S E V E N T Y| Das Verhör


Ich kam mir vor, als ob ich einer meiner schlimmsten Albträume erneut durchleben müsste. Vermutlich war es das auch so. Gefangen in einer Zelle zu sitzen, auf den nächsten Schritt zu warten, im Ungewissen derweil darüber zu sein, was kommen würde. Ich hatte das alles schon durch, kannte den Ablauf, es war nichts neues und doch starb ich halb vor Angst. Ich hatte nie etwas Gutes erlebt, wenn ich in so einer Zelle saß, ich erwartete auch gar nichts gutes, wusste es war mein eigener Wille gewesen, der mich hergebracht hatte, es änderte jedoch nichts an meiner Angst. Wir saßen in der Polizeistation fest, bevor wir in das nächste Gefängnis verfrachtet werden würden. Normalerweise würden Gefangene in eine große Sammelzelle gesperrt werden mit allen anderen Verbrechern des Tages, doch Sam und ich waren spezieller und aus Angst bekamen wir eine eigene Zelle, die wir uns nun zu zweit teilten und ich war froh, dass er noch da war, ich nicht allein war. Allein wäre ich vermutlich längst durchgedreht.

„Sie werden uns zum Verhör holen und du weißt es wird unschön werden, aber du bist stark", munterte Sam mich auf, versuchte es zumindest, doch mein Kopf machte hierbei weniger mit als erwartet. Es fiel mir verflucht schwer die Nerven zu bewahren, nicht gedanklich abzuschweifen, mich in meinen eigenen persönlichen Wahn ziehen zu lassen und so nickte ich auch nur zur Antwort, rieb mir die Schläfen.

„Hey, es wird alles gut, die wenigsten von denen werden die Eier haben dir weh zu tun, sie wissen, was für Konsequenzen es gibt, wenn der Joker kommt und vermutlich wissen sie alle, dass er kommt und das bald."
„Und was ist, wenn er uns nicht findet? Was ist, wenn sie uns irgendwo neues hinbringen? Irgendwo unerreichbares?", fragte ich, hatte mit dem Gedanken gespielt, dass sie uns sicher nicht einfach in eines der zwei Gefängnisse bringen würden, aus denen wir bereits einfach entkommen konnten. Ich war aus dem Arkham geflohen und ins Belle Reve eingebrochen, wie hoch wären die Chancen dort zu landen? Es gab noch andere Gefängnisse, doch diese waren noch leichter zu stürmen, doch vielleicht gab es ja irgendwas, das wir noch nicht kannten, das neu erbaut wurde?

„Denkst du wirklich jemand wie der Joker würde aufhören nach dir zu suchen?"
„Hat er schon einmal", merkte ich an, dachte ungern an damals und wie er mich durch Harley ersetzen ließ, doch er schüttelte den Kopf.

„Nachdem was geschehen war, wird er das niemals wieder zulassen", beruhigte er mich, doch ich war zu aufgewühlt, um ihm richtig zuzuhören, die Angst fraß mich auf, machte mich hysterisch.

„I-ich kann das nicht, Sam. Ich... ich muss raus. Ja, ich m-muss hier raus", sagte ich und stand auf, Sam ebenso, da er mich beruhigen wollte, nicht wollte, dass ich jetzt, so kurz vor dem Ziel, zusammenbreche, doch in dem Moment traten schon mehrere Polizisten vor die Zelle und lenkten uns ab.

„Verabschiedet euch lieber voneinander denn ab jetzt geht ihr getrennt weiter und werdet euch für eine sehr lange Zeit nicht mehr sehen", sagte einer von ihnen und die Tatsache, dass Sam und ich getrennt würden, machte nun wirklich nichts besser.

„Nein!", sagte ich schrill, drehte mich zu Sam und klammerte mich hilfesuchend an ihn fest, doch er sollte nicht gehen! Wie sollte ich ohne ihn das schaffen? Nein, unmöglich, dass ich das hinkriegen würde.

„Hey, es wird alles gut, vertraue mir, vertraue dem Joker", sagte er sachte als die Türe aufgesperrt wurde und mehrere Polizisten mich schon packten. Ich versuchte mich zu wehren, rief nach Sam, der mir besorgt hinterher sah, nicht einschreiten würde, es würde ja nichts bringen und je weiter wir uns von ihm entfernten, desto ruhiger wurde ich, doch er hatte recht. Ich musste Vertrauen haben und nicht gleich aufgeben. Das hier war mein Plan, ich wollte das durchziehen und nun gab es keinen Weg mehr zurück.

Ich wurde in ein Verhörraum gebracht, wo ich an einen Stuhl festgemacht wurde und auf den leeren Platz mir gegenübersah, an all die Male dachte, wo ich schon in so einem Raum saß, wo mir Leute verhörten, Psychiater untersuchten. Was würde dieses Mal sein? Würde man mich wieder Dinge fragen? Hoffen, ich würde über den Joker auspacken? Es schien so, als würden manche Dinge sich wohl nie ändern.

„Jane Parker." Ich erschauderte bei der dunklen Stimme, die durch den Raum hallte, drehte mich so gut ich konnte zu Batman um, als dieser es schaffte völlig lautlos einzutreten, mich umrundete und auf der anderen Seite des Holztisches zum Stehen kam. Kurz war ich einfach überwältigt ihn zu sehen, hatte eher mit einem Cop oder Waller gerechnet, doch mein Erstaunen verwandelte sich schnell in Abneigung und Wut. Ich gehörte nicht zu den Bürgern der Stadt, die freudig aufschrien, wenn sie ihn sahen.

„Die Fledermaus", sagte ich abfällig, doch ich würde es ihm nie verzeihen, dass er mir das Belle Reve angetan hatte, dass er das zugelassen hatte als ach so großer Beschützer der Stadt!

„Wie ich sehe färbt der Umgang mit dem Joker ab."
„Was willst du?", fragte ich, ging nicht auf seinen Kommentar ein, wollte nicht mit ihm reden müssen.

„Ich wollte sehen, was aus dem kleinen Mädchen von damals geworden ist, versuche an deine gute Seite heranzukommen. Man hat versucht dir zu helfen, doch du bist bereitwillig zurück in die Arme des Clowns gerannt."
„Helfen?", fragte ich und lachte hysterisch auf, konnte mich kaum wieder einkriegen, doch er glaubte wirklich, dass man mir geholfen hatte? Wow, was für ein naiver Idiot.

„Man hat vieles getan aber mir sicher nicht geholfen", stellte ich erheitert klar, „Er hat mir geholfen. Er war für mich da gewesen und nur ihm vertraue ich."
„Und nun gehst du für ihn erneut ins Gefängnis."
„Ist mir egal."
„Ist es das? Du bist jung, du warst eine gute Schülerin, hättest was erreichen können."
„Was kann man in Gotham erreichen?", fragte ich abwertend, doch er hatte eine Ahnung. Egal wer er auch war, er schien nicht viel vom Elend vieler zu verstehen. Er schien nichts darüber zu wissen, wie es war, wenn man alles verlor, am Abgrund steht, niemanden sonst hatte. Meine Hilfe kam vom Joker und ich werde das nie vergessen, denn ohne ihn, wäre ich lange fort.

„Was kann man im Gefängnis erreichen?" Ich lächelte von den Worten, doch er hatte ja keine Ahnung und ich würde ihm nichts von der eigentlichen Sache hier erzählen, merkte nur wie meine Gedanken abschweiften, ich das Gespräch hier nicht mehr als zu wichtig empfand, es brachte ja doch nichts und ungewollt dachte ich an mein Leben hinter Gittern. Wenn es das Arkham wäre, wo ich landen sollte, dann wäre da dieses Mal kein Jonathan Crane. Die meisten Gefangenen waren sowieso frei, dank des Jokers, doch es war eine Irrenanstalt, die mir Angst machte. Man konnte vielen der Insassen nicht trauen, sie waren verdammt gruselig, doch Jonathan war eine nette Gesellschaft gewesen. Wenn es das Belle Reve sein würde, dann wäre ich verdammt. Dan war dort, es gab keinen Floyd mehr, ich wäre allein in meinem Albtraum. Ich konnte nur hoffen, dass der Ausbruch und der ganze Plan nicht lange dauern würde, dass ich nicht zu lange dort vergehen müsste.

Ich kam aus meinen Gedanken, als Batman auf den Tisch knallte, wohl gemerkt hatte, dass ich ihm nicht mehr zuhörte, genervt von mir wirkte.

„Ich habe deine Akten gelesen", sagte er und ich lächelte leicht, wusste, was in diesen stand, wusste, was er über mich denken musste.

„Scheint als hättest du vieles erlebt in deinem Alter und scheint als würdest du dir die Realität gerne passend gestalten aber vielleicht wird es Zeit, dass du aus deiner Traumwelt erwachst und dich für die richtige Seite entscheidest."
„Ich bin aufgewacht", stellte ich klar, dachte an das Gespräch mit Diablo, was ich erfahren hatte als mein Vater mich entführte. Ich dachte an meinen Versuch mich umzubringen in der Dusche, wie der Joker sich um mich kümmern musste. Ich war ein Wrack gewesen, ich war immer noch nicht stabil im Kopf, sah zu oft wirres Zeug, sah die Vergangenheit, die sich ständig veränderte, das einzige, was mir derzeit etwas Kraft gab, war der Gedanke an Rache, doch ich lebte nicht mehr in meiner Scheinwelt, kannte die Wahrheit nun.

„Du bist aufgewacht und dir gedacht, du machst alles nochmal ein bisschen schlimmer?"
„Du bist langweilig", erwiderte ich, hatte genug von seinen Worten und dem lächerlichen Versuch mich zu bekehren. Er hatte mir nie geholfen, mir was Gutes gebracht, seine Worte ließen mich kalt.

„Vielleicht wird das Belle Reve ja aufregend genug für dich werden", merkte er an und lief in Richtung Türe und hiermit hatte ich die Bestätigung. Das Belle Reve würde es also sein. Ich würde zurück in meine Zelle kommen. Ich würde zurück zu Dan kommen. Ich verkrampfte mich sogleich, merkte wie mir schlecht wurde, doch ich sah alles wieder. Ich sah die graue Wand, sah das Folterzimmer, die Ärzte, die an mir experimentierten, ich sah Dan, spürte seine Berührungen, sah sein ekelhaftes Gesicht, hörte Floyds Schreie und ohne es verhindern zu können, fing ich selbst das Schreien an. Ich schrie um mein Leben, wollte mich aus den Handschellen befreien, war jedoch nicht stark genug. Ich hörte die Türe aufgehen, sah schwer bewaffnete Männer eintreten, die nochmal höher als gewöhnliche Cops waren, sah wie jemand mit einer Spritze auf mich zugelaufen kam und bei dem Anblick verlor ich komplett die Fassung. Ich schrie nach Sam, schluchzte hysterisch auf, flehte sie an mich in Ruhe zu lassen, doch meine Rufe wurden ignoriert und nach einem kleinen Piksen, wurde alles dunkel.


Aloha :) Tut mir leid, dass es so kurz geworden ist aber ich hoffe es gefällt euch dennoch. Das Nächste ist aus der Sicht des Jokers dann xx

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