Kapitel 7

Der Zentaur, der sich mir gestern netterweise als Chiron vorgestellt hatte, wirkte mindestens genauso verstört wie die Campbewohner, als er von wo auch immer zurückkam. Sofort trommelte er die Hüttenältesten-und mich-zusammen, da ich darauf bestanden hatte, bei diesem Treffen dabei zu sein. Nach einigen leisen Worten mit ihm hatte er schließlich auch zugestimmt, weshalb ich mich jetzt zum 'Großen Haus' begab, in welchem das Treffen offenbar stattfinden sollte. Davor warteten bereits Jason und seine Freundin so wie andere Camper, die ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte.

"Oriana, was machst du hier?", rief der Blonde überrascht aus, als er mich erkannte. Innerlich verdrehte ich die Augen, wie konnte man nur so auf dem Schlauch stehen wie Jason Grace?

"Das wird uns Oriana sofort erklären", sprang Chiron ein, bevor ich antworten konnte. der Sohn des Jupiter nickte langsam, aber sein Blick lag immer noch völlig verständnislos auf mir, was mich nur amüsieren konnte. Hastig folgten die anderen Chiron tuschelnd und aufgeregt redend in einen Raum, der mehr wie ein Freizeitraum aussah wie als ein Raum für wichtige Besprechungen. Alle ließen sich auf scheinbar random gewählten Plätzen nieder und der Zentaur sah mich erwartend an.

"Wie ihr sicher alle bemerkt habt, ist ein Sohn der Tyche brutal ermordet worde-", begann ich, doch wurde von einer schroffen Stimme schnell unterbrochen.

"Das haben wir bemerkt, doch wer hat das getan?", das Mädchen, das mich unterbrochen hatte, war muskulös wie ein Footballspieler und hatte komisch geschnittenes, braunes Haar. Mit einem kurzen Blick musterte ich sie genauer, sie war scheinbar eine Tochter des Ares-des Kriegsgottes.

"Das kann ich euch nicht sagen, doch etwas hat mich gestört, als ich ihn mir angesehen habe", setzte ich fort. Bei diesem Satz verzogen einige misstrauisch und ungläubig das Gesicht angesichts der Tatsache, dass ich selbst vor der Inspizierung eines Toten vor der Menge nicht zurückzuschrecken schien. Es störte mich wenig. "Seine Freundin Mallory sagte mir, dass er braune Augen habe, jedoch waren seine Augen nicht braun-sie waren rot"

Eine erdrückende Stille kehrte ein, nachdem ich die Worte gesprochen hatte. Alle im Raum starrten mich an, als hätte ich ihnen gerade das Ende der Welt eröffnet. Es dauerte einige Sekunden, bevor jemand etwas sagen konnte und dieser Jemand war Jason.

"Rot?", fragte er mit erstickter Stimme. Ich verdrehte die Augen, nickte dann aber, ohne das Wort noch einmal zu wiederholen. Das wäre mir nun wirklich zu viel unnötiges Reden. Erneut kehrte Stille ein, jedoch dieses Mal weniger erdrückend, sondern mehr aufgeregt und unsicher. Keiner wusste, was er mit dieser Information anfangen sollte. Mir kam es vor, als wäre ich von Idioten umgeben.

"Es ist doch klar, oder? Sicher war das kein einfacher Mensch oder Halbgott, der die Augenfarbe des Jungen verändert hat", erklärte ich langsam, wobei ich jeden von ihnen direkt ansah-nacheinander. Die meisten schrumpften unter meinem durchdringenden Blick zusammen, es war Jason, der ihn unverwandt erwiderte und mir ein kurzes dankbares Lächeln schenkte. Augenblick stutzte ich: Warum lächelte er so dankbar, ich hatte ihn gerade mehr und minder beleidigt, wenn man es so sehen wollte?

"Wir sollten darüber beraten, was wir jetzt mit dieser Information anfangen, vielen Dank, Oriana. Du solltest dich nun deinen Aktivitäten widmen", als Chiron das ausgesprochen hatte, wirbelte ich zu ihm herum. Wollte dieser Typ mich gerade verarschen? ICH war diejenige, die herausgefunden hatte, dass etwas mit dem Jungen nicht stimmen konnte, weil er rote Augen hatte-keiner hatte das vorher bemerkt. Trotzdem wagte dieses Wesen, mir vorzuschreiben, mich meinen 'Aktivitäten' zu widmen.

"Vielleicht sollte sie hierbleiben, Chiron. Immerhin hat sie uns wichtige Hinweise geliefert und sie hat...sie hat einen bestimmten Blick auf die Dinge, was auf jeden Fall hilfreich sein wird", der blonde Superman-Verschnitt sprach den Pferdemann vertraut an, woraufhin dieser seine Aussage von davor zu überdenken schien. Ich sah, dass Jasons Freundin neben ihm etwas empört aussah, doch sie konnte es gut verdecken, was wirklich nicht leicht war. Schnell warf ich dem Blonden einen einigermaßen dankbaren Blick zu, was er mit einem Nicken und einem Lächeln quittierte.

"Inwiefern hat sie eine andere Sichtweise?", fragte Chiron schließlich, woraufhin Jason etwas aus der Bahn geworfen wirkte. Offensichtlich hatte er diese Frage nicht erwartet.

"Oriana...sie...sie erkennt Dinge...., die..........versteckt für unsere Augen sind?", es war eher als eine Frage formuliert, aber der Zentaur hatte das bestimmt überhört, weshalb er mir auch 'gestattete' zu bleiben. Etwas mürrisch setzte ich mich in einen abgenutzten Sessel und betrachtete die Umstehenden, von denen ich bei näherer Betrachtung doch einige erkannte-zumindest hatte ich einige gestern gesehen. Da war ein Junge mit dunklem Haar und dunklen Augen, dessen schwarzes T-Shirt viel zu locker saß. Neben ihm, ganz klar seine Nähe suchend, saß ein blonder Typ mit Dauergrinsen.

"Was bedeuten die roten Augen?", Piper stellte die Frage, die jeden im Raum brennend interessierte, aber keiner hatte sie aussprechen wollen. Alle sahen einander an, still und nachdenklich.

"Vielleicht sind sie ein Zeichen von Besessenheit?", kam die Frage von einer Braunhaarigen mit Blumen in ihrem Haar. Sie war eine Tochter der Demeter.

"Auf keinen Fall, wenn sie besessen wären, würde sie ihr Schaffer wohl kaum umbringen", warf ich ein und dachte angestrengt nach. Es konnte keinen Besessenheit sein, aber was konnte es sonst sein? Kein Zeichen von Besess-..."Ein Zeichen...es muss eine Art Zeichen sein"

"Ein Zeichen?", der Dunkelhaarige neben dem Blonden sah mich kurz an, bevor er wieder in Überlegungen versank. Sein blonder Freund legte ihm die Hand auf die Schulter und fragte ihn leise etwas. Der Junge nickte kurz abwesend.

"Keine Ahnung für was....", grummelte Jason nachdenklich, während er mit dem Daumen über den Handrücken von Pipers Hand strich. Sein Blick schweifte jedoch in die ferne, als würde er seine eigene Geste gar nicht realisieren.

"Aggressivität und Blut...", murmelte ich und innerhalb eines Herzschlages waren alle Augenpaare auf mich gerichtete. Chiron wirkte plötzlich verstört, als er sich erhob und uns alle nach draußen schickte. Er musste etwas mit dem Campleiter, den ich immer noch nicht angetroffen hatte, besprechen. Nacheinander verließen alle wispernd den Raum. Jason blieb etwas zurück und wartete auf mich.

"Woher wusstest du das?", fragte er. Ich lächelte sanft.

"Willkommen im Spiel"

 

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