S E V E N T E E N| Abschied nehmen
Diese kurze Pause hatte einen fast vergessen lassen, wo wir uns befanden, um was es hier eigentlich ging und was wir waren. Nun wurde es uns allen jedoch wieder bewusst gemacht. Wir standen vor der Bar, der Regen war weg und die Sonne ging irgendwo hinter den riesigen Gebäuden auf. Ich hatte keinerlei Ahnung, wohin gestern ein Großteil der Gruppe verschwunden war, jedoch waren wir nun alle beisammen, standen in einem Kreis und sprachen darüber, wie es nun weiter ging, alle außer Ihm. Zu gerne hätte ich jemanden gefragt, wo er war, Panik machte sich dabei in mir breit und der Gedanke, dass er weg wäre, gefiel mir ganz und gar nicht, doch ich dürfte jetzt nicht durchdrehen, vor allem nicht vor Harley, die glaubte ich würde ohne ihn bestens zurecht kommen und die derzeitig immerhin sogar nett zu mir war. Er war sicher irgendwo schon und wenn er weg war, dann sollte es mir egal sein.
„Also, wollt ihr mir nun wirklich helfen?", fragte Rick nach, als Floyd für uns alle gesprochen hatte und meinte wir würden diese Hexe aufhalten und Ricks Freundin dabei hoffentlich retten. Ich wusste nicht wirklich wieso einer von uns das tat, natürlich mussten wir es in gewisser Weise und doch tat jeder es auch irgendwie freiwillig. Vielleicht lag es an Ricks Art, dass er uns nicht mehr als Monster und Feinde ansah, vielleicht aber auch weil es uns alle einfach betraf. Wenn dieses Ding alles zerstörte, wären wir früher oder später auch nur tot.
„Sollten uns nicht viel Zeit lassen", meinte Floyd schlicht und Rick brachte etwas wie ein Lächeln zustande, nickte kurz und lief voraus, gefolgt von seinen Männern und Katana, die seit sie und Boomerang gestern wohin auch immer verschwunden waren, nun einen so großen Abstand zu ihm hielt, dass ich langsam glaubte, dass irgendwas schräges zwischen denen ablief, doch so wirklich interessieren tat es mich auch nicht.
Ich ließ mich recht weit zurück fallen, lief so hinter einem angeschlagenen Boomerang und konnte es nicht verhindern innerlich durchzudrehen, denn wo zur Hölle war Er? Ich wollte ja wirklich nicht an ihn denken müssen, doch wie damals schon hatte er mit einer Begegnung meinen Kopf verpestet. Er konnte jedoch nicht einfach weg sein oder? Würde er mich einfach alleine lassen? Aber wieso wunderte es mich eigentlich? Zwei Jahre lang hatte ich dieses Drama schon und mir geschworen nie wieder nach jemanden zu trauern und nun stand ich hier und könnte einen Anfall kriegen, so verzweifelt fühlte ich mich. Verzweiflung war kein richtiger Ausdruck hierfür, denn ich war gleichzeitig so sauer und verletzt. Ich war sauer auf mich selbst, dass ich wirklich mir den Kopf deswegen so sehr zerbrach, aber auch auf ihn, dass er mir das erneut antat. Wie konnte er nur?
Ich war kurz davor meinen inneren Kampf zu verlieren, nach vorne zu stampfen und Floyd zu fragen, wo er hin ist? Worüber sie gesprochen hatten die ganze Zeit, wo sie zusammen waren und mich im Grunde wie ein hysterisches Mädchen aufzuführen, als mich da jemand von hinten packte und ehe ein Schrei meine Lippen verlassen konnte, eine mit Ringen beschmückte Hand sich auf meinen Mund presste. Trotz der Tatsache, dass ich sofort wusste, wer es war, versuchte ich mich zu wehren, beißte in seine Hand hinein und zappelte wie wild umher, doch dennoch schaffte er es mich in eine Gasse weg von den anderen zu ziehen, wo er mich an eine Hauswand drückte und sich so dicht vor mich stellte, dass ich keinen Freiraum mehr besaß und auch, dass ich mal wieder wie erstarrrt von seiner Nähe war.
„Shhshhh", sagte er amüsiert und strich mir federleicht mit seinem Finger über meine Lippen, während ich versuchte mich zu sammeln.
„Lass mich los!", sagte ich sauer und wollte ihn von mir drücken, doch er war zu stark für mich und an meine Waffen kam ich durch seine erdrückende Nähe auch nicht heran.
„Ich habe diese Seite an dir vermisst", meinte er und sah mich mit einem Blick an, der mir nicht gefiel, denn er machte mich schwach. Der Blick sagte aus, dass er mich am liebsten sofort hier und jetzt in dieser Gasse genommen hätte und ich konnte nicht leugnen, dass der Gedanke daran mehr als nur nett wäre, doch ich würde nicht da weiter machen, wo wir vor zwei Jahren aufhörten, „Und ich freue mich darauf dich wieder aufblühen zu lassen und dich nie wieder gehen zu lassen. Ich überlege mir schon dich einfach an mein Bett zu ketten."
„Ich bin schlauer als damals, ich werde mich nicht mehr so leicht brechen lassen und ich gehöre dir auch nicht mehr", sagte ich so hasserfüllt, wie ich nur konnte, wissend, dass er es sowieso durchschauen könnte, doch ich war nicht Harley! Ich würde nicht vor Freude aufquietschen, weil er mich nimmt und als einzige Lebensaufgabe haben von ihm gewollt zu werden. Früher hatte mir das gereicht, da hatte es mir gereicht einfach begehrt zu werden, doch nun gab es da so viel mehr und das würde ich mit ihm niemals haben.
„Ich finde es furchtbar amüsant, wie wenig du deinen eigenen Worten doch Glauben schenken kannst", lachte er und ich keuchte erschrocken auf, als er einfach meine Taille unter meinem Oberteil packte und mich an sich drückte. Ich bekam eine Gänsehaut von seinen Händen auf meiner nackten Haut, mir wurde regelrecht schwindelig bei dem Gedanken daran jetzt nichts mit ihm zu haben, doch ich durfte einfach auf gar keine Fall schwach werden! Wo waren denn die anderen verflucht nochmal? Hatte keiner mein Verschwinden bemerkt? Ernsthaft?
„Wenn du mich küsst, breche ich dir den Kiefer!", sagte ich zischend, drückte meine Hände gegen seine Brust, um ihn von mir fernzuhalten und fragte mich ob ich nicht jede Sekunde in die Luft gejagt werden würde.
„Ich würde mir nur zu gerne von dir Schmerzen zufügen lassen, aber wir haben leider keine Zeit dafür", raunte er mir zu und legte seine Hand so sanft an meine Kehle, dass ich ihn nur fasziniert ansehen konnte, am liebsten schwach werden würde, einfach weil es alles so viel weniger kompliziert gestalten würde, „Ich muss bedauernswerterweise gehen." In dem Moment hörte ich wie sich tatsächlich ein Helikopter näherte und ich sah verdattert von ihm zum mittlerweile hellem Himmel.
„Du gehst?", fragte ich nach und war wirklich geschockt davon und gleichzeitig klang ich auch so, als würde ich es nicht wollen was ja auch so war.
„Ich gehe, um dich zu retten", sagte er und drückte mich wieder mehr gegen die Wand, wo er den Griff um meinen Hals verstärkte. Ja, das würde Abdrücke hinterlassen, wenn er nicht aufhörte, doch so etwas war ich von ihm gewohnt und ich hatte es vermisst, „Und du wirst Abstand von diesem tätowierten Bastard halten, mir gefällt es nicht, wie er dich ansieht!"
„Eifersüchtig?", hauchte ich provokant und wollte ihn am liebsten anflehen zu bleiben, doch er könnte hier nichts bezwecken und gleichzeitig musste er weg! Ich musste von ihm los und so lange er hier wäre, würde ich auf die Probe gestellt werden und lange konnte ich nicht mehr stark bleiben.
„Ich bin niemals eifersüchtig", sagte er kalt und kam mir noch näher. Gerade jetzt war seine liebevolle Seite wieder vollkommend verschwunden und seine irre Mafiaboss Art kam wieder raus, die mir selbst damals schon eine unfassbare Angst einjagen konnte. Er war eben nach wie vor der Joker und selbst wenn er eine mochte wusste man nie, ob man seine letzten Sekunden gezählt hatte oder nicht. Ich schluckte schwer unter seinem Griff und seinem intensiven, irren Blick, doch bevor er etwas machen konnte, wandte ich mein Gesicht ab und er ließ mit seinem typischen, amüsierten psychopathen Lachen mich los und wich zurück, „Wenn ich dich wieder habe, brenne ich meinen Namen auf deinen Rücken, vielleicht lernst du es dann." Mit den Worten ging er. Er ging die Gasse weiter entlang, lachte dabei auch weiterhin wie verrückt, auch wenn man es kaum noch verstand bei dem Lärm des Helis, von wo eine Strickleiter herunterglassen wurde und als er sie erreichte, kamen zeitgleich die andern bei mir an.
„Gott verdammter Mist, ich dachte du wärst weg!", fluchte Floyd und drückte mich an sich, während ich erstarrt dem Joker nachsah, wie er davon flog, Harleys verzweifelten Ruf nach ihm ausblendete und mich selber zusammenreißen musste nicht einen Schreikrampf zu kriegen, doch egal wie wenig ich es mir auch eingestehen wollte, er war meine Droge und ohne ihn war ich auf einem furchtbaren kalten Entzug.
„Nein, ich bin noch hier", meinte ich leise und sah dabei zu, wie der Helikopter verschwand und mit ihm J.
„Verfluchte scheiße, muss ich erst wieder einen von euch in die Luft sprengen?", rief Rick wütend derweil aus, „Ich meine, ihr seid mir ja alle echt ans Herz gewachsen, aber ihr könnt nicht einfach so gehen, wohin ihr auch wollt!"
„Wir haben es kapiert", sagte Boomerang und klopfte ihm auf die Schulter, als er wieder zurück lief und ich mich nur aus meiner Starre löste, weil Floyd mich dazu antrieb. Er tat das nur wegen dir Jane, er würde dich dieses Mal retten, auch wenn du seine Rettung nicht brauchst. Zu gerne hätte ich gehofft, dass das unser Abschied für immer war, dass ich ihn nun nie wieder sehen müsste, doch ich wusste, dass es nicht das Ende war und ich behielt immer recht mit solchen Vermutungen.
„Alles klar bei dir?" Überrascht sah ich zu Diablo auf, der mich besorgt musterte und ich dachte daran, dass wir seit seiner Geschichte kein Wort mehr miteinander gewechselt hatten.
„Ja, das alles war nur verwirrend", antwortete ich leise, denn er schaffte es dennoch ein so gewaltiges Chaos in mir zu hinterlassen. Wie schaffte er das nur immer wieder? Ich sollte ihm nicht nachtrauern, er sollte mir verflucht nochmal egal sein. Ich wollte doch gar nicht mehr zu ihm, ich wollte dieses Leben nicht mehr und die damit verbundenen Erinnerungen und Gefühle, doch sein Auftauchen hatte all das vernichtet. Seine Ausstrahlung, die Wirkung, die er erzielen konnte, es war nicht in Worte zu fassen, wie gewaltig das war und wie verwirrend es für einen werden konnte.
„Er ist nun aber weg", meinte Diablo und klang verflucht glücklich darüber, während ich nur schwach lächeln konnte, denn trotz der Tatsache, dass ich erfreut darüber sein sollte, war ich es eben nicht. Er hatte mich nur erneut verlassen, auch wenn ich die Gründe dafür verstand.
„Was genau hast du eigentlich gegen ihn?", fragte ich nach, folgte den anderen weiter, wo Rick sich mit Floyd über die Aktion des Jokers stritt und Harley, die am heulen war nun endgültig verlassen worden zu sein, von Boomerang getröstet wurde. Wir waren wirklich ein schräges Team.
„Er ist ein Soziopath. Er ist ein verrückter, kranker Mörder, der unberechenbar ist, das habe ich gegen ihn."
„Wir sind alle Mörder und verrückt", warf ich ein, da ihn das nicht wirklich von uns unterschied.
„Nein, vertrau mir, er ist anders", seufzte er verbittert und ich sah ihn fragend von dieser Aussage an, verstand nicht, was er meinte, ehe mir die Begegnung von ihm und dem Joker wieder einfiel.
„Kennt ihr zwei euch? Er meinte, du würdest ihm bekannt vorkommen... auf dem Dach hatte er das gesagt", meinte ich und dachte daran zurück, in dem Augenblick, wo sich wieder alles geändert hatte.
„Ich bin tätowiert und kriminell, er verwechselt mich sicher mit einem ganzen Haufen anderer Leute, als ob er noch eine Ahnung hätte, mit wem er alles zusammen gearbeitet hat", antwortete Diablo nur sehr distanziert zu dem Thema und ich erwiderte nichts weiter dazu, denn trotzdem kam mir das alles seltsam vor.
Aloha :) Ja der liebe Joker ist nun wieder weg, aber im nächsten gibt es was aus seiner Sicht und es dauert denke ich mal nicht sehr lange bis er wieder einen Auftritt hat xD Ich hoffe trotzdem, dass euch das Kapitel gefallen hat xx
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