Zwei Wochen später wollte Jin endlich einen Schlussstrich bezüglich Lim Kibum ziehen. Er wusste, dass dieser als ein Gefangener hier im Haus lebte, hatte ihn aber seit seiner Entführung nicht mehr gesehen. Der Drang, den Mann zu töten, wurde mit jedem Tag stärker, bis er fast nicht mehr auszuhalten war. Normalerweise war Jin nicht blutrünstig, doch diesen Mann wollte er tot sehen. Und das sollte, nein, es musste durch seine eigene Hand geschehen. Doch Jin wusste aber auch, dass es ihm nicht nur reichen würde, den Mann zu töten. Nein, er musste diesem Gestörten beweisen, dass er nicht gebrochen war und niemals aufgeben würde.
Gerade saß Jin alleine am See und starrte nachdenklich über die glitzernde Wasseroberfläche. Er durchdachte alles, was er mit Jimin an dem Tag besprochen hatte, als dieser ihn noch einmal untersuchte. Dabei kam er zu dem Entschluss, dass dessen Vorschlag die einzige Möglichkeit war, um mit allem abzuschließen. Aber wäre auch Namjoon dazu bereit, dies mit ihm durchzuführen?
Jin nickte unbewusst. Er musste das endlich zu Ende bringen. Er wollte diesen Abschluss und das so bald wie möglich. Also sollte er vielleicht endlich einmal mit Namjoon über seinen Plan reden. Seufzend stand Jin auf und ging zurück zur Villa.
Namjoon saß alleine in seinem Büro an seinem Schreibtisch und versuchte sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, doch immer wieder schweifen seine Gedanken ab zu dem Mann, den er liebte. Er spürte, dass Jin immer schlechter schlief und eine zunehmende Unruhe in dem Braunhaarigen aufstieg, deshalb machte er sich große Sorgen, sein Kätzchen könnte sich wieder in seine verschiedenen Persönlichkeiten spalten.
Er hatte versucht, mit Jimin darüber zu reden und ihn nach Jins psychischer Verfassung ausgefragt, doch dieser hatte ihn auf seine Schweigepflicht hingewiesen und nichts verraten. Nachdem er damit gedroht hatte, er sei hier doch eigentlich der Boss und habe das Sagen, hatte sich der Arzt beleidigt von ihm abgewandt und trotzig geschwiegen. Namjoon war schließlich äußerst unzufrieden zurück in sein Büro gestapft. Diese beiden Männer raubten ihm noch den letzten Nerv. Was mussten sie auch beste Freunde werden? Andererseits war Namjoon auch wiederum froh, dass sie sich so gut verstanden, denn so hatte Jin jemand anderen außer ihm, dem er sich anvertrauen konnte.
Ach, es war zum Verzweifeln! Frustriert strich er sich ein paar Strähnen aus der Stirn und stützte sein Kinn auf seine Hände, da öffnete sich plötzlich die Tür. Jin streckte den Kopf herein und suchte seinen Blick.
„Hättest du kurz Zeit für mich?“, fragte der Braunhaarige unsicher und wirkte dabei etwas nervös.
Der Mafia-Boss richtete sich auf und winkte Jin herein. „Klar. Komm rein, Kätzchen.“ Langsam schob er seinen Stuhl etwas zurück und sah dabei zu, wie Jin auf ihn zukam. Ohne zu zögern, setzte sich sein Kätzchen auf seine Schenkel und legte die Arme um ihn.
„Joonie, ich habe eine Bitte“, begann Jin leise und sah ihm direkt in die Augen. „Ich möchte zu Kibum!“ Der Mafia-Boss verspannte sich und schüttelte den Kopf, weshalb Jin schnell weiter sprach. „Bitte, hör mir zu“, verhinderte er Namjoons Einspruch. „Ich muss damit endlich abschließen. Das Ganze hat mich doch mehr mitgenommen als zunächst angenommen. Ich bekomme immer öfter Albträume. Der Gedanke, dass dieser irre Psychopath immer noch lebt, bringt ein Grauen in mir hoch, dem ich nichts entgegensetzen kann. Das macht mich noch kaputt! Ich möchte mich nicht noch einmal so zerrissen fühlen, wie damals, nachdem man mich ...“ Jin unterbrach sich. Seine Stimme zitterte und er atmete ein paarmal tief durch.
Namjoon streichelte seinem Geliebten beruhigend über den Rücken. „Ich weiß, Kätzchen. Ich kann deine Unruhe spüren. Willst du ihn einfach nur mal sehen, oder hast du etwas anderes vor?“
Jin hob seufzend den Kopf, küsste Namjoon kurz auf die Lippen und begann zu sprechen. „Du kennst mich zu gut“, antwortete er, dann erläuterte er dem Mafioso seinen Plan.
Namjoon hörte schweigend zu und nickte gelegentlich bestätigend. Als Jin fertig war, hatte er den Braunhaarigen beschützend an seine breite Brust gezogen. „Und du beabsichtigst das wirklich durchzuziehen?“ Er spürte Jins Nicken an seiner Brust. „In Ordnung“, stimmte er zu. „Wann willst du es tun?“
Sein Kätzchen hob den Kopf. „Heute Abend“, antwortete er. Dabei funkelten seine Augen erwartungsvoll. Bald würde er seine Rache bekommen und der Mafia-Boss spielte darin eine große Rolle. Zufrieden schmiegte er sich an Namjoon und fiel das erste Mal seit Tagen in einen entspannten Schlaf. Jin spürte nicht einmal, wie Namjoon ihn in ihr Schlafzimmer brachte und ins Bett legte, wo er selig weiter schlummerte.
Kibum saß in seinem Gefängnis, welches ein Raum mit einem Bett und einer Toilette war und langweilte sich. Obwohl er dafür verantwortlich war, Jin getötet zu haben, behandelte man ihn gut. Seine Wunden waren verheilt und er bekam regelmäßig zu essen.
In Gedanken ging er immer wieder die letzten Minuten von Jins Dahinscheiden durch. Der verzweifelte Schrei des Mafia-Bosses war herzallerliebst. Die Qual, die er aus dem Schrei heraus gehört hatte, machte Jins Tod um ein Vielfaches befriedigender. Da hatte er die Schmerzen danach, durch die Faust des Mafia-Bosses, gerne in Kauf genommen.
Kichernd ließ er das Ganze noch einmal Revue passieren und spürte, wie er hart wurde. Mit einem perversen Grinsen glitt seine Hand in seine Hose und er bearbeitete, wie fast jeden Tag, genussvoll sein Glied. Dabei dachte er immer wieder an die toten Augen des Mannes, den er wohl niemals mehr aus seinen Gedanken bekommen würde. Er spürte, wie der Druck in seinem Unterleib stieg und kam, mit einem gestöhnten ‚Jin‘ auf den Lippen, in seiner Faust. Zufrieden machte er sich sauber, dann legte er sich auf das Bett. Es war Mittag und bald würden sie ihm sein Essen bringen. Mal sehen, was es heute Köstliches gab.
Nachdem Namjoon seinen Geliebten ins Bett gebracht hatte, lief er nachdenklich die Treppen nach unten. Er war sich nicht sicher, ob das, was Jin vorhatte, das Richtige für sein Kätzchen war. Deshalb suchte er Jimin ein weiteres Mal auf. Er fand diesen in seinem Krankenzimmer, wo er gerade einen der jüngeren Leibwächter verarztete, der sich bei seinem Training verletzt hatte.
„Schone das ein paar Tage, dann dürfte es dir keine größeren Beschwerden mehr verursachen. Nimm das Schmerzmittel nur bei Bedarf ein.“ Mit diesen Worten entließ der Arzt den jungen Mann und scheuchte ihn aus dem Raum.
„Ach ... und was will der Boss von mir?“ Jimins Stimme klang sarkastisch. Er war ihm wohl immer noch böse, denn er verräumte schweigend seine Utensilien und machte keine Anstalten, sich dem Mafioso zuzuwenden.
Wenn Namjoon so darüber nachdachte, war der Grauhaarige ihm in der letzten Zeit tatsächlich aus dem Weg gegangen. Vielleicht sollte er sich erst einmal bei ihm entschuldigen. Namjoon räusperte sich und begann zu sprechen. „Hör zu, Jimin. Wenn ich zu harsch dir gegenüber war, dann tut es mir leid“, begann er und sah erleichtert dabei zu, dass der Arzt sich zu ihm umdrehte. „Allerdings bin ich erneut wegen Jin bei dir.“
Nun war Jimins Neugier geweckt, also nickte er dem Blonden auffordernd zu.
„Jin geht es nicht gut. Er schläft schlecht, wird zunehmend unruhiger und auch deutlich schreckhafter“, erzählte Namjoon und beobachtete, wie Jimin darauf reagierte.
Jimin seufzte und nickte gedankenverloren. „Ich weiß. Er war bei mir und hat mit mir darüber gesprochen. Ich durfte nichts sagen, darum hatte er mich ausdrücklich gebeten. Ich habe ihm gesagt, er solle mit dir sprechen, aber er meinte nur, dass er dich nicht beunruhigen wolle.“ Jimin rieb sich frustriert über den Nacken. „Manchmal hasse ich meine Schweigepflicht.“
„Das glaube ich dir“, stimmte Namjoon zu, dann sprach er weiter. „Heute ist Jin mit einem Anliegen zu mir gekommen, bei dem ich nicht weiß, ob es die richtige Lösung für ihn ist.“ Er hob die Hand, als der Arzt etwas sagen wollte. „Versteh mich nicht falsch. Ich möchte Jin helfen und werde ihn auf jeden Fall unterstützen, aber ich habe auch Angst, dass es ihn dann erst recht aus der Bahn wirft. Er hat schließlich wirklich Schlimmes durchgemacht und das nicht zum ersten Mal.“
„Ich weiß, was du meinst. Ich mache mir ja auch Sorgen. Mit welchem Anliegen ist er denn zu dir gekommen?“
„Das Anliegen, welches ihr beiden wohl schon vor zwei Wochen besprochen habt.“ Namjoon ließ Jimin nicht aus den Augen.
Jimin zog den Kopf ein. Jin war jetzt wohl endlich so weit und wollte seinen Schlussstrich ziehen. Einerseits hielt er das, was sein Freund vorhatte, für die einzige Möglichkeit dazu, dies zu schaffen. Andererseits hatte er genau wie Namjoon seine Bedenken deswegen.
„Wie ich sehe, weißt du ganz genau, was ich meine. Jetzt möchte ich wissen, was du davon hältst.“Namjoons Stimme war um einige Oktaven tiefer gerutscht, was dem Arzt zeigte, dass er sich dieses Mal nicht ohne Erklärung aus der Affäre ziehen konnte.
„Was ich davon halte? Sagen wir mal so. Wenn Jin so weiter lebt, wie bisher, wird er mit großer Wahrscheinlichkeit wirklich daran zerbrechen und ich bin mir nicht sicher, ob das dann gut geht. Er war damals so nahe daran, sich aufzugeben. Allerdings denke ich, sollte er diesen Plan durchziehen, er gute Chancen hat, das alles besser zu verarbeiten. Euch wird nichts anderes übrig bleiben, als das zu tun, was er vorhat“, antwortete Jimin überzeugt.
Namjoon starrte nachdenklich vor sich hin. „Gut, dann werden wir wohl heute Abend diesem Psychopathen einen Besuch abstatten. Mal sehen, was er dazu sagt, wenn er Jin sieht. Ich möchte, dass du dabei bist, falls Jin doch zusammenbrechen sollte. Auch sein Bruder Tae, Jungkook und Yoongi sollen dabei sein. Es darf dabei nichts schiefgehen, ich werde nicht das geringste Risiko eingehen. Denkst du, Jin stört es, wenn ihr dabei seid?“
„Nein. Ich denke, gerade dann fühlt er sich sicher. Aber trotzdem solltest du ihn vorher darauf ansprechen.“ Jimin saß mittlerweile auf einem Drehstuhl, während Namjoon sich gegen eine Liege lehnte. Sie sprachen noch etwas darüber, wie sie Jin unterstützen konnten, dann trennten sie sich voneinander.
Namjoon gab Befehle und ließ einen Raum vorbereiten, während Jimin anfing, einige Medikamente zusammenzusuchen, die sie eventuell benötigen würden.
Etwas später erwachte Jin ausgeruht und blieb noch einen Augenblick liegen. Dann streckte er sich und schwang die langen Beine aus dem Bett. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass er gut drei Stunden geschlafen hatte und es Zeit für das Abendessen war. Nachdem er sich im Bad noch etwas erfrischt hatte, ging er hinunter ins Esszimmer. Er hörte schon auf der Treppe, wie die anderen sich miteinander unterhielten. Ihm wurde bewusst, dass es dabei um ihn ging, denn er hörte mehrmals seinen Namen. Er öffnete die Tür und trat ein. Sofort richteten sich alle Augen auf ihn.
Tae sprang auf, als sein Bruder den Raum betrat. „Jin! Willst du das wirklich tun?“, fiel er gleich mit der Tür ins Haus.
Jin seufzte und blickte seinen Geliebten vorwurfsvoll an. Der Mafioso zuckte jedoch nur mit den Schultern und aß gemütlich weiter. Jin wusste, er brauchte gar nicht erst unwissend zu tun, darum antwortete er einfach mit einem knappen ‚Ja!‘.
„Aber warum denn? Dir geht es doch gut.“ Tae führte seinen Bruder zu einem Stuhl gleich neben seinem Boss.
„Mir geht es eben nicht gut und je länger ich warte, desto schlimmer wird es. Ich habe Albträume, Tae. Diese werden mit jedem Tag, der vergeht, schlimmer. Ich muss das endlich beenden und damit abschließen. Das kann ich aber nur, wenn Kibum tot ist.“
Tae sah Hilfe suchend zu Jungkook. „Dir ist aber schon klar, dass fast alle dabei sind und dir dabei zusehen werden?“
Jin blickte erneut zu Namjoon, der noch einmal mit den Schultern zuckte. „Das habe ich mir schon gedacht. Da ich euch aber als Familie ansehe, geht das für mich in Ordnung. Es wäre wahrscheinlich ohnehin egal, wenn ich was dagegen hätte. Ist es nicht so?“ Der letzte Satz ging an den Mafia-Boss, der wieder einmal nur die Schultern hob und wieder fallen ließ.
„Bambam und ich werden nicht dabei sein“, warf Hoseok ein und Bambam nickte.
„Natürlich werdet ihr das. Wenn ich schon Zuschauer haben werde, dann möchte ich, dass meine ganze Familie dabei ist“, beharrte Jin und sah in die Runde. Jeder von ihnen blickte ihn erstaunt an. Bambam sprang sogar auf und umarmte ihn.
„Du siehst auch mich als Familie an?“, fragte er gerührt und mit Tränen in den Augen.
„Natürlich! Du bist Hoseoks große Liebe und hast geholfen, mich zu finden“, erklärte Jin, tätschelte den Hacker und hob nun selbst die Schultern.
„Also ist es beschlossene Sache. Haltet euch um zwanzig Uhr bereit, dann gehen wir zu ihm. Es soll alles genau so, wie besprochen, vorbereitet sein“, erklang plötzlich Namjoons tiefe Stimme. Dann zog er Jin aus seinem Stuhl auf seinen Schoß und fing an, sein Kätzchen zu füttern.
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Uiuiui, Kapitel 100! So viele sollten es eigentlich gar nicht werden! Das habe ich meinen Lesern zu verdanken, die an mich glaubten. Vielen Dank euch allen für eure Votes und die schönen Kommentare!
❤💋
Doch wie geht es weiter?
Was hat Jin vor?
Wird Jin zusammen brechen, wenn er seinem Peiniger von Angesicht zu Angesicht gegenüber steht?
Kann Namjoon sich beherrschen und Jin's Wunsch Kibum selbst zu töten weiterhin respektieren?
Außerdem... was macht wohl Kibum, wenn er sieht, das Jin noch lebt?
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