#2 [Gewitter]
[Nach dem vierten Absatz einfach das Video starten für eine regnerische Atmosphäre ^^]
PoV: GermanLetsPlay / Manu
"Manu?" Ein leichter Druck an der Seite. Kalte Finger strichen vorsichtig über meine Schulter und ich bekam eine Gänsehaut. Die Schwärze schien sich ganz kurz ein bisschen zu lösen. "M... Manu?" Die Stimme klang verunsichert, das Streichen wurde zu einem Stupsen. Ich wollte antworten, doch irgendwas hielt mich davon ab. Wie paralysiert. Das endlose Schwarz kam zurück! Ich wollte weg, wollte fliehen, doch die Dunkelheit ließ keine Bewegung zu. Ich atmete flach. Auf einmal fühlte ich mich so ... hilflos.
"Manu, alles okay?" Sorge schwang in den Worten mit und ich spürte, wie die vorsichtigen Berührungen zu einem festen Griff wurden. An meiner Schulter wurde gerüttelt. Meine Lippen bewegten sich, doch es kam kein Ton heraus.
"Manu!" Die Stimme war jetzt direkt an meinem Ohr und ließ mich zusammenzucken. Mit einem Mal kam wieder Leben in meinen Körper, ich riss die Augen auf und starrte direkt in die dunklen, braunen Augen von Patrick. Vielleicht einen klitzekleinen Moment zu lange, doch ich wusste nicht was ich sonst tun sollte, da der Dunkelhaarige sich halb über mich gebeugt hatte. Musste für Unbeteiligte sicher komisch aussehen. Ich schmunzelte, was mein Gegenüber wegen der Maske allerdings nicht sehen konnte.
"Mänjuel!" Endlich durchbrach er die merkwürdige Stille. Seine Augen funkelten erleichtert, doch dann änderte sich sein Blick. Eine unausgesprochene Frage hing in der Luft, auf die ich spontan auch keine Antwort wusste. 'Was war das gerade?'
Palle schien zu bemerken, dass ich es ihm nicht erzählen würde und nickte verständnisvoll. Ich wollte nicht mit ihm darüber sprechen. Vorerst. Er würde es sowieso nicht verstehen. Da brauchte er gar nicht so verständnisvoll tun, er konnte doch eh nicht nachvollziehen, wie ich mich fühlte. Inzwischen hatte ich mich in die andere Richtung gedreht und beobachtete die dunklen Wolken. Ich seufzte. Ich hatte gedacht, das wäre vorbei, hatte gedacht, ich wäre über ihn hinweg gekommen. Schon längst. Hatte gedacht, ich wäre darüber hinweg, dass er einfach gegangen war. Ohne mich. Hatte gedacht, ich könnte mich hinter einer gefühlskalten Fassade verstecken, Schutz suchen hinter der Maske. Doch die Erinnerungen brachten die Fassade zum bröckeln, machten mich verletzlich, indem sie meine wahren Gefühle zum Vorschein brachten. Gefühle machten schwach, machten mich zu einer Zielscheibe für andere. Deshalb verstand ich auch nicht, warum Patrick seine Empfindungen so offen zeigte. Man konnte ihn lesen wie ein offenes Buch, wenn man in seine Augen schaute, sah man sofort, was er dachte. Naiv. Ich murmelte etwas Unverständliches und senkte den Blick.
Da spürte ich plötzlich etwas Warmes auf meiner Schulter. Ich zuckte unter der Berührung zusammen und augenblicklich beschleunigte sich meine Atmung. Verdammt! Ich war Nähe nicht mehr gewöhnt... Und dieser besorgte Ausdruck in den dunklen Augen überforderte mich, ich wollte nicht, dass sich jemand wegen mir Gedanken machen musste. Instinktiv wollte ich seine Hand wieder wegschieben, und tatsächlich zuckte Palle zurück, als ich ihn berührte. "Tut mir leid..." Seine Stimme war ganz leise, fast als würde er es nur zu sich selbst sagen. Er schaute unschlüssig zu Boden, wusste anscheinend nicht, was er tun sollte. Ein Funken Mitleid. Er sollte sich doch keine Sorgen um mich machen! Das brachte uns doch jetzt beiden nichts. Eigentlich sollten wir doch zur Stadt gehen, um... Ja, warum noch gleich? Selbst sowas vergaß ich jetzt schon... Ja nice. Super machst du das, Manuel. Was kannst du eigentlich?!
[Bitte jetzt das Video oben einschalten für eine regnerische Atmosphäre :3]
Ein lautes Donnern, ganz nah, war es, das mich wieder aufschauen ließ. Das die ungewohnte Stille durchbrach. Irgendwie erleichternd, doch irgendwie auch nicht. Manchmal genoss ich es auch, einfach mal meinen Gedanken nachzuhängen, und das war einer dieser Momente gewesen. Ohne dumme Verpflichtungen, ohne den Druck, wenn man der Anführer eines Clashs war. Tatsächlich wollte ich nie der "Gewinner" sein. Wollte nie meine Freunde nacheinander sterben sehen, der einzige sein, der überlebt. Ohne Hoffnung, dass ich die anderen jemals wieder sehen würde. Dann, wenn ich sie endlich wieder hatte, wieder verlassen zu werden...
"Manu..." Ich schrak auf, war ich schon wieder in diesen Tunnelblick gefallen? "Komm, es regnet..." Patrick zupfte an meinem Hoodie. Etwas Kaltes landete auf meiner Nase, ich sah mich verwirrt um, bis ich die Worte meines Gegenüber erst richtig registrierte. Nicht einmal das hatte ich mitbekommen? Ich war doch sonst nicht so nachdenklich, zumindest nicht so oft... Hastig zog ich mir die Kapuze über den Kopf, um nicht komplett nass zu werden. "Jetzt komm doch mal, Mänjuel! Schon wieder Brain-afk?" Ich musste schmunzeln und erwiderte mit verstellter Stimme: "Jaja, Palettchen..." Er wollte das Thema wechseln, das merkte ich. Endlich stand ich auf, er zog mich wieder am schwarzblauen Stoff. Diesmal schubste ich seine Hand nicht weg.
Ich hatte das Zeitgefühl verloren, meine Klamotten klebten an meinem Körper. Eine unangenehme Stille herrschte, die allerdings alle paar Minuten von Donner unterbrochen wurde, der immer näher zu kommen schien. Auch der Regen verstärkte sich, dicke Tropfen prasselten im Takt auf das Blätterdach über uns. Stellenweise gab es Lücken zwischen den hohen Laubbäumen und das Wasser platschte direkt auf uns herab. Das einzige, was mir noch Wärme spendete, war Palles Hand, mit der er sich noch immer in meinen Pulli geklammert hatte. Konnte ich ja auch irgendwo auch nachvollziehen, er war schließlich völlig durchnässt... Schwer atmend und kraftlos bahnte er sich an meiner Seite einen Weg durch den Wald. So kannte ich ihn gar nicht, sonst war er doch immer so positiv, immer ein Lächeln auf den Lippen, wie ein kleines Kind mit funkelnden Augen... Ich ließ seine Anhänglichkeit jedenfalls zu, zumindest für den Moment. Ich war sowieso schon erschöpft und müde.
"Wenn wir jetzt nicht bald die Stadt finden, leg ich mich auf den Boden und schlaf da", sprach er plötzlich meine Gedanken aus. Ich murmelte etwas Zustimmendes. Der Gedanke an ein weiches, trockenes Bett motivierte mich, Palle schien es ähnlich zu gehen. Er legte wieder an Tempo zu und zog leicht an meinem nassen Pulli, zog mich ein bisschen hinter sich her, als ich mich fast schon nicht mehr auf den Beinen halten konnte vor Müdigkeit. Da war es wieder, das kleine Kind. So leicht für etwas zu begeistern...
Mühsam versuchte ich, die Augen offen zu halten, doch das regelmäßige, dumpfe Plätschern schläferte mich ein. Ich gähnte, kurz darauf konnte ich noch ein Gähnen von Patrick wahrnehmen [*] . Immer wieder fielen meine Lider kurz zu, und immer schwerer war es, sie wieder zu öffnen. Jede moosbedeckte Lichtung schien so warm und weich, jeder große Baum wie ein gemütliches Bett, jeder Baumstumpf wie ein Stuhl, auf dem man sich ausruhen konnte... Warum war das so schwer? Warum ... warum konnte ich nicht einfach hier bleiben? Jeder neue Schritt war anstrengender als der vorherige, wir bewegten uns nur noch im Schneckentempo vorwärts. Schon wieder kam mir ein Gähnen über die Lippen, zum x-ten Mal verschwamm meine Sicht. Plötzlich stolperte ich über irgendwas Braunes, vielleicht eine Wurzel oder ein Ast, ich konnte es nicht mehr genau erkennen. Schon lag ich auf dem mit heruntergefallenen Blättern übersäten Waldboden, direkt an einem mächtigen Baum, doch das machte mir gerade nichts aus. Palle schaute mich mit einem merkwürdig besorgten Blick an, ließ sich schließlich neben mich fallen und lehnte sich an den Stamm. "Ach Manu..." Er strich mir eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich war wie benebelt, hörte nur seine Stimme und das sanfte Klopfen des Regens... Irgendwann fiel mein Kopf wie von selbst auf seine Schulter und meine Augen schlossen sich endgültig.
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Hallo, brave Leser die die Geschichte nach drei Monaten noch immer verfolgen und ein großes Danke an alle, die gevotet oder einen lieben Kommentar geschrieben haben <3 Ich freu mich echt jedes Mal wie so ein Kleinkind wenn ich sehe, dass jemand meine FF liest oder wenn sie ihm sogar gefällt... Ihr kriegt 'nen Keks x3
Und sorry, dass so lange nichts kam... Kann öfters mal vorkommen, dass ich mal keine Lust, Ideen oder auch keine Zeit zum Schreiben hab. Ich bewundere alle, die regelmäßig Storys updaten ^^ Wenigstens ist es diesmal ein etwas längeres Kapitel geworden. Ich wollte eigentlich nur so 900 Wörter oder so schreiben, aber ich hab die Situation einfach zu cute gefunden x3
Passt euch die Länge der Kapitel so eigentlich, oder sollten sie lieber kürzer / länger sein? Bin immer offen für Kritik, einfach in die Kommentare :3
[*] Funfact: Wenn jemand gähnt, den man sehr mag, muss man meistens selber auch gähnen :3
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