S E V E N T Y - T H R E E| Der Teufel
Das alles war wie ein wahr gewordener schrecklicher, schrecklicher Albtraum. Ich glaubte träumen zu müssen, glaubte das alles könnte kaum real sein und doch war ich hier, im Belle Reve, saß in meiner alten Zelle und glaubte zerdrückt zu werden von den Wänden um mich herum. Zitternd saß ich auf dem kalten Boden, sah die Wand vor mir ausdruckslos an, erinnerte mich an den Moment zurück, wo ich das letzte Mal so saß, sie angestarrt hatte und dachte das alles würde nie aufhören, ehe ich plötzlich frei war, den Joker wieder traf und mein Leben mal wieder eine 180 Grad Wende eingenommen hatte. Ich tat mir das hier freiwillig an, keiner hatte mich gezwungen mich so aufzuopfern, es war mein eigener Verdienst dieses Mal hier zu sein, doch wenn ich ganz ehrlich war, hatte ich mir im Voraus einfach nicht vorstellen können, wie es sein würde zurückzukommen, wie schrecklich grauenvoll und einengend es wirklich sein würde. Hier zu sein ließ mich jede Hoffnung verlieren, ließ mich alles Glück der Welt vergessen und obwohl ich dieses Mal nicht vergessen wurde, der Joker dieses Mal mich mit Sicherheit retten würde, so änderte es nichts daran, dass ich fürs erste hier sein würde, allein. Es gab keinen Floyd mehr, keinen Diablo oder irgendwen sonst, ich war ganz allein hier, müsste ganz allein mich diesen Qualen entgegenstellen und das machte alles nur noch schlimmer, aussichtsloser.
Ich war schon ein paar Tage hier, hatte jedoch aufgehört zu zählen, wie viel Zeit genau vergangen war, es war sowieso zu schwer ohne Fenster, ohne dass irgendwas geschah. Ich hatte anfangs die Sekunden, die Minuten gezählt, doch es war einfach zu endlos lang geworden, um den Überblick zu behalten. Ich sah in der Zeit niemanden. Keine einzige Wache kam vorbei und ich wusste nicht, ob ich glücklich darüber sein sollte oder nicht, da ich am Verhungern war. Ich bekam kein Essen, kein Trinken und ich kam mir mehr tot als lebendig vor. Meine Lippen waren spröde und aufgesprungen, mein Mund trocken, mein Körper geschwächt, doch das war der Sinn. Sie wollten mich so schwächen, wollten mich leichter zu lenken haben und wie ging das besser, als wenn sie mich an die Schwelle des Todes brachten? Ich hatte keine Ahnung wie lange sie das durchziehen würden, wie lange ich es noch überleben könnte, wann der Joker mich retten würde und all diese Fragen und diese Ahnungslosigkeit ließen mich den Verstand verlieren. Was ist, wenn was schiefläuft? Er nicht weiß, wo ich bin? Was ist, wenn es unmöglich geworden ist hier einzubrechen? Wenn er bei dem Versuch stirbt? Mein Magen zog sich krampfhaft zusammen und ich wollte in Tränen ausbrechen, doch ich war zu dehydriert dafür. Kaum zu glauben, dass ich es damals über zwei Jahre hier drinnen überlebt hatte. Nun waren es so wenig Tage und ich drehte durch, glaubte zu sterbe, nicht länger durchzuhalten. Wo war mein Kampfgeist geblieben? Mein Überlebenswille? Ich war schwach geworden und das obwohl noch so viel Schlimmeres hier auf mich warten könnte, immerhin gab es bis auf die Isolation noch keine Folter. Keine Ärzte, keine Versuche und kein Dan. Ich stöhnte frustriert auf, hielt meinen Kopf in den Händen und versuchte ruhiger zu werden als die innere Unruhe drohte die Überhand zu gewinnen, doch leider scheiterte mein Versuch schnell, als das erste Mal seit Tagen meine Türe aufgesperrt wurde, ich völlig verschreckt von dem plötzlichen Geräusch, den Wachen, zurückwich, mit großen Augen zu ihnen sah, so schwer bewaffnet wie sie waren. Was würde geschehen? Was würde man mir antun?
„Mitkommen!", wies man mich an und ich wurde schon alles andere als sanft auf die Beine gezogen, droht unter meinem Gewicht einzuknicken so schwach wie ich war, doch ich wurde aufrecht gehalten, regelrecht aus der Zelle gezehrt wie irgendein Tier.
„W-Wohin bringt ihr mich?", fragte ich verängstigt und gleichzeitig noch sehr gereizt nach, sah mich um, sah denselben grauenvollen Gang von früher, erinnerte mich daran, wie ich hier immer von Dan entlanggezogen wurde, wie Floyd hier gleich nur ein paar Zellen neben meiner mich dann immer versuchte aufzumuntern. Ich dachte an den Ausbruch hier zurück und wie ich in einer dieser Gänge von Dan angeschossen und halb verblutet wäre. Ja, hier sind wahrlich viele grauenvolle Erinnerungen entstanden und nun kamen eben noch ein paar mehr dazu.
„Stell keine Fragen, Gefangene!", blaffte mich einer der Wachen an und ich verzog das Gesicht von dem Wort ‚Gefangene'. Ich war eine Gefangene. Wie oft war ich das nun schon gewesen? Ich war eine einst im Arkham, dann hier, ich war die Gefangene des Jokers und war wieder eine Gefangene hier. War das meine Zukunft? Immer eine Gefangene sein? Der Weg fand ein Ende, als wir den Raum am Ende des Ganges betraten, den ich sofort als einer der Arztzimmer wiedererkannte, nur keiner der guten Arztzimmer. Ich hatte in diesem Raum hier schon Schmerzen durchleben müssen, hatte hier mir die Seele aus dem Leib geschrien, öfters um den Tod gebettelt als ich mich erinnern könnte und nun war ich tatsächlich wieder hier, wurde wieder an einen Stuhl wie damals festgeschnallt und sah panisch von den Wachen zu den Ärzten, die anwesend waren.
„Der Joker hat euch getötet", sagte ich zittrig, wollte weg, wollte raus aus den Fesseln, doch ich hatte nicht die Kraft, würde sie nie haben.
„Er hat nicht alle mitgenommen, es konnten welche entkommen", erklärte eine Wache mir schadenfroh.
„Und wir sind nicht glücklich über das Schicksal unserer Kollegen", merkte einer der Ärzte an, der mich dabei nicht ansah, sondern irgendwas hinten im Raum erledigte.
„Sie haben bekommen, was sie verdienten", zischte ich, hatte zwar Angst, doch die Wut und der Hass in mir den Toten und den Lebenden gegenüber war dennoch größer. Diese Leute hatten mir schlimmes angetan, mir und den anderen und sie hatten verdient so leidend zu sterben und die paar Ärzte hier, die übrig geblieben sind, sie würden genauso leiden.
„Dir wird dein vorlautes Mundwerk noch vergehen, wir werden es dir ein für alle Mal austreiben, das verspreche ich dir, du verrückte Psychopathin", sagte ein weiterer Arzt und trat nun auf mich zu, hielt dabei eine Spritze in der Hand, die ich unwohl musterte, doch das Zeug in ihr war sicher nicht schön, würde keine schöne Wirkung haben und es gefiel mir nicht so machtlos zu sein, ihn nicht stoppen zu können, dem so ausgeliefert zu sein.
„Das wird uns eine Freude bereiten", sagte der erste Arzt als sein Kollege mir das Ding schon in den Hals stach, ich auf keuchte von dem widerlichen und schmerzhaften Gefühl, sofort merkte wie die Wirkung sich in mir breitmachte, denn meine Sicht verschwamm und kurz glaubte ich vielleicht einfach einzuschlafen, ohnmächtig zu werden, doch schnell wurde mir bewusst, dass das nicht so war, das zu einfach, zu schön und gnädig gewesen wäre. Ich fing schnell an wieder die Dinge klarer zu sehen nur um festzustellen, dass sich in diesen wenigen Sekunden dennoch alles verändert hatte. Ich befand mich zwar noch im schrecklichen Raum, doch die Szene war eine andere. Es waren nicht mehr dieselben Ärzte und Wachen anwesend, es waren andere und ich erkannte sie sofort wieder, wusste sofort, was hier los war, denn diesen Moment hatte ich bereits einmal erlebt. Ich hatte schon einmal vor genau diesen Leuten auf diesem Stuhl gesessen, würde diesen Moment nie vergessen, denn es war einer der schlimmsten Tage meines Lebens gewesen und ein Blick an mir herunter bestätigte meine Angst. Ich trug ein schwarzes Kleid, war noch nicht so abgemagert wie ich es mittlerweile war, denn das hier war eine Erinnerung von vor fast drei Jahren. Das hier war der Tag, an dem ich damals geschnappt und zum ersten Mal ins Belle Reve gebracht wurde, der Tag, an dem mein Martyrium begann.
„Nein", hauchte ich, wusste nicht, wie das möglich war, wollte dass dieser Albtraum jedoch aufhörte, diese Bilder verschwanden. Sie konnten mich doch nicht solche Sachen erneut erleben lassen, diese Hoffnungslosigkeit, diese Furcht und Ahnungslosigkeit vermischt mit dem Elend, das mich danach erwartete.
„Miss Parker, Sie sind eine Bedrohung für die Bürger dieser Stadt und werden fürs erste hier in Sicherheitsverwahrung kommen", sagte einer der Wachen zu meinem jüngeren Ich und mein Blick fiel panisch auf niemand anderen als Batman persönlich, der in einer Ecke stand, zu uns sah, hier meinetwegen war oder eher wegen meiner Bindung zu dem Joker, seinem persönlichen Erzfeind Nummer eins.
„Sie ist ein Kind, gibt es keine anderen, besseren Einrichtungen für jemanden wie sie? Das ist kaum der geeignete Ort", fragte er in seiner tiefen Stimme und ich lachte hysterisch auf, fand seine Sorge lächerlich, heuchlerisch, doch die nächsten zwei Jahre hatte es ihn auch nicht mehr weiter interessiert, was aus mir wurde, dass ich hier verrottete unter diesen abscheulichen Leuten. Nie wieder hatte er sich blicken lassen, er hatte mich einfach dem hier ausgesetzt, ohne mit der Wimper zu zucken.
„Es wird sich um alles gekümmert werden, wir sperren keine Kinder ein, Miss Waller würde gerne mit Ihnen reden", sagte die Wache und Batman ging, ohne weiter was zu sagen aus dem Raum, ließ mich mit diesen Monstern allein, die alle Höflichkeit ohne die Fledermaus verloren, jeden Respekt. Ich wurde zum Joker ausgefragt, beschimpft, geschlagen, bespuckt und letztendlich weggesperrt. Das Zeug, das mir gespritzt wurde, ließ mich jede Tortur hier in den zwei Jahren wieder erleben. Ich sah alle Momente in der Arztpraxis wieder, spürte den Schmerz der Stromschläge, der ganzen kleinen Experimente, die Misshandlungen, doch all das war noch aushaltbar, das wahrlich schlimme war eher der Moment, als ich die schlimmste Wache von allen kennen lernen durfte. Dan. Ich sah den Moment wieder vor mir, zu deutlich vor mir. Ich war schon einige Wochen im Belle Reve gewesen damals, hatte gelitten, die Hoffnung auf eine Rettung jedoch noch nicht ganz abgeschrieben, bis er kam. Er war nicht wie die anderen Wachen gewesen, er hatte mich nicht nur beleidigt und grob behandelt, er hatte mir alles nehmen wollen, er hatte zusehen wollen, wie ich Stück für Stück zerbreche mit jeder seiner kleinen Besuche, den Schreien und dem Flehen, das er mir dabei entlocken konnte. Die Schmerzen von den Bildern waren zu groß, zu stark und mein Wille es zum Stoppen zu bringen war groß, groß genug, dass ich es schaffte in der Gegenwart zu erwachen, auch wenn ich noch nicht richtig wach war, die Bilder mich immer noch verfolgten, mich immer verfolgen würden. Ich schrie mir die Seele halb aus dem Lieb, die Fesseln an meinen Handgelenken schnitten in meine Haut ein, rieben sie richtig auf, so sehr kämpfte ich dagegen an, wollte nur weg von hier dürfen, rennen, weit wegrennen.
„Stellt sie ruhig, die dreht ja richtig durch", schrie einer der Wachen über meine Stimme hinweg und ich blieb stark, um weiter in der Gegenwart zu bleiben, Dans Gesicht aus meinen Erinnerungen zu drängen, sein ekelhaftes Grinsen, das, was er mir angetan hatte, als ich schon die nächste Spritze verpasst bekam und ich von dem Gefühl gleich verstummte. Atemlos sah ich zu den Ärzten, wollt was sagen, wollte die Kraft finden ihnen zu sagen, wie sehr sie das hier noch bereuen würden, als mich erneut die Dunkelheit umhüllte, dieses Mal jedoch ohne böse Folgen, dieses Mal, um mich einfach stummzukriegen.
Ich hatte nicht den leisesten Hauch, wie lange ich geschlafen hatte, doch als ich endlich aus dem traumlosen, unendlich langen Schlaf aufwachte, war ich wieder in meiner Zelle und sah zu meiner großen Erleichterung ein Tablett mit Essen und Trinken neben meinem klapprigen, alten Bett stehen. Das hieß schon mal, dass ich endlich wieder was zu mir nehmen konnte, selbst wenn das Essen widerlich aussah, doch ich würde mich gewiss nicht beschweren, ich war zu hungrig, zu entkräftet dafür. Ich streckte meine Hand schon nach dem Tablett aus, wollte es näher zu mir ziehen, als mich eine Stimme zum Stocken brachte.
„Ist das kleine Kätzchen endlich aufgewacht? Ich habe so lange darauf gewartet dich wieder hier zu sehen, so schwach, so wehrlos, ganz allein und nun siehe an, hier bist du." Ich traute mich nicht den Kopf zu drehen, um ihn anzusehen, glaubte zu träumen, glaubte noch zu schlafen, unter dem Einfluss der Spritze zu stehen und doch wusste ich ganz genau, wie es wirklich war. Ich wusste, dass ich wach war, dies die Realität darstellte und ich glaubte mich übergeben zu müssen.
„Oh ignoriere mich nicht jetzt, wir zwei haben so furchtbar viel nachzuholen meine kleine, hübsche, wehrlose, Jane", neckte Dan mich weiter und ich hörte ihn näherkommen, sah wie er sich vor mich stellte,ehe er in die Hocke ging, mir damit auf Augenhöhe war und ich glaubte in die Augen des Teufels zu sehen, glaubte zurück in die Vergangenheit geschleudert worden zu sein. Ich fühlte mich wieder wie mit 17 als ich ihn das aller erste Mal erblickt hatte und damals schon wusste, dass er die Hölle über mich bringenwürde. Ich wollte schreien, wollte so sehr schreien und Heulen und um mich schlagen, doch das alles hier, der Schock, die Angst, meine eigene Schwäche, es war zu viel auf einmal und so war es kein Wunder, dass mein Körper dicht machte, mir dieses Mal von ganz allein schwarz vor Augen wurde und ich nur mal erneut wieder in Dunkelheit fiel.
Aloha :) Ich weiß es ist sehr lange her aber in meinem Leben läuft gerade vieles nicht so gut und ich kann auch nicht versprechen, dass es nun schneller weitergeht, hoffe euch gefällt das Kapitel dennoch. Das nächste wird spannender werden, wenn der neue Ausbruch anfängt und mal sehen wie es auch mit Dan weitergehen wird xx
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