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Ein Jahr später
„Oh, Jimin. Ich kann das einfach nicht“, jammerte Jin und zerrte an seinem weißen Smoking. Eine neue Welle der Panik überflutete ihn und er brach in Tränen aus, während er sich die Haare raufte.
„Ganz ruhig, Jinnie“, versuchte der nun Rosahaarige seinen Freund zu beruhigen. Hilflos sah der Arzt zu Bambam, der genauso hilflos die Schultern zuckte. Seit einer knappen halben Stunde versuchten sie Jin zu beruhigen, der sich immer mehr in eine ausgewachsene Panik stürzte.
„Ich kann mich nicht beruhigen! Wie soll ich das denn schaffen? Wie soll ich ihm gerecht werden? Wie soll ich ihn denn unterstützen? Wie ...?“ Jin fing an, zum dritten Mal zu hyperventilieren und Bambam hielt ihm schweigend die Papiertüte hin. Sofort stülpte Jin sich diese über Mund und Nase und versuchte gleichmäßiger zu atmen.
Plötzlich öffnete sich die Tür und Tae erschien. „Wo bleibt ihr denn? Er wartet ...“, erschrocken brach er ab, als er seinen Bruder in seinem aufgelösten Zustand sah. „Jin, was ist denn los?“
Sofort stürzte Jin sich in seine Arme. „Oh, Taehyungie. Ich kann das nicht. Du musst mir helfen. Er kann mich doch nicht dazu zwingen, das zu tun, oder? Oder? Vielleicht sollten wir davonlaufen? Das hätten wir schon ganz am Anfang tun sollen. Genau, ich werde abhauen, damit er mich nicht findet. Aber wohin? Ich meine ...“ Während Jin sich aufgelöst von seinem Bruder löste und Pläne schmiedete, was er tun könnte, wurde ein verwirrt dreinblickender Tae zur Seite gezogen.
„Er will sich einfach nicht beruhigen und wir wissen nicht, was wir sonst noch tun sollen“, erklärte Jimin und beobachtete Jin, wie dieser unruhig im Raum herumlief. Plötzlich machte der Braunhaarige einen Satz zum Fenster und kletterte auf die niedrige Brüstung. Sofort stürzten Jimin und Bambam zu ihm und zogen ihn zurück in den Raum.
„Nein, lasst mich los. Ich kann das nicht.“ Jin wehrte sich nach Strich und Faden, da ertönte ein Nachrichtenton.
Tae zog sein Handy heraus und las die Nachricht. Er war geschockt über den Zustand seines Bruders. „Jungkook fragt, wo wir bleiben“, sagte er tonlos und hob erneut den Blick.
Jin stieß einen lauten Jammerton aus und ließ sich zu Boden sinken. Das Gesicht in den Händen vergraben, schluchzte er leise vor sich hin. „Er hat es mir ja gesagt. Er hat mir gesagt, er würde mich niemals freilassen und nun will er mich für immer an sich binden. Aber was ist mit mir? Warum fragt mich denn niemand, was ich möchte?“ Mit einem unterdrückten Fluch sprang er wieder auf. „Er kann mich doch nicht einfach dazu zwingen. Oh nein, Kim Namjoon! Das werde ich nicht zulassen“, versprach Jin und drehte in dem engen Raum weiter seine Kreise.
Während die drei Männer den Braunhaarigen schweigend und hilflos beobachteten, öffnete sich ein weiteres Mal die Tür und Yoongi erschien.
„Verdammt, wo bleibt ihr denn?“ kam die gleiche Frage, die auch Taehyung gestellt hatte. Sprachlos blieb er in der Tür stehen und betrachtete Jin, der vor sich hin schimpfend mit den Händen fuchtelte, nur um im nächsten Augenblick in Tränen auszubrechen und danach wieder anfing zu schimpfen und dabei seine Flucht plante.
„Hat er seine Tage?“ Fragte er trocken und schüttelte belustigt den Kopf, was ihm von seinem Verlobten einen Schlag gegen seine Brust einbrachte. „Autsch, ist doch wahr.“ Verteidigte er sich, dann rieb er über die schmerzende Stelle.
Jin nahm den Neuankömmling erst jetzt wahr und stürzte sich auf ihn. „Yoongi. Du wirst mir helfen, nicht wahr? Du kannst mich noch am wenigsten leiden und bist bestimmt froh, wenn ich nicht mehr da bin, also hilf mir“, bettelte er. „Ich muss fliehen. Er darf das nicht tun. Ich meine, wenn ich weg bin, dann bist du mich los und hast deinen Jimin wieder ganz für dich alleine!“
Jin war gar nicht bewusst, dass das, was er sagte, nicht logisch war, denn Yoongi hatte ihm im letzten Jahr mehrfach bewiesen, dass er ihn mochte. Ratlos blickte nun auch Yoongi um sich und sah nur zuckende Achseln.
„Das stimmt so nicht, Jin. Ich mag dich sogar von ganzem Herzen. Namjoon hätte nichts Besseres passieren können, als dir zu begegnen.“
„Arghhh, Namjoon. Namjoon? Namjoon! Und was ist mit mir? Hääää? Er will mich doch nur weiterhin gefangen halten!“ Jin fing erneut an zu hyperventilieren, riss Jimin die Papiertüte aus der Hand und atmete panisch hinein.
„Wie lange geht das denn schon so?“ Yoongi sah Jimin an, der auf seine Uhr blickte.
„Ungefähr vierzig Minuten“, antwortete dieser und hob hilflos die Hände.
„Und ihr habt es nicht geschafft, ihn zu beruhigen?“ Yoongis Blick glitt zu Jin, der weiterhin in die Tüte schnaufte. „Kannst du ihm nicht ein Beruhigungsmittel spritzen?“
Jimin deutete auf eine Spritze auf dem Tisch. „Das hat er bereits!“ Seufzte er und rieb sich ratlos über den Nacken. „Wenn ich ihm noch mehr gebe, schalte ich ihn damit komplett aus.“
„Oh, Mann. Typisch Jin!“ Yoongi konnte sich ein unterdrücktes Lachen einfach nicht verkneifen, was ihm einen bösen Blick seines Verlobten einbrachte.
Wieder öffnete sich die Tür und Jungkook sowie Hoseok erschienen.
„Was ist denn los? Wir warten auf ...“, Hoseok brach staunend ab. Jin hatte die Tüte zur Seite geworfen und war auf ihn zugestürzt.
„Hobi, Hope ... meine Hoffnung. Ich bin mir sicher, du hilfst mir. Du musst mir eine falsche Identität und einen dazugehörigen Ausweis machen, und zwar gleich.“ Jin zerrte fordernd an seinem Anzug.
„Aber warum denn?“ Hoseok fühlte sich mit der Situation etwas überfordert.
„Warum? Du fragst mich, warum? Den brauche ich zur Flucht“, erklärte Jin ihm in einem Ton, als wäre er schwer von Begriff.
„Flucht? Wovor willst du denn fliehen?“ Nun war es Jungkook, der das fragte.
„Wovor? Vor all dem hier!“ Jin zeigte mit einer weit ausholenden Geste auf seine Umgebung.
„Du planst wirklich davonzulaufen? Vor deiner Familie, deinen Freunden, deinem Zuhause, deinem Geliebten und deiner Zukunft? Wirklich?“ Jungkook schien der Einzige, der einen klaren Kopf bewahrte.
Jin wurde ganz plötzlich ruhiger und starrte Jungkook einfach nur an. Langsam ging er ein paar Schritte zurück und lehnte sich gegen den Tisch, der hinter ihm stand. Abschätzend beobachtete er, wie die anderen ihm folgten und sich somit im Raum verteilten. Bambam und Hobi stellten sich vor das Fenster und versperrten ihm damit diesen Fluchtweg. Jimin, Yoongi und sein Bruder in die Ecke rechts von ihm. Blieb nur noch Jungkook, der sich etwas seitlich der Tür gegen die Wand lehnte.
„Und, Jin? Wie sieht es aus? Möchtest du das wirklich aufgeben?“, hakte der schwarzhaarige Leibwächter nach und sein Blick richtete sich auf den Ring an seinem Finger.
Jin sah dadurch endlich seine Chance gekommen. Langsam richtete er sich auf und schlenderte zur Tür. „Nun ja“, begann er. „Wenn du mich so fragst... Ja!“ Jin riss die Tür auf und wollte hindurchschlüpfen. Er hatte es fast geschafft, da schlangen sich auch schon zwei starke Arme um ihn. Gleichzeitig hörte er die anderen schreien, während er frustriert die Augen schloss.
„Lass mich los, du Schuft. Ich muss hier weg! Bitteeee...!“, schrie und bettelte er. Er wusste ja selbst nicht, was mit ihm los war. Mit geschlossenen Augen krallte er sich in die Arme, die um seine Mitte lagen. Plötzlich stieg ihm ein Duft in die Nase, der ihm vertraut war.
„Namjoooon...“, schluchzte er und drehte sich in dessen Armen um. Sofort kuschelte er sich an den großen Körper, dessen Umarmung ihm eine herrliche Wärme spendete.
„Was ist denn los mit dir, Kätzchen?“ Namjoons tiefe Stimme wirkte beruhigend auf ihn und endlich spürte Jin, wie sich seine Gedanken entwirrten.
„Ich weiß es nicht. Ich möchte das alles ja auch, aber ...“, schniefend brach er ab. „Ich liebe dich. Ich liebe euch alle und dennoch ...! Bist du dir auch wirklich sicher, dass du diesen Schritt mit mir gehen möchtest?“ Mit Tränen in den Augen sah er hoch in Namjoons Augen. Der Mafioso blickte ihn liebevoll an.
„Ganz sicher“, sagte er überzeugt. „Jin, du bist der Mann, den ich liebe. Der Mann, den ich für den Rest meines Lebens an meiner Seite wissen möchte. Mit dem ich Kinder adoptieren und groß ziehen will. Mit dir will ich alt und grau werden. Ungezügelten Sex haben und dich immer um mich wissen. Ich will mit dir jeden Morgen aufwachen und jeden Abend wieder ins Bett gehen. Ich möchte so viel und das alles mit dir an meiner Seite.“
Namjoon hatte ihm zwischen jedem Satz einen Kuss aufgedrückt, was Jin langsam aber sich zum Kichern brachte. Seufzend entspannte er sich zunehmend mehr. „Gib es zu. Du möchtest mich damit nur noch mehr an dich fesseln!“ Äußerte Jin und hielt die Luft an, als Namjoon den Kopf schüttelte.
„Nein, Kätzchen. Damit möchte ich mich an dich fesseln. Du hast mein Herz in Ketten gelegt. In die Ketten deiner Liebe und deines wunderbaren Wesens. Ich bin ein Gefangener meiner Liebe zu dir und wenn du das alles hier nicht möchtest, dann lassen wir es eben.“
Jin starrte Namjoon sprachlos an. „Woher kommen denn deine Worte? Hast du die gegoogelt?“
Namjoon errötete etwas und grinste beschämt. „Verdammt, du hast mich ertappt. Zum Teil aus dem Internet, zum Teil von unseren Leuten hier“, gab er zu.
Endlich fiel Jins Spannung von ihm ab und er fing an zu lachen. Sein quietschiges Gelächter nahm auch den anderen ihre Anspannung und manche fingen erleichtert an, zu Grinsen.
„Ich liebe dich so sehr, Joonie“, flüsterte Jin und drückte seine Lippen auf die des Größeren. In den Kuss versunken ignorierten sie die leisen Gespräche, die ihre Freunde aufnahmen. Namjoon hielt Jin noch eine ganze Weile in seinen Armen, bis dieser sich endlich von ihm löste.
„Wollen wir?“ Fragend sah der Mafia-Boss ihn an. Jin jedoch schüttelte den Kopf und Namjoon, genau wie die anderen, seufzten resigniert. Irgendwie hatte er geahnt, dass es nicht so einfach werden würde. „Was ist los, Kätzchen?“
„Ich möchte nicht alleine ...“, den letzten Teil des Satzes hatte Jin gegen Namjoons Brust genuschelt, weswegen dieser ihn nicht verstand.
„Was willst du nicht alleine?“, hakte der Mafiosi nach und musste Grinsen. Er konnte sich schon denken, worauf das hinauslaufen würde.
„Ich möchte nicht alleine vor den...“, wieder genuschel gegen seine breite Brust. Namjoon musste sich schon sehr zusammenreißen, nicht zu lachen. Nun war er sich ziemlich sicher, auf was sein Kätzchen hinaus wollte.
„Tut mir leid, ich habe dich wieder nicht verstanden“, sagte er unschuldig und beobachtete Jin, der mit geröteten Wangen zu ihm hochsah.
„Oh, Mann. Hörst du schlecht oder was? Ich möchte nicht alleine vor den Traualtar treten!“ Er war mit jedem Wort lauter geworden. Jetzt schlug er sich erschrocken die Hand vor den Mund und blickte in die Runde. Alle sahen ihn sprachlos an.
„Und was bedeutet das jetzt?“ Namjoon blieb erstaunlich ruhig, bemerkte Jin irritiert.
„Ähmm. Ich möchte, dass die da auch heiraten!“ Dabei zeigte er auf die anderen im Raum.
Jimin und Bambam fingen an zu kichern, während Hoseok, Jungkook und sein Bruder nur wissend grinsten.
Yoongi war der Einzige, der etwas dazu sagte. „Verdammt, Namjoon. Du hattest wieder mal Recht. Ich hätte nicht geglaubt, dass er das von uns verlangt. Ich gebe dir dein Geld später!“
Jin starrte nacheinander jeden einzelnen verwirrt an. Was war hier eigentlich los?
Jimin bemerkte seinen hilflosen Blick und begann zu erklären. „Der Boss wusste, so etwas in dieser Art würde passieren. Zwar hatte er nicht mit deiner ausgewachsenen Panik-Attacke gerechnet, aber damit, dass du nicht alleine heiraten möchtest. Darum hat er uns beauftragt, unsere Heiratspapiere zu beantragen. Außerdem hatte er uns damals belauscht, als du, Bambam und ich davon sprachen, wie toll es doch wäre, wenn wir alle zusammen vor dem Altar stehen würden.“
„Wir alle haben nichts dagegen zu heiraten und hatten das früher oder später ja auch alle geplant. Nun wird es für manche eben etwas früher“, übernahm Tae und lächelte ihn aufmunternd an. Er stand jetzt an der Seite seines Verlobten und hatte seine Hände mit diesem verschränkt.
Jin blickte weiter zu Hoseok und Bambam, die ebenfalls Händchen hielten. Yoongi hingegen hatte von hinten seine Arme um Jimin geschlungen und sein Kinn lag auf dessen Schulter.
„Ich bin sprachlos. Na ja, fast“, begann Jin. „Und ihr seid euch auch alle sicher, dass ihr das tun wollt? Ich meine, an meiner und Namjoons Seite ebenfalls zum Altar zu schreiten?“
Alle nickten lächelnd und Jin atmete mehrmals tief durch, um die aufsteigenden Tränen wegzublinzeln. „Verdammt, ich habe die beste Familie überhaupt. Ich liebe euch alle so sehr.“ Inzwischen brach er doch in Tränen aus. Nur dieses Mal waren es Freudentränen.
So kam es, dass sich eine halbe Stunde später acht Mafiosi ihr Ja-Wort gaben. Während Jin seinen Nachnamen beibehielt, wurde aus Kim Taehyung ein Jeon Taehyung. Aus Park Jimin ein Min Jimin und aus Bhuwakul Kunpimook wurde Jung Kunpimook oder einfach nur Jung Bambam.
Am selben Abend auf dem Anwesen der Mafiosi
Der Mafia-Boss lehnte sich leicht in seinem Stuhl zurück und betrachtete zufrieden die Szene vor sich. Sie saßen im Esszimmer an einem Fest-Bankett und unterhielten sich fröhlich, während sie aßen. Auf seinen Schenkeln und an ihn gekuschelt saß der Mann, der sein Herz in seinen Händen hielt und nun endlich sein Ehemann war. Zärtlich ließ Namjoon seine Hand über Jins Seite gleiten und spürte schmunzelnd, wie dieser erschauerte. Jin reagierte so unglaublich heftig auf ihn, was ihn immer wieder amüsierte. Er ließ wohlwollend seinen Blick über seine Männer gleiten.
Da waren Jungkook und Jins Bruder Tae, die sich Händchen haltend an den lebhaften Gesprächen beteiligten und inzwischen ebenfalls verheiratet waren. Gelegentlich wurde Jungkook von Tae mit Obst gefüttert und bedankte sich jedes Mal mit einem Kuss bei ihm.
Dann kamen Jimin und Yoongi. Die beiden waren schon etwas länger zusammen und Namjoon hätte niemals erwartet, dass Yoongi jemals heiraten würde, auch wenn dieser den mittlerweile rosahaarigen Arzt vergötterte. Jimin schmiegte sich von der Seite an seinen Geliebten, welcher immer wieder einen zärtlichen Blick über seinen Ehemann gleiten ließ.
Zu guter Letzt betrachtete er Hoseok und Bambam. Bambam war erst später zu ihnen gekommen, hatte sich aber als eine Bereicherung ihrer kleinen Gruppe erwiesen. Bei Hobi hatte Namjoon allerdings immer gedacht, er wäre ein absoluter Hetero. Dies stellte sich allerdings als absolut falsch heraus. Der Anwalt mochte zwar auch Frauen, aber sein Herz gehörte seit ihrer Kindheit eindeutig dem Mann an seiner Seite, mit dem auch er nun verheiratet war.
Tiefe Zufriedenheit durchflutete Namjoon. Er war das erste Mal seit sehr langer Zeit wieder glücklich und das hatte er dem Energiebündel auf seinem Schoß zu verdanken. Auch wenn Jin am Anfang sein Gefangener war, so war es jetzt eindeutig umgekehrt. Der junge Mann mit seinem wundervollen Wesen, seiner Ehrlichkeit, seiner Stärke, seinem liebevollen Gemüt hatte im Sturm sein Herz erobert.
Jin war letztlich Namjoons ‚Gefangene Unschuld‘.
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Das ist das Vorletzte Kapitel meiner Story Mafia - Gefangene Unschuld.
Da es sich so viele gewünscht haben, kommt noch ein letztes Kapitel.
Viel Spass damit...
Ich, eine absolute Romantikerin konnte es nicht lassen, als alle zusammen vor den Traualtar zu zerren. Ich bitte um Nachsicht! 😂
Auch den Titel meines Buches musste ich noch mit einbringen und hoffe, das mir dies auf diese Weise auch gelungen ist. 🤗
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