🌥2

Hocheol

"Hmm... ich werd einfach mal schauen, wann ein Zug zurück fährt", überlege ich.

"Klingt nach einem Plan."

Ich schreibe meiner Mutter eine kurze Nachricht, dann machen wir uns bereit zum Aussteigen.

Am Bahnsteig stehen wir beide bedröppelt vor der digitalen Anzeigetafel, während uns kalter Wind um die Nasen weht. "Tja. Ich sitze wohl hier fest." Wegen der plötzlichen Sturmwarnung, von der wir beide nichts mitbekommen haben, sind diverse Zugfahrten ersatzlos gestrichen. Der nächste Zug in Gegenrichtung fährt erst in fünf Stunden ab.

"Vielleicht fährt noch ein Bus in deine Richtung", schlägt Hyunuk als Alternative vor.

"Ja, gut. Wie kommst du denn von hier aus nach Hause?"

"Mit dem Bus, der theoretisch in zehn Minuten kommen sollte."

"Ah ja. Dann lass uns mal an der Haltestelle nachschauen." Hyunuk führt mich hin, weil ich mich hier nicht auskenne. Unterdessen schaue ich auf mein Handy. Meine Nachricht konnte nicht zugestellt werden. Langsam mache ich mir Sorgen. Mein Bauch zieht sich unangenehm zusammen.

"Huhu, mein Spatz!", ruft eine Frau hinter uns, die ich fast ignoriert hätte, wenn Hyunuk sich nicht zu ihr umdrehen würde.

"Mama! Was machst du denn hier?", erwidert er überrascht und umarmt die kleine, energisch aussehende Dame fest.

"Bei dem Unwetter wollte ich dich nicht alleine fahren lassen", erklärt sie. Wie lieb von ihr. Ob in Hyunuks Familie alle so süß sind?

"Achso! Ähm... Mama? Könnten wir vielleicht...?", fragt er unsicher an.

"Mh?"

Verlegen macht er einen Schritt beiseite und deutet auf mich. "Das ist Hocheol." Ich winke freundlich. "Könnten wir ihn irgendwo hin mitnehmen?"

"Oh, äh? Ich will keine Umstände machen!", versichere ich. Das ist sehr süß von ihm, aber wohl kaum möglich. Irgendwie krieg ich das hier schon hin.

"Wo musst du denn hin?", erkundigt sich seine Mutter.

"Ähm naja, das ist über eine Stunde Zugfahrt zurück, ich glaube kaum, dass das geht."

"Ist wieder Stau auf der Autobahn oder geht's?", fragt Hyunuk sie.

"Ähm, das muss wirklich nicht sein...", versuche ich abzulehnen.

"Das ist kein Problem. Das Abendessen ist fertig und muss nur kurz warmgemacht werden, also wird in der Zeit schon keiner verhungern, und die Autobahn war bis eben noch fast leer." Freundlich lächelt sie mich an.

Das kann ich unmöglich annehmen. Dann würden die beiden zwei Stunden für nichts und wieder nichts durch die Gegend fahren und am Ende noch dank des Sturms nicht mehr nach Hause kommen. Also will ich höflich ablehnen, doch die beiden blicken mich sehr erwartungsvoll an und ich kann immer nur sehr schwer nein sagen.

"Ich weiß nicht..." In dem Moment klingelt mein Handy. "Oh! Es ruft jemand zurück! Entschuldigt mich kurz." Bestimmt kann mich jemand abholen. Oder, wenn Hyunuks Mutter das schon anbietet, vielleicht können wir uns in der Mitte der Strecke treffen, dann muss ich hier nicht ewig warten und keiner ewig bei Schlechtwetter rumgurken. Ich gehe ran und drehe mich weg. In Anwesenheit anderer telefonieren ist irgendwie unangenehm, aber Hyunuk und seine Ma stellen sich etwas weiter weg, sodass ich frei reden kann.

Besser gesagt "könnte". Denn leider versteht man auf beiden Seiten der Leitung kaum etwas. "...llo? Cheolie? ...bist du...?"

"Mama? Alles okay bei euch?"

"...unterwegs? Ich wollte... anrufen, dass du lieber nicht heute herkomm...wegen der Sturmwar... Mobilfunkmast kaputtge... zu unserem Glück auch noch Stromausfa... Cheolie?"

"Okay? Und was mache ich jetzt??" Na toll. Jetzt kommen mitten im Gespräch auch noch fünf Nachrichten von vor ein bis zwei Stunden von ihr an, wegen der Sturmwarnung und dass ich in der Stadt bleiben soll und erst herkommen soll, wenn der Sturm vorbei ist.

"...bleib Zuhause, ja? Papa... Oma hat auch..."

"Mama, ich versteh nichts. Das ist jetzt echt blöd gelaufen."

"Oje, bist... etwa schon da? ...das... aber... was? ...du..."

"Nee. Egal. Ich guck nach einem Bus oder so."

"...lieber morgen? ...sicher, Cheolie? ...fahr auf keinen Fall! Bleib drinnen, Cheolie... nicht rausgehen! Hier stürmt es schon wie wild..." Ab da hört man nur noch Rauschen. Das läuft heute gar nicht gut bei mir.

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