S E V E N T Y - E I G H T| Alle guten Dinge...
Joker
3 Jahre zuvor...
Dass Jane sauer auf mich war wegen irgendwelcher Tänzerinnen, war absoluter Schwachsinn gewesen und auch wenn ich sie absichtlich noch mehr provoziert hatte, so gab es ihr nicht das Recht, beleidigt einfach abzuhauen. Verdammte Frau. Hatte sie eigentlich eine Ahnung, wie schwer sie mir manchmal das Leben mit ihrem Benehmen macht? Die ganzen letzten Tage war sie krank im Bett gelegen, wollt nun unbedingt nach draußen, nur um so eine Szene zu machen, doch wenigstens wusste ich, dass Sam auf sie Acht geben würde, wenn sie schon zu zickig war, um bei mir zu bleiben, doch wir wussten doch beide, dass sie spätestens heute Nacht wieder zu mir gekrochen kommen würde, genauso wenig ohne mich konnte wie ich ohne sie. Ja, spätestens in paar Stunden wäre dieser lächerliche Streit wieder vergessen, so war es jedes Mal.
Ich war schon dabei zu dem Idioten, dessen Name mir längst entfallen war und der unbedingt irgendwelche Geschäfte machen wollte, zu gehen, als es laut knallte. Das ganze Gebäude wurde durchgeschüttelte von der lauten Explosion, die einen kurz nichts als ein Piepsen hören ließ und alarmiert sah ich mich mit gezogener Waffe um, kannte nur einen Gedanken und der war Jane. Wo war sie? Ging es ihr gut? Ich suchte den Raum nach ihr ab, suchte ihn nach Sam ab, doch wo war sie hingegangen? Die Leute liefen schreiend los, alle waren besorgt und verängstigt, doch mir kam das hier nicht ganz geheuer vor. Es waren keine Schüsse gefallen, keiner würde einfach eine Bombe zünden und das auch noch nicht einmal im Zentrum des Gebäudes, wo wir alle waren, und dann einfach wieder verschwinden. Nein, irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht sogar!
„Wo ist sie?", fragte ich einer meiner anderen Handlanger, der auf mich zu gerannt kam.
„Ich habe sie nicht gesehen.
„Und Sam?", fragte ich, doch wo war er? Wo war jeder? Wo waren die Schweine, die hier für diese verdammte Bombe zuständig gewesen sind?
„Ich habe gesehen, wie Sam mit Danny durch den Hintereingang weggerannt ist, Boss", sagte er und ich packte ihn am Kragen von dieser Aussage, doch bitte was hatte er da gesehen?
„Hinterausgang? Und sie war nicht bei ihnen?"; fragte ich und er schüttelte verängstigt den Kopf. Wütend ließ ich ihn los, raufte mir die Haare, doch was hatte Sam getan? Wo war Jane? Wieso war er nicht bei ihr? Ich wurde nervös von dieser Tatsache, angespannt und hatte mich noch nie im Leben so orientierungslos gefühlt wie jetzt, doch das hier war nichts, mit dem ich gerechnet hatte. Sam hatte bisher immer auf sie Acht gegeben, was war also geschehen?
Ich hatte das Gebäude komplett abgesucht, ohne sie, Sam oder Danny finden zu können. Sam reagierte auf keiner meiner Anrufe, niemand will einen von ihnen mehr gesehen haben und angespannt war ich schließlich zurückgegangen zum Haus, hoffte, sie wären einfach hier, hätten sich in Sicherheit gebracht, doch ich hatte ein ganz ungutes Gefühl bei der ganzen Sache, war geladen, brodelte richtig, so dass sich keiner meiner Leute traute, mich anzusprechen, auch nur eine falsche Bewegung zu machen. Sie alle dachten das, was ich dachte, sie alle wussten, dass Sam irgendeine Scheiße gebaut hatte und wenn sie auch nur einen Kratzer hätte, würde er sterben! Oh, ich würde ihn verdammt nochmal häuten und ausweiden lassen! Wir kamen an und ich eilte regelgerecht in unser gemeinsames Zimmer, das ich jedoch fast wie erwartet leer vorfand. Sie war nicht hier. Wo war sie? Ich konnte das nicht begreifen, wollte es nicht begreifen müssen. Sie war doch gerade noch bei mir gewesen, in Sicherheit und nun war sie unauffindbar?
„Sir?" Ich drehte mich nicht um, als mich jemand ansprach, stand am Türrahmen, hatte mich an diesem festgekrallt, versuchte mühsam mich zu beruhigen, nicht völlig die Nerven zu verlieren, doch ich drehte innerlich durch. Mir gefiel diese Sache nicht, dass sie nicht hier war, unauffindbar war, dass Sam anscheinend mit Danny das Weite gesucht hat. Was ist geschehen? Sie war nicht ganz fit auf den Beinen, war alleine verloren und wenn ihr irgendwas passiert sein sollte...
„Sir, ich habe... einer der Männer, die zurückgeblieben sind, Tommy, er... er meinte, er hätte sie gefunden, Sir." Ich drehte mich um, als er das sagte, doch sein Blick gefiel mir nicht, ganz und gar nicht sogar. Wenn dieser Tommy sie gefunden hat, wieso wirkte er dann so verängstigt?
„Wo ist sie?", fragte ich gereizt und er schien sich gar nicht wohl in seiner Haut zu fühlen, zitterte am ganzen Leib.
„Sie... sie ist tot, Sir", sagte er und ich schloss kurz die Augen, öffnete sie wieder und war schon dabei ihn für diese vorlaute Aussage umzubringen, als er mir sein Handy zeigte, ein Foto aus diesem zeigte und dieses schaffte es das erste Mal in meinem Leben mich schwach fühlen zu lassen. Ich merkte, wie meine Knie zitterten, ich merkte, wie mir schwindelig wurde, doch da war sie, da war meine Jane in ihrem schwarzen Kleid, mit meiner Kette um den Hals lag sie auf dem Boden, Blut um sie herum, die Augen geschlossen, leblos und von Blut besudelt. Das war ein Scherz. Das konnte nicht wahr sein.
„Sir ich...", begann der Mann, da hatte ich meine Waffe schon gezogen und ihn erschossen, doch ich wollte nichts mehr wissen, nichts mehr hören, sank auf meine Knie und schrie. Ich schlug gegen das Holz des Türrahmens immer und immer wieder, wollte das nicht glauben müssen. Sie war tot. Nein! Nein, nein, nein, nein! Sie war doch gerade noch mit mir in diesem Zimmer gewesen, gerade hatte sie mich erst noch angeschrien, sie konnte nicht einfach fort sein, mich verlassen, doch warum sonst würde Sam fliehen? Wie erklärte ich mir sonst dieses Bild? Sie war tot, einfach fort und das nur, weil ich nicht besser auf sie aufgepasst hatte, sie provozieren musste. Hätte ich sie beruhigt, anstatt noch mehr zu verärgern, wäre sie nicht allein davongeeilt, wäre bei mir geblieben, in Sicherheit, doch nun war es zu spät. Sie war tot. Irgendwer hatte sie umgebracht, hatte mir das Wertvollste in meinem Leben geraubt und das würde Konsequenzen haben!
Die nächsten Tage und Wochen ohne sie fühlten sich an wie ein nie endender Albtraum. Ich schlief nicht, aß nicht, trank dafür den ganzen Tag durch und war unberechenbar reizbar. Meine Leute hielten alle einen großen Abstand vor mir, waren verunsichert von meinem Zustand, wie ich waghalsige Einbrüche plante, um mich abzulenken, kaum zurechnungsfähig war, doch mir war alles egal. Ihr Leiche war offenbar von den Behörden mitgenommen worden und obwohl ich versucht war sie zu stehlen, hatte ich es sein gelassen, doch der Anblick ihres toten Körpers hätte mich vermutlich endgültig die Fassung verlieren lassen. Wenn ich meine Augen schloss, dann sah ich sie immer wieder vor mir, konnte ihre großen Augen sehen, glaubte sie wäre an meiner Seite, würde mein Leben wieder komplett machen. Ich hatte sie zu sehr an mich herangelassen, sie einfach einen zu großen Teil meines Lebens werden lassen und nun? Nun war sie weg, hatte ein Loch in mir hinterlassen und ich glaubte unfähig zu sein zu wissen, wie ich überhaupt ohne sie weitermachen sollte. Ich hatte nie gedacht, dass so etwas geschehen würde. Ich war mir sicher gewesen, dass ich auf sie aufpassen könnte, sie beschützen könnte, doch ich hatte versagt. Nie hatte ich geglaubt, je ohne sie leben zu müssen und nun stand ich da, völlig hilflos fast schon ohne ihr als Anhaltspunkt in meinem Leben. Ich versuchte sie durch Vodka, Rum und anderen alkoholischen Getränke zu ersetzen, mich zu betäuben, doch es wollte mir einfach nicht so ganz gelingen.
„Wir sollten uns beeilen, die Cops sind gleich da", sagte einer meiner Leute verängstigt, als wir gerade eine Bank ausraubten. Nicht irgendeine Bank, es war die Bank, in der ich Jane vor all den Monaten das erste Mal erblickt hatte. Ich war nicht hier um wirklich interessiert am Geld zu sein, doch ich konnte kaum mehr klar denken, war müde, ausgezehrt, betrunken und hier zu sein ließ mich so verbunden zu ihr fühlen. Ich dachte daran, wie sie ganz unwissend und naiv hier einfach in diesen Überfall geplatzt war. Wie verschreckt aber auch fasziniert sie mich gemustert hatte. Ich wusste noch, dass ich sie gleich ganz nett gefunden hatte, doch mehr daran interessiert war, ihr das Hirn aus dem Schädel zu pusten, bis ich merkte, wie egal ihr das doch gewesen wäre und von da an hatte sie mein Interesse geweckt. Ich hatte nicht begreifen können, wie einem Mädchen es so egal sein konnte zu sterben, wie sie so wenig Furcht haben konnte, obwohl eine Waffe gegen ihre Schläfe gepresst war. Sie hatte mich fasziniert und vermutlich hätte sich sie einfach töten sollen, dann hätte ich jetzt keine Probleme, doch ich war ein Idiot gewesen, der die Gefahr nicht erkannt hatte, die von ihr ausging, sie einfach nicht hatte wahrhaben wollen. Nicht hier, nicht in der Schule, als sie meine Geisel war, nicht mal dann, als ich sie entführen ließ. Nein, ich hatte wohl erst bemerkt, wie verdammt gefährlich die Kleine war, als ich sie das erste Mal küsste und da war es schon zu spät gewesen, da war ich schon so von ihr eingenommen, dass ich mir ein Leben ohne sie gar nicht mehr vorstellen wollte, doch nun war sie fort. Sie war fort, tot, irgendwo begraben, vielleicht verbrannt, vergessen und wir waren im Schlechten auseinandergegangen, sie war sauer auf mich gewesen, verletzt und ich würde sie nie wieder sehen, sie nie wieder bei mir halten, sie küssen, so dass alles, was ich noch von ihr hatte, was mir geblieben war, das J auf meiner Brust war.
„Sir, die Cops", rief einer meiner Männer panisch, doch es war mir gleich, sollten sie mich kriegen, ich brauchte endlich Ruhe von mir selbst. Ich ließ meine Waffe fallen, als die Cops kamen, gab einfach auf, wollte nicht zurück in dieses Haus, wo sie nicht wäre, wo sie nie wieder sein würde, wollte kurz Ablenkung und wo bekam man besser Ablenkung als im Arkham? Ja, ein kleiner Aufenthalt dort würde mir guttun, eine nette Flucht zu planen würde mir eine Aufgabe geben und wenn ich wieder draußen wäre, würde alles anders werden!
Jane
Gegenwart
Ein Baby. Es gab ein Baby und das war nun fort, tot, weg, für immer und ewig. Ich hielt mir den Bauch, als ob ich die Leere in mir drinnen somit stoppen könnte, nahm nicht viel davon wahr, was der Joker Waller da gerade antat, wusste, es würde grausam sein, auch wenn wir nicht so viel Zeit hatten, wie wir es gern hätten. Ich hörte die Verstärkung näherkommen, wie die Wachen des Gefängnisses uns kriegen würden und der Gedanke eingesperrt, erneut vom Joker getrennt zu werden war es, der mir die Kraft gab mich aus meiner Starre zu lösen.
„Wir müssen weg", hauchte ich, sah zu ihm dabei, wie er sich von Waller löste, um die herum sich eine Pfütze voll Blut gebildet hatte, die sich nicht mehr rührte, es wohl auch nie wieder würde.
„Dann los", sagte er, half mir wieder aufzustehen, küsste mich ganz kurz und doch reichte es aus, dass ich mich gleich wieder deutlich lebendiger fühlte, auch wenn ich nach wie vor einfach traumatisiert von alledem war. Wir eilten los, wo er meine Hand nicht los ieß, als er mich mit sich zog, ich mir seltsam benommen vorkam, als ob ich drohen würde aus der Realität zu verschwinden, konnte das alles hier kaum richtig wahrnehmen. Meine Beine bewegten sich von alleine, ich spürte dumpf den Schmerz des Streifschusses, spürte wie mein ganzer Körper schmerzte, ausgezehrt war von meinem Aufenthalt hier, doch wir durften nicht anhalten, als ich schon die nächsten Schüsse hörte. Der Joker rannte nur noch schneller, schoss selbst zurück, doch sie waren in der Überzahl, uns deutlich überlegen, dennoch schafften wir es unversehrt ins Gebäude zurück, wo ein einziges Chaos herrschte. Hier lagen Leichen, Blut, zurückgelassene Waffen auf dem Boden. Türen waren eingetreten, Glas zerbrochen, die Wände sahen aus, als ob sie regelrecht durchsiebt worden wären. Ich konnte mich nicht weiter wirklich umsehen, die Angst fing an meinen Körper richtig zu durchfluten, als ich auch weite hörte, wie mehr und mehr Leute näherkamen, mehr Schüsse fielen, wusste nicht, wie wir alledem entkommen sollten. Es waren einfach zu viele Leute, wir waren doch geliefert. Ich schrie auf, als vor uns zwei Kerle in den Gang traten, auf uns schossen, der Joker jedoch besser als sie beide zusammen war, sie mit Leichtigkeit umbringen konnte, nicht ohne, dass mich nur leider erneut eine Kugel dabei traf. Meine Beine gaben mal wieder unter meinem Gewicht nach, als ich spürte, wie sich die Kugel in meine Seite bohrte, mich dieses Mal nicht nur einfach gestreift hatte, mir kurz vor Schmerz die Kraft zum Atmen raubte, mich Sternchen sehen ließ, mein Körper sich anfühlte, als ob er brennen würde. Heilige Scheiße tat das weh.
„Verdammt nochmal", sagte der Joker besorgt, gereizt, hob mich im Brautstil hoch, lief mit mir weiter, konnte es sich nicht erlauben anzuhalten, wir würde es nicht überleben anzuhalten und so musste ich durchhalten, die Schmerzen ertragen, wenigstens bis wir weg von diesem Höllenort waren. Ich drückte mit voller Kraft auf die blutende Wunde, versucht zu erahnen, wie schlimm es war, welche Organe wohl getroffen sein könnten, wo die Milz wohl ziemlich eindeutig in Frage kommen würde. Kein wichtiges Organ, doch mit einer Kugel drinnen würde ich dennoch innerlich verbluten können und ich war jetzt schon sehr geschwächt, war nicht in Spitzenform, wann auch immer ich das überhaupt das letzte Mal gewesen bin.
„Wir werden sterben", hauchte ich, hörte wie weitere Schüsse fielen, hatte keine Ahnung, wie lang es dauern würde, bis wir den Ausgang erreichen, keine Ahnung, wie wir dem allen entkommen sollten, es schien hoffnungslos zu sein.
„Werden wir nicht!", erwiderte er gereizt, schoss auf Leute, die ich nicht sah und ich dachte an damals zurück, wo Floyd mich ebenfalls aus diesem Gefängnis tragen musste, als ich beinahe verblutet wäre. Wie ironisch. Ich würde wohl wirklich immer nur halbtot und kaputt aus diesem Gefängnis herauskommen. Ob es ihnen allen sonst gut ging? Ich hoffte es sehr, sie sollten nicht wie wir sterben oder weggesperrt werden, auch wenn der Gedanke an den Tod etwas Friedliches an sich hatte, ich könnte mein Baby sehen, das Baby, von dem ich nie gewusst hatte, dass es überhaupt existierte. Wie es wohl ausgesehen hätte? Ich dachte an den Joker, wie er ohne Schminke aussah und ich lächelte glücklich, doch es wäre sicher süß gewesen. Ich wollte die Augen schließen, das alles ausblenden, wusste aber, dass so etwas sehr, sehr gefährlich in solchen Situationen war, ich am Ende nie wieder aufwachen würde und ganz gehen von dieser Welt wollte ich nicht, ich wollte den Joker nicht verlassen müssen, nicht erneut. Er hatte so viel für mich getan, ich wollte ihn nicht so im Stich lassen müssen, besonders da der Gedanke, er könnte wieder zu Harley gehen, mich zu sehr anwiderte.
„Stopp!" Ich drehte meinen Kopf zur Seite, sah wie der Joker auch zu niemand anderem als Rick, der mit einer weitaus gefährlicheren Waffe, als die der Joker da mühsam in seiner Hand hielt, auf uns richtete. Ich war Ballast, verhinderte es, dass er so um sich schießen konnte, wie er wollte und nun waren wir am Arsch. Ich sah benebelt zu meinem früheren Leiter des Suicide Squads, dachte an die Zeit, die wir zusammen verbracht hatten, dachte daran, wie lange es her war, seit wir uns das letzte Mal gesehen hatten.
„Rick", hauchte ich leise, sah wie dieser zerknirscht wirkte, zu mir hinabsah, doch er hatte nicht vergessen, was wir zusammen durchgestanden hatten, dass wir alle mehr als nur ein Team geworden sind in dieser Zeit.
„Verdammt beeilt euch!", zischte er, trat zur Seite, ließ und passieren und ohne abzuwarten, lief der Joker weiter, erschoss ihn Gott sei Dank nicht, doch er hatte Schwierigkeiten mit der Waffe und mir in seinen Armen. Es glich eigentlich einem Wunder, dass wir überhaupt so weit gekommen waren, durch den Eingang konnten, von wo aus er weiterlief.
Von den anderen war keine Spur mehr zu sehen, sie waren wohl alle wie befohlen geflohen und ich war zum einen erleichtert darüber, zum anderen auch besorgt, denn wie sollten wir von hier weg?
„Keine Sorge Herzblatt, ich habe unser Fluchtauto vorbereitet", sagte der Joker, als ob er meine Gedanken lesen könnte, erreichte einen sehr auffälligen Sportwagen, der ein Stück entfernt geparkt war, wo er mich schon kurzerhand auf den Beifahrersitz beförderte, mich anschnallte, ehe er sich eilig auf den Fahrersitz niederließ, mit quietschenden Reifen so schnell losfuhr, dass mir ganz schwindelig wurde, doch lange würde ich das nicht mehr mitmachen. Meine Hand war ganz glitschig von dem Blut, alles schmerzte, mir war furchtbar schlecht und gleichzeitig fühlte ich mich so, als ob ich Fieber hätte.
„Wir entkommen dem doch nie", sagte ich leise, hörte die Sirenen, wusste nicht, wie wir das schaffen sollten, wie ich das mit meinen Verletzungen überleben sollte. Ich war müde, kraftlos, meine Hände waren komplett rotgefärbt von dem ganzen Blut, das unter ihnen aus der Wunde strömte.
„Immer so optimistisch", raunte er, wirkte auf eine seltsame Art erheitert und angespannt zugleich, doch er war wohl zuversichtlich zu entkommen, weniger zuversichtlich wegen meines schlechten Zustands. Er raste zwar so schnell, dass es einem Wunder glich, dass wir bei den Kurven nicht von der Straße krachten, doch würde er schnell genug sein? Ich hatte Schwierigkeiten die Augen offen zu halten, wusste nicht, wie der Plan aussah, wie er mich hierbei retten wollte, sah zur Seite zum Joker.
„Ich habe ihn umgebracht", hauchte ich, wusste nicht, wieso ich es jetzt ansprechen musste, doch ich verspürte das eigenartige und gleichzeitig so schreckliche Gefühl, als ob uns die Zeit davonlaufen würde, wir es nicht schaffen würden, sterben würden, das hier vielleicht unsere letzten gemeinsamen Minuten sein würden.
„Wen?", fragte er, ohne mich anzusehen, konzentrierte sich aufs Fahren.
„Dan", sagte ich und nun sah er doch kurz zu mir.
„Hat er gelitten?"
„Ja."
„Gutes Mädchen", sagte er, lächelte und ich musste es auch, sah nach vorne, erkannte die Straße, auf der wir uns mittlerweile befanden. Sie war die Hauptstraße, mit der man über die Gotham Bridge nach Gotham City gelangte. Ich kannte die Straße zu gut, kannte die Brücke, die jede Minute vor uns auftauchen würde, noch besser, immerhin hatte ich hier zweimal versucht mir das Leben zu nehmen, wurde beide Male vom Joker gerettet und noch während er fuhr, überkam mich Angst. Ich wollte ihm sagen, dass er anhalten sollte, umdrehen sollte, doch das war keine Option, wenn wir verfolgt wurden, doch das hier war nicht gut, ich wusste, dass es nicht gut war.
„J...", begann ich, doch er unterbrach mich.
„Sie werden die Brücke dicht gemacht haben", sagte er, „Wir haben länger gebraucht, als gedacht, sie hatten genug Zeit sie abzuriegeln."
„Das heißt?", fragte ich, da er wohl mein unwohles Gefühl teilte, verärgert wirkte.
„Das heißt, du wirst tief Luft holen", sagte er und ich sah ihn irritiert an, als er seine Waffe zog, ich schon dachte, er würde mich erschießen, stattdessen jedoch das Fenster neben mir zerstörte, der Knall laut in meinen Ohren widerhallte, doch es stört mich nicht, ich versuchte seine Worte zu verarbeiten, was er versucht mir hier zu sagen und das war nichts Gutes, weitaus schlimmer als ein Piepsen in den Ohren und Glassplitter nun auf dem Schoß liegen zu haben. Ich war sowieso voller Blut, paar Wunden mehr, änderten nun gar nichts mehr.
„J, was hast du vor?", fragte ich schrill, sah vor uns die Brücke in ihrer vollen Pracht auftauchen, wie ein unheilvolles Omen, sah die Absperrung der Polizei auf dieser, die wir niemals durchbrechen könnten mit dem Auto, es war nicht stabil genug. Oh, wir würden sterben. Wir würden ganz grauenvoll und grausam sterben. Anstatt mir zu antworten, zog er mein Gesicht zu sich, presste mir einen Kuss auf die Lippen, der viel zu süß, viel zu verzweifelt für meinen Geschmack war und ich wusste, was er vorhatte, wusste, dass das hier ein Abschied darstellen sollte. Er löste sich von mir, fing laut das Lachen an, klang richtig irre dabei, machte mir Angst, als er das Gaspedal nur noch weit durchdrückte, direkt auf die Absperrung zu. Ich drückte mich tiefer in den Sitz, rechnete mit einem brutalen, schmerzvollen, alles endenden Aufprall, ehe er plötzlich das Lenkrad herumriss, ich laut aufschrie, als das Auto das Geländer der Brücke durchbrach, wir in die Tiefe stürzten.
Welch ein ironischer Abgang. Zweimal hatte ich hier sterben wollen und nun wurde mir mein Wunsch gewährt. Alle guten Dinge waren wohl drei. Kurz wurde mir schwarz vor Augen und ich dachte, gestorben sein zu müssen, doch als ich merkte, wie kalt es um mich herum wurde, wie nass, wurde mir bewusst, dass ich nicht tot war, jedoch so gut wie. Ich riss die Augen wieder auf, war verwirrt von der ganzen Lage. Wasser. Überall um mich herum war Wasser. Ich merkte, wie meine Lungen verräterisch brannten, das Bedürfnis einzuatmen enorm wurde, doch ich durfte nicht atmen, konnte es nicht. Das Wasser verfärbte sich leicht rötlich dank meiner Wunde und mit einem rasenden Herzschlag sah ich zur Seite, wo ich beinahe auf gekeucht hätte, mir jedoch ein Strom an Luftblasen entwich, als ich den Joker sah, der anders als ich nicht angeschnallt gewesen ist die Fahrt über, von dessen Kopf Blut das Wasser rot verfärbte, nachdem er wohl Bekanntschaft mit der Windschutzscheibe gemacht hatte und der nun nicht mehr bei Bewusstsein war. Nein! Nein, nein, nein, nein! Ich rüttelte an ihm, versucht ihn zu wecken, doch er musste aufwachen, wir mussten hier weg, sonst würden wir ertrinken, ich hatte keine Ahnung, wie lange ich noch die Luft so anhalten könnte, doch lange hielt ich nicht mehr durch. Ich rüttelte mit aller Kraft weiter, doch er regte sich einfach nicht und Verzweiflung drohte mich einzunehmen. Nein, er war nicht tot, er konnte nicht tot sein, er durfte nicht tot sein. Selbst wenn er noch lebt, das hier würde er höchstens noch zwei oder drei Minuten durchstehen, danach wäre er Geschichte und ich könnt ihn niemals hier rauskriegen, war zu schwach, das Auto war zu eng, ich könnte nichts tun. Also war es das gewesen. So würde unsere Geschichte enden. In diesem Auto, gefallen von der verdammten Brücke.
Ich sah zu meiner anderen Seite, wo ich dank meines kaputten Fensters es schaffen könnte dem Wrack zu entfliehen, doch wieso sollte ich das wollen? Wenn ich jetzt verschwinde, würde ich ohne ihn weitermachen müssen, für immer und ewig. Wie sollte ich ohne ihn leben? Ich dachte daran, wieder im Gefängnis zu landen, doch Dan war tot, Waller war tot, das Belle Reve würde so schnell nicht wieder öffnen und doch erschien die Zukunft mir zu düster. Ich wollte schreien und weinen dürfen von meiner hoffnungslosen Lage, sah zum Joker, ergriff seine Hand und drückte sie, wollte bleiben und mit ihm hier sterben, doch das Gefühl nicht zu atmen, erfüllt mich mit Furcht. Der Gedanke zu ertrinken, macht mir Angst. Als ich vorhatte von der Brücke in den Tod zu stürzen damals, hatte ich immer gehofft, der Aufprall würde mich töten bei der Höhe, oder mich wenigstens ohnmächtig werden lassen, doch zu Ertrinken war unschön, es war beängstigend.
In mir brannte es, es fühlte sich an, als ob ich von innen heraus verbrennen würde, mir war ganz schwindlig, ich kam mir wie betrunken vor und wusste, dass ich das nicht konnte. Hier zu sitzen und allein auf das Ende zu warten, erfüllte mich mit zu viel Furcht, lieber entkomme ich dem hier und sterbe später, aber ich konnte hier nicht bleiben, konnte nicht diesen brutalen Tod sterben. Ein letztes Mal sah ich zum Joker, sah in sein so friedliches Gesicht, wusste, ich würde nur ihn lieben, für immer und ewig, er war mein und ich war sein und wenn ich hier rauskomme, würde ich einen Weg zu ihm zurückfinden, nicht einmal der Tod würde uns trennen können.
Ich ließ mit diesem Gedanken seine Hand los, schnallte mich ab und zwang mich mit aller Kraft raus aus dem Fenster, ignorierte den Schmerz, ignorierte wie kraftlos ich war, schwamm so gut ich konnte mit aller Kraft Richtung Oberfläche. Ich wollte atmen. Oh Gott wollte ich atmen, wie hielt ich das aus? Wie konnte ich überhaupt noch leben? Ich merkte, wie meine Lungen gegen mich spielten, Wasser in meinen Körper gelang, mir schlecht und schwindelig wurde, ich glaube wirklich zu sterben, bevor ich die Oberfläche erreiche, qualvoll und bitterlich zu sterben, gleich im Auto hätte bleiben sollen, als ich es schaffte. Ich durchbrach die Oberfläche, konnte dennoch nicht atmen, spukte erst einmal eine Ladung Wasser aus, hustete wie verrückt, glaubte meine Lungen hätten vergessen, wie sie zu funktionieren haben und ich hielt mich mühsam oben, strampelte nach Luft ringend zum Ufer, landete auf erdig, sandigen Boden, wo ich einfach liegen blieb, schwer am Atmen war, endlich die Luft richtig aufnehmen konnte, merkte, wie gierig mein Körper mehr und mehr wollte, mein Herzschlag ruhiger wurde, das letzte Bisschen an Adrenalin mich wieder zu verlassen drohte, mein Körper diesen Kampf nun endlich aufgab. Ich lag da, sah zum wolkigen Himmel hinauf, zog ein letztes Mal alles um mich herum ein, nahm ein letztes Mal alles wahr. Das Geräusch der Möwen, die Sirenen der Polizei, das Rauschen des Wassers. Ich spürte, wie die Kälte mich umhüllte, jeder Schmerz ein Ende gefunden hatte und ich lächelte, als ich die Augen schloss. Ja, zu verbluten war mir lieber als zu Ertrinken. Sollte es doch enden, es war mir gleich. Der Joker war fort, ohne ihn war nichts mehr von Bedeutung, ich war bereit zu gehen.
„Gute Nacht, Jane", murmelte ich leise, wollte schlafen.
Aloha :) Well... ich sage mal nichts. Der Epilog kommt in zwei Tagen, genauso wie meine Abschlussworte, wenn Wattpad meine Nerven bis dahin nicht ruiniert mit den ganzen Störungen xx
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