedingungen?“
    Jin überlegte, womit er beginnen sollte. „Ihr werdet meinen Bruder nicht töten. Er wird als lebender Mann hieraus hervorgehen.“ Rapmon nickte Hoseok zu, der sich über den Vertrag beugte und alles aufschrieb.
    „Weiter?“ 
    „Auch werdet ihr ihn nicht quälen oder auf sonst irgendeine Weise verletzen. Ihr werdet ihn gut behandeln“, fuhr Jin fort. 
   Rapmon zog erstaunt eine Augenbraue in die Höhe. Jin hatte erst Sorge um seinen Bruder. Erneut nickte er zustimmend und Hoseok schrieb.
    Ein aufforderndes Nicken in Richtung Jin veranlasste diesen dazu, weiterzusprechen. „Ich darf meinen Bruder jederzeit besuchen.“ 
    „Nein!“ Kurz und knapp. Jin seufzte frustriert. Er hatte sich schon gedacht, dass er diesen Punkt nicht durchbringen würde.
    „Dann zu mir. Keine Schläge, keine Vergewaltigung, keinen unnatürlichen Sex und du verletzt mich nicht absichtlich.“ 
    Der Blonde nickte. „Sonst noch was?“ Jin schüttelte den Kopf.
    „Nun gut. Dann zu meinen Bedingungen. Ich darf jederzeit und an jedem Ort mit dir schlafen.“ Schweigend wartete er auf Jins Einverständnis. Dieser nickte kurz. 
    „Außerdem darf ich Spielzeug an dir ausprobieren.“ Er hob die Hand, als Jin den Mund öffnete, um Einspruch zu erheben. „Keine Angst. Ich benutze und mache nichts, was gegen deine Regeln verstößt!“ 
    Jin sah ihn mit großen Augen an, dann nickte er zögernd.
    „Du wirst nicht vor mir davonlaufen und du bleibst so lange mein Gast, bis ich dich frei gebe.“ 
    Jin überlegte. Der Punkt, mit dem nicht davonlaufen, passte ihm nicht. Widerstrebend willigte er ein.
    „Gut, das war es fürs Erste“, sagte Rapmon und stand auf. Er überflog noch einmal den Vertrag, dann unterschrieb er. Danach reichte er ihn an Jin weiter, der diesen ebenfalls noch einmal durchging und anschließend seine Unterschrift neben Namjoons setzte. 
    Erstaunt blickte Jin auf. „Dein Name lautet Namjoon?“ 
    Namjoon nickte. „Ja, was dagegen?“ 
    „Nein, er klingt nur so menschlich.“ Jin zuckte mit den Schultern.
    Namjoon fing an, laut zu lachen, was Hoseok erstaunt aufsehen ließ. So hatte er seinen Boss schon lange nicht mehr lachen gehört. Er unterdrückte ein Schmunzeln. Vielleicht war es doch gut gewesen, dass Jungkook sich für Taehyungs Leben einsetzte, weil er Gefallen an dem Jungen gefunden hatte. So sind sie schließlich auch Jin begegnet, den sein Boss anscheinend ziemlich faszinierend fand.
    Das könnte interessant werden.

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Hui, Kapitel Zwei.
Über Rückmeldung würde ich mich natürlich freuen. 😘

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