S E V E N T Y - O N E| Der letzte Plan

Joker

Der Plan war ein Fehler. Das alles hier war ein einziger, gewaltiger Fehler gewesen. Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass sie sich so opfert, hätte nicht zulassen dürfen, dass sie eingesperrt werden wird. Das alles dauerte länger als ich es gedacht hätte, als ich es mir erhofft hatte und nun verging ich ohne sie an meiner Seite. Ich war es nicht gewohnt so lange von ihr getrennt zu sein, hatte so viel Zeit mit ihr verbringen können, dass es mich umbrachte so von ihr getrennt zu sein. Ich dachte immerzu an die Zeit im Belle Reve, als ich glaubte, sie wäre tot, für immer fort, da war es genauso schrecklich ohne sie gewesen, doch dieses Mal wusste ich, dass sie nicht tot war, nur die bloße Vorstellung von ihr in einer Zelle, es machte mich krank. Frustriert schrie ich auf und schmiss nahestehende Möbel um, warf einen Sessel um, einen Beistelltisch, machte alles kaputt, was mir in die Quere kam, doch sie war meine emotionale Stütze, wenn sie nicht da war, konnte ich kaum klar denken, mich kaum bremsen, ich drehte völlig durch ohne sie an meiner Seite und bald würden gewiss die ersten Köpfe rollen, wenn ich keine richtigen Antworten zu ihrem Aufenthalt kriegen würde. Ich schnappte mir eine unbeschadete Whisky Flasche von meiner kleinen Bar, öffnete sie und trank aus dieser, während ich das Zimmer verließ, auf der Suche nach einer meiner schwachköpfigen Handlanger war, die mir endlich sagen würden, wo sie war, wo sie hingebracht werden würde, doch die Idioten war schlau genug mich zu meiden, hielten die Gänge frei, schienen sich alle zu verstecken. Feiglinge. Erbärmliche Feiglinge. Ich war versucht nach Sam zu schreien oder nach Carlos, doch beide waren sie nicht hier, der eine im Knast und der andere tot, verschanzt in irgendeinem Müllcontainer. Ich brauchte dringend mehr Kerle, die sich berufen fühlten den Rest der anwesenden Idioten zu leiten für mich, ich brauchte jemanden zum Anschreien und den ich wie einen Fußabtreter benutzen könnte, nur waren die wenigsten Leute bereit dazu, sich für diesen Job zu bewerben, immerhin standen die Überlebenschancen nicht gerade sehr hoch und es war kein sehr komfortabler Job obendrein.

„Sir, es gibt Neuigkeiten." Überrascht, dass sich einer tatsächlich zu mir traute, sah ich zu dem mir unbekannten Man vor mir auf, der sehr verängstigt wirkte, auch wenn er sich Mühe gab, dass man es ihm nicht ansah.

„Ich höre", sagte ich, hoffte es wären gute Neuigkeiten, ich hoffte es sehr für sein Wohl.

„Wir haben herausfinden können, wo Sam eingesperrt wurde, es ist ein kleines Gefängnis nicht weit von hier, niedrige Sicherheitsverwahrung, da er erst morgen Abend ins Blackgate gebracht werden soll, Sir."
„Und was ist mit Jane?", fragte ich, da das weitaus interessanter war als was auch immer aus Sam wurde.

„Sie wurde verlegt, noch ist aber nicht klar, wohin, aber Victor arbeitet daran", antwortete er hastig und ich zog meine Waffe, sah wie er mich mit geweiteten Augen nun völlig entsetzt ansah, als ich sie ihm vor die Stirn hielt.

„Wie wäre es dann, wenn du los gehst und Victor hilfst oder ich blase dir einen verdammte Kugel in seinen scheiß Kopf!", schrie ich ihn zum Ende hin lauter werdend an und das ließ er sich nicht zweimal sagen, rannte richtig los, stolperte halb über seine eigenen Füße, würde mir sicher nicht erneut so schnell über den Weg laufen und frustriert über die nicht wirklich guten Neuigkeiten rieb ich mir die Stirn, steckte die Waffe wieder weg. Ich müsste wohl Sam holen gehen. Wenigstens wusste er, was zu tun war, vielleicht wüste er mehr, ja, ich brauch Sam.

Ich brachte ein paar meiner Männer dazu, alles bezüglich des recht einfachen Ausbruchs zu planen, hatte nicht die Nerven mich damit zu beschäftigen, war die meiste Zeit zu betrunken und depressiv um etwas kleines wie das zu durchdenken. Ich dröhnte mich mit gutem Alkohol und Pillen zu, ließ mir wahllos Menschen herbringen, die ich aus Freude heraus aufschneiden konnte, die irgendwie, sei es noch so klein, im Kontakt zu Waller oder irgendeinem Cop Gothams standen. Ich hatte mich nicht unter Kontrolle, ich wusste es, jeder wusste es, doch es verging mir mehr Zeit als ich wollte und ich hielt es nicht mehr länger ohne sie aus. Eine Woche war nun vergangen und heute war der Tag, wo ein paar von den Idioten Sam ausbrechen gingen, bald jetzt dann wieder zurück sein müssten, solange sie nicht selbst diesen so simplen Job vermasselten.

Schlechtgelaunt saß ich auf dem Stuhl an der Spitze des Versammlungssaals und spielte mit einer meiner Messer, während alle anderen Anwesenden mich verängstigt ansahen, darauf warteten, dass ich das Reden beginnen würde, sagen würde, warum wir hier versammelt waren, wohl auf einen Plan oder ähnliches hofften.

„Ich langweile mich", sagte ich und verzog das Gesicht, „Ihr langweilt mich mit eurer Inkompetenz."
„Verzeihung Boss, aber wir geben unser Bestes. Janes Festnahme wird bis jetzt so gut verschwiegen, es ist schwer an die nötigen Informationen heranzukommen, Sir", wagte es einer meiner Männer zu reden und schien es gleich zu bereuen, so verängstigt wie er wirkte. Ich war versucht das Messer in meiner Hand nach ihm zu werfen, zu sehen, ob ich sein Auge treffen würde, doch ich wusste, dass ich es könnte und irgendwie nahm es der Sache den Reiz.

„Alles leere Worte. Ich denke, ich muss euch mehr Druck machen, vielleicht mehr Köpfe rollen lassen, die Hunde mit gutem Fleisch füttern, Häute abziehen", sagte ich und lächelte vergnügt so eine Wirkung hatte meine Ansage, so verstört wie sie alle wirkten. Es war ein kleiner Lichtblick in meinem Leben. Kleine Maden wie sie alle einzuschüchtern. Sie waren so viele, ich war nur eine Person und doch fürchteten sie mich alle, es war herrlich.

„Ich denke nicht, dass das nötig sein wird, Boss." Amüsiert sah ich zu Sam, der gefolgt von den Idioten den Raum betrat, die ihn gerettet haben Er wirkte etwas dünner als vor paar Tagen noch, hatte ein blaues Auge, doch ansonsten schien er wohlauf zu sein und ich hoffte sehr, dass Jane ebenso wohlauf war.

„Sieh an wer sich entschlossen hat wieder herzukommen."
„Ich habe das Essen dort einfach zu gut gefunden, um zu gehen", scherzte Sam und ließ sich auf der anderen Seite des Tisches nieder, „Aber wie dem auch sei, ich weiß, wo Jane ist."
„Dann solltest du lieber schnell reden, Sammy, meine Geduld hat ihre Grenze erreicht", warnte ich ihn, hatte nicht die Zeit für solche Spiele, würde sonst bald ein Blutbad hier verrichten.

„Wir wurden relativ zu Beginn getrennt, ich habe nur halb mitbekommen, dass sie jedoch ins Belle Reve verlegt werden sollte, was vor zwei Tagen dann auch geschehen sein muss."
„Belle Reve also", sagte ich, war glücklich endlich eine klare Antwort zu haben und gleichzeitig auch besorgt. Im Belle Reve hatte man sie einmal verändern können, im Belle Reve war dieser Bastard von Dan. Ich spannte mich bei dem Gedanken an ihn an, wollte ihn nur tot sehen, würde ihn häuten, wenn er es wagen sollte sie auch nur anzusehen. Nein, dieses Mal würde niemand aus dieser Anstalt lebend rauskommen, nur Jane. Sie alle würden in den Mauern der Einrichtung verbrennen, elendig vergehen.

„Dann an die Arbeit."



Es war schwer den Ausbruch zu planen mit den vielen neuen Sicherheitsvorkehrungen, die offenbar seit unserem letzten Einbruch getroffen wurden. Janes Zelle würde wo anderes liegen, es würden mehr Wachen geben und außerdem mussten wir warten bis Waller persönlich dort erscheinen würde, ansonsten wäre all das für umsonst gewesen und wir müssten von neu beginnen. Ich hatte alle wichtigen Männer für diese Sache zusammengeholt, hatte Victor das Gefängnis von außen ausspionieren lassen, andere in das Wachsystem hacken lassen und wollte genaustens über den Platz Bescheid wissen, wissen, wo die Wachen waren, wo ihre Zelle war, was für Dinge man für den Extraschutz aufgestellt haben würden und ich wollte auch wissen, wo Waller am ehesten auftauchen würde. Es war viel Organisatorisches, doch seit Sam wieder da war, hatte ich wenigstens einen halbwegs fähigen Schwachkopf, der einen Großteil davon übernahm und die Verantwortung für den Rest auf seine Schultern lastete, so dass ich mich zurückhielt damit jeden von ihnen zu erstechen, auch wenn es mir in den Fingern juckte.

Mein Kopf drehte sich ausschließlich um Jane, darum wie es ihr ging, darum, wo sie war, ob ihr geistiger Zustand das alles so lange aushält, was ihr angetan wurde, ob alles nur noch schlimmer werden würde danach. Sam hatte erzählt, dass sie bereits in der normalen Polizeistation schon hysterisch geworden war, wie würde es ihr dann im Belle Reve ergehen? Frustriert raufte ich mir mein Haar als ich mein Schlafzimmer betrat, wissend, dass ich sowieso keinen Schlaf finden würde, es war unmöglich richtig zu schlafen, wenn sie nicht an meiner Seite lag, da nicht ihr warmer, zierlicher Körper wäre, mit dem ich nach Lust und Laune machen konnte, was ich wollte. Es fehlte mir sie zu küssen, ihr Dinge in die Haut zu ritzen, sie mir nach Belieben zu nehmen. Es war zum Verzweifeln und ich plante jetzt schon, wie ich die Nacht mit einer Flasche Bourbon verbringen würde, lief direkt auf die Minibar zu, merkte jedoch schnell, dass was nicht stimmte. Nach all den Jahren waren ich ein Profi, war ich so geübt darin zu merken, wenn etwas nicht normal war, wenn eine Bedrohung auf mich lauerte und so zögerte ich nicht lange, zog meine Waffe und drehte mich um, wo ich auch schon Harley vorfand, die sich grinsend aufs Bett fallen ließ, unbeschwert wirkte.

„Hallo Puddin", begrüßte sie mich lieblich und rekelte sich auf der Matratze.

„Nenn mir einen guten Grund, wieso ich dich nicht erschießen sollte?"
„Du brauchst mich", erwiderte sie erheitert und ich hinterfragte nicht, wie sie es hierhergeschafft hatte und das unbemerkt. Harley war raffiniert, hatte genug von mir gelernt. Sie war einer meiner Meisterwerke gewesen, ähnlich wie Jane, nur dass Jane nach wie vor ihren eigenen Willen hatte, Harley hatte diesen gleich zu Beginn aufgegeben.

„Brauche ich das? Letztes Mal als du hier warst, hast du Jane entführt", merkte ich an, doch seit dem stand nicht nur Janes Vater auf meiner Liste, sondern sie auch. Nur ihretwegen hatte Jane die Wahrheit erfahren, ist durchgedreht und hat sich bereiterklärt sich für diese Wache gefangen nehmen zu lassen. Ohne Harley wäre Jane jetzt hier an meiner Seite.

„Das ist Teil des Geschäfts, du weißt doch wie das ist", sagte sie und stand auf, kam mir entgegen, schien sich nicht vor der Waffe in meiner Hand zu fürchten und auch wenn ich zu gern eine Kugel in ihr hübsches Gesicht verpassen würde, so wollte ich es irgendwie auch nicht. Ich konnte nicht leugnen, dass sie einst eine Stütze gewesen ist, wir uns nahegestanden haben, doch das war vorbei, lange vorbei und einzig aus Mitleid heraus schenkte ich ihr ihr Leben.

„Was willst du hier?", fragte ich sie und steckte die Waffe weg, als sie vor mir anhielt.

„Dich aufmuntern. Ich weiß wie es dir geht, wenn deine kostbare Jane nicht da ist, ich weiß wie einsam du dich dann fühlen kannst, wie verloren, wir haben doch darüber gesprochen, erinnerst du dich noch an unsere nette Zeit im Arkham?" Verführerisch strich sie mir über die Brust während sie sprach, sah mich aus ihren großen Augen aus verlangend an.

„Und du denkst, du kannst mir helfen?", fragte ich belustigt, doch die Situation war anders als damals. Ich wusste, dass Jane lebte, wusste, dass sie bald wieder an meiner Seite stehen würde, nichts hiervon war wie damals.

„Ich könnte deine Gedanken in eine andere Richtung lenken", schlug sie vor und legte nun ihre Hände an meinen Nacken, presste ihren Körper gegen meinen und die Versuchung war da. Es wäre so einfach wirklich für eine kurze Zeit den Kopf frei zu kriegen, über irgendwas anderes nachzudenken, doch sie war nicht Jane, sie würde nie Jane sein und ich wusste auch, dass wenn Jane das erfahren würde und sie würde es erfahren, dass sie mir das nicht verzeihen würde und am Ende wir nur wieder irgendein Selbstmord-Fiasko hätten.

„Ich denke kaum"; sagte ich deswegen und zog eines meiner Messer, hielt es ihr an die Kehle und sah wie sie verletzt wirkte von meiner abweisenden Art.

„Du warst mal witziger, größer, mächtiger, doch ihretwegen hast du dich verändert", fauchte sie mich an, hatte Tränen in den Augen und ich seufzte genervt von ihren Worten.

„Ich gebe dir drei Sekunden zu verschwinden, Harley, oder ich sorge dafür, dass mein Messer in deiner Kehle landet."
„Das kannst du nicht machen!", schrie sie hysterisch, „Ich lasse mich nicht immer und immer wieder von dir wie Dreck behandeln." Offensichtlich schon.
„Eins... zwei...", begann ich lustlos zu zählen, hatte genug von ihren hysterischen Ausbrüchen, wollte nur noch, dass sie geht, sich irgendwen anderen sucht, den sie vergöttern könne, doch ich hatte keinen Platz und keinen Gebrauch mehr für sie. Die Blondine zögerte kurz unsicher, sah mir wohl jedoch an, dass ich sie dieses Mal nicht verschonen würde, dass ich dieses Mal keine Gnade mehr zeige und so eilte sie davon in Richtung Türe, riss diese auf als zeitgleich Sam eintrat, der irritiert wirkte Harley zu sehen, die jedoch einfach an ihm vorbei stürmte.

„Muss ich das verstehen?", fragte er irritiert.

„Nein und wage es nicht das hier vor Jane zu erwähnen, verstanden?"

„Natürlich doch", erwiderte er und ich sah wie seine Mundwinkel verräterisch zuckten, „Aber es gibt gute Neuigkeiten, es ist alles fertig geplant, Boss. Es kann morgen losgehen."

Aloha :) Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Das Nächste wird aus der Vergangenheit mal wieder sein. Freue mich wie immer über eure Meinung xx

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