T H I R T Y - E I G H T| Abgelenkt


Ich sah dem Joker deutlich an, dass er glaubte, ich würde hier zu überstürzt denken mit meinem Wunsch, doch ich wollte sie alle frei sehen und Harley zu verdammen war nicht fair, schließlich konnte sie nichts für all das, doch wenn sie sich versuchen würde auch nur irgendwie zwischen J und mich zu drängen, dann würde ich der Blondine eine Kugel ins Hirn verpassen, so viel stand fest.

„Alles was du willst, Herzblatt", erwiderte er amüsiert und ich merkte, wie das Auto langsamer wurde, wir dennoch irgendwo im Wald waren.

„Von hier aus müssen wir laufen", rief Sam von vorne aus und irritiert blickte ich zu dem Clownkönig, der mich jedoch nur von seinem Schoß verscheuchte und aufstand, als das Auto zum stehen kam, ehe wir alle ausstiegen und ich mich auf der halb zugewachsenen Lichtung, wo man kaum mehr die Straße erkannte, umsah. Nach und nach kamen auch die anderen angefahren, dennoch wirkte das alles hier seltsam, denn was taten wir bitte mitten im Wald?

„Wo zum Teufel nochmal sind wir hier überhaupt?", fragte ich laut nach und versuchte zu erkennen, wo sich hier in der Nähe ein Haufen Verbrecher verstecken könnte, doch außer Bäume und Büsche, sah ich nichts weiter.

„Nicht so neugierig sein, Herzblatt", tadelte der Joker mich und fing auch schon an sich einen Weg durch das Gestrüpp zu suchen, während ihm die anderen schon blind nachliefen und ich es seufzend gleichtat.

„Kann ja heiter werden", murmelte Sam neben mir genauso begeistert wie ich.

„Was erwarten wir auch schon?", fragte ich grinsend nach, „Uns erwartet nichts als das reine Chaos."

„Hoffentlich ein Chaos der guten Sorte", warf Sam schmunzelnd ein, als wir tatsächlich doch nach einem kurzen Fußmarsch durch den Wald auf eine einfach, kleine Holzhütte trafen, die so gut verborgen war, dass man sie sicher nicht aus reinem Zufall heraus finden würde. Es war ein merkwürdiger Ort sich zu verstecken, ein sehr merkwürdiger Ort, doch nach allem, was ich schon miterlebt hatte, würde ich das nicht hinterfragen.

„Jane", rief der Joker mich zu sich her und ich musste sagen, es war befremdlich, dass er mich, seit ich wieder da war, immer nur Jane nannte und nicht mehr Hailey, so wie er mich damals irgendwann vor allen angefangen hatte zu nennen, da keiner der Neuen oder Fremden das Recht hatte mich zu kennen. Es war wohl irgendwie alles doch noch anders. So ganz wie damals würde wohl nie wieder etwas werden, aber manchmal war es einfach besser so.

„Also versteckst du sie hier?", fragte ich nach und lief auf ihn zu, mein Blick starr auf die Hütte gerichtet.

„Nein, aber von hier wird alles weitere geregelt werden", erklärte er mir und legte auch schon besitzergreifend seinen Arm um meine Taille, zog mich näher an sich heran, was mich lächeln ließ.

„Also ist all der Aufwand hier für rein gar nichts?"
„Ich traue lediglich niemandem", raunte er mir ins Ohr und amüsiert sah ich zu ihm auf, schüttelte leicht den Kopf und glaubte nur mal wieder einfach träumen zu müssen. Es war einfach zu surreal hier zu sein, bei ihm, nach allem was war, nach allem was ich mir geschworen hatte und doch standen wir nun hier.

„Du bist einfach nur paranoid", erwiderte ich, während ein paar der Männer auf Anweisung des Jokers mehrere große Säcke und Kisten in das Holzhaus hineintrugen.

„Bin ich nicht!", bemerkte er ernst und ich wollte etwas darauf antworten, als wir nur leider unterbrochen wurden.

„Boss, hier ist das Telefon." Genervt sah ich zu Carlos, als dieser mit einem alten Handy in der Hand auf uns zu schritt und dessen Blick kurz belustigt wirkte, als er zu mir sah, „Es war wie du es gesagt hattest im Küchenschrank."
„Sam, gib ihnen Bescheid, dass ihre Waffen an Ort und Stelle sind", erwiderte der Joker lediglich und warf das Handy weiter zu diesem, während ich nicht so ganz kapierte, was hier lief, doch im Grunde juckte es mich kaum. Die Pläne des Jokers gingen immer auf und ich vertraute ihm deswegen blind.

„Geht klar", antwortete dieser dazu und ich sah erfreut, dass Carlos zerknirscht darüber wirkte, dass der Joker anfing wohl Sam wieder mehr Vertrauen und Respekt zu vermitteln, als ihm selbst.

„Du kannst gehen!", richtete ich mein Wort an den Spanier, der seine Augenbrauen von meinem harschen Befehlston hob und ich hörte J entzückt auflachen, während er seine Hand unter mein Oberteil strich.

„Du hast sie gehört, Carlos, oder willst du es auf die harte Art kapieren?" Genervt wandte er sich von dieser Drohung ab und zufrieden lehnte ich mich mehr an den Joker, genoss es, wie er mir immer und immer wieder über meine Haut strich, mir einfach nur nahe war.

„Was genau haben sie ins Haus getragen eigentlich?"
„Geld und Waffen."
„Ich dachte sie stehen so oder so in deiner Schuld, du hast sie befreit?"
„Sie stehen in meiner Schuld, aber wenn du jemanden halbwegs vertrauen willst, muss er seine Vorteile erkennen können und das geht am besten mit Geld und Waffen", erklärte er mir schlicht und ich keuchte überrumpelt auf, als er mich plötzlich zu sich umdrehte, mit einer Hand mein Kinn anhob und ich in seinen dunklen Augen Begierde auf flimmern sah.

„Was ist?", fragte ich leise nach, schmiegte mein Gesicht an seine Hand und schenkte ihm ein unschuldiges Lächeln dabei.

„Einer deiner neueren Narben, woher hast du sie eigentlich? Die recht große an deinem Bauch?", fragte er mich völlig unerwartet diese Frage und ich wusste wirklich nicht, wieso ihn das nun interessieren sollte, antwortete dennoch: „Erinnerst du dich an die Probleme, die ich hatte kurz bevor... alles endete? Es war wohl nur was ganz simples und keine Vergiftung, wie du es befürchtet hattest. Mein Blinddarm musste einfach nur raus."

„Waller ist so gnädig und das erste was sie tut, nachdem sie dich hat, ist dein Leben retten?", fragte er mich, als wäre das bescheuert, was es vermutlich im Grunde auch war, doch sie brauchte mich lebend, so ergab es schon Sinn.

„Ich bin eben wichtig", erwiderte ich lieblich, biss mir auf meine Unterlippe, was meine gewünschte Wirkung erzielte, denn sein Griff wurde gleich fester und harsch presste er seine Lippen auch schon auf meine, biss selbst auf diese, raubte mir die Luft zum atmen und hatte auch nicht vor mich so schnell wieder gehen zu lassen, hätte sich da nicht jemand neben uns geräuspert.

„Ähm... wir wären dann fertig mit allem", stammelte Jeremy unbeholfen und ich sah, wie wütend der Joker von dieser Unterbrechung zu wirken schien, doch weil Jeremy wohl wichtig war, ließ er ihn damit durchgehen, jeder andere wäre längst tot gewesen.

„Na dann los!", zischte er abfällig und amüsiert ergriff ich seine Hand, bevor er diese zu seiner Waffe hätte führen können, drückte sie feste und besänftigend.

„Er ist nur ein Kind", ermahnte ich ihn, was ihn schnauben ließ.

„Hat mich noch nie von etwas gestoppt, Herzblatt. Und im übrigen, ich werde Waller für diese Narbe nur noch mehr quälen. Leben gerettet hin oder her!"




So ganz verstand ich den Plan bezüglich der ganzen Ausbruch Sache noch nicht, wusste nicht so recht, wer überhaupt nun daran beteiligt wäre und wer nicht, doch ich dachte einfach daran Floyd zu retten, aus Diablo meine letzten Antworten herauszukriegen und Rache zu finden.

„Dass du das so schnell darfst, hätte ich echt nicht gedacht." Belustigt sah ich zu Sam, als dieser gerade seine Waffe befestigte und davor noch den anderen, die mit zu unserer kleinen Mission kommen würden, Anweisungen gegeben hatte.

„Ich auch nicht, aber ich brauche genau das jetzt", erwiderte ich schmunzelnd und steckte das letzte fehlende Messer an meinen Gürtel. Es waren ein paar Tage seit der Sache mit der Hütte nun vergangen und in der Zeit hatte der Joker beschlossen, dass wir mal wieder für Chaos sorgen sollten, unsere Geldvorräte aufstocken könnten, einfach aus reinem Vergnügen heraus, deswegen ging ich auch zusammen mit Sam und fünf anderen Kerlen heute eine Bank ausrauben. Es wäre der erste Überfall seit langem für mich und auch noch ein Überfall ohne den Joker an meiner Seite, der mit anderen Dingen beschäftigt sein würde und mich tatsächlich in Sams Schutz stellte.

„Ich passe auf dich auf, keine Sorge, Kleine", versprach Sam mir und ich verdrehte lediglich meine Augen.

„Vielleicht passe ich ja auch auf dich auf", bemerkte ich und steckte den Anhänger meiner Halskette unter mein Oberteil, bevor ich sie nur am Ende verlieren würde.

„Werden wir ja sehen", schnaubte Sam, als ich sah, wie durch die Türe niemand anderes, als der Joker persönlich in die Tiefgarage spaziert kam. Was tat er denn hier? Wollte er nun doch mit, weil er mir das hier nicht zutraute? Verwirrt sah ich ihn an, sah zu dem kleinen Päckchen, das er in der Hand hielt und lief ihm entgegen.

„Was tust du hier?", fragte ich ihn, sah wie er kurz lächeln musste, als er das Paket zur Seite legte und mich einfach küsste, ehe ich weitere Fragen hätte stellen können.

„Ich versuche nett zu sein, reiz mich nicht, Jane", erwiderte er eindeutig gereizt und amüsiert ließ ich mir von ihm das Paket in die Hand drücken.

„Ist das ein Geschenk?"

„Finde es heraus", antwortete er und ich wäre so gerne über ihn hergefallen bei seinem intensiven Blick, als ob er mir in Gedanken schon längst die Kleidung vom Leib gerissen hätte und am liebsten hätte ich diese Mission sausen gelassen deswegen, widmete mich jedoch stattdessen dem Geschenk in meiner Hand, das ich schnell aufriss, den Deckel des Kartons darunter anhob und überrascht zu zwei hübsch polierten Pistolen sah, die meine, oder eher gesagt unsere Initialen eingeritzt hatten.

„Du bist ein richtiger Romantiker, weißt du das? Bringst das Herz einer Frau zum schmelzen", kicherte ich erfreut von dem Geschenk und wog die Babys in meinen Händen, begutachtete sie von allen Seiten, ehe ich ihm glücklich um den Hals fiel.

„Du musst dich schützen können und nur mit einem Messer geht das nicht", knurrte er fast schon und belustigt löste ich mich von ihm.

„Ich passe schon auf mich auf."
„Nimm das ernst!", warnte er mich eindringlich und ich war wirklich überrascht von der Panik in seinen Augen, dieser Sorge, es zerbrach mir fast schon das Herz, doch er dachte wohl an das selbe wie ich. Wie schnell alles einfach vorbei sein konnte.

„Ich komme zurück, versprochen", hauchte ich leise, löste mich von ihm und lief zu Sam, der das alles beobachtet hatte und mich nun ein wenig bekümmert ansah.

„Ich werde euch zwei nie verstehen", murmelte er, doch ich fragte gar nicht erst nach, was er damit aussagen wollte, stieg in den Van ein und wollte das nur hinter mich bringen, damit ich schnell wieder zu Ihm zurück konnte.




Es war nach all den Jahren immer noch eigenartig von der Rolle des Opfers zu der Rolle des Verbrechers gewechselt zu haben, eine Waffe an den Kopf einer unschuldigen Person zu drücken, so wie der Joker es bei mir einst hatte, als alles seinen Lauf genommen hatte. Ich musste sagen, ich verstand es jetzt. Ich verstand, was es einem für ein Gefühl der Macht vermittelte und doch machte es mir auch eine unglaubliche Angst.

„Ich will keine falschen Bewegungen hier sehen, das gilt vor allem für Sie! Ich habe Sie im Auge!", rief Sam durch den kleinen Raum der Bank, in der wir uns befanden, während ich neben einer der Bankangestellten stand, meine Waffe auf seinen Schädel gerichtet hatte, während dieser dabei war den verfluchten Safe zu öffnen.

„Schneller!", donnerte ich angespannt von der Situation, die früher zu meinem Alltag gehört hatte, nun aber so befremdlich wieder war.

„I-ich bin schon dabei", erwiderte dieser zitternd vor Angst und ich wollte mir am liebsten vor Hitze hier drinnen die verfluchte Maske vom Gesicht reißen, die meine Identität geheim hielt, doch der Joker wollte es so, auch wenn vermutlich sowieso langsam jeder wusste, wer ich war, zumindest würde Waller es sofort wissen, wenn sie die Aufnahmen sieht.

„Ich mache doch rein gar nichts!", zischte die Frau, die Sam bedroht hatte und verblüfft vom Erklingen der Stimme, vergaß ich den Mann kurz, drehte mich irritiert um und sah niemand anderes als meine ehemalige beste Freundin Aimee dort am Boden knien, die Waffe von Sam auf den Kopf gerichtet.

„Aimee", hauchte ich zu überwältigt davon ihr Gesicht wiederzusehen, sie wiederzusehen und nahm einfach die Maske ab, als sie zu mir sah.

„Ach du Scheiße", fluchte diese völlig überrascht, während Sam entsetzt zu wirken schien über mein Handeln, doch ich war zu sehr von meiner Vergangenheit überwältigt, als noch klar denken zu können. Das letzte mal, als ich sie gesehen hatte, war so furchtbar lange her, „Du lebst ja."
„Und du siehst so anders aus", erwiderte ich verblüfft, wie normal meine sonst so schrille, durchgeknallte Freundin nun aussah, aber na gut, wir waren beide keine 16 Jahre alt mehr.

„Ja, ich dachte mir eine Veränderung muss mal sein", antwortete sie, als wäre es das normalste auf der Welt mit einer Waffe bedroht, auf dem Boden kniend, mit mir zu reden.

„Jane! Lass dich nicht ablenken!", befahl Sam harsch von meiner Unaufmerksamkeit und der Tatsache, dass ich mitten in einem Überfall eine nette Kaffeestunde veranstaltete, was mich dazu brachte mich verzweifelt von Aimee abzuwenden und wieder zu dem Bankangestellten zu sehen, der meine Abgelenktheit jedoch genutzt hatte und nun seine eigene Waffe auf mich richtete, deren Kugel ich noch in letzter Sekunde ausweichen konnte und die dafür einer der Geisel direkt im Kopf traf. Natürlich brach dadurch wie zu erwarten die Panik aus, viele der Geisel achtete nicht mehr auf die Waffen der anderen Maskierten, sprangen einfach auf, versuchten zu fliehen, während ich den Angestellten wütend von seiner Dummheit die Waffe aus der Hand schlug und ihn kurzerhand mein Messer in die Kehle drückte. Suchend versuchte ich in dem Gedränge, Geschreie, der nun freien Schussbahn, Aimee auszumachen, achtete kaum mehr auf das, was hier abging, als ich da schon direkt neben mir einen lauten Schuss hörte. Entsetzt drehte ich mich zu einer der gefangen genommenen Polizisten um, sah seine auf mich gerichtete Waffe, wartete auf den Schmerz der Kugel, als Sam mich da schon mit voller Wucht zu Boden warf, ich mein Handgelenk unter unserem Gewicht knacken hörte, mir die Luft zum Atmen aus meiner Lunge gepresst wurde und ich nichts als Sternchen kurz sah.

„Fuck!", schrie ich auf, fragte mich, wie ich es schaffen konnte eine so einfache Sache in einer solchen Katastrophe enden zu lassen, als da endlich jemand Sam von mir zog.

„Oh scheiße, er wurde getroffen", rief einer der anderen Männer aus und mir fiel auf, wie überall an mir Blut klebte, Sams Blut. Er hatte sich für mich eine verfluchte Kugel eingefangen. Wieso tat dieser Idiot das?

„Sam?", fragte ich schrill nach, war dankbar, dass die restlichen der Gruppe alle anderen bewaffneten im Raum ausgeschaltet hatten, während ich panisch meine Hände auf die Wunde an Sams Bauch drückte, doch dieser war gar nicht mehr anwesend.

„Wir müssen weg von hier!"
„Wir gehen nicht ohne ihn!", zischte ich gereizt, wusste gar nicht, was zu tun war, sah nur, wie er blasser und blasser wurde, doch noch lebte er. Er durfte aber auch nicht sterben. Er war doch praktisch Familie! Sofort flimmerten die Bilder meines toten Bruders auf, ich sah ihn sterben, immer und immer wieder, was alles andere als hilfreich war.

„Unsere Aufgabe ist es dich hier raus zubringen!", erwiderte ein weiterer Maskierter, doch ich würde lieber sterben, als Sam hier zum sterben zurück zu lassen. Ich hatte Luca nicht helfen können, aber ihm musste ich helfen!

„Schön! Ich gehe nur mit ihm und jetzt helft mir ihn ins Auto zu tragen!", schrie ich ihn an, merkte, wie die Panik in mir mich regelrecht drohte aufzufressen, mir die Luft zum Atmen weiter nahm und ich blendete meine eigenen Schmerzen völlig aus, ich wusste nur, dass ich es mir niemals verzeihen können würde, wenn Sam nun sterben würde, meinetwegen.


Heyho :) Ich hoffe euch hat das Kapitel trotz der Verspätung gefallen. Mal sehen wie das für Sammy ausgehen wird hehe xx

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top